eifel49 schrieb:Ist es nicht eher absurd, dem Täter zuzutrauen, auch noch das Wetter mit einzuplanen?
Umgekehrt wird ein Schuh draus. Ich glaube nicht, dass der Täter die Tat für diesen Tag geplant hatte, und den Tag gewählt hatte, weil da schlechtes Wetter war, so dass er bei einem Treffen mit BA, ggfls. bei der Tat und dann bei der Verbringung der Leiche eine bessere Chance hatte, nicht beobachtet zu werden, weil bei so einem Wetter nur sehr wenige Leute überhaupt vor die Tür gehen...
Aber wenn er sie umgebracht hat, die Leiche in den Kofferraum geladen hat und dann losgefahren ist, um die Leiche irgendwo abzulegen, dann brauchte er an dem Tag eben nicht so weit zu fahren, bis er ZUFÄLLIG an eine Stelle kam, an der er ungestört war und die ihm deshalb als geeignet erschien.
Wären an dem Tag Sonnenschein und 20 °C gewesen, wären an der Stelle sicher auch Spaziergänger, Jogger, Gassigeher unterwegs gewesen, es war ein langes Wochenende und wenn es noch dazu einer der ersten schönen Tage im Jahr gewesen wäre, wäre an der Stelle sicher auch einiges los gewesen. Dann wäre es sicher ein anderer Ablageort geworden, nicht weil es so geplant war, sondern weil es sich durch die zufälligen äußeren Umstände, auf die der Täter keinen Einfluss hatte, so ergeben hat.
Wir sitzen hier und diskutieren über Dinge, die vor 6 Jahren passiert sind. Wir wissen also, dass der Tattag Ostersamstag war, dass es sehr schlechtes Wetter war, dass BA an dem Tag kurz ausruhen und dann nach Hause fahren wollte, dass der Bruder die Schicht nach ihr hatte, dass es eine Woche gedauert hat, bis das Auto und 5 1/2 Jahre bis die Leiche gefunden wurde und und und.....
In jeden dieser Eckpunkte interpretieren wir etwas rein und versuchen eine Erklärung für bestimmte Dinge zu finden (Umparken, rückwärts einparken, Flugmodus, Klappbox, Jacke im Auto, Abschleppseil auf der Rückbank) und unser Hirn gibt nicht eher Ruhe, bis man alles durch einer logisch erscheinenden Kausalkette verbunden hat, also eine Geschichte zusammengetragen hat, in der alle Einzelheiten berücksichtigt werden, aber vor allem keine Einzelheit unmöglich, unlogisch oder unerklärlich erscheint.
Der Täter aber, der vor 6 Jahren die Tat begangen hat, kannte sehr wahrscheinlich nur einen Teil dieser Eckpunkte. Manche entzogen sich wahrscheinlich seiner Kenntnis - z.B. je nach dem ob und wenn ja wie gut er BA kannte wusste er nicht mal, dass sie überhaupt einen Bruder hat, dass der auch auf dem Hahn arbeitete, geschweige denn, dass er sie auf dem Arbeitsplatz ablöste und auch noch mit ihr ein Appartement teilte. Oder dass es ihre letzte Schicht in dieser Schichtfolge war, so dass sich nach Schichtende nach Hause fahren wollte und dass dieses Zuhause 180 km entfernt war.
Dafür wusste der Täter wahrscheinlich andere Dinge, die wir heute nicht wissen (und die vielleicht auch die Polizei (noch) nicht weiß.
Hinzu kommt, dass er sich nicht in allen Schritten logisch verhalten haben muss. Er stand mit Sicherheit unter Adrenalin bis zum Anschlag und sicher hat er über seine jeweils nächsten Schritte nachgedacht. Aber man kommt beim Nachdenken (v.a. unter Stress und Zeitdruck) ja nicht immer auf die beste Lösung eines Problems. D.h. je nach Charaktereigenschaft, Intelligenz, Erfahrung hat er jeweils die Möglichkeit gewählt, die ihm in dem Moment als erstes einfiel, die im am sichersten erschien, die im am leichtesten und mit dem geringsten Aufwand durchführbar erschien. Ich will damit sagen, wie kennen seine Priorisierung nicht und auch nicht wie viele Alternativen ihm zu einem der Punkte überhaupt eingefallen sind.
Aus unserer heutigen Sicht mag uns der ein oder andere Schritt unlogisch, dumm, fahrlässig, unüberlegt oder völlig sinnlos erscheinen. Aber das bedeutet dann nicht, dass es so nicht gewesen sein kann und auch nicht, dass es aus Sicht des Täters an dem Tag und in der Situation kein nahe liegender und logischer Schritt war.
Und im Übrigen gilt das gleiche ja auch für das Verhalten von BA, was eine theoretische Beurteilung des Abläufe im Nachhinein noch viel schwerer macht. Wie oft habe ich hier gelesen: "So schätze ich sie nicht ein." Sowas hätte jemand wie BA nie getan.""Aber warum sollte BA das getan haben?" Wenn man weder BA gut kannte noch alle Begleitumstände an dem Tag, kann man auch nicht schlussfolgern, ob sie etwas getan oder nicht getan hat.
Man kann also nicht sagen, was der Täter wusste und was nicht. Deshalb darf man nicht zu sehr überlegen was sich