Doppelmord Babenhausen

@tayo

tayo schrieb:Die Recherche bzgl. der silencer-Seite ergab auch einen Hinweis auf das Betriebssystem, welches auf A.D.'s "veraltetem" PC installiert war.

Gibt es diesbezüglich neue Erkenntnisse?

Bislang bin ich davon ausgegangen, dass niemand das installierte Betriebssystem bzw. den installierten Internet Explorer des entsorgten Rechners nachvollziehen konnte.

Es ist doch sehr merkwürdig, dass alle anderen Rechner der Firma regelmäßige Updates bekommen haben sollen und der AD Rechner nicht.

Ich hab gestern noch mal die Passage im Urteil gelesen, die die Aussage des Systemadministrators und der Sachverständigen wiedergibt. Es ist natürlich ein Nachteil, dass man die Originalaussagen nicht hat, aber auch so wird mir nicht ganz klar, warum die Kammer dem Admin so viel Glaubwürdigkeit einräumt. Dieser kann selbst nicht ausschließen, die Seite silencer.ch aufgerufen zu haben. Nachweislich war er selbst auch auf Internetseiten, auf denen es Informationen für den Eigenbau von Schalldämpfern gab/gibt. Er hat versucht, seinen Firmenlaptop von privaten Daten zu cleanen, wobei ihm offenbar nicht klar war, dass man auch diese Daten wiederherstellen kann.
Durch eine weitere Zeugenaussage ist eine mißbräuchliche Verwendung des Benutzerkontos von AD belegt. Blöderweise hat sich auch niemand für das Word-Dokument interessiert, dass kurz nach dem Druckauftrag über den gleichen Drucker gegangen ist. Dies hätte AD entweder entlasten oder zusätzlich belasten können (es kann aber natürlich auch sein, dass es keinerlei Relevanz hatte und dies nur im Urteil nicht berichtet worden ist).

47 Zugriffe aus dem Raum Babenhausen auf die Seite silencer.ch konnten nicht mehr personalisiert werden...

@aberdeen

aberdeen schrieb:47 Zugriffe aus dem Raum Babenhausen auf die Seite silencer.ch konnten nicht mehr personalisiert werden...

wobei man beachten muss, dass die Seite unter insidern bekannt sein dürfte + wesentlich mehr im Angebot hat als Selbstbauanleitungen für Bauschaumschalldämpfer....


der Zugriff aus der Firma (um es ganz neutral auszudrücken) fiel unter anderem durch sie Suchbegriffe auf.

lawine schrieb:wobei man beachten muss, dass die Seite unter insidern bekannt sein dürfte + wesentlich mehr im Angebot hat als Selbstbauanleitungen für Bauschaumschalldämpfer....

Ja, natürlich. Leider weiß man rein gar nichts über diese 47 Seitenaufrufe. Die Zahl möglicher weiterer Verdächtiger variiert demnach von 0 bis 47.

lawine schrieb:der Zugriff aus der Firma (um es ganz neutral auszudrücken) fiel unter anderem durch sie Suchbegriffe auf.

So ist es. Ab diesem Zeitpunkt sah es wohl erst mal sehr schlecht für AD aus - um es auch mal möglichst neutral auszudrücken.

Die entsprechende Seite muss nicht 47x aufgerufen worden sein - es reicht auch, wenn man Seiten mit einer Verknüpfung zu silencer öffnet.
Ausschlaggebend war die gezielte Suche / Ausdruck der Bauanleitung.

Nein, das ist so nicht zutreffend @tayo:

[...] "Um eine noch genauere Eingrenzung vorzunehmen, habe man diese Daten zusätzlich nicht auf den Aufruf der Seite "www.silencer.ch", sondern speziell auf den Aufruf der Bauanleitung selbst überprüft, bevor man eine letzte weitere Filterung vorgenommen habe, indem man die zu überprüfenden Datensätze auf den Tatornahbereich begrenzt habe, um festzustellen, ob in dem Nahbereich von ca. 60 Kilometern um den Kreis Babenhausen herum über eine "IP-Adresse" auf diese Internetseteite und das Dokument mit der Bauanleitung (Hervorhebung durch mich) zugegriffen worden sei. Nach der mehrfachen Filterung seien insgesamt 274 IP-Adressen übrig geblieben, deren Anschussinhaber dann überprüft worden seien, wobei letztlich 47 Anschlüsse nicht mehr im Detail nachvollziehbar gewesen seien (Hervorhebung durch mich)." [...] (Urteil, S. 127)

@Ma_Ve

S_C schrieb:
Trotz allem fehlen mir für so eine Verurteilung wichtige Antworten auf folgende Fragen:
Wo hatte AD die Waffe her?
Wo ist die geblieben?
Konnte AD tatsächlich so einen Schalldämpfer herstellen und einsetzen?
Wo soll der denn geübt haben, wenn selbst die Spezialisten erstmal basteln und üben mussten?
In welchen Klamotten hatte er geübt und wo sind die geblieben?
Wann soll AD den Bewegungsmelder so fein säuberlich abgeklebt haben?
Wieso konnten trotz Dämpfer 2 Schüsse von den Nachbarn gehört werden?
Wieso gab es sonst keine weiteren Schmauchspuren im Hause Darsow oder in dessen Auto?
Wieso wurde die Suche mit den Hunden auf dem Gelände der Fa. Aumann abgebrochen?
Wieso führte eine Fährte in Richtung Rodgau?
Wieso konnten im Haus der Tolls keine Spuren erschnüffelt werden?
Wieso gab es überhaupt keine Spuren von AD im Hause Toll?
Wieso sprach Astrid Toll von 2 Männern?




ma_ve

Ich finde deine Fragen völlig in Ordnung und es ist gut zu wissen, dass es hier Leute gibt die sich diese Fragen stellen und selbstdenkend versuchen diese zu beantworten. Das Urteil pauschal als Antwortquelle heranzuziehen und alles zu glauben was da steht halte ich für naiv.

Die korrekte Beantwortung deiner und noch anderer Fragen würde zu einem WAV führen, welches den Freispruch von AD zur Folge hätte.

Die Krux ist, dass diese Fragen nicht hier beantwortet werden können.

Danke, aber ich brauche keine Schützenhilfe und wenn andere die Diskrepanzen in diesem Urteil nicht sehen... was soll's. ;)
Ich wollte auch keine Fragen beantwortet wissen, sondern aufführen, welche Fragen ICH mir schon von Beginn an stelle. Aber eigentlich wurde das hier schon x-Mal wiederholt, also hätte ich mir die Beiträge sparen können.

@S_C

In Deiner Aufstellung von Fragen vermisse ich die Frage nach der Herkunft der Munition. Da die unterstellte Tatwaffe ( eher eine Waffenfamilie ) älteren Datums war, die Munition aber modern, muss beides nicht zwingend aus derselben Quelle stammen.

Nur der Vollständigkeit halber.

MfG

Dew

@KonradTönz

Noella schrieb:
Vielleicht waren die beiden Schüsse, die gehört wurden, ja die letzten, die abgegeben wurden und sie waren deswegen so gut zu hören, weil der selbstgemachte Schalldämpfer am Ende nicht mehr hundertprozentig funktionierte?


KonradTönz:
Das ist vergebliche Liebesmüh'- hab auch schon mehrfach versucht darauf hinzuweisen, dass einige der Fragen in der von @S_C geposteten ellenlangen Liste sich quasi gegenseitig beantworten und einige andere längst von Gutachtern und Gericht beantwortet wurden.

Es bringt nichts, wenn du mir sagst, dass einige meiner Fragen - die ich mir stelle - sich quasi gegenseitig beantworten. Einige, aber eben nicht alle. Und wenn du wiederum das Urteil als Quelle heranziehst, dann bringt mir das auch nichts, weil ich gerade ja darin die Unklarheiten sehe.
Es gibt einige Leute, die waren bei den Verhandlungen dabei und wenn man die Berichterstattung verfolgt hat dann sieht man, dass einige wichtige und entlastende Punke den Weg in das Urteil gar nicht geschafft hatten. Klar, sonst hätte man AD oder jeden anderen Täter tatsächlich freisprechen müssen.

@Dew

Dew schrieb:In Deiner Aufstellung von Fragen vermisse ich die Frage nach der Herkunft der Munition.

Richtig, aber ich hatte die Waffe als Einheit mit der Munition gesehen ;)

@S_C

S_C schrieb:Richtig, aber ich hatte die Waffe als Einheit mit der Munition gesehen

Kann auch tatsächlich so beschafft worden sein, muss aber nicht.

Man darf es sich auch bei dem Teilaspekt nicht so leicht machen, wie das Gericht. Munition der gleichen oder zumindest ähnlichen Altersklasse wie die unterstellte Waffengruppe hätte auf einen ganz anderen Beschaffungshintergrund hinweisen können.

MfG

Dew

@aberdeen

S_C schrieb:
Wieso konnten trotz Dämpfer 2 Schüsse von den Nachbarn gehört werden?

aberdeen:
Eigentlich stellt sich die Frage für mich genau anders herum. Warum konnten von den Nachbarn nur 2 Schüsse gehört werden?

Wenn ich wegen eines Knalles aufwache, dann könnte ich behaupten, nur 1 Schuss gehört zu haben. Sollte es aber bereits der 3. oder so gewesen sein, dann habe ich eben 2 verpennt. Also das sehe ich nicht als sonderlich spektakulär an.
Wenn aber wie hier angeblich die ersten beiden Schüsse von den Nachbarn gehört werden konnten, dann frage ich mich, wie wirksam der Dämpfer wirklich war und warum keine weiteren Schüsse mehr gehört wurden. Selbst bei geschlossenen Jalousien knallt das mächtig, vor allem so früh am Morgen, wo noch praktisch keine Umgebungsgeräusche existieren.
Sollten es z.B. die letzten beiden Schüsse gewesen sein - was für mich wesentlich plausibler ist - dann stimmt der Tatablauf nicht, wie er im Urteil steht. Oder zumindestens die Aussage über die hörbaren Schüsse. Fazit: wenn das also auch nicht stimmt, dann berechtigt das für mich die Frage: was stimmt sonst nicht?

@Dew
Da hast du natürlich recht. Aber davon ausgehend, dass AD nie eine Waffe besessen hat und die erst beschaffen musste, dann wäre es nur logisch, wenn er sich die gleich samt der dazugehörigen Muni beschafft hätte. So wäre ICH vorgegangen. Kann aber auch ganz anders gewesen sein. Klar.

@Dew
Edit: Da die Walther P38 schon seit ner Weile nicht mehr gebaut wird, könnte man generell davon ausgehen, dass die dazugehörige Munition wesentlich jünger ist. Aber es ist keine Spezialmunition, also wird die Quelle nicht einfacher zu ermitteln sein.

@S_C

Das Gericht und die Akzeptanten des Urteils sind sich nicht zu schade, zu unterstellen, dass die Tat vom sozialen Umfeld von A.D. mehr oder weniger mitgetragen worden sein könnte.

Gleichalte Munition wie eine P38 hätte auf eine Waffe, die ein älterer Verwandter incl. Munition aus Wehrmachtsbeständen "gerettet" hatte, hinweisen können.
Diesbezüglich konnte aber nichts ermittelt werden.

Für die alte Waffe "nur" neue Munition zu beschaffen oder gleich Waffe und Munition, hätte für den bis dato unbescholtenen und nicht als "waffenaffin" bekannten A.D. ein Eintauchen in eine völlig andere, kriminelle "Welt" bedeutet, für das man auch keine Nachweise führen konnte.

Übrigens wäre laut Gutachten auch eine P1, eine Manurhin-P38 oder eine P 5 in Frage gekommen. Bei den Herstellungs- und Einsatzzeiträumen kommen wir also flockig bis in unser Jahrhundert.

MfG

Dew

@Dew

Dew schrieb:Das Gericht und die Akzeptanten des Urteils sind sich nicht zu schade, zu unterstellen, dass die Tat vom sozialen Umfeld von A.D. mehr oder weniger mitgetragen worden sein könnte.

Dann hätten die erst recht noch besser ermitteln müssen! Wieder ein Punkt mehr auf meiner Agenda ;) An dieser Stelle fällt mir auch das mysteriöse Auto wieder ein...

Dew schrieb:Gleichalte Munition wie eine P38 hätte auf eine Waffe, die ein älterer Verwandter incl. Munition aus Wehrmachtsbeständen "gerettet" hatte, hinweisen können.
Diesbezüglich konnte aber nichts ermittelt werden.

Eben, @Dew! Diese Quelle hätte sich auch leichter anzapfen lassen, obwohl nicht jeder einfach mal eben eine Waffe eventuell samt Munition aus seinen Händen gibt. Und: dieser Verwandte hätte später den Doppelmord decken müssen und inwieweit das jemand tut, lasse ich mal offen. Soweit bekannt, handelt es sich allerdings weder bei den Darsows noch bei deren Verwanden beiderseits um einen Haufen krimineller Individuen!

Dew schrieb:Übrigens wäre laut Gutachten auch eine P1, eine Manurhin-P38 oder eine P 5 in Frage gekommen. Bei den Herstellungs- und Einsatzzeiträumen kommen wir also flockig bis in unser Jahrhundert.

Ich habe jetzt nicht aktuellen Verkaufszahlen im Kopf, würde aber schätzen, dass die P1 häufiger auf dem "schwarzen" Markt verfügbar wäre.

@S_C

Allein bei den Herstellungszahlen dürfte es schon schwierig werden. Von Verkaufszahlen mal nicht zu sprechen.
Was die Häufigkeit auf dem Schwarzmarkt angeht, würde ich gefühlsmäßig die Manurhin als letzte setzen, dann die P5.
Nach der Öffnung nach Osten dürften noch einige Wehrmachtsüberbleibsel Richtung Westen geschwappt sein, sodass ich nicht wetten wollte, was "unter der Hand" häufiger zu kriegen wäre, P1 oder 38.

MfG

Dew

@Dew
Da muss ich passen, weil ich mich auf dem Schwarzmarkt nicht auskenne ;) Mir persönlich war die Beretta 92 eh lieber ;)
Aber welche Waffe auch immer die Tatwaffe in diesem Fall war, die Herkunft oder den genauen Typ hätte das Gericht schon gesichert feststellen müssen. Sicher: die Gegenseite sagt jetzt bestimmt wieder, dass das doch im Urteil steht. Aber so einfach ist es eben nun mal nicht.

@S_C

"Auskennen" tue ich mich auf dem Schwarzmarkt auch nicht, bewahre. Meine Schätzung einer möglichen Häufigkeit basiert auf dem Alter der Pistolenmodelle, Herstellungsdauer, überschlägiger Stückzahl und möglicher räumlicher Verbreitung/Verteilung.

Einfach ist das alles nicht, man kann es sich nur einfach machen. Oder eben nicht.

MfG

Dew

@S_C


wenn man bedenkt, daß allein im Umkreis von 100 km....ca. 600 legale Waffenbesitzer einer P 38 überprüft wurden....

@soisser
Das stimmt. Ich dachte - so wie @Dew - an eventuelle "Alternativwaffen", die anhand der Munition infrage kommen könnten. Welche auf dem Schwarzmarkt der P38 den Rang ablaufen könnte, keine Ahnung.