Retsiemfoh schrieb:Beim Auto fängt das doch schon an. Er hätte die Möglichkeit gehabt es ganz woanders abzustellen wo es noch viel später entdeckt worden wäre. Hat er aber nicht.
Bringt Fr.Ameis nicht kilometerweit weg, sondern legt sie so nah ab das man sie eigentlich viel eher hätte finden müssen. Wirft Handtasche und Autoschlüssel dazu ,wo man evtl. doch noch seine DNA hätte feststellen können wenn man sie zeitnah gefunden hätte.
Also so richtig Mühe gegeben hat der sich eigentlich nicht.
Spontan denkt man schon erst mal, je weiter weg die Leiche verbracht wird, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie gefunden wird. Das stimmt aber meiner Meinung nach überhaupt nicht.
Uns kommt es so vor, als ob die Leiche sehr nah am Appartement und am Abstellplatz des Autos lag, aber tatsächlich war es eine Entfernung von ca. 3 km bzw. 2,5 km Luftlinie. Wenn man um das Appartement einen Kreis mit einem Radius von 3 km zieht, dann hat dieser einen Fläche von etwas mehr als 28 Quadratkilometern. Erweitert man den Radius auf 4 km, sind es schon 50 Quadratkilometer.
Wenn man sich eine Suchaktion der Polizei vorstellt, dann denkt man immer an so Hundertschaften von Polizisten, die in einer Menschenkette mit Suchstöcken ausgestattet mit geringem Abstand zueinander einen Fläche ablaufen.
Es ist schlichtweg nicht möglich, eine Fläche von 28 Quadratkilometern auf diese Art und Weise abzusuchen. Zumal in diesem Bereich das gesamte Flughafengelände mit zahlreichen Gebäuden und mehrer Ortschaften liegen. Auch in diesem Bereich alle Straßen, Wege und Feld- und Waldwege mit Suchhunden abzulaufen, in der Hoffnung dass dieses etwas riechen, ist einfach von der reinen Kilometeranazahl, die da zusammenkommt, nicht möglich.
Zumal man ja vorher nicht weiß, dass die Leiche "nur" 3 km entfernt liegt. Theoretisch kann sie ja auch 3,2 km oder 6 km weit weg liegen, oder aber eben ganz woanders.
Wenn man also davon ausgeht, dass ein Waldstück in 3 km Entfernung bei einer Personensuche nicht routinemäßig abgesucht wird, dann kann die Leiche entweder nur gefunden werden, weil es einen Hinweis auf diese Stelle gibt (z.B. Beobachtung durch Zeugen) oder weil irgendwann jemand durch Zufall dort lang kommt. Insofern ist es für einen Täter eigentlich günstiger, die Leiche dort abzulegen, als das Risiko und den Aufwand einzugehen, die Leiche weiter weg zu transportieren. Zum einen kann er dabei "erwischt" werden, z.B. bei einem Unfall, einer Panne, einer anlasslosen Polizeikontrolle, einer Geschwindigkeitsüberschreitung etc., zum anderen kann es jemandem Auffallen, dass er länger weg ist (z.B. der Ehefrau, dem Mitbewohner etc.). Hinzu kommt, dass er sich weiter weg wahrscheinlich eher weniger auskennt, er also weniger gut einschätzen kann, wo ein guter Ablageplatz ist, an dem der wahrscheinlich eher nicht beobachtet wird und an dem auch nicht so schnell Menschen über die Leiche stolpern werden (weil dort z.B. 100te Menschen ihre Hunde ausführen oder Pilze sammeln).
Insofern finde ich, dass man aus der Nähe des Ablageortes zum wahrscheinlichen Tatort nicht darauf schließen kann, dass der Täter faul war oder unter besonderem Zeitdruck stand.
sören42 schrieb:Hatte er diese Möglichkeit? Wissen wir das? Wurde er vielleicht zurück erwartet? Zuhause oder am Arbeitsplatz? Am Flughafen oder wo auch immer?
Womöglich hat er alles getan, was ihm möglich war, um die Tat zu vertuschen. Und es hat ja offenbar, zumindest bis jetzt, gereicht.
Natürlich hat er alles getan, was ihm möglich war, um die Tat zu vertuschen. Ich möchte einen Täter sehen, der das nicht tun würde. Insofern ist diese Aussage ziemlich banal.
sallomaeander schrieb:Genau das sagt auch etwas über den Täter aus: Er wollte keineswegs ein perfektes Verbrechen begehen, sondern die Entdeckung seiner Tat mit einer gewissen Anstrengung, aber doch mit einer Restchance des Scheiterns, aber eben ohne allzugroßen Aufwand verhindern. Wie riskant diese Strategie war, ist eine eher theoretische Überlegung, aber ich schätze den Täter als jemanden ein, der seinen Intellekt nicht annähernd ausschöpft, sondern ihn lieber zum Finden für ihn einfacher und bequemer Lösungen verwendet.
sallomaeander schrieb:Das Nachtatverhalten war also meiner Meinung nach von einem gewissen Unwillen geprägt, die Aufdeckung mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern. Man könnte auch von einer Art Faulheit sprechen oder dem Unwillen, eine "Aufgabe" mit Perfektion auszuführen.
Enterprise1701 schrieb:Ich denke es liegt in der Natur der Sache, dass man sich zügig einer Leiche entledigen möchte. Leichengeruch beispielsweise lässt sich lange nachweisen. Hinzu kommt Leichenstarre was einen Transport nicht unbedingt einfacher gestalten lässt. Körperflüssigkeiten können ebenfalls auslaufen. Hinzu kommen noch die angesprochenen Umstände: Hat der Täter Familie etc, Termine,. Unter den Umständen kann das Zeitfenster sehr begrenzt sein. Eine Art "Zwischenlagerung" schliesse ich hier aus, da spätestens ab dem Zeitpunkt des Autofundes der Teufel los war in Lautzenhausen.
Tritonus schrieb:Ich finde deine Überlegungen interessant, aber an manchen Stellen auch ein wenig überinterpretiert. Auch ein gut geplanter Mord wird nicht rein mit dem Intellekt vollzogen, und das Nachtatverhalten ist für einen Ersttäter schon gar nicht kalkulierbar. Wenn man auf einmal mit einer Leiche da steht, kann schon Panik aufkommen.
Ich denke, ihr seht das zu technisch und zu kühl, und stimme da eher
@Tritonus zu. Jemand, der plötzlich mit einer Leiche da steht, hat immer Zeitdruck, und zwar nicht, weil er fürchtet, dass in 6 Stunden die Leichenstarre eintritt, in 24 Stunden die Leiche anfängt zu müffeln und in 36 Stunden die Ehefrau nach Hause kommt, sondern einfach schon weil er eben mit einer Leiche dasteht und weil er Adrenalin bis zum Anschlag im Blut hat.
In so einer Situation werden die meisten eher akute Schadensbegrenzung betreiben als sich hinzusetzen, um für sich das Für und Wieder verschiedener Handlungsoptionen abzuwägen.