PROZESS IM FALL SANDRA D.
Ein heimlicher Verehrer sagt aus
ERSTELLT 28.04.2014
Ein 50-Jähriger war offenbar einer der letzten, der die seit 2012 verschwundene Sandra D. lebend gesehen hat. Er hatte offenbar großes Interesse an ihr und sagte nun in dem Prozess wegen heimtückischen Mordes vor Gericht aus. Von Benjamin Jeschor
Eitorf/Bonn.
Im Prozess vor dem Bonner Landgericht um den Mord ohne Leiche spielte am Montag ein heimlicher Verehrer der im September 2012 spurlos verschwundenen Sandra D. aus Eitorf eine wesentliche Rolle. Wie berichtet muss sich der Ehemann der 42 Jahre alten Supermarktverkäuferin wegen heimtückischen Mordes vor der Schwurgerichtskammer verantworten – er bestreitet jedoch, die Tat begangen zu haben.
Als Zeuge wurde unter anderem ein 50 Jahre alter Mann vernommen, der anscheinend ein Auge auf Sandra D. geworfen hatte. Wie mehrere Arbeitskolleginnen der spurlos verschwundenen 42-Jährigen berichteten, war der Verehrer Stammkunde in dem Eitorfer Supermarkt, in dem Sandra D. hauptsächlich an der Kasse saß.
Eine Kollegin behauptete, der 50-Jährige sei ständig da gewesen. Er habe nicht nur im Supermarkt, sondern auch auf dem Parkplatz auf Sandra D. gewartet, um mit ihr sprechen zu können.
Der Zeuge bestätigte in seiner Vernehmung, dass er Sandra D. gerne näher kennengelernt hätte. In seinen Augen ging das Interesse sogar von der 42-Jährigen aus. Allerdings musste er auf Nachfrage einräumen, dass die Frau es mehrfach abgelehnt hatte, sich mit ihm zum Kaffeetrinken zu verabreden.
Offenbar war der 50-Jährige einer der letzten, der Sandra D. lebend gesehen hat. Am Tag vor ihrem Verschwinden wartete er nach eigenen Angaben in seinem Auto darauf, dass die 42-Jährige nach der Spätschicht aus dem Supermarkt kommt. Doch zu einem Gespräch zwischen den beiden sei es nicht mehr gekommen, da die Verehrte sich mit einem Arbeitskollegen unterhalten habe und dann in ihr eigenes Auto gestiegen sei. Die Frage des Kammervorsitzenden, ob er Sandra D. an jenem Abend gefolgt sei, verneinte der Zeuge. Er stritt zudem ab, etwas davon gewusst zu haben, dass die 42-Jährige ohne ihren Ehemann in eine eigene Wohnung ziehen wollte. Dass er angeblich vor dieser neuen Wohnung gesehen wurde, könne nicht sein, sagte der 50-Jährige. Bis heute wisse er nicht, wo diese Wohnung überhaupt sei.
Von ihren Arbeitskolleginnen wurde die verschwundene Frau als „nette und lebenslustige“ Person beschrieben. Ihre Tochter und die Hunde seien der Eitorferin über alles gegangen. Über den angeklagten Ehemann habe Sandra D. bei den Kolleginnen berichtet, dass er sehr eifersüchtig sei. Regelmäßig habe er ihr Mobiltelefon und den Computer kontrolliert.
Dass der Prozess nicht wie geplant in der kommenden Woche zu Ende geht, steht nun fest. Das Gericht hat weitere Termine bis Mitte Juni bestimmt.
http://www.ksta.de/obere-sieg/prozess-im-fall-sandra-d---ein-heimlicher-verehrer-sagt-aus,15189214,26975186.html (Archiv-Version vom 06.06.2014)