Doppelmord Babenhausen
12.12.2018 um 18:10Lichtenberg schrieb:Was genau(!) kann denn so nicht gewesen sein und warum nicht?Dieser Frage schließe ich mich mit einem gewissen Nachdruck an.
@Andante
Was du nicht vergessen darfst beim "AufmeinerZunftrumhacken":
Wenn du von der FAZ, der SZ, der BILD sprichst, bin ich völlig bei dir. Zahlreiche, nein, gar die meisten Gerichtsfälle werden aber zunächst mal von den einfachen Lokalredakteuren aufgearbeitet. Der Mordprozess um Jörg W. aus Hille ist ganz in meiner Nähe. Und weder die Zeitung für die ich tätig bin, noch die umliegenden, können sich für so einen Zweck einen Volljuristen halten, den sie alle Jubeljahre mal herauskramen, wenn mal wieder was passiert. Das ist utopisch.
Klar, wenn man nicht in den Strukturen drinsteckt, ist es immer schnell gesagt: "Da müssen doch echte Experten sitzen!"
Aber echte Experten haben eine lange Ausbildung genossen, sind dementsprechend teuer und haben höhere Ansprüche als eine Lokalzeitung. Und eine Lokalzeitung wird sich nicht das Ungemach antun, für teuer Geld jedes Mal einen Experten für jedes Thema heranzuziehen.
Hier in unserer Stadt wird gerade ein Fall verhandelt, bei dem ein Mann sich und seine Freundin anzünden wollte. Da geht es redaktionsintern nicht um die Frage, wer das entsprechende Know-how hat, sondern es geht vor allem um die Frage des Krankenstandes, der Überstunden und anderer, dringender Termine die wahrgenommen werden wollen.
Wenn du an einem Tag eine Ortsrats- und Ausschusssitzung hast, noch eine Eröffnung von irgendwas da oder hier, der Bürgermeister macht Käse an einer anderen Stelle und dann noch ein Gerichtsprozess, da muss eine Zeitung betriebswirtschaftlich handeln, sonst gäbe es sie nicht mehr lange. Wenn dann noch zwei Verkehrsunfälle und ein Rohrbruch dazu kommen, sind alle Bienen aus dem Stock schon ausgeflogen. Da kannste dann halt - wird bei uns nicht _so_ gehandhabt, aber das Prinzip passt - notfalls der Praktikant da rein gesetzt. Denn - eine Gerichtsverhandlung zu verfolgen bedarf eben keinem journalistischem Könnens. Sondern man sitzt da, hört zu und schreibt auf. Im Grunde kann das halt jeder Dulli, während du den Expertenredakteur mit 30 Jahren Berufserfahrung halt lieber in die Ratssitzung setzt - denn das ist wirklich harter Tobak, wenn man sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen für Straßenausbaubeitragssatzungen auseinandersetzen muss, ohne Nachfragen stellen zu können.
Insofern - ja du hast schon recht, dass es wünschenswert wäre, alles würde immer nur von Experten geschrieben. Aber das ist halt Utopie.