Andante schrieb:Pfaffinger hat jeweils situativ und (eigen-)interessengeleitet und eigene Tatbeiträge verschleiernd ausgesagt
Genau, man muss bei P. immer die Absicht, die er gerade verfolgt, berücksichtigen. Es gibt nicht nur eine Dimension bei seiner Aussage. In Geständnis und sofortigem Widerruf zeigen sich ja sehr gut seine Motive. Seine Motivation für die jeweiligen Aussagen dürfte auch unstrittig sein - ein Vorteil, den er sich verspricht. Es geht ihm jeweils darum, das Beste für sich aus einer Situation zu machen.
Seine Aussagen sind:
"Ich habe für Mazurek gegraben"
später:
"Ich habe nicht gegraben, aber Mazurek hat mir einen Grabeauftrag erteilt."
Es bleibt die Belastung Mazureks, zurückgenommen wird nur der eigene Anteil. Das Problem daran ist, dass der Auslöser des Geständnisses, die Spatenfahrten, damit wieder nicht erklärt sind, aber Mazurek belastet bleibt. Das ergibt keinen Sinn, wenn er den Plan verfolgte, Mazurek zu belasten und sich auf seine Aussage sogar entsprechend mit angelesenem Wissen vorbereitete. Denn dann hätte er die Aussage gleich so gestalten können, dass sie seinen Absichten längerfristig entspricht. Sein Geständnis macht nur Sinn als spontane Eingebung. Was ist der Grund dieser spontanen Eingebung? Wie zieht er am ehesten einen Vorteil aus der Aussage?
Wenn er seine bisher unerklärlichen Spatenfahrten auf die eine sinnvolle Weise erklärt, die der Wahrheit entspricht, dabei den Haupttäter in der Entführungssache verrät, aber gleichzeitig selbst nur als ein ahnungsloser Handlanger angesehen wird. Von Anfang an war es sein Anliegen, seine eigene Schuld zu verringern. Als er merkte, dass er sich doch ziemlich damit belastet hat, als er zugab, das Loch gegraben zu haben, ruderte er wieder zurück, aber nur in Bezug auf sich selbst. Diese Vorgehensweise ist im Nachhinein sehr gut nachvollziehbar und sein Graben daher glaubhaft, glaubhafter jedenfalls als seine Alternativerklärungsvorschläge:
Er wollte seinen Schwiegereltern in Utting den Spaten leihen, hat diesen danach wieder zurückgeholt, weil auch seine Frau ein wenig graben wollte, hat dann den Spaten aus Angst vor der Polizei wieder nach Utting zurückgebracht und dann doch wiedergeholt, um ihn vor dem unberechtigten Zugriff der Vermieterin bei den Schwiegereltern in Utting zu bewahren.
Das ist total absurd.
Wenn er dann noch mehrfach mit dem Spaten am Mofa gesehen wurde und dann auch noch ausgerechnet beim Parkplatz Aumühle aus dem Wald kommend, dann ist seine Grabetätigkeit hinreichend wahrscheinlich.
Zeit, Ort, Spaten, Geständnis, aber nicht er, sondern Mazurek (mit Motiv, Fähigkeiten und Drahtzieherqualitäten) als Haupttäter - das alles passt schon bestens zusammen.