inci2 schrieb:Genau so gut besteht die Möglichkeit, daß er schon vor seinem Verschwinden "reflektiert" hat, und dann
für sich eine Entscheidung getroffen hat.
Die Frage dazu lautet "wann genau" ? Wenn es eine Überreaktion gewesen wäre, so wie sie in dem Post zuvor -auf den ich mit meinem Beitrag antwortete- gemutmaßt wurde, dann hätte er erst reagiert und dann reflektiert. Wenn er das bereits zuvor im Urlaub oder sogar vor dessen Antritt bereits getan hätte, dann würden wir mMn nicht mehr über eine recht spontane Überreaktion aufgrund der Summierung von -für sich genommen- banalen Ärgernissen/Problemen binnen kurzer Zeit diskutieren. In diesem Fall hätte eine längerfristige Summierung dieser Umstände zu einer Entscheidung geführt, die er schon vor seiner Ankunft am Abflughafen getroffen hätte. Damit hätte er sich die Fahrt dorthin und ein spontanes Weglaufen sparen können. Nach der Abreise seiner Freunde war er doch schon am Ziel. Er hätte einfach jederzeit in Ruhe verschwinden können. Damit hätte er sogar Zeit gewonnen. Und genau das lässt mich an einer spontanen Überreaktion dann auch zweifeln. Es kommt noch dazu, dass er nach der Entscheidung nirgends mehr in Erscheinung getreten ist, wenn wir von diesem ominösen Photo mal absehen, was gerade zuvor und auch schon vor längerer Zeit diskutiert wurde.
Mit einem schon länger geplanten Ausstieg habe ich auch so meine Probleme. Wenn er schon vor dem Urlaub aussteigen wollte, war dieser (Sauf-)Urlaub mMn eigentlich nicht der richtige Rahmen. Und wenn er die Sache ganz kurzfristig entschieden hätte, dann waren die Vorraussetzungen für tatsächlich bessere Lebensumstände dort denkbar schlecht. Die Frage die sich dann stellt ist: Wovon lebt er oder wer versorgt ihn ? Obdach- und Mittellos unter Palmen in jenem Land ist sicher keine für mich vorstellbare Verbesserung.
inci2 schrieb:Solange keine sterblichen Überreste von ihm gefunden wurden, besteht immer noch die Möglichkeit, daß er
nicht tot ist. Und so weit ich weiß, wird der Fall immer noch als Vermisstenfall geführt.
Das möchte ich auch keinesfalles in Abrede stellen. Mangels Information können wir da ohnehin nur mutmaßen. Deshalb nochmal die für mich damit verbundenen, zentralen Fragen:
Mit welchen Umständen/Bedingungen/Herausforderungen war LM an diesem Ort, zu jener Zeit und unter den für ihn gegebenen Voraussetzungen konfrontiert ? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass er diesen Umständen/Bedingungen/Herausforderungen erfolgreich begegnen konnte und so bis heute ein -aus seiner Sicht- "besseres Leben" führen kann, für das er die Folgen seiner Entscheidung für Dritte (Familie/Freunde usw.), die "Schattenseite" des Abtauchens (keine KV, keine Einsatzmöglichkeit für den Ausweis usw.) billigend in Kauf nimt ?
Aus meiner Sicht waren die Umstände schlecht, die Herausforderungen groß. Ohne weitreichende finanzielle Mittel, mußte er alsbald etwas verdienen, um seine Grundbedürfnisse (Nahrung, Obdach, Körperpflege usw.) zu befriedigen. Unqualifizierte Jobs waren mMn keine brauchbare Lösung, da er z.B. bei einer Tätigkeit im Touristenbereich immer hätte fürchten müssen, erkannt/gefunden zu werden. Ohne die Landessprache zu beherrschen, ohne Papiere sowie Arbeits- / Aufenthaltsgenehmigungen ist es mMn fast unmöglich, eine qualifizierte, dauerhafte Tätigkeit außerhalb des Tourismus auszuüben, eine Wohnung zu mieten und zu unterhalten und so weiter. Aus diesen Gründen sehe ich eigentlich nur vier Möglichkeiten:
1. Er wird von dritten Personen ausgehalten (die Frage ist dann wer und warum ?)
2. Er ist zeitnah außer Landes gelangt und lebt nun in einem Land, wo er seine tatsächliche Identität gefahrlos offenbaren kann und nicht nach ihm proaktiv gesucht wird
3. Er ist verstorben, bevor er den oben genannten Umständen/Bedingungen/Herausforderungen begnen mußte bzw. konnte
4. Er lebt mit z.B. dauerhafter Amnesie/geistiger Umnachtung irgendwo unter ungeklärter Identität in einer Einrichtung
Möglichkeit 1 halte ich für wenig wahrscheinlich, da er vor Ort keine bekannten und dauerhaften Kontakte/Netzwerk/Verbindungen hatte, von denen wir wüßten und auf die er zurückgreifen konnte. Das er solche Kontakte binnen kürzester Zeit als Tourist innerhalb eines Partyurlaubes, von den Mitreisenden unbemerkt aufbauen konnte und bis heute nutzt, ist ebenso fraglich/wenig wahrscheinlich. Und das dies unmittelbar nach seiner Flucht erfolgreich geschehen ist, möchte ich ebenfalls stark anzweifeln.
Möglichkeit 2 halte ich für immerhin denkbar. Er hatte unmittelbar nach seiner Flucht aus dem Flughafen noch genügend Geld und Möglichkeit, z.B. durch Trampen in ein anderes Land zu gelangen. Dort würde man ihn nicht wirklich suchen, er könnte dort unerkannt unter seinem Klarnamen agieren und ggf. sogar mit Touristen arbeiten. Bessere, wenn auch nicht ideale Voraussetzungen.
Möglichkeit 3 ist mMn ebenfalls denkbar. Sie liefert eine einfache Antwort/Erklärung für eine Vielzahl von Fragen.
Möglichkeit 4 würde ich inzwischen nahezu ausschließen. Eine so gravierende, psychische Erkrankung taucht ohne ein drastisches Trauma nicht einfach auf und bleibt. Das hat dann eine Vorgeschichte. Davon wissen wir aber nichts. Außerdem wird man im Rahmen der Suchaktionen auch entsprechende Unterkünfte nach ihm abgeklappert haben.