@forestrunnerJa, das ist ein spannendes Thema und ich glaube, wir können das hier nicht wirklich erschöpfend behandeln.
Ich habe gestern auch noch einiges zum Thema gelesen. Wäre interessant, mit Theologen darüber zu sprechen.
Was ich auch gelesen habe:
Die Schweigepflicht eines katholischen Priesters, eines evangelischen Pastors ist absoluter, als die eines Arztes oder Rechtsanwaltes. Arzt und Rechtsanwalt können von ihrem Patienten/Mandanten von der Schweigepflicht entbunden werden, ein Priester nicht.
Derjenige, der einem Priester/Pastor ein Verbrechen gebeichtet hat, kann den Priester nicht von der Schweigepflicht entbinden.
Wenn er ihn bittet "Bitte gehen sie zur Polizei und sagen, was ich getan habe. Ich habe Angst mich selber anzuzeigen", wird der Priester das nicht tun. Auch nach dem Tod des Beichtenden darf er nicht darüber sprechen.
Das was ihm anvertraut wurde, ist bei ihm sicher und dringt nicht nach aussen.
In der Familie meiner Schwägerin gibt es einen Fall, den die Familie gerne auflösen wurde.
In der Zeit des Nationalsozialismus muss ein Familienmitglied eine schwere Straftat begangen haben. Er wurde zur Strafe an die Ostfront geschickt, zu einem Himmelfahrtskommando und starb dort.
Damals wussten nur ganz wenige, was er getan hat, aber die sprachen nie darüber.
Inzwischen gehört ein katholischer Priester zur Familie meiner Schwägerin. (Ein Neffe hat Theologie studiert.)
Ein älteres Familienmitglied hat sich ihm anvertraut und erzählt, was damals geschehen war. Der ist inzwischen aber auch verstorben.
Jetzt weiss es niemand mehr, - nur noch der Priester.
Diese Geschichte ist wie ein dunkler Fleck in der Familie. Es wäre wirklich heilsam, wenn ausgesprochen würde, was damals geschehen ist.
Der Priester hat nur gesagt, dass er es weiss, aber er darf darüber nicht sprechen.
Ich habe das irgendwann akzeptiert. Das unverbrüchliche Beichtgeheimnis ist ein absolut verlässlicher Grundpfeiler der Kirche.
Die Familie meiner Schwägerin wird nie erfahren, was damals geschehen ist. Sie nehmen an, der Vorfahre hat im zivilen Leben einen Menschen getötet. (Im Krieg dann sowieso. Aber dafür gab es ja Lob.)