Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre
05.01.2021 um 11:02monstra schrieb:Gäbe es das im Protokoll von 1982, könnten wir die Aussage von P. vergessen. Es steht nicht im Protokoll. Und deshalb darf ich nicht annehmen, dass es so war. Meine Zweifel, die ich eventuell habe, sind unbeachtlich, weil es reine Vermutungen wären. Es gibt keinen allgemeinen Erfahrungssatz, dass bayerische Polizisten unzulässig vernehmen.Du hast recht, ich war da etwas voreilig. Ich habe da einfach mehr auf den Abbruch der Videoübertragung selber in Erinnerung und gesehen, dass da wesentliche Information verloren gegangen ist.
Sicher geht auch im vorliegenden Fall Informationen verloren. Ich hatte unberücksichtigt gelassen, wie mühsam es ist, ein Protokoll mit den damaligen Mitteln zu schreiben. Eine Videoaufnahme kann man da einfach weiter laufen lassen.
Aber man kann es auch so sehen, wie @ErwinKöster.
Das das Geständnis "erlebnisfundiert" ist, kann zutreffen. Wenn ich ein falsches Geständnis ablegen würde, wäre es sicher ebenfalls auch erlebnisfundiert, weil ich schon häufig Gruben ausgehoben habe Als Jugendlicher, da haben wir eine Zwei-Zimmer-Höhlung in die Seite der ehemaligen Lehmgrube getrieben, die dann aber nach oben offen war und von oben mit Brettern abgedeckt hatten. So etwas ähnliches, was die Jungen in dem Video gemacht haben. Als Erwachsener habe ich dann auch mehrere Gruben für Fundamente ausgehoben. Das größte Projekt war eine 10 m lange Betonmauer zusammen noch mit meinem Vater um einen Hang abzufangen.
Und wenn ich lese, dass des sich dort um mit Steinen versetzten Lehmboden handelt, weiß ich sogar, dass man mit einem Spaten dort nicht viel ausrichten kann. Je nach Dichte der Steine (es ist Moränenboden), trifft der Spaten auf ein oder mehrere Steine ich komme nicht mehr weiter. Ich würde eine Grabgabel oder noch besser eine Spitzhacke nutzen und mit einer Schaufel dann den gelockerten Boden aus dem Loch holen. Den gelockerten Boden kann ich auch sicher mit einem Spaten aus der Grube holen (vorausgesetzt der Stil ist kurz genug für die Grube). Eine Schaufel ist aber viel effektiver. Wen der Spaten wenig gewölbt ist, ist er dazu nur wenig brauchbar.
Welche Erfahrung hatte P?
Nie hat er (jedenfalls was ich gelesen hatte) bei der Grube von einer Spitzhacke/Schaufel gesprochen, nur an dieser Stelle und in einem ganz anderen Zusammenhang.
Das zeigt mir, er hat keine Erfahrung ein Loch in diesen Moränenboden zu graben.
Und ich stelle Dir jetzt mal eine Frage. Nennen Ermittler immer genau einem Beschuldigten die Zeiten, wann er mit einem Spaten gesehen wurde oder sagen sie das in einer allgemeineen Art?
Wenn das in einer ganz allgemeinen Art war und ich versetze mich in der Lage von P, dann würde ich alle Erlebnisse aufzählen. Besonders dann, wenn ich schon alles aus meiner Erinnerung alles gesagt habe. Dann wir man Konfus und man wühlt weiter in der Vergangenheit. Dann erzählt man von weiter zurück liegenden Erinnerungen.
Jetzt frage ich Dich, gibt es einen allgemeinen Erfahrungssatz dazu, dass man allein aus dem Erzählen einer solchen Erinnerung von einer Verwendung bei dem Graben einer Grube ausgehen kann? Den gibt es genauso wenig. Und dann müsstest Du entsprechend sagen "Und deshalb darf ich nicht annehmen, dass es so war."
Oder man müsste es anderweitig begründen.