Cpt.Germanica schrieb:Im Übrigen ein sehr, sehr schlechter Stil.
In der Tat. Ich kann nicht nachvollziehen, warum Strate diese Email ohne entsprechende Absprache veröffentlicht hat, immer vorausgesetzt natürlich, dass es tatsächlich keine entsprechende Absprache gab.
Nightrider64 schrieb:Da schreibt ein pensionierter Beamter, sein Chef habe sich seinerzeit durch einen Spruch oder eine Bemerkung in seinen Augen unprofessionell verhalten.
Vorausgesetzt der spruch wurde wie wiedergegeben in einem entsprechend frühen Stadium der Ermittlungen getätigt, dann war das nicht nur in den Augen von Koch sondern rein objektiv völlig unprofessionell. Das gilt umsomehr, als der Ermittler, der den Spruch getätogt hat, in einer leitenden Position war. Auch wenn im konkreten Fall das ach den mir bekannten Tatsachen letztlich keine Auswirkungen auf die Ermittlungen hatte, ist so ein Verhalten nicht zu tolerieren, weil es eben die ermittlungen beeinflussen kann und es generell zeigt, dass der betreffende ermittler für seine arbeuit ungeeignet ist. Ein Ermittler muss wissen, dass er in einem entsprechend frühen Stadium sich nicht so festlegen kann. Das ist ein schwerer Grundlagenfehler.
Nightrider64 schrieb:Wenn der Leiter der damaligen Ermittlungen seinerzeit so etwas geäußert hat ( in welchem Zusammenhang auch immer), so heißt das lediglich, das er wohl das "richtige Bauchgefühl" hatte, das sich dann durch umfangreiche Ermittlungen und letztendlich einen rechtsstaatliche Prozess bestätigt hat.
Das Wort "lediglich" in diesem Zusammenhang ist völlig verfehlt. Ein solcher Spruch zeigt, dass der Ermittler für seine Tätigkeit völlig ungeeignet ist. Dass er im konkreten Fall Glück hatte und sein Bauchgefühl sich letztlich mit den Ergebnissen gedeckt hat, macht das grundsätzliche schwerwiegende Fehlverhalten nicht besser und relativiert es auch nicht.
Nightrider64 schrieb:Wie kann ein Mann, der die Dummheit begeht eine so unsinnige Mail zu schreiben, die nur nach hinten losgehen kann in politisch verantwortungsvoller Position in diesem Lande gewesen sein.
Abgesehen davon, dass derartige Äußerung wohl in den Politikbereich gehören, ist anzumerken, dass das Schreiben der Email jetzt nicht ausgesprochen dumm war. Der Verfasser durfte mE damit rechnen, dass Strate diese nicht ihne Zustimmung veröffentlicht. Korrekt ist lediglich, dass mit dieser Email nicht viel zu erreichen ist, wenn der Verfasser nicht auch ganz konkrete Ermittlungsansätze benennen kann, die nicht verfolgt wurden oder anderweitige Manipulationen der Ermittlungen, um AD als Täter zu präsentieren. Angesichts der bisherigen Medienberichte scheint der Verfasser nicht über solche Informationen zu verfügen.
Ich persönlich denke, dass dieser Spruch an dem Verfasser für lange Zeit genagt hat. Er hatte mglw. ein schlechtes Gewissen, weil er damals nicht alle Mittel ausgeschöpft, um gleich gegen den voreingenommenen Polizeipräsidenten zu intervenieren. Während das mit Blick auf die sehr wahrscheinliche Gefährdung der eigenen Karriere menschlich nachvollziehbar ist, wäre es eben richtig gewesen gleich etwas zu unternehmen, um zu erreichen, dass der Polizeipräsident nicht unangemessenen Einfluss auf die Ermittlungen ausübt.
Cassandra71 schrieb:Was heißt denn eigentlich frühzeitig?
Im konkreten Fall heißt "frühzeitig" eine Festlegung laut Email "kurz nach dem Mord" "als vieles [...] belastende noch gar nicht bekannt war". Das wäre in der Tat frühzeitig und in jeder hinsicht völlig verfehlt.
Cassandra71 schrieb:Die Festnahme des Herrn D. erfolgte ein Jahr nach der Tat, wenn ich mich richtig erinnere. Die Ermittler tappten lange im Dunkeln.
Ich kann da beim besten Willen kein frühzeitiges Festlegen erkennen.
Um die Festnahme nach einem Jahr ging es in der Email ja auch nicht. Worum es ging hast Du doch zitiert. Es ging um eine Äußerung des Polizeipräsidenten kurz nach dem Mord und dessen im Anschluss an diese Äußerung gezeigte Verhalten, dass der Verfasser der Email als extreme Einmischung in die Ermittlungen wahrgenommen hatte. Diese Äußerung kurz nach dem Mord war frühzeitig und in höchstem Maße unprofessionell, ebenso wie eine daraufhin erfolgende Einmischung in die Ermittlungen - immer unterstellt natürlich, der Verfasser der Email hat tatsächlich Erlebtes wiedergegeben.