Vermisstenfall Madeleine McCann

Coldcases schrieb:Ich denke, wenn das der Fall wäre, hätte man eine Vernehmung des Beschuldigten durchgeführt und es wäre durchgesickert. Die Presse hätte sofort davon Wind bekommen. Auch StA Wolters war anfänglich täglich in den Schlagzeilen und hat munter Interviews gegeben. Seit Wochen "Schweigen im Walde". Viellleicht hat man inzwischen erkannt, dass man sich zu weit aus den Fenster gelehnt hat und es gab intern einen Maulkorb von der Oberstaatsanwältin in Braunschweig sich aktuell öffentlich überhaupt nicht mehr zum Fall zu äußern? Das kann ja durchaus sein.

Das sieht ein bisschen so aus. Keine Interviews mehr, Webseite wird nicht aktualisiert, usw. Vielleicht hat die StA anfangs wirklich gehofft das CB durch den Druck ein Geständnis ablegt. Stattdessen hatte er plötzlich einen Staranwalt und sogar die BILD hält sich seitdem mit der Berichterstattung zurück.

Coldcases schrieb:Die Suchaktion in Hannover ist jetzt auch zwei Wochen her und man hat nichts mehr davon gehört. Hätte man da beispielsweise Knochen gefunden, benötigt man sicherlich keine zwei Wochen, um zu unterscheiden, ob es sich um menschliche oder tierische Knochen handelt. Das glaube ich nicht.

Ich denke nicht das man irgendetwas Relevantes gefunden hat, Knochen oder Leichenteile schon gar nicht. Falls CB da in Hannover überhaupt als Kleingärtner tätig war. Selbst das steht ja nicht fest. Möglicherweise hat er da nur seinen Wohnwagen abgestellt und sonst gar nichts gemacht.

Allerdings hatten die Polizei ja schon einiges an Personal und Material aufgeboten. Es waren sogar Drohnen im Einsatz. Das war ja kein kleiner Einsatz. Ich denke schon das es da im Vorfeld einen glaubhaften Hinweis gegeben hat.

Ahmose schrieb:Stattdessen hatte er plötzlich einen Staranwalt

Als ob der Ratschlag nichts zu sagen nur von einem "Staranwalt" kommt. Das ist nun wirklich mit das erste was man zu dem Thema im Studium lernt.

Miss_Paula schrieb:Mein nichtfachmännisches Urteil führte mich nicht zur gänzlichen Enttabuisierung der Tat, aber zum Erkennen der Notwendigkeit, niedrigschwellige Angebote für Betroffene bereitzustellen. Und wer sich (einem Therapeuten) outet, und sagt: „Mist, ich habe pädophile Neigungen, aber ich werde alles im meiner Macht Stehende tun, dagegen anzugehen – ich will mich nicht schuldig machen“, der hat Hilfe und Verständnis verdient.

Genau so.

Und ich meinte keinesfalls, die pädophile Tat zu entabuisieren, sondern das gesellschaftliche Problem, Menschen (welche nicht straffällig wurden) mit pädophilen Neigungen aufgrund dieser Neigung zu stigmatisieren (falls das hier jemand so verstanden haben sollte)

Pädophilie, sowie jede andere sexuelle Neigung, muss nicht zwingend ausgelebt werden. Ein Mensch, welcher keine Person hat um mit dieser Geschlechtsverkehr zu haben, wird auch nicht zwangsläufig zum Vergewaltiger. Es heißt aber nicht automatisch, dass man zölibatär leben muss, aber man muss eben lernen, seine sexuellen Bedürfnisse im legalen Rahmen auszuleben. Dafür gibt es Therapien, die wenigsten (wie man auch hier im Forum sieht) wissen jedoch davon..

Ich könnte jetzt noch viel darüber diskutieren, aber um das alles nicht off topic werden zu lassen, muss ich mich wohl zügeln.

simie schrieb:Als ob der Ratschlag nichts zu sagen nur von einem "Staranwalt" kommt. Das ist nun wirklich mit das erste was man zu dem Thema im Studium lernt.

Das wird weniger etwas damit zu tun haben, dass der Advokat ihm geraten haben wird, nichts zu sagen in einem Ermittlungsverfahren als Beschuldigter. Das macht jeder Strafverteidiger im Strafrecht und rät seinen Mandanten zum Schweigen. Ich denke, dass der Anwalt Fülscher eher für die Außenwirkung, die Pressearbeit zuständig ist und Brückner im Knast betreut. Schwenn ist sicher mit ins Boot geholt worden, wenns auf die große "Showbühne Gerichtssaal" geht. Da fühlt er sich ja, wie man weiß, am wohlsten. Letzterer hat sich bislang auch noch nicht geäußert und wird wohl eher die Verteidigung im Gerichtssaal führen. Natürlich mit Fülscher zusammen, sollte es tatsächlich zur Anklage kommen. Fülscher scheint eher der Mann fürs "Grobe" zu sein. So wirkt es jedenfalls nach Außen.

simie schrieb:Als ob der Ratschlag nichts zu sagen nur von einem "Staranwalt" kommt. Das ist nun wirklich mit das erste was man zu dem Thema im Studium lernt.

Da hast du natürlich recht. Schweigen ist im Grunde nie verkehrt, wenn man es mit der Polizei zu tun hat. Es ist immer besser sich vor einer Aussage erstmal Hilfe bzw. Beistand bei einem Anwalt zu suchen. Das gilt auch, wenn man als Zeuge oder Sachverständiger befragt werden soll.

Das CB nun allerdings von Fülscher und Schwenn verteidigt wird war so nicht zu erwarten. Das dürfte meiner Meinung nach auch die StA überrascht haben. CB ist kein Star bzw. VIP wie z.B. Kachelmann.

Ahmose schrieb:Angeblich haben sie ja einen "beweisgestützten Verdacht". Ich hoffe mal sie meinen damit keine Arbeitshypothese. Irgendeine handfeste Spur sollten sie schon haben. Also z.B. Faserspuren, DNA-Spuren, verifizierte Aussagen von CB, preisgegebenes Täterwissen, o.ä.

Ich sage es gern zum 1000. Mal, aber: Wenn man irgendwas davon ansatzweise hätte, wäre man längst weiter - heißt konkret, man hätte genug, um ihn zum dringend Tatverdächtigen zu machen und zu vernehmen. Die STa Braunschweig eiert aber immer noch bei fragwürdigen Indizien rum (Telefonanruf, fragwürdige Zeugenaussagen, etc.) und gibt selbst zu, dass man nicht genug gegen ihn in der Hand hat, um ihn anzuklagen - und widerspricht sich obendrein ständig selbst. DNA-Spuren wird man zumindest im Apartment nicht finden, denn dort gab es keine. Täterwissen herauszufinden wird auch schwierig, solange man nicht mal weiß, geschweige denn beweisen kann, was genau passiert ist.

Es GIBT solche Angebote und auch Therapien!! Ich kenne zwei Fälle in meiner Bekanntschaft, die Täter haben BEIDE diese Angebote abgelehnt, weil es für sie wohl doch OK war, "andere Neigungen " zu haben und auszuleben!
Das alle mit seiner Kindheit zu entschuldigen ist für mich komplett indiskutabel!

@Tarantella
Genau. Zum Beispiel hier: https://www.t-online.de/region/ulm/news/id_88098452/ulm-grosse-nachfrage-bei-anti-paedophilie-projekt-an-uniklinik.html (Archiv-Version vom 18.01.2021)
Über 1000 haben sich gemeldet! Das sind nur die, die an sich arbeiten wollen…
Im Schnitt ist jedes dritte Kind einer Grundschulklasse von Missbrauch betroffen… Einfach nur zum Kotzen.

PS: https://www.bka.de/SharedDocs/Downloads/DE/UnsereAufgaben/Deliktsbereiche/Kinderpornografie/200511_FactSheet_Kinderhilfe.pdf;jsessionid=74283302AF9421A0AE15B19979977E7C.live0602?__blob=publicationFile&v=2

Epomis schrieb:Ich sage es gern zum 1000. Mal, aber: Wenn man irgendwas davon ansatzweise hätte, wäre man längst weiter - heißt konkret, man hätte genug, um ihn zum dringend Tatverdächtigen zu machen und zu vernehmen. Die STa Braunschweig eiert aber immer noch bei fragwürdigen Indizien rum (Telefonanruf, fragwürdige Zeugenaussagen, etc.) und gibt selbst zu, dass man nicht genug gegen ihn in der Hand hat, um ihn anzuklagen - und widerspricht sich obendrein ständig selbst. DNA-Spuren wird man zumindest im Apartment nicht finden, denn dort gab es keine. Täterwissen herauszufinden wird auch schwierig, solange man nicht mal weiß, geschweige denn beweisen kann, was genau passiert ist.

Selbst wenn man CB nachweisen könnte, das er sich um 19:30 Uhr in unmittelbarer Nähe zum Tatort aufhielt, würde das wahrscheinlich auch nicht viel nützen. Maddie verschwand ja erst nach 21:00 Uhr. Also im Grunde auch eine relativ schwache Spur. Außer natürlich der Gesprächspartner würde angeben das sie über eine Entführung o.ä. gesprochen haben.

Und mit dem Täterwissen hast du natürlich recht. Da man nicht weiß wie alles ablief, kann man auch nur schwer beurteilen ob da einer Täterwissen preisgibt oder sich nur wichtig machen will.

Ladi schrieb:Im Schnitt ist jedes dritte Kind einer Grundschulklasse von Missbrauch betroffen

Woher hast Du diese Zahl? Meines Wissens machen knapp 10 Prozent aller Kinder in Deutschland im Verlauf ihrer gesamten Kindheit Gewalterfahrungen. Das entspräche in etwa Deiner Angabe, bezieht sich aber nicht auf sexuelle Gewalt. Du aber referierst auf Pädophilie.

Beim sexuellen Missbrauch sehen die Zahlen (erhoben 2018) folgendermaßen aus:

Hellfeld und Dunkelfeld

Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) verzeichnet für das Jahr 2018 in Deutschland über 12.000 der Polizei bekannt gewordene Straftaten des sexuellen Kindesmissbrauchs (§§ 176, 176a, 176b StGB). Die Anzeigen beziehen sich zu etwa 75 % auf betroffene Mädchen und zu 25 % auf betroffene Jungen. Hinzu kommen Anzeigen von sexuellem Missbrauch von Schutzbefohlenen und Jugendlichen sowie über 9.000 Fälle sogenannter Kinder- und Jugendpornografie. Bei diesen Zahlen handelt es sich um das sogenannte Hellfeld.

Das Dunkelfeld, die Zahl der nicht polizeilich bekannten Fälle, ist weitaus größer. Dunkelfeldforschungen aus den vergangenen Jahren haben ergeben, dass jede*r Siebte bis Achte Erwachsene in Deutschland sexuelle Gewalt in Kindheit und Jugend erlitten hat. Es ist davon auszugehen, dass etwa ein bis zwei Schüler*innen in jeder Schulklasse von sexueller Gewalt betroffenen waren/sind.

In diese Zahlen fließen die Fälle von sexueller Gewalt, die durch andere Kinder oder Jugendliche verübt wird, nur zu einem kleinen Teil ein. Aktuelle Befragungen von Schüler*innen weisen darauf hin, dass Übergriffe durch andere Kinder und Jugendliche weitaus häufiger vorkommen als sexuelle Gewalt durch Erwachsene.

Stand: Januar 2020 1 Fakten und Zahlen zu sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen (Archiv-Version vom 03.05.2021)

Diese offiziellen Zahlen des "Unabhängigen Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs" der Bundesregierung zeichnen ein erschreckendes Bild.

Sie haben aber nichts mit Deinen Angaben "jedes dritte Kind einer Grundschulklasse" zu tun. Ich finde das Thema zu ernst, als dass man beliebig Zahlen in den Raum wirft.

Jetzt mal ehrlich, wenn ich Eure letzten Beiträge hier so lese denke ich mir teilweise unglaublich. Nur weil man jetzt seit einigen Tagen nichts Neues in den Medien gehört bzw. gelesen hat bedeutet das weder das Euer BKA jemanden einen Maulkorb gegeben hat bzw nichts weiter in der Hand hat. Also ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen und jetzt bitte nicht falsch verstehen, dass gerade die deutschen Behörden hier jemanden so durch den Kakao ziehen und dann nichts dahinter steckt. Warum denn bitte sollte das BKA ständig Fortschritte mitteilen? Natürlich wissen die so viel mehr als wir und werden ganz bestimmt irgendeine Form von Beweis haben. Aber nachdem Sie gesehen haben wie das alles auch medial gelaufen ist die letzten Wochen (eigentlich eskaliert) werden die sich hüten hier noch mehr Wind zu machen. Nehmt alleine Hannover als Beispiele: graben einen Garten aus, was durchaus normal ist in Ermittlungsfällen (habe das schon bei Häusern, Wohnungen, etc. erlebt) und am selben Tag tauchen dort gleich mal Journalisten aus der ganzen Welt auf. Also ich denke man muss jetzt einfach geduldig sein und eurem BKA vertrauen.

Und es weiß auch niemand wie oder was die Taktik der EB ist, das sollte nicht vergessen werden. Auch darüber kann man nur spekulieren.

Fluke13 schrieb:Also ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen und jetzt bitte nicht falsch verstehen, dass gerade die deutschen Behörden hier jemanden so durch den Kakao ziehen und dann nichts dahinter steckt.

Das sag mal Gustl Mollath oder Ulvi K.

@Miss_Paula
Die Zahlen findest du unter dem PS link.

@Fluke13

Drei Ausrufungszeichen dafür !!!
Bravo.

Ahmose schrieb:Schweigen ist im Grunde nie verkehrt, wenn man es mit der Polizei zu tun hat. Es ist immer besser sich vor einer Aussage erstmal Hilfe bzw. Beistand bei einem Anwalt zu suchen.

Dieser generelle Alarmismus ist meiner Ansicht nach verkehrt. Wenn man, und das steht ausdrücklich in der Ladung, als Zeuge zu irgendwas geladen wird, kann man davon getrost ausgehen, dass man nicht als Beschuldigter geladen ist.

Sprich: Ermittlungsbehörden erhoffen sich durch das, was man zu sagen hat, wenn man denn was zu sagen hat, eine Aufklärungsbeitrag in einem bestimmten Ermittlungsverfahren. Wer meint, deshalb immer schon gleich (auf eigene Kosten) mit Anwalt aufkreuzen zu müssen, schmeißt grundsätzlich Geld aus dem Fenster, was er natürlich darf. Aber wer Zeuge ist, ist niemals gleichzeitig Beschuldigter, das kann man sich für alle Zeiten merken.

Wenn jeder, der als Zeuge aussagen soll, sich deshalb sofort in die Hose macht, kann man die Polizei gleich abschaffen und dem Verbrechen den roten Teppich ausrollen. Ja, etwas Zivilcourage ist schon noch von Nöten, wenn überhaupt noch was aufgeklärt werden soll. Ohne Zeugen geht es nicht. Wobei selbstredend in bestimmten Fällen Auskunfts - und (im Prozess) Aussageverweigerungsrechte von Zeugen nicht abgeschafft werden sollen.

Ladi schrieb:@Miss_Paula
Die Zahlen findest du unter dem PS link.

@Ladi
Die richtigen Zahlen findest Du in meinem Post weiter oben und dem dazugehörenden Link.

Das von Dir verlinkte Factsheet zu Zahlen kindlicher Gewaltopfer – Polizeiliche Kriminalstatistik 2019

führt die prozentuale Zunahme im Vergleich zum Vohrjahr auf - also um wie viel Prozent die Anzahl der Fälle sexuellen Missbrauchs an Kindern in dem Zeitraum 2018 bis 2019 angestiegen ist. Und das sind 9,1 Prozent.




Die Geamtzahl misshandelter Kinder (gemeldete Fälle = Hellfeld) liegt damit bei etwas mehr als 15.000 im Jahr 2019.

Das heißt nicht, 9,1 Prozent aller Kinder werden sexuell missbraucht.

Andante schrieb:Wer meint, deshalb immer schon gleich (auf eigene Kosten) mit Anwalt aufkreuzen zu müssen, schmeißt grundsätzlich Geld aus dem Fenster, was er natürlich darf. Aber wer Zeuge ist, ist niemals gleichzeitig Beschuldigter, das kann man sich für alle Zeiten merken.

Ergänzung: Da hat sich der Gesetzgeber unendlich viel Mühe gegeben, gesetzlich festzulegen, wann wie wer vor seiner Vernehmung von den Ermittlern zu belehren ist, sei es als Zeuge oder, eine ganz andere Baustelle, als Beschuldigter.

Da sollte nun auch langsam mal in der Bevölkerung bekannt sein, dass vor Gericht eine Aussage nicht verwertbar ist, wenn sie ohne richtige vorherige Belehrung erfolgt ist. Und trotzdem ist offenbar irgendwie die - werbemäßig offenbar erfolgreich durch die Anwaltschaft befeuerte - Vorstellung vorhanden, dass man nie nix never ever sagen soll ohne Anwalt. Warum denn nicht? Wenn man als Zeuge bei der Aufklärung eines Falles, egal ob straf- oder zivilrechtlicher Art, helfen kann, sollte das eigentlich im Bürgersinne sein. Außer man hat was zu verbergen, wofür dann die Auskunfts- und Aussageverweigerungsrechte für bestimmte Fälle da sind, inklusive Belehrung über Anwaltshinzuziehung sowieso.

Man kann nun mal nicht die Quadratur des Kreises verlangen: Erstklassige Ermittlungsqualität und gleichzeitig eigene komplette Zurückhaltung, wenn man als Zeuge was zu sagen hätte. "Wasch mich, aber mach mich nicht nass" geht da nicht. Wenn das jeder machen würde, könnte man, ich sagte es wohl schon, Ermittlungsbehörden gleich abschaffen.

Sollte es CB doch nicht gewesen sein...mein Mitgefühl hält sich in Grenzen. Der Typ ist eine Gefahr für Kinder und andere wehrlose Menschen. Der sollte so lang hinter Gittern bleiben wie möglich.