Rotkäppchen schrieb:Ich konnte bisher nichts über einen serienmäßig eingebauten Bordcomputer oder ein ein eingebautes Navi finden.
Über einen "Bordcomputer" verfügt nahezu jedes Kfz in heutiger Zeit. Bei jedem zeitgenössischen Auto ist irgendwo im Motorraum ein zigarrenkistengroßes Bleckkästchen mit einem breiten Stecker verbaut, das oft so genannte "Steuergerät".
Während „elektronische Zündungen“ der frühen Jahre noch aus diskreten, analogen Elektronikschaltungen aufgebaut wurden, sind heutige Steuergeräte in der Regel mit „Eigenintelligenz“ versehen, d. h., sie bestehen aus einem eigenständigen Computer in Form eines eingebetteten Systems. Die Größe dieses Computers variiert je nach Komplexität seiner Aufgaben erheblich, es reicht von einer Ein-Chip-Lösung mit einem Mikrocontroller (mit eingebautem RAM- und ROM-Speicher) bis hin zu Mehrprozessorsystemen mit eigenem Grafikausgabesystem. Die Programmierung der meisten heute verbauten Steuergeräte kann durch Verwendung umprogrammierbarer Flash-Speicher durch die Werkstatt aktualisiert werden.
Quelle:
Wikipedia: SteuergerätDieses zentrale Steuergerät erhält von verschiedenen Sensoren Signale, also z.B. Raddrehung, Lenkwinkel, Motordrehzahl und steuert u.a. die Zündung, die Abgasreinigung, das ABS, ggf. ein ESP und auch diverse Komfortfunktionen, etwa, ob sich Türen nach dem Losfahren selbsttätig verriegeln (was in Exportmärkten wie den USA üblich ist). Außerdem kommuniziert es mit anderen evtl. vorhanden Steuergeräten.
Ein "fest eingebautes" Navi, also nicht diese Apparate, die man an der Windschutzscheibe per Saugnapf befestigt, dürfte, technisch gesehen, am ehesten im Autoradio zu lolalisieren sein. Auch das Autoradio kommuniziert heute übrigens, z.B. per CAN-Bus (eine digitale Schnittstelle im Auto) mit dem Bordcomputer bzw. Steuergerät, so dass es sich ausschaltet, wenn der Zündschlüssel abgezogen wird, oder sich automatisch lauter stellt, wenn bei hohen Geschwindigkeiten die Fahrgeräusche steigen.
Ich gehe davon aus, dass die Kriminaltechnik alles, was ausgelesen werden kann, auch ausgelesen hat. Man darf hoffen, dass das Fahrzeug zum Abtransport nicht aus eigener Kraft auf einen Trailer gefahren wurde, oder die Kriminaltechniker zur Unterhaltung bei der Arbeit nicht das Radio des Untersuchungsobjektes laufen ließen, sondern möglichst die "eingefrorenen" Daten des aufgefundenen Fahrzeugs ausgewertet wurden.
Für denkbar halte ich nämlich, dass Daten, wie letzte Inbetriebnahme, letzter Standort usw. nur für interne Aufgaben der Steuerungssoftware, einmalig oder zirkulär, irgendwo temporär abgespeichert werden und bei jeder neuen Inbetriebnahme überschrieben werden.
Bei der Navigationssoftware wiederum wird eine damalige, proprietäre Betriebssoftware des Gerätes keine so umfangreiche Erhebung und Speicherung von Daten vorgenommen haben, wie heutige Syteme, die ja teils von den großen Handyfirmen stammen. Diese erheben ja aus eigenem Interesse wesentlich mehr Daten, als für den eigentlichen Navigationsvorgang erforderlich wären, Stichwort "Big Data".
Die Kriminalpolizei verfügt sicher über gute Verbindungen zu den Herstellern und eigene Experten, etwa bei den Landeskriminalämtern oder beim BKA.
Wir können eigentlich nur darauf vertrauen, dass alle Spuren aus Steuergeräten und Navi so gut wie möglich ausgelesen und interpretiert wurden. Ohne genauere Kenntnis der verbauten Geräte und Software, und ohne Wissen um die exakte Ausstattung des Fahrzeuges von Frau A., werden wir als Außenstehende wenig Erhellendes beitragen können.