@Nostalgiker Ein Faultier hingegen ist am Boden lahm und schutzlos, es überlebt nur, weil der nächste Baum nicht weit ist, also nicht viel Zeit vergeht.
Also Schutzlos sieht der Kollege ja hier nicht gerade aus :)
Ob die ältesten Formen sämtlicher Faultierspezies nun ursprünglich Baumbewohner oder Bodentiere waren, ist noch offen. Auf jeden Fall sind die heutigen baumbewohnenden Faultiere nicht mit den früheren identisch. Sie haben sich so weit spezialisiert, daß sie sich am Boden nicht mehr schnell fortbewegen können. Die meisten baumlebenden Spezies anderer Wirbeltiergruppen sind am Boden noch immer leidlich schnell, geradezu Sprinter gegen die Faultiere. Das zeigt, daß hier eine spezielle Anpassung bei den Faultieren stattgefunden haben muß.
Wenn nun also die bodenlebenden Faultiere von baumlebenden abstammen, dann mußten die nicht erst wieder "das Laufen lernen". Und auch ihre Schutzmechanismen können am Boden noch genutzt haben, die z.T. mächtigen Krallen etwa.
Das Riesenfaultier lebte im Miozän also genau so wie unsere Vorfahren und hat ebenso den aufrechten Gang beherscht wie der Vormensch. Auch er machte eine Versteppung durch. Aber er fährt heute nicht mit Autos durch die Gegend etc., sondern hängt mittlerweile wieder in der Miniversion in irgend einem Baum rum.
Das ist kein aufrechter Gang. Immerhin konnten die durchaus ihre Vorderextremitäten auch freimachen und zu anderem als der Fortbewegung einsetzen.
Zwei Dinge verhindern, daß die bodenlebenden Riesenfaultiere heute in Autos rumfahren. Zum einen gehören sie zur Säugergruppe der Xenarthra, einer relativ primitiven Säugergruppe, die sich neben den höheren Säugerarten im Nachteil befindet. Wie die australischen und südamerikanischen Marsupialia (Beuteltiere) konnten sie nur so lange relativ erfolgreich leben, weil sie auf zwei lange Zeit separaten Kontinanten lebten, ohne die Konkurrenz der höheren Säuger. Heute sind beide Tiergruppen (Xenarta, Marsupialia) wie weitere primitive Säuger (Monotremata=Kloakentiere; Schnabeltier, Schnabeligel) weitgehend zurückgedrängt, leben oft nur in Rückzugsgebieten bzw. in hoher Anpassung auf eine sehr schmale ökologische Nische. Auch die Entwicklung des Gehirns ist nicht so fortgeschritten wie bei den höheren Säugern. Und genau das verhindert, daß Faultiere je Autos hervorgebracht haben oder hervorbringen werden.
Der zweite Punkt ist der, daß die bodenlebenden Faultiere eben nicht schutzlos waren. Sie waren schon flink, und sie hatten ihre Klauen. Die Entwicklung des Riesenwuchses tat ein übriges: die Riesenfaultiere waren keine Mängelwesen, die gezwungen waren, ihren Grips anzustrengen, um ihren Mangel zu kompensieren.
Also so ganz leuchtet mir das nicht ein, zuerst war die Versteppung und der Umstand des Beutetiers der Grund für die Ausprägung des Verstands, des aufrechten Gangs usw. und jetzt haben wir festgestellt, dass der Mensch bereits im Dschungel aufrecht gegangen ist. Ergo ist er wahrscheinlich irgendwann einfach aus dem Dschungel raus gelatscht und hat sich woanders niedergelassen, eben in dieser Thalgegend.
Nochmals: der aufrechte Gang ist auch im Wald von Nutzen; sämtliche Menschenaffen können am Boden auf zwei Beinen gehen. Dennoch bleiben es Vierbeiner, solange sie auch die Arme zur Fortbewegung nutzen, und sei es nur noch im Geäst beim Klettern und Hangeln. Der Zwang, sich ausschließlich mit den Hinterbeinen fortzubewegen, bestand endgültig erst in der Savanne, noch nicht im Galeriewald. Dennoch war irgendwann die Bipedie die bevorzugte Fortbewegungsweise, und das hinterließ anatomisch seine Spuren. So konnte schon unser waldbewohnender Vorfahre anatomisch ein aufrecht gehendes Wesen werden (was die Menschenaffen eben noch nicht sind), ohne daß sie auf das Klettern etc. als Fortbewegung verzichtet haben. Selbst die frühen Australopithecinen waren noch deutlich bessere Baumkletterer als wir.
In der Savanne aber war die Fortbewegung auf den Boden begrenzt. Bäume dienten womöglich dem Nahrungserwerb (Früchte, Nester), dem Schlaf, eventuell auch der Flucht. Aber nicht mehr der Fortbewegung.
Aber der aufrechte Gang des Australopithechinen war noch mangelhaft. Das Becken war noch halb menschenaffengestaltig, der Schenkelhals noch zu kurz. Während wir mit dem Becken das Gleichgewicht austarieren können, wenn wir unsere Körperlast von einem Bein aufs andere verlagern, mußte der Australopithecus noch immer seine Körperachse über das jeweilige Standbein verlagern. Daher konnte der Australopithecus nur schlingernd gehen. Auch kurze Sprints fielen so noch etwas langsamer aus. Es gab durchaus noch einiges zu verbessern am aufrechten Gang eines Beutetiers in baumarmer Savanne. Aber sie mußten nicht "bei Null" anfangen - sonst hätten sie das nämlich nicht überlebt.
Insofern ist es unwahr, ich hätte erst davon gesproochen, daß der Aufrechte Gang erst in der Savanne entstanden sei, und später dann, der aufrechte Gang sei schon in den Bäumen fertig gewesen.
Finde es halt irgendwie ungewöhnlich das wir vor ca. 100 Millionen Jahren noch mit den Hasen Verwand waren. Und es dann Millionen Jahre lang Menschenaffen gab (nicht nur in Afrika) und auf einmal vor ca. 1O Million Jahren tauchen die ersten Homini wie aus dem nichts auf.
Na dann find es halt merkwürdig. Die Homininen spalteten sich vor vielleicht 6...9 Millionen Jahren von den Menschenaffen ab, die Großen Menschenaffen trennten sich von den kleinen Menschenaffen (Gibbons) vor vielleicht 15...18 Millionen Jahren, der erste gemeinsame Vorfahr von Großen und Kleinen Menschenaffen, der sich von den übrigen Altweltaffen, den Hundsaffen, abtrennte, lebte vor gut 20 Millionen Jahren. Jeder dieser evolutiven Schritte brachte eine anatomische Veränderung mit sich, die uns für das Leben am Boden vorbereiteten. Wie gesagt, es ging nicht "vor 10 Millionen Jahren bei Null" los. Und auch frühere evolutive Entwicklungen wie das Aufkommen der Anthropoidea durch Abspaltung der Koboldmakis oder die noch frühere ABtrennung von den Lemuren brachten unseren Vorfahren anatomisch nützliches Ausgangsmaterial ein.
Pertti