ErwinKöster schrieb:Wie haben sie eigentlich die kreisrunden Führungen in den Flacheisen produziert, wenn sie nicht mal die kreisrunde Öffnung im Sitzbrett fachgerecht ausgeschnitten haben?
Die Löcher in den Flacheisen (sog. Schließkloben) haben 20 mm Durchmesser und sind unrund. Daraus schließe ich, dass sie mit einem Spiralbohrer und ungünstiger Drehzahl oder Halterung gebohrt wurden. Mit einem konischen Schälbohrer wären sie wahrscheinlich rund gewesen.
Die Riegel haben nur eine Breite von 12 mm und waren vorne etwas spitz gefeilt. Das ist also alles nicht besonders präzise.
Die meisten Schrauben sind sog. Spax-Schrauben (Handelsname eines bestimmten Herstellers, inzwischen auch allgemein verwendet), also selbstschneidende, zylindrische Holzschrauben. Klassische Holzschrauben sind konisch.
Die 7 Riegel wurden mit je 4 Spax-Schrauben L=25 mm D=3,8 mm befestigt. Dafür wurden 4 der 6 Löcher in den Riegeln etwas aufgebohrt. (Befestigung der Schließkloben?)
Die meisten Spax-Schrauben zur Verbindung der Kistenbretter waren sog. "Dyna-Drill" Schrauben L=50 mm, D=5 mm. Diese ließen sich gut identifizieren, weil sie zur Werbung während der Markteinführung rot gefärbte Spitzen hatten. Für diese Schrauben hätte zumindest ich mit ca. 3 mm vorgebohrt (Durchmesser des Kerns), um nicht das Holz zu sprengen (die äußere Platte natürlich mit 5 mm).
Damals waren noch keine Akku-Schrauber üblich, mit einer elektrischen Bohrmaschine und Schraubenzieher-Einsatz wäre es aber kein Problem, die vielen Schrauben zügig einzuschrauben.
ErwinKöster schrieb:Das kann nur die Louis Krages Holz GmbH gewesen sein.
Es war Lauprecht-Holzwerkstoffe mit Hauptsitz in Bremen. Das Wissen hilft aber nicht wirklich weiter
;)ErwinKöster schrieb:Dann müsste man aber zusätzliche Bohrungen von Schrauben darin gefunden haben, die mit denen des Sitz- und Ablagebrettes möglicherweise nicht übereinstimmten.
Da hast du Recht. Diese Löcher gibt es nicht. Ebenso wenig wie Löcher entlang des oberen Randes der Seitenteile. Es gibt zwar verschiedene unbenutzte Bohrungen, die stammen aber wahrscheinlich daher, dass einzelne Kistenteile (versehentlich?) zunächst anders zusammen gebaut wurden.
JosephConrad schrieb:Es darf aber nicht völlig außer acht gelassen werden, dass
1. das Holz der Kiste auch über Hamburg, Oldenburg, Bad Salzuflen, Herne, Köln, Offenbach, oder Stuttgart geliefert worden sein kann,
2. es auch Kleinabnehmer gegeben haben könnte.
Das sehe ich ähnlich. Anfangs hielt ich es für möglich, dass die Kiste aus einem Transport aus dem Ausland (bevorzugt Übersee) übrig geblieben ist, dann wären allerdings keine deutschen Schrauben darin gewesen.
panta_rhei schrieb:Wenn damals ermittelt wurde, dass es in Oberbayern 7 Großabnehmer mit insgesamt 95 Unterabnehmern gab, sind diese dann auch irgendwo aufgelistet in den Akten?
Bei diesen Ermittlungsergebnissen geht es so durcheinander, dass kaum ein Überblick möglich ist.
Großabnehmer der Nürnberger Niederlassung sind
Bayho, Garching
Kink, Landsberg
Frey, München
Dörfel, München
Vordermaier, Ottobrunn
Fackeldey, München
Süddeutsche. Furnier, Traunstein
Kink in Landsberg machte zwar keine Zuschnitte, verkaufte aber auch verschiedentlich an Amateure mit Werkstatt. Allerdings passen die kleinsten Platten (122 cm x 244 cm) nicht in einen PKW oder Kombi.
Wie
@panta_rhei schon vermutet hatte, kommen noch eine ganze Reihe kleinerer Firmen hinzu. (welche?), Lauprecht Nürnberg hatte ab Mitte 1979 bis zur Tat über 5000 Platten unterschiedlicher Größen davon ausgeliefert.
Auf die exotische Holzsorte kann ich mir keinen Reim machen.
- Warum gibt es 6 Bretter aus Pinus-Radiata, die 6 Seiten einer Kiste entsprechen würden (aber nicht ganz zusammen passen)?
- Warum ist der klappbare Kistendeckel aus einer anderen Sorte? Wurde der beim Einkauf zunächst vergessen?
- Wenn es eine Transportkiste ist, wie wird sie zum Kunden verschickt? Wohl kaum als Kiste, eher als Bausatz aus einzelnen Platten? Ohne Löcher oder vorgebohrt?