Klarmann schrieb:Das Auto wurde allerdings auf Funktionstüchtigkeit kriminaltechnisch untersucht. Dabei stellte man keine Fehler fest. Daher ist es ehr unwahrscheinlich, dass BA ein niedriger Ölstand bewusst war und sie sich mit dem Abschleppseil auf eine eventuelle Panne vorbereitete.
Es gibt allerdings Dinge, die auch der Kriminaltechnik verborgen bleiben; jedenfalls, wenn sie nicht gezielt auf Hinweise darauf sucht.
Es wurden ja schon die verschiedensten Überlegungen angestellt, warum Frau Ameis nach relativ kurzer Fahrtstrecke ihr Auto angehalten und abgestellt haben sollte. Zudem wurde über den eingestellten Flugmodus an ihrem Handy gerätselt.
Bringe ich nun beide Tatsachen zusammen und forme daraus eine Hypothese, komme ich zu folgendem Tatablauf:
Ein unbekannter Täter hat vor der Tat, wie auch immer, Zugriff auf BAs Handy und ihr Auto. Vielleicht unter einem Vorwand, vielleicht mit einem Nachschlüssel. Wenn man bei einem modernen Auto das Kabel irgendeines Gebers abzieht und danach die Zündung einschaltet, speichert das Steuergerät einen Fehler und zeigt diesen, u.U. durch die Motorwarnanzeige im Cockpit, an. Dies könnte ein Täter ausgeführt haben und zugleich unbemerkt den Flugmodus des Handys aktiviert haben, den BA nicht benutzte- womöglich auch von seiner Existenz nichts wusste oder sich nicht für diese Möglichkeit interessierte.
Wenn BA nun nach Dienstschluss und einem kurzen Nickerchen in ihrem Appartment die Heimreise antrat, könnte das Auto zwar gestartet sein, aber sofort, oder nach einer kurzen Laufzeit des Motors, durch eine gelbe Warnlampe einen kritischen Fehler in der Motorelektronik angezeigt haben.
Frau Ameis konnte diese Fehlermeldung nicht deuten und fuhr einen Parkplatz an, um ihren Ehemann oder den ADAC um Rat bzw. Hilfe zu bitten. Das Mobiltelefon schien aber nicht zu funktionieren. In diesem Moment kam der Täter, scheinbar zufällig, am Auto vorbei und bot seine Hilfe an. Vielleicht hat er sogar mit einem mobilen Gerät über die OBD2-Schnittstelle den Fehlerspeicher zurückgesetzt- der auslösende Fehler war ja schon zuvor bei der Tatvorbereitung wieder beseitigt worden.
Nun gibt es mehrere Möglichkeiten: Der Helfer wurde aus Dankbarkeit für die vermeintliche Fehlerbeseitigung zum Essen eingeladen, der Täter lotste BA irgendwohin - jedenfalls kam es in Folge zu dem Verbrechen an Frau Ameis.
Die KTU konnte bei der Untersuchung einen bereits im Steuergerät zurückgesetzten Fehler nicht mehr feststellen. Das Auto galt als mängelfrei- was es nach der Tat ja auch war. Der gelöschte Fehlerspeicher konnte im Nachhinein nichts Auffälliges bekunden.