FritzPhantom schrieb:Und da kann ich ein Kind in aller Ruhe ausspionieren, das jeden Tag die gleiche Strecke geht.
Bei der Frage, warum ein Täter ggf. diesen unwahrscheinlichen Ort (Wilhelmshof) für seine Tat gewählt hat, und nicht etwa Kinder auf dem Schulweg angesprochen hat o.ä., drängt sich ja der Gedanke geradezu auf, dass es ihm nicht darum ging, irgendein beliebiges Kind in seine Gewalt zu bringen, sondern dass er Inga gezielt als Opfer ausgewählt hat.
Wenn man über verschiedene einschlägige Täter liest, etwa über Martin H., dann scheint es ja so zu sein, dass diese hinsichtlich des Erscheinungsbildes ihrer Opfer sehr genaue Vorstellungen zu haben scheinen. Wenn jetzt Täter, etwa beim Durchforsten von Bildern in sozialen Medien, auf ein Kind stoßen, das ihrer Vorstellung sehr genau entspricht, ist es ja nicht auszuschließen, dass sie sich auf ein ganz konkretes Kind fixieren und auch keinen Aufwand scheuen, sich dieses Kindes zu bemächtigen.
Bei Tätern ohne ausgeprägte Tagesstruktur, die zudem motorisiert sind, ist es doch ohne weiteres denkbar, dass sie dem Auskundschaften der Lebensumstände und -gewohnheiten des Kindes bzw. seiner Familie einen Großteil ihrer Zeit widmen. Das würde im Fall Inga bedeuten, dass ein Täter durchaus über die Pläne der Familie informiert gewesen sein könnte und ihr zum WH gefolgt ist.
Nicht umsonst wird eindrücklich vor dem Verbreiten von Kinderbildern gewarnt:
Am liebsten würde er schweigen über das, was da passiert. Die furchtbaren Zwecke, denen Kinderfotos dienen. Und die einmal von den eigenen Eltern oder Großeltern auf Facebook, Instagram & Co. gepostet wurden. "Es ist ja verständlich, dass sie ihre Freude teilen wollen. Leider ist das Internet dafür aber der am schlechtesten geeignete Raum", betont Joachim Türk, Vizepräsident des Kinderschutzbundes, im dpa-Gespräch.
Das Posten kann schreckliche Folgen haben: Pädokriminelle stehlen diese oft harmlosen Alltagsbilder, stellen sie in einen sexuellen Zusammenhang und verbreiten sie. Zur Erklärung: Unter "Pädokriminialität" fallen verschiedene Ausprägungen sexueller Gewalt gegen Kinder, etwa Kindesmissbrauch, Kinderhandel, Kinderprostitution und eben Kinderpornografie.
Ausgerechnet Eltern beliefern diese Szene ungewollt. Deshalb schärft Türk ein: "Stellen Sie sich vor, die Bilder geraten auf Websites pädophiler Angebote, und fremde Menschen kommentieren dazu in allen Details, wie genau sie Ihren Kindern am liebsten sexualisierte Gewalt antun würden. Da hoffen Sie, dass nicht auch noch Hinweise auf Ihre Wohnung geklaut worden sind."
Quelle:
https://web.de/magazine/ratgeber/kind-familie/unabsehbare-folgen-posten-kinderfotos-whatsapp-34661960Das Verbreiten von Bildern geschieht nicht nur durch die eigenen Eltern, sondern eben auch über Verwandte, Freunde, befreundete Familien - ich schreibe dies also nicht, um den G.s einen versteckten Vorwurf zu machen, von denen wir im übrigen gar nicht wissen, ob sie (oder andere) zuvor Bilder der kleinen Inga ins Netz gestellt haben.
Man muss aber auch in diesem Zusammenhang feststellen, dass es aus den geannten Gründen vielleicht nicht eines Hinweisgebers aus der Umgebung des Wilhelmshofes bedurft hätte. Die pädokriminelle Szene ist offenbar technisch versiert und nutzt die mächtigen Möglichkeiten der heutigen Technik für ihre Absichten.
In früheren Zeiten hätte man sich z.B. mit dem Auto vermutlich x-mal verfahren, bis man den WH gefunden hätte, und hätte Einheimische nach dem Weg fragen müssen. Das erledigen heute Navigationsgeräte. Der Stand der Technik steht eben auch schlechten Menschen zur Verfügung.
"Abgelegenheit" ist heute kein Ausschlusskriterium mehr, dass ein Ort nicht zum Tatort wird.