BobGray schrieb:Ich stimme Dir da zu. Solche Dinge wie die Ohrstöpsel deuten eher darauf hin, daß AD auf Probleme eben nicht mit Aggression nach außen reagierte, sondern auch Einschränkungen inkauf nahm.
Auch die Suche nach juristischen Möglichkeiten (längst nicht ausgeschöpft) zeigt das. Außer der Suche nach dem Schalldämpfer sehe ich nichts wirklich Belastbares, alles andere sind Verhaltensweisen, die man so oder so sehen kann, als Indizien aber eher unbrauchbar
Dein letzter Satz ist entscheidend. genau so entstehen Scheinbeweise, genau so entstehen scheinbar schlüssige Indizienringe. Ich zitiere den Wiki-Artikel zum Film War Games (
Wikipedia: WarGames – Kriegsspiele ):
Die Flugreservierung wird vom FBI als Fluchtvorbereitung ausgelegt, und dass er diese für zwei Personen vorgenommen hat, führt zum Vorwurf, er habe mindestens einen Mittäter oder sei sogar Teil einer Verschwörung. Ursprünglich unbedeutend erscheinende Informationen und mit den eigentlichen Vorgängen gar nicht in Zusammenhang stehende Handlungen werden also zu belastenden Indizien, aus denen ein Verdacht entsteht – ein Problem, vor dem Datenschützer heutzutage vermehrt warnen.
Aus "hat einmal kurz sich durch ne Site geklickt (was die sachangemessene Beschreibung wäre) wird dann flugs "hat systematisch recherchiert"...obwohl letzteres gar nicht stimmen
kann, denn wenn Darsow sich tatsächlich systematisch informiert hätte, hätte er erkannt, dass er gegen das Verhalten der Tolls (wenn es denn so war, wie das Urteil behauptet!) sehr wohl chancenreich hätte vorgehen können!
Nun hören wir immer wieder: die Fülle, die Fülle, die Fülle...es sei die Summe der Indizien. Es ist bestürzend, dass Juristen in ihrer Ausbildung ganz offenbar nicht einmal ansatzweise Standards rationaler Recherche lernen und dann solche lächerlichen Anfängerfehler begehen (tut mir leid, muss ich so hart sagen!). Zu ichweißnichtwievielten Male bitte ich darum, sich mit bedingten Wahrscheinlichkeiten auseiander zu setzen. "Das kann doch gar nicht sein, so eine Ansammlung von Zufällen!" Doch! Eben genau das kann sein, wird sein, muss sogar sein - extrem selten...aber es kommt eben hin und wieder vor (man kann sogar ausrechnen, wie häufig es vorkommt!) Ferdinand von Schirach hat einmal etwas sehr sehr kluges geschrieben: Die meisten Fälle würden nach dem ersten Augenschein gelöst, und zwar richtig gelöst, weil es
meistens ja genau so sei, wie der erste Augenschein es suggeriere...nur eben, fügt von Schirach hinzu: Meistens...aber nicht immer. Darum haben wir solche Fälle wie den Andreas darsows ja so selten...Dass sich ein Unschuldiger in ein derartiges gespinst aus Scheinbeweisen verstrickt sieht, kommt
selten vor...aber es kommt eben vor! Es
muss, nach Wahrscheinlichkeitslehre, sogar vorkommen ab und an.
Ich würde darum bitten, sich einmal mit Bayes zu befassen.
Wikipedia: Bayessche Statistik#Beispiele Muss gar nicht in höhere mathematische Sphären führen - es genügt die qualitative Einsicht "Boah, ey, kann ja gaa nich sein, so ne Ansammlung von Zufällen"...doch, kann sein. Muss sozusagen manchmal sogar sein. Mann kann es sich sogar mit einfacher Statistik klarmachen, eigentlich braucht man nichtmal Bayes dafür: Dass 10mal hintereinander "6" gewürfelt wird (jeder Wurf unabhängig natürlich - keine bedingte Wahrscheinlichkeit) ist zweifellos unwahrscheinlich...aber eben nicht unmöglich. Im Gegenteil: 1/6 hoch 10 mal kommt es im statistischen Mittel eben doch vor. Und wenn es dann doch mal vorgekommen ist, ist es ein categorical mistake zu sagen "Gipps nich, so ne Zufälle, muss fauler Zauber sein".