Der Fall Birgit A. aus Lohmar
19.04.2017 um 11:25
Ja, die Zeugenaussage ergibt ein sehr enges Zeitkorsett. Ob sie stimmt, weiss niemand, der Zeuge selbst ist davon überzeugt, aber meine Erfahrung mit Zeugen ist, dass sie oft irren.
Wie dem auch sei: Tatsache ist ja, dass etwas passiert sein muss. So müssen wir schauen, was in dieses enge Korsett passt.
Ich denke, dass der Täter zumindest einen Teil seiner Tat geplant hatte, wobei ich vermute, dass er nicht mit diesem Ausgang der Tat gerechnet hat. Wenn das Auto aber bereits so früh wieder auf dem Parkplatz stand, dann ist er ein Mensch, der unter Druck auch schnell und überlegt handeln kann. Übrigens eine Charaktereigenschaft, die z.B. bei Fluglotsen usw. notwendig ist.
Ein Szenario, das ich mir vorstellen kann ist dieses: Es gab am Flughafen jemanden, der ein "heimlicher" oder vielleicht nicht ganz so heimlicher Verehrer von BA gewesen ist. Jemanden, der sich wohl gefühlt hat, in ihrer Nähe. Sie hat das vielleicht gar nicht so bewusst mitbekommen. Solange sie dort gearbeitet hat, konnte der Täter sich einer gewissen Phantasie hingeben: die Frau war in seiner Nähe, man hat sich vielleicht gut verstanden, und alles, was seine Phantasie stören konnte, war weit weg: ihr Ehemann, ihre Familie, ihre Welt in Lohmar.
Er konnte so tun und denken, dass sich in Hahn alles um ihn drehte. Er dachte vielleicht, er hat noch genug Zeit, es eines Tages "mehr" werden zu lassen.
Dann aber kam die Hiobsbotschaft: Der DWD macht in Hahn dicht. BA würde nicht mehr nach Hahn kommen. Seine Phantasiewelt würde zusammenbrechen.
Nun war er gezwungen, irgendwie zu handeln. In Gedanken hat er das tausendmal durchgespielt. Er musste sie irgendwie, ganz privat, ungestört von Kollegen etc. fragen, ob sie von nun an ein Leben mit ihm denkbar findet. Irgendwie ihr verdeutlichen, dass sie dazu gemacht ist, mit ihm zu leben, anstatt in Lohmar .
An diesem Tag sollte das geschehen. Er fand einen Vorwand, der es ermöglichte, mit ihr allein und ungestört zu sein. Vielleicht hat er sie gebeten, etwas vom Flughafen zu seinem Haus zu bringen? War er auch am Ausziehen?
Und dann erst, als sie aus allen Wolken fiel, weil sie damit gar nicht gerechnet hatte, eskaliert die Sache. Vielleicht sagt sie unbewusst etwas, was ihn kränkt. Es kommt zu einer Gewalttat, die er sofort bereut, aber da ist es zu spät.
Sein survival-Modus setzt ein. Es gelingt ihm, alle Spuren zu beseitigen. Er bringt den Wagen nach Lautzenkaff zurück. Geht zum Flughafen. Setzt sich in sein Auto und fährt nach Hause, hoffend, der Albtraum nimmt ein Ende.
Und er hat Glück: die Polizei findet keine Spuren, die auf ihn hinweisen. Die Polizei hat vermutlich mit ihm gesprochen. Vielleicht hat sie ihn gar im Verdacht. Aber sie hat keine Spuren, die einen Tatverdacht juristisch untermauern.
Es kommt ihm nun zu Gute, dass jeder Kontakt mit BA in den Monaten zuvor immer persönlich am Flughafen gewesen ist. Keine emails, keine SMS, keine Telefonate, nichts, was Spuren hinterlässt. Brauchte er ja nicht. Er sah sie ja jeden Tag.
Und die Polizei hat BA bis heute nicht gefunden.
So kann ich mir die Sache vorstellen.