SFR schrieb:Gäfgen hat seine ganze Identität vom Geld abhängig gemacht, das ist mehr als nur Geltungssucht.
Ja, das ist übersteigerte, sich über das Leben eines anderen Menschen überhebende Geltunssucht.
SFR schrieb:Ich sehe bei Darsow keine wirkliche Existenzangst, die den Namen wirklich verdient.
Ich glaube, Du hast die Situation von A.D. noch nicht wirklich verstanden, trotz allen Bemühens hier, es begreiflich zu machen.
Letzter Versuch: Darsows hatten vor dem Hauskauf bereits eine Eigentumswohnung, die verkauft wurde, um sich das Reihenhaus leisten zu können. A.D. wollte (offensichtlich) nicht zur Miete wohnen. Er wollte sich Eigentum anschaffen. Das Motiv dafür ist Sicherheit, Altersvorsorge und der Wunsch Eigentum vererben zu können. Die Motivation zum Erwerb einer Immobilie mag nicht komplex sein, sie ist aber existenziell. Sie geht mit vielfältigen Überlegungen, Wünschen und Hoffnungen einher. Es ist der Wunsch ein ZUHAUSE zu haben, seine eigenen vier Wände, einen Ort, an dem man sein Leben verbringen möchte.
Die Kosten, die beim Erwerb einer Immobilie entstehen, sind nicht unerheblich. Ich hatte es weiter oben angedeutet. Hätten Darsows nach dem Verkauf des Reihenhauses wieder Eigentum erwerben wollen, hätten sie diese Kosten abermals gehabt: Notargebühren (die in den meisten Fällen aufgrund vertraglicher Vereinbarung vom Käufer zu tragen sind), die Kosten der Grundbuchänderung, mögliche Kosten für den Makler, Grunderwerbssteuer, Spekulationssteuer (weil das Haus keine zehn Jahre "gehalten" wurde), Kosten des Umzugs, Kosten für die Neueinrichtung der Immobilie. Hinzu kommt der zeitliche Aufwand für all das, beginnend mit der Suche nach Objekten, Besichtigungen, Verhandlungen, Notartermin ... Das ist eine Aufgabe, die viele nur ein Mal stemmen wollen und können.
Wenn man meint, dass in einem Fall wie den von A.D. Existenzängste keine(!) Rolle spiele würden, sie noch nicht mal erkennbar seien, ist das meiner Ansicht nach schlicht Realitätsverweigerung oder Unkenntnis der Wirklichkeit.