Inga Gehricke - Fünfjährige in Stendal vermisst

Der Innenausschus des Landtages von Sachsen-Anhalt hat am 24.08. wieder getagt. Im Protokoll gibt es 20 Seiten zum Fall Inga. Weiter ist man aber nicht so recht gekommen:

Abg. Siegfried Borgwardt (CDU): Ich würde sagen, es würde fast ins Naive hineinlaufen, wenn man glaubt, dass dazu nicht erneute Nachfragen kommen. Dafür muss man kein Prophet sein. Insofern ist das klar. Der Auftrag ist jetzt raus und dann muss man sich ggf. erneut dazu verständigen.

Vorsitzender Matthias Büttner (Staßfurt): Ja. Ich habe nur gefragt. Vielleicht gibt es auch andere Meinungen dazu. Es gab noch eine Wortmeldung des Abg. Herrn Erben.

Abg. Rüdiger Erben (SPD): Das hat sich durch die Wortmeldung von Siegfried Borgwardt erledigt. Ich meine, es liegt doch in der Natur der Sache, dass man das auf die nächste Tagesordnung nimmt. Wie wollen Sie denn sonst einen Nachbericht auf die Tagesordnung bringen? Ich erhalte meinen Antrag aufrecht.

Vorsitzender Matthias Büttner (Staßfurt): Gut, dann haben wir jetzt ein Verfahren, wie wir weiter damit umgehen. So machen wir das. Wenn es keine weiteren Wortmeldungen gibt, verlassen wir diesen Tagesordnungspunkt.

https://padoka.landtag.sachsen-anhalt.de/files/aussch/wp8/inn/protok/inn023p8i.pdf

Die nächste Sitzung des Innenausschusses fand am 21.09. statt. Der Fall Inga stand nicht auf der Tagesordnung bzw. wurde davon ausdrücklich abgesetzt. Die nächste Sitzung soll am 23.10. stattfinden, eine Verständigung über die Tagesordnung am 12.10.

https://padoka.landtag.sachsen-anhalt.de/files/aussch/wp8/inn/kurzber/inn024k8.pdf

Man darf gespannt sein, ob Inga dann wieder auf der Tagesordnung steht und was dabei herauskommt. Ein Prophet muss man aber wohl nicht sein, wenn man da eher skeptisch ist. Die Hoffnungen sollten wohl eher auf dem Polizei-Ermittlerteam aus Halle ruhen als auf der Politik.

Der Innenausschuss des Landtages von Sachsen-Anhalt hat nun am 23.10.23 getagt. Der Fall Inga wurde wieder nicht behandelt, dh er stand nicht auf der Tagesordnung.

https://padoka.landtag.sachsen-anhalt.de/files/aussch/wp8/inn/kurzber/inn025k8.pdf

Wer will, kann ja die Sache weiter verfolgen. Ich wage aber mal die Prophezeiung, dass, was den Innenausschuss betrifft, die Sache ganz sanft und sang- und klanglos durch künftige Nichtbehandlung beerdigt wird. Nicht ohne Grund, denn Abgeordnete könnten nun mal polizeiliche oder staatsanwaltschaftliche Ermittlungsfehler nur dann feststellen, wenn sie selber über ausreichende Kenntnisse über polizeiliche oder staatsanwaltschaftliche Ermittlungsmethoden verfügen und alle Ermittlungsakten zum Fall durchgelesen haben, um sich ein Bild zu machen. Habe ich gleich geweissagt. Fachliche vertiefte Kenntnis ist beim Innenausschuss aber nicht der Fall, wenn man sich die bisherigen beruflichen Tätigkeiten seiner Mitglieder ansieht.

https://www.landtag.sachsen-anhalt.de/landtag/ausschuesse-gremien/ausschuesse-detailseite/ausschuss/ausschuss-fuer-inneres-und-sport

Bezweifeln möchte ich auch, dass die Ausschussmitglieder die Akten im Fall Gehricke vollständig gelesen haben. Hätten sie das, gäbe es, logo, kaum Anlass zu ewiger Fragerei bezüglich Akteninhalten, getroffenen Ermittlungsmaßnahmen, Ermittlungsergebnissen etc.

So, wie es bisher lief, also Innenministerium berichtet den Abgeordneten über getroffene Maßnahmen, Abgeordnete (wenig überraschend hauptsächlich jemand von der Opposition im Landtag) hat dazu weitere Fragen, Innenministerium verspricht Nachbericht, Nachbericht kommt, Abgeordnete hat daraufhin neue Fragen, Innenministerium verspricht Nachbericht, Nachbericht kommt, Abgeordnete hat weitere Fragen etc. kann es ja nicht ewig weitergehen. Und so groß das Medieninteresse bei der ersten Sitzung des Innenausschusses im März zu diesem Thema war, so wenig interessierten sich Medien offenbar danach für den Fortgang der Angelegenheit. Also fällt es gar nicht weiter auf, wenn der Innenausschuss die Sache fallenlässt.

Leid tut es mir für die Eltern Gehricke, die sich von der Politik gewiss mehr erhofft haben, was aber bei realistischer Betrachtungsweise von Anfang an eine Hoffnung war, die sich kaum erfüllen konnte.

Danke für die Links - auch ich habe vergessen, dass wieder getagt werden sollte.
Ich hoffe so sehr auf die Ermittlungen!

Cappucinto schrieb:Ich hoffe so sehr auf die Ermittlungen!

Da ist bisher nichts Neues verlautbart worden, was aber auch nicht verwundern darf, wenn sich die Polizisten aus Halle erst mal in die Sache, sprich in die Aktenbestände einarbeiten müssen.

https://www.az-online.de/altmark/stendal/aus-stendal-nach-halle-neue-ermittler-im-vermisstenfall-inga-nehmen-sich-zeit-92439768.html

Wurde dieser Artikel schon verlinkt?

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/wer-entfuhrte-inga-gehricke-das-vermisste-madchen-und-das-leere-verlies-10535326.html

Es geht um die Spur zu dem Mann, der sich ein Haus zum Verlies ausgebaut hat. Trotz klaren Hinweisen gingen die EB in Stendal der Sache nicht nach. Der Mann stammte ursprünglich aus Stendal und war auch einmal in der nahe gelegenen psychiatrischen Klinik untergebracht.

@Sophie98

Nach dem Kauf hält er sich immer wieder tageweise dort auf, nimmt Umbauten vor. Es liegt 95 Kilometer von dem Ort entfernt, an dem die 5-jährige Inga verschwindet.

Quelle: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/wer-entfuhrte-inga-gehricke-das-vermisste-madchen-und-das-leere-verlies-10535326.html

was ich nicht verstehen kann: hier sind 95 km Entfernung verdachtserregend - aber bei anderen Verdächtigen, wie zB CB nicht? oder übersehe ich etwas?

In seiner Vernehmung wird Krase der Polizei erklären, er habe täglich Entführungsfantasien, bringe es aber nicht übers Herz. Für den Fall Inga habe er sich interessiert, weil „es jemand geschafft hat, dieses Mädchen zu entführen und mit dem Mädchen machen kann, was er will; Mensch, da hat jemand das gemacht, was ich machen will“.

Quelle: wie oben

ich kann Fülscher nachvollziehen, dass er den Prozess gegen B. lieber in Sachsen-Anhalt gesehen hätte, denke aber auch dass B. im Fall von Inga noch nicht ausgeschlossen werden kann.. wer weiß was noch passiert..

Interessant finde ich, dass der Mann in Stendal aufgewachsen ist.

Geboren und aufgewachsen ist er in Stendal – der Stadt, in deren unmittelbarer Nähe Inga verschwand. 

Und:

Die Klinik, in der Gunnar Krase mehrere Monate verbringt, befindet sich in genau dem Waldgebiet, in dem Jahre später Inga verschwinden wird. Keine drei Kilometer Luftlinie trennen Klinik und Tatort.

Quelle: Tagesspiegel

Gunnar Krase ist ein Phantasiename.

Sophie98 schrieb:nteressant finde ich, dass der Mann in Stendal aufgewachsen ist.

Ermittler der Soko "Wald" waren bei der Durchsuchung des Hauses auch anwesend. Es wurden keine Hinweise auf ein Verbrechen und auch keine Spur zu Inga gefunden.

Offenbar plante er ein Verbrechen.

Bei der Durchsuchung des Hauses in Lausigk waren deswegen auch Ermittler der Soko „Wald“ anwesend. Was sie entdeckten, lässt auf ein geplantes Verbrechen schließen: Das Grundstück umgab ein blickdichter Zaun, die Fenster waren zugemauert und viele Türen schalldicht isoliert. Allerdings fanden die Ermittler keine Hinweise auf ein Verbrechen. Und auch eine Spur zu Inga ergab sich nicht.

Martin H. wurde bereits im November 2015 zu einer Geldstrafe wegen Besitzes kinderpornografischen Materials verurteilt. Allerdings befindet sich das Urteil in der Revision und ist damit noch nicht rechtskräftig. Martin H. wurde in ein psychiatrischen Haftkrankenhaus eingewiesen, wo er heute noch ist.

Quelle: https://www.mz.de/mitteldeutschland/fall-inga-bleibt-ungelost-1259321

musikengel schrieb:Es wurden keine Hinweise auf ein Verbrechen und auch keine Spur zu Inga gefunden.

Und so müsste sich, wenn es schulbuchmäßig zuginge, der Landtagsinnenausschuss irgendwann abschließend positionieren bzw. äußern.

Entweder er hat von gewisser Seite öffentlich behauptete bzw. vermutete „schweren Ermittlungsfehler“ gefunden, dann muss er sie auch konkret benennen. Oder er hat sie nicht gefunden, dann muss er auch das sagen, gehört dann ja irgendwie zum Rehabilitierungsinteresse der Ermittlungsbehörden dazu. Ich möchte aber fast wetten, dass da nichts mehr kommt außer Schweigen im Walde.

musikengel schrieb:Ermittler der Soko "Wald" waren bei der Durchsuchung des Hauses auch anwesend. Es wurden keine Hinweise auf ein Verbrechen und auch keine Spur zu Inga gefunden.

Im Haus wohl nicht. Aber MH sagte aus, dass er "im Wald" ein Versteck angelegt habe, wo er ein Kind gleich nach einer Entführung hinbringen könne. Ob ein solches Versteck gefunden (und auf Spuren untersucht) wurde, ist mir nicht bekannt.

Kuno426 schrieb:Im Haus wohl nicht. Aber MH sagte aus, dass er "im Wald" ein Versteck angelegt habe, wo er ein Kind gleich nach einer Entführung hinbringen könne. Ob ein solches Versteck gefunden (und auf Spuren untersucht) wurde, ist mir nicht bekannt.

Laut Urteilsabschrift hat er besagtes Versteck nicht angelegt, sondern die Idee eines Verstecks gehabt & aufgezeichnet:

Zu seinen Zeichnungen habe er ausgeführt, dass er das Mädchen vom Entführungsort in einem großen Rucksack oder einer großen Tragetasche zu einem Zwischenlager im Wald (dargestellt als ein von der Straße senkrecht abgehender länglicher schmaler Tunnel mit einer Stange darüber) fahren und lagern würde (Rechteck mit den Maßangaben „Höhe 80, Breite 60, Länge 100“)

Quelle: https://gesetze.berlin.de/bsbe/document/JURE170041899

Ich verweise, da ich aus dem Urteil zitiere, nochmal auf meinen Ursprungsbeitrag dazu mit Inhaltswarnung:
Beitrag von MarliPub (Seite 1.053)

@MarliPub
Danke für die Richtigstellung! Ich hatte das Urteil vorhin nicht finden können.

Ob nur Idee, Plan oder vllt doch als Zwischenlager angelegt, wage ich nicht zu beurteilen. Was er auf seinem Grundstück vorbereitet und gebaut hat, lässt Schlimmes erahnen! Ich hoffe sehr, er beschränkte sich auf seine Puppen!

Ich finde das echt gruselig, was es da zu lesen gibt. Ein "Zwischenlager" im Wald.
Wenn es in diesem Fall auch eines gegeben hätte, dann wären mMn die Papa-Rufe im Wald durchaus erklärbar. Sie könnten entstanden sein in dem Augenblck, als das Zwischenlager zur Entnahme geöffnet wurde.
Und dann die Verwendung des Begriffes "Bunker". Ganz in der Nähe befindet sich doch ein grossräumiges Militärübungsgelände.
Irgendwie schon komisch, oder?

Morgenstern123 schrieb:Irgendwie schon komisch, oder?

Sind wir mal ehrlich. Der ganze Fall ist komisch. Eigentlich hätte Inga niemals verschwinden können. Da so viele Menschen auf diesem kleinen Areal, auf dem sie sich befunden hatte, gewesen sind. Ein sehr dynamisches Geschehen.
Alle am vorbereiten und die Laufwege gegen zur Küche hin. Und zum Grillplatz. Das sind circa 100 m. Auf diesen 100 m hat sich alles abgespielt. Eigentlich. Eigentlich kann auf diesen 100 m, wo so viele Menschen unterwegs sind, niemand verschwinden.

Komisch ist auch, dass die Familie eigentlich gar nicht den Abend/die Nacht auf dem Wilhelmshof verbringen wollte, sondern dazu überredet wurde zu bleiben. In einem der Interviews sagte die Mutter zudem, dass sie die ganze Zeit ein komisches Gefühl auf dem Wilhelmshof hatte, insbesondere während der Vorbereitungen zum Essen. Irgendwie habe ich das Gefühlt, dass das Verschwinden von Inga kein Zufall bzw. keine spontane Aktion war.

Petersen80 schrieb:Irgendwie habe ich das Gefühlt, dass das Verschwinden von Inga kein Zufall bzw. keine spontane Aktion war.

Auch das ist eine unwillkürliche Unterstellung ohne jeglichen Beweis.

Petersen80 schrieb:In einem der Interviews sagte die Mutter zudem, dass sie die ganze Zeit ein komisches Gefühl auf dem Wilhelmshof hatte, insbesondere während der Vorbereitungen zum Essen.

Die Angaben der Mutter weichen sehr voneinander ab. Mal haben sie sich gut und sicher gefühlt, lediglich bei der Vorbereitung des Abendessens schoss dieser Gedanke durch den Kopf. Im Laufe der Zeit änderte sich diese Darstellung. Manchmal spielt einem auch das Gedächtnis einen Streich. Aber es kann natürlich auch sein, dass ein "komisches Gefühl" verdrängt wird, wenn man einen Tag in netter Atmosphäre mit Freunden verbringt.

Insgesamt sind mir die zeitlichen Abläufe vollkommen unklar. Bei mehreren Versuchen, anhand der Aussagen eine Timeline zu erstellen, bin ich fast verrückt geworden. Auch Versuche, mit Playmobilfiguren ein wer-war-wann-wo nachzustellen, habe ich aufgegeben.

Nur sind diese unterschiedlichen und wagen Angaben ja auch nachvollziehbar, denn wer schaut schon dauernd auf die Uhr und notiert, dass er von 18 bis 18:45 Brötchen geschmiert hat, während ein anderer in diesem Zeitraum die Stühle zur Feuerschale getragen hat.

Das spurlose Verschwinden von Inga ist für mich nach wie vor unbegreiflich. Aber an einen Unbekannten, der spontan auf den Wilhelmshof fährt, um ein Kind zu entführen, glaube ich auch nicht.

@Kerinya

Es war einzig die Rede von einem Gefühl und keine Unterstellung.
Aussagen können natürlich auch absichtlich mißverstanden werden.

@JamesRockford

Das stimmt schon, dass im Nachgang bestimmte Gefühle oder Stimmungen unbewusst hinzugefügt werden können. Wäre Inga nicht verschwunden, hätte dieses Gefühl des Unwohlseins wahrscheinlich nie eine Rolle gespielt oder wäre als solches wahrgenommen worden.

Trotzdem würde ich die menschliche Intuition und die Fähigkeit des Unterbewusstseins, Gefahren auszumachen, nicht unterschätzen. Ich meine, dass jeder Mensch schon mal das Gefühl hatten beobachtet zu werden und damit richtig lag.

An den einen oder mehrere Unbekannte/n, zu glauben, fällt mir ebenfalls schwer, gerade wegen der Abgescheidenheit des WH.
Auf der anderen Seite sind es gerade Zufallstaten die nicht aufgekärt werden können, weil es eben keinen direkten Bezug zwischen Täter und Opfer gibt.

Dann war da auch noch diese seltsame Aussage eines Pfarrers, der auf seinem Sterbebett behauptet hatte, dass sich jemand zu dem Fall bei ihm entlastet hätte ohne weitere konkrete Angaben zu machen. Schon komisch dieser Fall.

Petersen80 schrieb:Ich meine, dass jeder Mensch schon mal das Gefühl hatten beobachtet zu werden und damit richtig lag.

@Petersen80
Da muss man aber auch die Fälle dagegenhalten, wo man das Gefühl hatte beobachtet zu werden und damit nicht richtig lag.
Erst wenn man das Verhältnis zwischen richtig und nicht richtig gelegen kennt, kann man die Aussagekraft von (Bach)Gefühlen beurteilen.