Inga Gehricke - Fünfjährige in Stendal vermisst

equinoxx schrieb:da der Brief wie wir ja vermuten, kaum von Brisanz war. Zumindest nicht mit dem damaligen Wissensstand.

Oho, selbiger Brief ist aber bisher das einzige, was man irgendwie irgendwo ein bisschen, aber auch nur vielleicht mit dem Wilhelmshof in Verbindung bringen kann.

Ist der Brief weg, ist jede Spur zum Wilhelmshof weg.

Außer man nimmt es als Beweis für eine Spur zum Wilhelmshof, dass jede Spur zum Wilhelmshof fehlt ("Dass CB nachweislich nicht beim Wilhelmshof eingeloggt war, beweist nicht, dass er nicht dagewesen sein kann"). Na ja, so wie sich manche halt vorstellen, dass Beweisführung bei Gericht funktioniert....

@Andante
Wieder von vorn?

Andante schrieb:Ist der Brief weg, ist jede Spur zum Wilhelmshof weg.

Nein, es war ja die Rede von einem Kontakt und dem Brief... ich verlinke es bei Bedarf auch gern noch einmal.

Andante schrieb:Ist der Brief weg, ist jede Spur zum Wilhelmshof weg.

Dann ist das vielleicht so. :/ Wer käme denn je auf die Idee, dass ein Vertreter einer offiziellen Einrichtung privaten Kontakt mit einem Typen pflegt, der sich quasi außerhalb der Gesellschaft eingerichtet hat und archiviert so eine harmlos erscheinende Kontaktaufnahme?

Andererseits -- entschuldigt wenn ich nicht auf Stand bin -- woher weiß der Anwalt überhaupt von dem Brief? Werden die Adressen der Postein- und ausgänge dokumentiert im Knast?

equinoxx schrieb:Werden die Adressen der Postein- und ausgänge dokumentiert im Knast?

Ja, davon würde ich ausgehen. Die Rückfallquote liegt bei so 50%. Da kann es ganz hilfreich sein, wenn man später nachweisen kann, wer mit wem wann welchen Kontakt hatte.

@equinoxx

equinoxx schrieb:Werden die Adressen der Postein- und ausgänge dokumentiert im Knast?

Ja. Schau mal hier:
Beitrag von Kreuzbergerin (Seite 873)

equinoxx schrieb:Wer käme denn je auf die Idee, dass ein Vertreter einer offiziellen Einrichtung

Wieso "Vertreter"? Gesetzlicher Vertreter eines Vereins ist der Vorstand, dieser wiederum in den meisten Fällen per Satzung vertreten durch seinen Vorstandsvorsitzenden.

Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)
§ 26 Vorstand und Vertretung

(1) Der Verein muss einen Vorstand haben. Der Vorstand vertritt den Verein gerichtlich und außergerichtlich; er hat die Stellung eines gesetzlichen Vertreters. Der Umfang der Vertretungsmacht kann durch die Satzung mit Wirkung gegen Dritte beschränkt werden.
(2) Besteht der Vorstand aus mehreren Personen, so wird der Verein durch die Mehrheit der Vorstandsmitglieder vertreten. Ist eine Willenserklärung gegenüber einem Verein abzugeben, so genügt die Abgabe gegenüber einem Mitglied des Vorstands.

Ich wüsste nicht, was der Vorstandsvorsitzende oder Vorstandsmitglieder des Vereins mit dem Wilhelmshof zu tun hätten, aber vielleicht wird das hier noch erklärt.

sooma schrieb:Ja. Schau mal hier:
Beitrag von Kreuzbergerin, Seite 873

Danke! Aber ich denke, Kreuzbergin bezog sich auf die Dokumentation der Inhalte -- und ich meinte die der Adressen.

OpLibelle schrieb:davon würde ich ausgehen. Die Rückfallquote liegt bei so 50%. Da kann es ganz hilfreich sein, wenn man später nachweisen kann, wer mit wem wann welchen Kontakt hatte.

Klingt logisch.

Andante schrieb:Wieso "Vertreter"? Gesetzlicher Vertreter eines Vereins ist der Vorstand, dieser wiederum in den meisten Fällen per Satzung vertreten durch seinen Vorstandsvorsitzenden.

Ich meinte "Vertreter einer offiziellen Einrichtung" unspezifischer, im Sinne von "jemand, der dort eine Funktion bekleidet" .

Andante schrieb:Wieso "Vertreter"?

Na komm. Wenn bei Dir jemand mit einem Vorwerk Staubsauger vor der Tür steht und fragt, ob er bei Dir Deinen Teppich saugen darf, dann ist der auch ein Vertreter, aber bestimmt nicht der Komplementär der Vorwerk Deutschland Stiftung & Co. KG.

equinoxx schrieb:Ich meinte Vertreter unspezifischer, im Sinne von "jemand, der dort eine Funktion bekleidet" .

Ach so. Und an wen hat CB nun seinen Brief geschrieben? An dem "Verein XYZ"? Oder an "UV, Mitarbeiter des Vereins XYZ"? Wenn es hochkommt und ganz geheim und wirklich superkonspirativ gewesen sein soll, gar noch an "UV, Mitarbeiter des Vereins XYZ, PERSÖNLICH"? "Persönlich" auf dem Umschlag rot unterstrichen, damit die Bürokraft des Vereins den hochkonspirativen Brief mit hochgeheimem Inhalt auch ja nicht aus Versehen aufmacht?

So ähnlich stelle ich mir das Arbeiten von gewieften Kriminellen vor :-)

Andante schrieb:So ähnlich stelle ich mir das Arbeiten von gewieften Kriminellen vor :-)

Tja, Dank des rot unterstrichenem "persönlich" hat den Brief zwar jetzt die Vereinsbürokraft nicht geöffnet, aber hätte er auch noch hinzugeschrieben "vertraulich", dann hätte ihn natürlich auch die Gefängnisverwaltung nicht geöffnet. So gewieft war er dann doch nicht. Zum Glück, sonst hätten wir ihm hier im Forum nie seine 138 Morde, 78 Banküberfälle und 34 Fälle von Beförderungserschleichung nachweisen können ;-)

@equinoxx
Du hast Recht, richtig klar wird es da auch nicht. Was ich noch dazusteuern könnte, ist, dass dieser Brief möglicherweise gar nicht geöffnet werden durfte, deshalb auch der Inhalt nicht bekannt sein kann:

(1) Schreiben, die ein Strafgefangener unter zutreffender Angabe des Absenders an öffentliche Stellen (Abs. 4), Rechtsbeistände (Abs. 5) oder Betreuungsstellen (Abs. 6) richtet, dürfen in einem verschlossenen Umschlag zur Absendung gegeben werden.
(...)

(6) Als Betreuungsstellen gelten

1.
der Bewährungshelfer des Strafgefangenen, Dienst- und Geschäftsstellen für Bewährungshilfe sowie Vereinigungen, die mit Aufgaben der Bewährungshilfe betraut sind;

2.
allgemein anerkannte Vereinigungen und Einrichtungen, die sich mit der Beratung und Unterstützung von Angehörigen der Strafgefangenen und mit der Entlassenenbetreuung befassen.

https://www.jusline.at/gesetz/stvg/paragraf/90b

Unter 2. könnte auch die Diakonieeinrichtung Wilhelmshof fallen.

OpLibelle schrieb:Wenn bei Dir jemand mit einem Vorwerk Staubsauger vor der Tür steht und fragt, ob er bei Dir Deinen Teppich saugen darf, dann ist der auch ein Vertreter, aber bestimmt nicht der Komplementär der Vorwerk Deutschland Stiftung & Co. KG.

Das ist ein anderer Fall. Hier geht ja nicht darum, dass sich der Verein, vertreten durch wen auch immer, an CB gewandt hat. Sondern CB soll sich an den Verein, sprich die Firma Vorwerk, gewandt haben. Da darf man ja durchaus fragen, wer da konkret von CB aus der Firma Vorwerk, sprich aus dem Verein, angesprochen worden ist.

@Andante
Das kann man sich fragen, aber es wurde doch nie irgendwo benannt, das der Brief explizit an einen Mitarbeiter des Vereins gerichtet war.

Außerdem prüft das Bundeskriminalamt (BKA) nach SPIEGEL-Informationen eine weitere Spur: Während eines Gefängnisaufenthalts Anfang 2019, also Jahre nach Ingas Verschwinden, schrieb Christian B. einen Brief ausgerechnet an einen Verein, für den der auffällige Mitarbeiter zwischenzeitlich arbeitete. Der Inhalt des Schreibens ist nicht bekannt.

Fett von mir. Beitrag von sooma (Seite 870)

OpLibelle schrieb:Zum Glück, sonst hätten wir ihm hier im Forum nie seine 138 Morde, 78 Banküberfälle und 34 Fälle von Beförderungserschleichung nachweisen können ;-)

:D

sooma schrieb:dieser Brief möglicherweise gar nicht geöffnet werden durfte, deshalb auch der Inhalt nicht bekannt sein kann:

Okay das war mir nicht bekannt und könnte ein anderes Licht darauf werfen

sooma schrieb:Unter 2. könnte auch die Diakonieeinrichtung Wilhelmshof fallen.

Möglicherweise. Und wenn CB möglicherweise an den Verein geschrieben hat mit einem möglichen Anliegen wg. möglicher Straffälligenhilfe möglicherweise durch den Wilhelmshof, möglicherweise aber durch eine völlig andere Einrichtung, dann begründet dass aber nur ganz möglicherweise die Annahme, dass er den Wilhelmshof und dessen Auffgaben möglicherweise kannte, und erst recht viel mehr möglicherweise die Annahme, dass er konkret wen vom Wilhelmshof möglicherweise kannte.

Und das möglicherweiseste vom möglicherweisen: Wieso sollte CB möglicherweise Interesse gehabt haben, mögliche Verbindungen zum Wilhelmshof möglicherweise aus dem Knast in Braunschweig aufzufrischen?

Vielleicht hat ja möglicherweise jemand eine Erklärung, möglicherweise auch nur zu einer der möglicherweise wichtigen Fragen?

Ich erlaube mir mal ein Bemerkung: Man muss kein sog. Staranwalt sein, um mit dem, was bisher hier an "Anklagepunkten" vorgebracht wurde, fertigzuwerden. Da kann ich nur hoffen, dass es der StA Stendal gelingt, ein wenig mehr an Ergebnissen zu bringen. Und wenn sie trotz aller Mühen nicht mehr hat, auch gut. Ich schließe nämlich durchaus, horribile dictu, nicht aus, dass CB zwar ein ziemlich übler Zeitgenosse ist, aber mit dem Verschwinden von Inga Gericke nun mal nichts zu tun hat.

Grundsätzlich darf Kommunikation mit einem Gefangenen durch die JVA Bediensteten gelesen werden, sowohl eingehende als auch abgehende. Nur besonders geschützte Kommunikation ist davon ausgenommen, das heisst also Briefe an/vom Anwalt, Gerichten, Behörden, dem Bundespräsidenten oder ähnliches.

Aber was bedeutet das in der Praxis: die Briefkontrolle dient der Sicherheit, es geht darum zu verhindern, dass ein Gefangener Absprachen hinsichtlich von Ausbruchsplanung macht, Schmuggel zu unterbinden oder Planungen anderer Straftaten. In der Praxis wird also Kommunikation von Gefangenen, welchen man solches zutraut schon gelesen, bei anderen Gefangenen bleibt es meist bei Stichprobenkontrollen.

Und was bedeutet "gelesen?" Ein JVA Mitarbeiter liest flüchtig, was da geschrieben wird. Das tut er mehrfach an einem Tag. Wenn nicht sofort etwas auffällt, wird der Mitarbeiter sich schon am nächsten Tag kaum noch an den Inhalt eines speziellen Briefes erinnern, schon gar nicht nach Jahren.

Man sollte also hier auch wieder nicht zuviel hineininterpretieren. Allerdings bleibt es dabei, dass dieser Kontakt zu dem ehem. Mitarbeiter des Wilhelmshofs aus heutiger Sicht interessant ist. Viel interessanter als der Inhalt des Briefes ist, woher und seit wann sich die beiden kennen und wie intensiv dieser Kontakt eigentlich ist. Dazu schweigen die Ermittler aber.