Inga Gehricke - Fünfjährige in Stendal vermisst

sören42 schrieb:Die Formulierung des Anwalts war, dass die Ermittler das Alibi "glaubten".

Ja, das meine ich im Grunde, wir können das einfach nicht beurteilen. Die Polizei hat das Alibi überprüft, und eigentlich sollte man dann davon ausgehen dass sie das auch gründlich getan haben.
Auf der anderen Seite steht jetzt der Anwalt mit seiner Aussage.
Wo aber tatsächlich die Wahrheit liegt, wissen wir nicht.

Gibt es denn schon Neuigkeiten zu der Landratssitzung? Sollte die nicht heute sein?

sören42 schrieb:Die Formulierung des Anwalts war, dass die Ermittler das Alibi "glaubten". Damit habe ich Bauchschmerzen. Sollte das Alibi überprüft worden sein, dann wäre es womöglich auch kein "dicker Hund". Wie es nun im Einzelnen war, wird sicher noch weiter beleuchtet werden.

RA Tzschoppe sagte ja in dem von Dir geposteten Artikel, dass seiner Meinung nach das Alibi sehr zweifelhaft sei, er aber keine Details verraten dürfe. Das hört sich eher nicht nach einem hieb- und stichfesten Alibi à la "beide Beine gebrochen und im Krankenhaus" oder "Fortbildung in Hintertupfingen mit Anwesenheitspflicht" an.

sören42 schrieb:„Die Stendaler Ermittler ließen die Spur jedoch fallen, weil sie dem Alibi des Mannes glaubten“, so Tzschoppes Vorwurf. „Meiner Meinung nach ist das Alibi jedoch sehr zweifelhaft.“ Details dürfe er aber nicht verraten.
Quelle: https://www.bild.de/regional/sachsen-anhalt/sachsen-anhalt-news/neue-spur-im-fall-inga-paedophiler-hatte-lebensgrosse-puppen-im-keller-83130378.bild.html

sören42 schrieb:Die Stendaler Ermittler ließen die Spur jedoch fallen, weil sie dem Alibi des Mannes glaubten“,

Glauben kann man in der Kirche, grade bei Straftaten sollte alles hieb und stichfest sein. Ich verstehe auch nicht ganz wie man bei solch einem Fall, grade wenn es um Kinder geht sagen kann „Is jut Jung“. Das ist ein Schlampigkeit nicht mehr zu überbieten.

Neuer Artikel ohne Bezahlschranke

“Die Landespolizei wird das Fallmanagement neu organisieren“, sagt Zieschang. „Dazu wird der Vorgang temporär von erfahrenen Ermittler-Teams aus anderen Polizeibehörden übernommen, damit diese mit einer anderen und unvoreingenommenen Perspektive die Vorgänge intensiv auf weitere Ermittlungsansätze hin auswerten können“.

Und zu Martin H. heißt es:

So sollen Spuren zu einem verurteilten Pädophilen nicht gründlich genug verfolgt und 1900 Seiten Akten verschlampt worden sein (BILD berichtete). Doch zu diesen Pannen bekamen die Eltern gestern keine Erklärung! Die Zeit zum Faktencheck sei zu kurz gewesen, so das Ministerium.

Weiter heißt es:

Dafür wurde im Ausschuss eine weitere Panne aufgedeckt: 2019 sollte sich eine Prüfgruppe den Fall Inga noch mal genau ansehen. Als Chef wurde damals ein Polizeirat eingesetzt, der vorab selbst warnte: „Ich habe keinerlei Erfahrungen mit Mordermittlungen.“

Das man jemanden einsetzen konnte in so einem besonderen Fall, der noch keine Erfahrung mit Mordermittlungen hat, ist wirklich nicht gut gelaufen.
Super, dass die Eltern durch den Anwalt so gut vertreten werden.

Quelle: https://m.bild.de/regional/sachsen-anhalt/sachsen-anhalt-news/fall-inga-ministerin-tauscht-polizeiversager-aus-83152994.bildMobile.html

„Im Mai 2015, kurz nach dem Verschwinden von Inga, hatte dieser Straftäter einen Bagger auf seinem Grundstück im Einsatz“, sagt der Anwalt. Im gleichen Zeitraum hatte der Mann sein Auto auf dem Grundstück zerlegt.

Quelle: BILD oben
Also das muss erstmal jemand verstehen, wieso dem nicht nachgegangen wird.

Auf der einen Seite wünsche ich Ingas Eltern so sehr, dass sie erfahren, was ihrer Tochter zugestoßen ist. Auf der anderen Seite würde es mir unendlich leid tun, wenn sie erfahren müssen, dass Inga ihren Tod wohlmöglich in diesem „Horror-Haus“ fand, in dem sie vermutlich ein tagelanges Martyrium über sich ergehen hätte lassen müssen.
Die Ermittler sagten ja damals, dass sie so etwas (Das Haus mit Inventar, die Puppen) noch nie gesehen hätten.
Ja, Kindesentführung, Misshandlungen, Vergewaltigungen sind immer schrecklich, keine Frage. Aber die Bilder, die sich mir als Außenstehende beim Anblick dieses Hauses schon auftun, sind so unerträglich, das ich nicht weiß, wie Ingas Eltern das jemals verkraften könnten.
Wohlgemerkt: Wenn es denn so sein sollte, das Martin H. in den Fall involviert ist, das wissen wir ja noch nicht.
Ich setze viel Hoffnung in die „frischen Ermittler-Teams“.

Es gibt noch ein Interview über knapp eine Stunde mit Ingas Mutter auf der Seite des mdr.

Dort sagte sie unter anderem:

Gehricke betonte zudem, sie wolle niemandem Vorwürfe machen, dass das Verschwinden ihrer Tochter bis heute nicht aufgeklärt sei. Allerdings wundere sie schon, dass der Kontakt ihrer Anwältin zu den Ermittlern zuletzt eher schleppend gewesen sei. "Man hat als Betroffene immer Angst, dass es an bestimmten Stellen nicht so gemacht worden ist, wie man das hofft", sagte sie.

Quelle: https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/stendal/stendal/inga-vermisst-mutter-landtag-ermittlungen-versaeumnisse-100~amp.html

Habe das Interview noch nicht ganz gesehen.
Frau Gehricke drückt sich sehr diplomatisch aus. Das muss man erstmal können in ihrer Situation. Andere Eltern -inklusive mir- wären vermutlich total aufgebracht und könnten das Interview nicht so ruhig führen.

Leppy schrieb:Habe das Interview noch nicht ganz gesehen.
Frau Gehricke drückt sich sehr diplomatisch aus. Das muss man erstmal können in ihrer Situation. Andere Eltern -inklusive mir- wären vermutlich total aufgebracht und könnten das Interview nicht so ruhig führen.

Ich hab nur den Artikel gelesen, und ich finde die Aussage von Anwältin Küllmei (für mich) bedrückend/niederschmetternd. Diese Ungereimtheiten ziehen sich wirklich fast 8 Jahre durch diesen schrecklichen Fall?
Es kann ja mal was nicht in Erwägung gezogen werden, oder ein Alibi nicht genauer überprüft. Aber es ist ja von Anfang bis Ende!
Von dieser Feuerholz Story bis jetzt.

Für eine Überprüfung der polizeilichen Ermittlungen sprach sich auch die Anwältin von Gehricke aus. Die Juristin Petra Küllmei aus Magdeburg sagte MDR SACHSEN-ANHALT, sie hoffe, es werde die Empfehlung geben, einen Untersuchungsausschuss mit Blick auf die Arbeit der Polizei einzurichten. Aus anwaltlicher Sicht hätten sich "Ungereimtheiten" aus der Akte ergeben, die aufgeklärt werden müssten. Küllmei sprach sich zudem dafür aus, dass Cold Case-Ermittler aus dem Landeskriminalamt den Fall neu aufrollen. Auch sie betonte jedoch, die Ermittler in Stendal hätten viel getan. "Aber über die Zeit – und das ist das Problem – wird man wahrscheinlich auch etwas überdrüssig".

Quelle: https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/stendal/stendal/inga-vermisst-mutter-landtag-ermittlungen-versaeumnisse-100.html

@Leppy da stimme ich dir zu, diese Ruhe muss man Frau Gehricke hoch anrechnen. Ich könnte es nicht.
Die Gehrickes müssen sich diesem Schicksal fügen, die Ehe daran zerbrochen und das kleinste Kind verloren.

Ich hoffe für diese Familie wenigstens dass es sich aufklärt, was mit Inga passiert ist, und wo sie ist!

@Leppy
Besonders spannend im Interview finde ich Minute 44:15. Die Familie war wohl im Jahr vor dem Verschwinden schon einmal auf dem Wilhelmshof. Zum einen gab es wohl eine Person, bei der die Mutter ein komisches Gefühl hatte, die dann im Jahr drauf auch wieder da war und die zu den Verdächtigen gehörte. Zum anderen war Inga wohl auch im Vorjahr kurz verschwunden, wurde dann aber schnell wieder gefunden.

faultierchen schrieb:Besonders spannend im Interview finde ich Minute 44:15.

Absolut. Die Minute 44 habe ich mir auch sofort gemerkt. Wobei das ganze Interview sehr aufschlussreich ist.
In dem Zusammenhang fällt mir auch wieder der Kommentar ein von der Inga Suche Seite.

Gab es Begebenheiten, Vorgänge, Handlungen, andere Vergehen oder Straftaten, die unmittelbar oder schon lange vorher ein Verbrechen an meinem Kind begünstigt haben?

Quelle: https://www.inga-suche.de/

Das Interview ist wirklich sehr erhellend und auch ein Stück weit schockiered. Ich habe grossen Respekt vor der Familie und vor der Mutter, wie sie das alles so ohne weiteres darstellen kann. Es muss wirklich eine fuchtbare Situation sein. Dass dann die Ehe scheitert, aufgrund der unterschiedlichen Trauerarbeit ist für die Familie natürlich noch tragischer.
Ich wünsche allen Beteiligten dass das Schicksal von Inga schnellstmögich geklärt wird!

Ich habe mir auch das Interview angehört und bin sehr beeindruckt von der Klarheit dieser Frau.
Wie fein sie auch argumentiert und ihre Worte wählt.

Was mich zusätzlich zu der Wahrnehmung bei Minute 44 , was schon besprochen wurde, schockiert, ist nochmal die Darstellung, wieviele Menschen anwesend waren und somit wieviele mögliche Zeugen auch vor Ort waren.

Gefühlt hörte man über die Jahre fast nur von der Mutter den genauen Ablauf des Abends. Das andere bleibt wie im Nebel, obwohl so viele Leute draußen waren.

Was mir leider noch nicht klar ist, wann wurde denn auf dem Wilhelmshof gesucht. Sie sagt ja, zunächst eben scheinbar gar nicht.

Obwohl ein möglicher Täter davon nicht unbedingt ausgehen konnte und das nicht einplanen konnte.

Bundeskanzleri schrieb:Gefühlt hörte man über die Jahre fast nur von der Mutter den genauen Ablauf des Abends. Das andere bleibt wie im Nebel, obwohl so viele Leute draußen waren.

Was mir leider noch nicht klar ist, wann wurde denn auf dem Wilhelmshof gesucht. Sie sagt ja, zunächst eben scheinbar gar nicht.

Obwohl ein möglicher Täter davon nicht unbedingt ausgehen konnte und das nicht einplanen konnte.

Ich hab mir das Interview gestern Abend angehört, und auch heute früh nochmal.

Ingas Mutter beschreibt den Moment ab Minute 10 wie es abgelaufen ist.

Sie machte Brötchen in der Küche der Gastgeberfamilie. Die (zwei oder drei?) Väter und die Kinder bereiten den Grillplatz vor.

Sie sagte in der Küche; es wäre schön wenn mal jemand nach Inga schauen könnte, was die große Tochter der Gastgeberfamilie tat. Diese kam zurück und hat weitere Personen mit bei der Suche eingebunden.

Als Frau Gehricke, dieses komische Gefühl hat,“ es war als wenn ein Gummiband reißt.“

Es haben dann alle Anwesenden gesucht. Frau Gehricke ist als erstes zum Grillplatz und dann in den Wald. Sie hat sich entschieden links weiter zu suchen. Und hat somit den Wald und den Wilhelmshof umrundet(?)

Ab Minute 23 sagt Frau Gehricke, wenn sie sich in diese Zeit zurück Beamen könnte, würde sie zuerst am Wilhelmshof suchen, und nicht im Wald.

Und sie hat sich darauf verlassen, dass als die Beteiligten sich dort aufteilten um strukturierter zu suchen, die den Wilhelmshof absuchten und Personen befragten, dies auch taten.
Die Kinder haben ja auch mit Fahrrädern gesucht.


Die Zufahrt vom Wilhelmshof, wäre rechts rum vom Grillplatz gewesen? Hab ich das richtig in Erinnerung?

es war auch gestern Abend bei RTL aktuell in den Nachrichten.
Hier spricht auch der Vater.

ab Minute 5.57

https://www.tvnow.de/shows/rtl-aktuell-33/2023-03/episode-49-sendung-vom-09-03-2023-5399541?utm_source=rtl&utm_medium=owned&utm_campaign=letzte_folgen&utm_term=rtl-aktuell

Bundeskanzleri schrieb:bin sehr beeindruckt von der Klarheit dieser Frau.
Wie fein sie auch argumentiert und ihre Worte wählt.

Ich finde sie auch sehr beeindruckend und sehr berührend.

Bundeskanzleri schrieb:schockiert, ist nochmal die Darstellung, wieviele Menschen anwesend waren und somit wieviele mögliche Zeugen auch vor Ort waren.

Es ist wirklich, als hätte sie sich einfach in Luft aufgelöst.
Wie konnte der Täter es schaffen, das Mädchen zu entführen, ohne dass jemand etwas mitbekommt?
Wie unglaublich abgebrüht muss der Täter gewesen sein, angesichts so vieler Zeugen, so zu handeln.

fischersfritzi schrieb:Wie konnte der Täter es schaffen, das Mädchen zu entführen, ohne dass jemand etwas mitbekommt?
Wie unglaublich abgebrüht muss der Täter gewesen sein, angesichts so vieler Zeugen, so zu handeln.

Er wird sie halt aus dem Blickfeld gelockt haben oder sie ist von sich aus um eine abgeschirmte Ecke gebogen. Die „Zeugen“ sind ja eigentlich keine, sie haben ja nichts gesehen. Es waren einfach nur Leute, die vermutlich ins Gespräch vertieft waren und gar nicht so auf Inga geachtet haben. Sie konnten mit so etwas auch nicht rechnen.

FritzPhantom schrieb:. Es waren einfach nur Leute, die vermutlich ins Gespräch vertieft waren und gar nicht so auf Inga geachtet haben. Sie konnten mit so etwas auch nicht rechnen.

Natürlich rechnet man mit so etwas nicht.
Trotzdem ist es bei der Anzahl an Anwesensen, wie die Mutter sie aufzählt, schon komisch, dass keiner was gesehen hat.
Oder es kam nicht an die Öffentlichkeit.

Zumindest die letzte Sichtung müsste doch bei manchen feststellbar sein, wie bei der Mutter.

musikengel schrieb:es war auch gestern Abend bei RTL aktuell in den Nachrichten.
Hier spricht auch der Vater.

noch eine Ergänzung , ich finde es großartig wie beide Elternteile weiterhin kämpfen.

Kuno426 schrieb:Hier nochmal ein alter Bericht dazu. Mglw wurdem keine Spuren von Inga IM Haus gefunden?
Baggereinsatz und Auto zerlegen war mir nicht bekannt.

Nach einem alten Bericht der Mitteldeutschen Zeitung lebte der Verdächtige damals in Berlin. Es waren auch Berliner Ermittler, die in der Berliner Wohnung des Betreffenden kinderpornografisches Material, Sexpuppen etc. fanden.

In seinem alten Bauernhaus scheint sich, Martin H. nicht ständig aufgehalten zu haben. Federführend bei der offenbar schon 2015 durchgeführten Durchsuchung dieses Hauses scheinen ebenfalls die Berliner Ermittler gewesen zu sein, es waren aber Angehörige der SOKO „Wald“, also der für den Fall Inga zuständigen Polizeieinheit aus Sachsen-Anhalt, anwesend. Was da genau durchsucht wurde (nur Haus oder zusätzlich Grundstück?) und was alles gefunden wurde, müsste sich im einzelnen aus den Akten ergeben.

Laut MZ wurden bei allen Durchsuchungen Hinweise auf Inga damals nicht gefunden.

https://www.mz.de/mitteldeutschland/fall-inga-bleibt-ungelost-1259321