@SFRSFR schrieb:Braucht man sich nichts vormachen, wenn ein Hauptverfahren eröffnet ist, ist die Messe für den Angeklagten gelesen und es geht mit höherer Wahrscheinlichkeit in Richtung Zelle, als das nicht und dies ist ein Systemfehler, einer unter vielen.
Deine Redewendung "die Messe ist gelesen" impliziert ja, dass das System einen Angeklagten garantiert verurteilt. Du relativierst das gleich im zweiten Satz, dass die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung höher ist als die eines Freispruches.
Das stimmt zwar. Und um das mal mit Zahlen zu füttern:
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Rechtspflege/Tabellen/AbgeurteilteVerurteilte.html (Archiv-Version vom 05.08.2017)Da sind alle möglichen Verbrechen drin, nicht unterschieden nach Geschlecht und Straftat, das heisst das dient nur zur Veranschaulichung. Wer mehr recherchieren will, dem empfehle ich:
https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Rechtspflege/StrafverfolgungVollzug/Strafverfolgung2100300167004.pdf?__blob=publicationFile (Archiv-Version vom 31.08.2018)Halten wir fest: etwa in 80% der Urteile wird der Angeklagte verurteilt.
Das scheint ja erst mal Deine pessimistische Einschätzung zu stützen.
Aber dabei wird komplett unterschlagen, dass alleine die Fälle überhaupt zur Anklage kommen, die geprüft sind und für die eine Verurteilung schon vorab als wahrscheinlich eingestuft wird.
Das relativiert den Vorwurf doch sehr.
Denn wenn in 20% der angeklagten Fälle Freisprüche rausspringen, dann ist es doch nicht so unwahrscheinlich, dass die Gerichte sehr sehr sorgfältig arbeiten und entgegen den Vorwürfen im Zweifel eben einen Freispruch entscheiden.
Mich würden echt die konkreten Verdachtsmomente interessieren, die im Fall Darsow ein Fehlurteil annehmen lassen. Abseits von theoretischen Möglichkeiten und Bauchgefühl.