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Was war zuerst - Raum oder Zeit?

2.372 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gott, Universum, Wissenschaft ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Was war zuerst - Raum oder Zeit?

06.06.2017 um 17:33
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Es ist eben nicht tatsächlich so. Du kannst Dir nur keine nichtkontingente Existenz vorstellen, weil sowas in Deiner Wahrnehmung nicht vorkommt. Doch ist Deine oder meine Vorstellungskraft nun mal nicht das Maß für die Grenze des real Möglichen.
Es geht hierbei ja nicht mal um Vorstellungskraft, sondern dem logischen System, welches automatisch vorhanden ist, sobald auch nur irgendetwas (in dem Falle ein beliebiges, kaum definiertes Wesen) postuliert wird.

Noch mal: Es geht rein um das Postulat, nicht um die Kontingenz (oder Nichtkontingenz, je nachdem). Dieses besagt nun einmal, dass ein in die Existenz geworfener oder ewig existierender Gott innerhalb der eigenen Möglichkeiten zwangsweise beschränkt wird. Aber gut, strenggenommen müsste man dies formal beweisen, aber ich denke trotzdem, dass der Punkt auch ohne Beweis ersichtlich ist.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Eine Lösung kann nur darin bestehen, daß es eine unverursachte Erstursache gibt, eine absolute Existenz aus sich selbst heraus. Die nicht den ansonsten für jegliches "innerweltliche" Phänomen geltenden Beschränkungen unterworfen ist wie der Kausalität, der Thermodynamik usw. usf. So wenig Du und ich uns das auch vorstellen können, muß es das doch geben.
Ich verstehe diese Argumentation schon, aber sie ist unbefriedigend. Denn was man hierbei macht, ist, einfach eine gewisse Existenz zu postulieren, um ein gegebenes Problem (in dem Falle: das Münchhausen-Trilemma) zu lösen. Dabei wird es gerade so definiert, dass es nicht unter bekannte Phänomene, die Du erwähnt hast, fällt - nur hat man damit hat man das Problem lediglich "wegdefiniert", ohne es wirklich zu lösen. Also ist diese Behauptung nicht nur willkürlich, sondern auch abgesondert von unserer Existenz. Was ich damit sagen will: Es degradiert unser Wissen sowie die Gesetzmäßigkeiten insofern, als dass sie einfach so entstanden sind und exakt so vergehen werden. Dabei ist es doch gerade ein Bemühen innerhalb der Physik, alle Phänomene weiter auf eine oder wenige Gesetzmäßigkeiten zurückzuführen, aus denen das Bekannte logisch deduziert werden kann, OHNE dass etwas ex nihilo auftaucht.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Wenn Gottgläubige nun Gott für jenen Uranfang halten, dann kannst Du nicht einfach sagen "auch der muß einen Anfang haben" oder "auch der muß seine Existenz etwas äußerem verdanken, nicht aus sich selbst heraus sein". Denn daß es so etwas geben muß, wissen wir ja.
Genau das wollte ich eben nicht damit ausdrücken. Nochmal, falls ich es zu unmissverständlich ausgedrückt habe: Das Postulat der Existenz kommt nicht ohne minimale Attribute und auf diese hätte eine hypothetische Gottheit genauso wenig Einfluss wie z.B. ein Multiversum auf die eigenen, inhärenten (Meta-)Gesetze. So wie bspw. ein mathematischer Körper nicht ohne bestimmte Verknüpfungen auskommt, selbst wenn dieser Elemente aus einem beliebigen Zahlenbereich enthält.
Dass aber mit der Hypothese "Gott" auch noch andere Probleme einhergehen, ist hier mal außen vor gelassen, doch das ist nicht unbedingt das Thema des Threads (obgleich es oft in diese Richtung mündet).
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Was Du jedoch nicht machen kannst, das ist, ein "innerweltliches Phänomen" zu dieser unverursachten Erstursache, zu dieser absoluten Existenz aus sich selbst heraus zu erklären. Raum, Zeit, Materie, alles sowas kann entstehen und somit genauso nicht existieren, hat einen Anfang und bedarf daher einer äußeren Verursachung.
Hier sprichst Du eine grundlegene Problematik an, und zwar: Dass Du zwischen "Innenwelt" sowie "Außenwelt" differenzierst. Dies ist jedoch ein relativ kontraproduktiver und vermutlich auch obsoleter Ansatz, die Welt zu verstehen. Denn Alles, was existiert und miteinander in einer Form wechselwirkt, bildet genau diese Welt.
Falls Du hier jedoch mit uns als Subjekte meinst, die Teil des Systems sind, so sei eingewandt: Alles ist zwangsweise Teil davon (siehe letzter Absatz), doch dies heißt nicht, dass wir es [das System] nicht verstehen können; das Problem hierbei ist - und das muss ich einräumen - dass wir nicht sicher wissen können, wieviel es noch zu wissen gibt und ob wir schon alles wissen, wenn wir eine Theorie haben, die alles beschreibt. Ist ein Problem, das auch Popper schon angesprochen hatte. Wichtig ist hierbei, schlicht weiter Wissen zu sammeln und froh sein, überhaupt eine ordentliche Menge an diesem zu verfügen, was auch heutzutage durchaus der Fall ist.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Daß Du Weltanschauung und Religion anders empfindest, ist Dein Privatvergnügen. Philosophie ist auch kein monolithischer Block, sondern ebenfalls nur ein "Dach", ein Oberbegriff für viele unterschiedliche einzelne Philosophien, die einander genauso widersprechen und widerstreiten können wie jede Weltanschauung, Religion und Ethik auch.
Nun gut, das hängt von der Betrachtung ab. Letztendlich entspringt jede Moral, Religion oder Weltanschauung einem gewissen philosophischen Grundgedanken, mag er noch so primitiv oder simpel gestrickt sein. Was ich sagen wollte, ist, dass gewisse Philosophien zu mehr oder minder starren, dogmatischen Gebilden werden können, die in eine fixe Weltanschauung und/oder Religion münden können. Solche sind für das Akkumulieren von neuem Wissen eher hinderlich.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Daher wird auch eine TOrrE eben nicht alles erklären; nämlich sich selbst nicht, seine eigene Gültigkeit nicht. Dieses Dilemma ist für uns unausweichlich, selbst wenn wir alle Phänomene des Alls kennten und beschreiben/erklären könnten.
Ich denke, dazu habe ich vorhin was gesagt, ich schreibe es nochmal hin:
Falls Du hier jedoch mit uns als Subjekte meinst, die Teil des Systems sind, so sei eingewandt: Alles ist zwangsweise Teil davon (siehe letzter Absatz), doch dies heißt nicht, dass wir es [das System] nicht verstehen können; das Problem hierbei ist - und das muss ich einräumen - dass wir nicht sicher wissen können, wieviel es noch zu wissen gibt und ob wir schon alles wissen, wenn wir eine Theorie haben, die alles beschreibt. Ist ein Problem, das auch Popper schon angesprochen hatte. Wichtig ist hierbei, schlicht weiter Wissen zu sammeln und froh sein, überhaupt eine ordentliche Menge an diesem zu verfügen, was auch heutzutage durchaus der Fall ist.

Das ist durchaus problematisch und auch noch mein kleines, persönliches Arbeitsgebiet, weswegen ich mich hierbei nicht festlegen möchte.

Deine restlichen Aussagen greifen erneut die Abgrenzung zweier Betrachtungen auf. Da ich darauf bereits eingegangen bin, will ich abschließend wiederholt betonen, dass eine Gottheit nach wie vor das Problem wegdefiniert und daher nicht wirklich konsequent löst; neben anderen Inkonsistenzen, die diese Hypothese mMn ad absurdum führen.

Ich denke, wir können uns darauf einigen, dass wir auf alle Fälle weiterhin forschen sollten, um so viel wie möglich herauszufinden und die Grenzen der Erkenntnistheorie testen. :D


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06.06.2017 um 19:33
@Noumenon
Zitat von NoumenonNoumenon schrieb:Da hast du irgendwann mal bei den falschen Leuten nachgelesen... naja, sowas passiert schon mal. :)
Nein, nicht zwingend, ich sehe Dich zumindest nicht als die objektive Instanz, die entscheidet wo man die richtigen und falschen Leute lesen kann. ;)


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06.06.2017 um 19:53
@Noumenon | @perttivalkonen

Was habt ihr gegen Richard Dawkins?


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06.06.2017 um 21:37
@nocheinPoet
@perttivalkonen

Mit der Wissenschaft und Forschung sehe ich es wie beim Bestatter. Sein Beruf stirbt nicht so schnell aus. Gestorben wird immer.
Und so bei Wissnschft und Frschng.
Es kommt immer erst ein "Warum", das denn u.U. mit einem "Wie" "beantwortet" werden kann. Das führt dann aber wieder zu einem neuen "Warum", meist' sogar gleich zu ungleich vielen neuen "Warum's". Infiniter Regress, aber was soll's. Wie fragen ja auch, warum wir uns immer weiter erhalten müssen, fortpflanzungsmäßig. Wir wissen so ziemlich viel "wie" darüber, aber da wird dann die Frage nach dem warum, erst mal irrelevant.
Und das ist ja auch der stete Antrieb der Wissenschafferei und der dahinterstehenden Forschung.
Letztlich geht es doch für uns existentiell darum, ob wir, die Spezies Mensch, auf welche Art auch immer, überhaupt unseren Planeten überleben könnten. Abgesehen davon ob wir uns überhaupt selber überleben würden. Und um da überhaupt hin zu kommen, dahinter steht ja halt dass wir überhaupt erst mal alles verstehen können müssen. Ich denke in Anbetracht der verhältnismäßig kurzen Zeit der Modernen Erkenntnisse, würde ich sogar sagen dass wir da noch in Kinderschuhen stecken.
Also, ein "warum" wie es hierzu Bezug hat, das haben wir jetzt alle verstanden denke ich.
Ob man ein Warum oder Wie wie und warum unterschiedlich interpretieren kann und tut und sollte, das gehört doch eher in die Sprachwissenschaft(oder whatever), mMn.

Und noch mal, also: Wir "wissen"(?) jetzt das Wie, wenn auch uneinig, in Bezug zur Threadfrage. Und die frei stellbare Frage "Warum?", die darf denn gerne eher mit in die Philosophie rutschen, da wir eben dann mit unserem aktuellen Wissen nicht weiterkommen und uns Gedanken machen müssen oder auch nicht ;-)
Für's weiterkommen reicht es bisher ja.
In spätestens 3 bis 5 Milliarden Jahren (oder waren's Millionen? Ach, egal, is beides sch..ß lang genug um überhaupt soweit für uns Spacken (wir manchmal zweifelhaften Menschen) vorausdenken zu müssen) werden wir schon sehr viel wirklich bahnbrechendes herausgefunden haben müssen.
Ansonsten werden wir einfach nur ein mini, mini kurzer Auftritt in der unendlichen Geschichte "Universum", weil die Sonne nur mal husten muss, um das sau-empfindliche System Erde in's Chaos zu stürzen, und letztlich unser Überleben gefährdet.
Naja, soviel zum "Sinn des Lebens".

Achso, wollte eigentlich nur sagen dass Euer kleiner Schlagabtausch über das warum und wie, für mich langsam etwas ot wird. ;-)

Just my think ;-)


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06.06.2017 um 22:35
@Mr.Dextar
Es geht hierbei ja nicht mal um Vorstellungskraft, sondern dem logischen System, welches automatisch vorhanden ist, sobald auch nur irgendetwas (in dem Falle ein beliebiges, kaum definiertes Wesen) postuliert wird.
Ein "irgendetwas" geht für Dich mal nicht aus sich selbst heraus, an anderer Stelle dann aber durchaus. Hier Wesen da Axiom. Merkst Du nicht, wie Du Dir selbst widersprichst?
Zitat von Mr.DextarMr.Dextar schrieb:dass ein in die Existenz geworfener oder ewig existierender Gott innerhalb der eigenen Möglichkeiten zwangsweise beschränkt wird
Ob absolutes Sein als Beschränkung betrachtet werden kann, wag ich mal zu bezweifeln. Daß Gott sich frei und freiwillig den Beschränkungen kontingenter Existenz und damit auch dem Tode (am Kreuz) unterwerfen kann, ist jedenfalls christliche Vorstellung. Aber im Grunde genommen schei* ich auf die Omnipotenzdebatte, die enttäuschte Deisten dem atheistischen Flügel der Aufklärung auf die Fahnen gekleistert haben. Der deistische Gott, der perfekte Uhrmacher und Überhauptalleskönner, der ist vor Lissabon mit Pauken und Trompeten untergegangen, der hat die deistisch formulierte Theodizee (Leibniz) nicht überstanden. Daß der Deistengott der Gott der kirchenkritischen Intelligenzija war, wissen Aufklärer selbstverständlich nicht, (dazu wäre ja richtige Aufklärung vonnöten). Aber bis heute bekämpfense diesen Gott und bemerken nicht, daß der Gott der Christen aller Konfessionen davon nicht wirklich tangiert wird (auch wenn Theodizee der Sache nach durchaus vorkommt, freilich mit verschiedenen Antworten). Allmächtig bedeutet außer beim Deismus nicht, alles zu können, selbst das Unlogischste. Allmächtiger kommt vom biblischen "pantokratôr", dem "Alles(be)herrscher". Wenn der all-mächtig ist, dann eben über alle real verfügbare Macht. Nicht in einem deistisch-philosophischen Sinne.

Und so mag Gott auch irgendwelchen Zwängen unterliegen, eventuell dem, nicht nicht existieren zu können und so. Aber das ist schnurz, denn es geht nur darum, daß er nicht den Zwängen dieser Welt unterworfen ist. Also Kausalität, Entropie, bedingte (=kontingente) Existenz...
Ich verstehe diese Argumentation schon, aber sie ist unbefriedigend. Denn was man hierbei macht, ist, einfach eine gewisse Existenz zu postulieren, um ein gegebenes Problem (in dem Falle: das Münchhausen-Trilemma) zu lösen. Dabei wird es gerade so definiert, dass es nicht unter bekannte Phänomene, die Du erwähnt hast, fällt - nur hat man damit hat man das Problem lediglich "wegdefiniert", ohne es wirklich zu lösen.
Gleich zweimal falsch. Du kannst nicht ein aus sich selbst gültiges Axiom bejahen, aber eine sonstige aus sichselbst gültige Existenz bestreiten. Und das Münchhausen-Trilemma wird eben doch gelöst, da es weder Abbruch noch Zirkelschluß noch infiniten Regreß gibt bei einer Erstursache, die selber keine Ursache benötigt. SO wie bei einem Axiom, das aus sich selbst heraus seine Gültigkeit bezieht. Ansonsten gäbe es hier ja ebenfalls das Münchhausentrilemma. DU kannst also wiederum nicht bei der Theorien-(oder Axiomen-)-kette mit Deinem Uraxiom das Trilemma überwinden, aber anderes, das aus sich selbst gilt, soll das dann nicht vermögen? Da widersprichst Du Dir selbst.
Dabei ist es doch gerade ein Bemühen innerhalb der Physik, alle Phänomene weiter auf eine oder wenige Gesetzmäßigkeiten zurückzuführen, aus denen das Bekannte logisch deduziert werden kann, OHNE dass etwas ex nihilo auftaucht.
Dieses Eine am Anfang ist aber noch immer kontingent. Daß es kontingent ist, siehst Du ja schon daran, daß es nicht erhalten geblieben ist. Erst wurde die Gravitation separiert, dann teilten sich die anderen drei Grundkräfte auseinander. Das eine am Anfang ist vergangen, diese vier sind entstanden. Kontingenz, so weit das Auge reicht. (Oder die Vorstellungskraft.)

Wie ich es immer und immer und immer und immer.... wieder sagte. Wissenschaft kann nur über Phänomene "innerweltlicher" Natur und Existenz etwas aussagen. Für das Universum als All kann Wissenschaft zwar Grenzen immer noch etwas verschieben, doch stets nur innerhalb. Eine Außensicht auf das All als Alles (Innerweltliche), auf die Entstehung desselben, kann Wissenschaft nicht geben.

Von dem absoluten Uranfang kann Wissenschaft nicht die "außenstehende" unverursachte Erstursache sehen, sondern nur von innen her die "allererste Wirkung", die selbst schon "Weltall" ist, und die wiederum zur ersten Ursache allerfolgenden Wirkungen des Universums geworden ist. Doch für diese innere erste Ursache gilt eben schon innerweltliche Beschränkung, etwa "keine Wirkung ohne Ursache".
Zitat von Mr.DextarMr.Dextar schrieb:Das Postulat der Existenz kommt nicht ohne minimale Attribute und auf diese hätte eine hypothetische Gottheit genauso wenig Einfluss wie z.B. ein Multiversum auf die eigenen, inhärenten (Meta-)Gesetze.
Merkst Du es denn wirklich nicht? Bedenke den Unterschied zwischen bedingter Existenz und unbedingter Existenz, zwischen kontingenter und absoluter Existenz also. Du forderst für Unbedingtes das Einhalten von Bedingungen. Das ergibt keinen Sinn. Das Fehlen von Bedingungen zu einer Bedingung zu erklären, der die unbedingte Existenz also unterworfen sei, ist so unsinnig wie beim ontologischen Gottesbeweis das Sein (Dasein, Vorhandensein, Existieren) selbst zu einer Eigenschaft zu erklären wie "gut sein", "mächtig sein" etc. Mit diesem Unsinn hat schon Kant aufgeräumt, aber Du willst dieselbe Un-Logik erneut vorkramen?

Daß selbst unter Akzeptanz dieser "Bedingung" es ja nur darum geht, daß die "innerweltlichen Bedingungen" nicht gelten, damit das "Irgendetwas" für das Universum zur unverursachten Erstursache und somit zur Auflösung des Trilemmas wird, zum "Axiom aus sich heraus", hatte ich ja schon erklärt.
Dass aber mit der Hypothese "Gott" auch noch andere Probleme einhergehen, ist hier mal außen vor gelassen
Tolle Andeutung, irgendjemand wird Dir das schon glauben.
Hier sprichst Du eine grundlegene Problematik an, und zwar: Dass Du zwischen "Innenwelt" sowie "Außenwelt" differenzierst. Dies ist jedoch ein relativ kontraproduktiver und vermutlich auch obsoleter Ansatz, die Welt zu verstehen. Denn Alles, was existiert und miteinander in einer Form wechselwirkt, bildet genau diese Welt.
Per Ausgangsdefinition zwar schon, doch führt dies  eben zwangsläufig zum Münchhausentrilemma. Ebwn weil diese Welt als Ganzheit in ihren Einzelteilen nur aus Elementen besteht, die nicht aus sich selbst heraus existieren, sondern je für sich einen äußeren Grund für ihre Existenz benötigen, eine Ursache. Da diese Einheit nur aus solchen Elementen besteht, muß sie selbst ebenfalls dieser Bedingung unterliegen, sie kann nicht aus sich selbst heraus ihren Anfang genommen haben. Tadaaa! Eine Verursachung von außen ergibt sich zwingend. Eine Verursachung, die selbst nicht wieder unter den selben Bedingungen steht, weil sonst die Kausalkette auch außen ad infinitum weitergehen würde und wir das gleiche Dilemma hätten, nur eine Etage höher.

Von einem "außen" spreche ich nur, weil ich weiß (wie Du beim Axiom), daß es einen Anfang geben muß, der nicht nochmals über sich hinaus nach der Begründung seiner Existenz fragen muß. Und weil ich weiß, daß alles "innen" notwendigerweise bedingt ist, kontingent, also seine Existenz nicht aus sich selbst heraus hat, sondern etwas Vorausgehendem verdankt. Wenn also die unverursachte Erstursache nicht hier "innen" zu finden ist - was bleibt dann wohl! Dieses Außen ist also aus der Welt selbst herausgefolgert, nicht in sie hineingewünscht.
Was ich sagen wollte, ist, dass gewisse Philosophien zu mehr oder minder starren, dogmatischen Gebilden werden können, die in eine fixe Weltanschauung und/oder Religion münden können. Solche sind für das Akkumulieren von neuem Wissen eher hinderlich.
Erstens heißt das dann nur, daß Du die "starren" unter allen Philosophien, Weltanschauungen, Ethiken, Religionen vom wissenschaftlichen Diskurs ausschließt, nicht alle. Na wenn Du meinst...

Zweitens aber gibt es diese Starre im Wissenschaftsbetrieb genauso. Da nennen wir das "Schule". Die Kopenhagener Schule z.B. In der Paläanthropologie gab es lange Zeit zr Frage der Entstehung des Homo sapiens die beiden arg verfeindeten Schulen "Out of Africa" und die Multiregionalentstehungshypothese, wonach der Sapiens in Europa aus dem Neandertalensis heraus entstand, in Afrika aus dem dortigen Heidelbergensis, in Ostasien aus dem Homo erectus (und hättense den schon gekannt, in Zentralasien aus dem Denisovaner). Dann gibt es in der Paläanthropologie noch die Lumper und die Splitter. Und zum Hobbit von Flores gab es die Schulen, die ihn entweder für einen degenerierten Sapiens hielten, für einen verzwergten Erectus, oder gar für einen Nachfahren der ersten Menschenarten, wenn nicht sogar von einem Vormenschen. Und weiterhin gibt es noch die Schulen der Splitter und der Lumper, also jene, die jede kleine anatomische Abweichung gleich für ein artspezifisches Merkmal halten, und jene, die sämtliche Menschenformen auf so wenig wie möglich verschiedene Arten reduzieren wollen (es gibt auch solche, die Schimpanse und Mensch in ein und die selbeGattung stecken wollen; ja die genetische Distanz rechtfertige nicht mal zwei verschiedene Arten der selben Gattung).

Dann fallen mir noch in der Evolutionstheorie die beiden Schulen der synthetischen ET sowie der hydraulischen ET ein, letztere auch als Frankfurter Schule bekannt (Evolutionsbiologen der dortigen Uni).

Diese Schulen haben Dogmen, an die sie sich starr halten, ihre Grundthesen, welche sie von anderen Auffassungen abgrenzen. Zuweilen wird die Debatte erbittert geführt (die Auseinandersetzungen der OutofAfrica-Anhänger und der Multiregionalisten auf Tagungen über Jahrzehnte hinweg waren legendär ob ihrerwüsten Beschimpfungen usw.) Forscher konnten zwar die Schulen wechseln, wenn sie ihre Meinung änderten, doch die Schulen blieben sehr starr. Daß dies aber notwendigerweise hinderlich für die Akkumulation von Wissen sei, das unterschreibe ich nicht. Gerade die Auseinandersetzung zwischen den Schulen forciertedas Hervorbringen von Fakten pro und Contra, erzwang weitere Forschungen, Ausgrabungen, Laborversuche, Analysen. Und immer wieder entstand dabei neue Erkenntnis, die sich oft als eine Art Mischung aus den Standpunkten der verschiedenen konkurrierenden Schulen und ihrer Dogmen herausstellte. So wie bei Out of Africa und Multiregionalentstehung. Auch wenn es noch immer Hardliner-Multiregionalisten gibt (sogar hier in Deutschland, nicht nur in China), hat sich doch mittlerweile das Bild durchgesetzt, daß der Sapiens in Afrika entstand, von dort in die Welt hinauswanderte, und sich hier nun mit Einheimischen mischte; in Vorderasien mit dem Neandertaler, in Zentralasien mit dem Denisovaner, in Ostasien wie's scheint mit dem Erectus, und selbst in Westafrika mit einer bisher unbekannten eng verwandten Gruppe.

Insofern sehe ich Dein Argument, wieso Religionen von diesem Diskurs ausgenommen wären, gleich in zweifacher Hinsicht für nicht tragbar an. Eben weil Du die "offenen" Relighionen nun doch "erlaubst", und weil Dein Grund, die"starren" nicht zuzulassen, nicht stimmt.
Ich denke, dazu habe ich vorhin was gesagt, ich schreibe es nochmal hin
Nein, das meine ich nicht. Sondern dieses Handycap ist systemimmanent. Da kannste Informationswissenschaftler fragen, Wissenschaftstheoretiker und noch etliche andere. Eine jede Theorie, die eine frühere ablöst, vermag zu erklären, daß und wieso diese frühere Theorie gut funktioniert hat und auch weiterhin funktioniert für ihren Anwendungsbereich (der nun ein Sonderfall des Anwendungsbereiches der jetzigen Theorie ist). Doch keine Theorie kann eine solche Erklärung für sich selbst, für ihr eigenes Funktionieren, für ihr "Richtigsein" abgeben. Das ist unmöglich. Dennoch, und da stimme ich Dir zu, kann dies nicht im infiniten Regreß enden, sondern muß also doch schließlich mit einer obersten Theorie (oder Axiom) abschließbar sein. Da dies im Wissenschaftsbereich jedoch zugleich unmöglich ist, absolut ausgeschlossen, kann diese letzte Theorie, die Theory Of really really Everything, keine wissenschaftliche sein, nicht wissenschaftlich formuliert.

WIe Indiana Jones mal so treffend sagte befaßt sich Wissenschaft "mit Fakten. Wenn Sie an der Wahrheit interessiert sind, Professor Tyries Philosophievorlesung finden Sie am Ende des Flures".


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Was war zuerst - Raum oder Zeit?

07.06.2017 um 03:43
@perttivalkonen
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Ein "irgendetwas" geht für Dich mal nicht aus sich selbst heraus, an anderer Stelle dann aber durchaus. Hier Wesen da Axiom. Merkst Du nicht, wie Du Dir selbst widersprichst?
Wenn Du meinst, einen Widerspruch zu sehen, bitte ich stets um einen konkreten Verweis der betroffenen Stellen. Die von Dir zitierte Aussage bezog sich auf die allgemeine Gegebenheit, sprich dass in formalen Systemen oder Strukturen gewisse Eigenschaften zusätzlich neben Axiomen notwendig sind, solange wir uns der Terminologie der mathematischen Logik bedienen (was ich immer mache, sofern nicht anders erwähnt).
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:[...] Und so mag Gott auch irgendwelchen Zwängen unterliegen, eventuell dem, nicht nicht existieren zu können und so. Aber das ist schnurz, denn es geht nur darum, daß er nicht den Zwängen dieser Welt unterworfen ist.
Es gab einen Theologen - habe den Namen leider vergessen - der genau diese Einschränkung ebenfalls einräumte, um einen Beitrag zu ebenjener Diskussion zu leisten. Darauf wollte ich jedenfalls primär hinaus und es scheint, als dass Du dies ebenso einräumst. D.h. in diesem spezifischen Punkt wären wir uns halbwegs einig.
Dass ein höheres Wesen nicht (direkt) den Gesetzmäßigkeiten des hiesigen Universums unterliegt, liegt irgendwo in der minimalsten Forderung, die man an die Definition einer Gottheit stellen sollte. Wobei, wie ich es andeutete, auch das nicht das Ende vom Lied ist. Das jedoch weiterzuführen würde womöglich nur den Rahmen dieses Threads endgültig sprengen.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Gleich zweimal falsch. Du kannst nicht ein aus sich selbst gültiges Axiom bejahen, aber eine sonstige aus sichselbst gültige Existenz bestreiten. Und das Münchhausen-Trilemma wird eben doch gelöst, da es weder Abbruch noch Zirkelschluß noch infiniten Regreß gibt bei einer Erstursache, die selber keine Ursache benötigt. SO wie bei einem Axiom, das aus sich selbst heraus seine Gültigkeit bezieht. Ansonsten gäbe es hier ja ebenfalls das Münchhausentrilemma. DU kannst also wiederum nicht bei der Theorien-(oder Axiomen-)-kette mit Deinem Uraxiom das Trilemma überwinden, aber anderes, das aus sich selbst gilt, soll das dann nicht vermögen? Da widersprichst Du Dir selbst.
Da lag wohl wieder ein kommunikatives Missverständnis vor; ich räume das mal aus:
Natürlich messe ich nicht mit zweierlei Maß, wenn es um spezifische Axiome geht, dies sollte keineswegs so interpretiert werden. Worauf ich ursprünglich abzielte, ist, dass man nicht etwas allein wegen des Trilemmas frei definieren, sondern man schlicht auf die gesamte, logische Konsistenz achten sollte. Genauer anhand eines Beispiels: Wir postulieren ein Axiom A nicht einfach, um das bestehende Trilemma zu lösen, sondern auch, weil daraus korrekte Lösungen (z.B. unsere Naturgesetze) deduziert werden können, um eine Konsistenz in Bezug auf die restliche Realität zu besitzen. Dies nur als Veranschaulichung meiner Intention; ungeachtet dessen, ob ein solches wirklich existiert oder ob man es auffinden könnte. Formal kann das erst einmal alles mögliche sein.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Wie ich es immer und immer und immer und immer.... wieder sagte. Wissenschaft kann nur über Phänomene "innerweltlicher" Natur und Existenz etwas aussagen. Für das Universum als All kann Wissenschaft zwar Grenzen immer noch etwas verschieben, doch stets nur innerhalb. Eine Außensicht auf das All als Alles (Innerweltliche), auf die Entstehung desselben, kann Wissenschaft nicht geben. [...]

Von dem absoluten Uranfang kann Wissenschaft nicht die "außenstehende" unverursachte Erstursache sehen, sondern nur von innen her die "allererste Wirkung", die selbst schon "Weltall" ist, und die wiederum zur ersten Ursache allerfolgenden Wirkungen des Universums geworden ist. Doch für diese innere erste Ursache gilt eben schon innerweltliche Beschränkung, etwa "keine Wirkung ohne Ursache".
Hier liegt allerdings ein Punkt, an dem wir uns nicht einig sind. Denn erstens, wie ich schon erwähnte, erachte ich diese Differenzierung als falsch bzw. mindestens anfechtbar, da sie postuliert, es könne allgemein eine "Außenansicht" geben. Wie soll dies funktionieren? Selbst wenn man einen Gott postuliert, dessen Spielwiese die restliche Realität ist, würde dieser selbst immer noch gleichzeitig den anderen Teil der Realität bilden. Zusammen bilden sie eine gemeinsame (und einzige) Wirklichkeit. Selbst wenn er wüsste, dass er das Axiom, die Hauptursache, für die Welt ist, so hätte er trotzdem eine >subjektive< Sicht auf die Welt und nicht etwa eine "Außenansicht".
Und zweitens ist es doch so, dass jede noch so kleine Erkenntnis ein Puzzlestück des Puzzles mit Namen "Existenz" ist. Wenn wir also den Hauptaxiom(en) auf die Spur gehen möchten, so müssen wir Forschung betreiben und mehr Puzzlestücke sammeln. Dass die Realität so beschaffen ist, wie sie ist (was wir herausfinden), muss bestimmte Gründe haben und genau diese sind direkt verknüpft mit allen Phänomenen.
Zur Veranschaulichung: Stelle Dir ein formales System mit gegebenen Axiomen A_1, ... , A_n (wobei wir diese mit n aus den natürlichen Zahlen nach oben beschränken) vor, aus denen Theoreme T_1, ... , T_m (n <= m, es also mindestens so viele Theoreme wie Axiome gibt) hergeleitet werden können. Was wir als Menschen machen, wenn wir Wissenschaft betreiben, ist, über einen (statistischen) induktiven Schluss auf die Theoreme zu schließen, um hoffentlich irgendwann auf das Axiom oder die Axiome zu stoßen. Das ganze Spielchen kann als gigantisches Netz von Beweisen aufgefasst werden, welches wir quasi jeweils von unten aufrollen - und eben ganz nach oben, zu den Axiomen, durchdringen möchten. Die Problematik jedoch, solche erst aufzufinden bzw. überhaupt zu identifizieren, ist eine andere. Dies hatten wir allerdings bereits durchgekaut.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Merkst Du es denn wirklich nicht? [...]
Da greifst Du im Grunde wieder die Problematik vom Anfang auf. Ich denke, es handelt sich um eine Fehlinterpretation, bedingt durch unsere eigenen Sprachen. Ich rezitiere mich erneut:
Die von Dir zitierte Aussage bezog sich auf die allgemeine Gegebenheit, sprich dass in formalen Systemen oder Strukturen gewisse Eigenschaften zusätzlich neben Axiomen notwendig sind, [...]

Es ist eine rein formale Sache, die ich dabei stets anspreche. "Nur" eine Beschreibung des Postulats, dabei nenne ich nirgendwo konkrete Bedingungen o.ä.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb: Da diese Einheit nur aus solchen Elementen besteht, muß sie selbst ebenfalls dieser Bedingung unterliegen, sie kann nicht aus sich selbst heraus ihren Anfang genommen haben. Tadaaa! Eine Verursachung von außen ergibt sich zwingend. Eine Verursachung, die selbst nicht wieder unter den selben Bedingungen steht, weil sonst die Kausalkette auch außen ad infinitum weitergehen würde und wir das gleiche Dilemma hätten, nur eine Etage höher.
Wobei wir hier annehmen, es gäbe eine immanente Kausalkette. Es wurde innerhalb der Physik schon vermutet, dass Kausalität lediglich eine lokale Bedingung sein könnte, etwas, was - ähnlich wie die Betrachtung mehrerer Dimensionen -als Grenzfall herausstellen könnte. Zumindest in der Quantenwelt konnte man schon Dinge in die Richtung vermuten (vgl. z.B. https://phys.org/news/2012-10-quantum-causal.html).
Ansonsten habe ich meine Sichtweise dazu bereits zu Genüge anhand meines Beispiels oben mit der gigantischen Beweiskette erläutert.

Zu der Debatten mit den verschiedenen Schulen und dergleichen:

Solche Diskurse sind innerhalb der Wissenschaft normal und auch dienlich - solange eben nach den Regeln der Wissenschaft gespielt wird und die Ideen oder Hypothesen fallen gelassen werden, sobald entschieden werden kann, ob sie korrekt sind. Dass die Menschen innerhalb dieser Grüppchen vielleicht strenger an ihren Ideen halten, ist durchaus nachvollziehbar, sofern es nicht dogmatisch wird.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Insofern sehe ich Dein Argument, wieso Religionen von diesem Diskurs ausgenommen wären, gleich in zweifacher Hinsicht für nicht tragbar an. Eben weil Du die "offenen" Relighionen nun doch "erlaubst", und weil Dein Grund, die"starren" nicht zuzulassen, nicht stimmt.
Naja, Religionen z.B. exkludierte ich ja genau deswegen, weil dort nicht nach den Regeln gespielt wird. Das sollte eigentlich selbstevident sein. Da hast Du womöglich was falsch verstanden oder interpretiert.
Eine Idee oder Hypothese sollte erst einmal logisch schlüssig sein - und natürlich was erklären oder bestenfalls (falsifizierbare) Prognosen generieren.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Dennoch, und da stimme ich Dir zu, kann dies nicht im infiniten Regreß enden, sondern muß also doch schließlich mit einer obersten Theorie (oder Axiom) abschließbar sein. Da dies im Wissenschaftsbereich jedoch zugleich unmöglich ist, absolut ausgeschlossen, kann diese letzte Theorie, die Theory Of really really Everything, keine wissenschaftliche sein, nicht wissenschaftlich formuliert.
Ergänzend noch zu diesem Thema, da ich den Kern bereits oben zu genüge beschrieben hatte:
Ich denke, gerade was die Wissenschaftstheorie (bzw. gar die Epistemologie) selbst betrifft, die ja selber eine dem Wandel unterworfene (Meta-)Wissenschaft ist, so sind wir noch nicht am Ende des Möglichen angelangt. Wenn wir bestimmte Modifikationen vornähmen und dadurch auch die Wissenschaft mächtiger wie aussagekräftiger gestalten würden, wer weiß, wie weit dann wieder die Grenzen verschoben werden würden? Also ich bleibe da optimistischer und möchte die Grenzen so weit es geht verschieben. Und DAS lasse ich mir von niemanden madig machen! :D

Entschuldige, falls ich noch irgendeinen relevanten Punkt vergessen habe, zu kommentieren. Ist vielleicht in den langen, wissenschaftshistorischen Ausführungen untergegangen. Ist zwar interessant, das immer im Kontext zu lesen, aber Du kannst Deine Punkte auch ohne Umschweifungen klar genug machen. Vielleicht mal als gutgemeinter Tipp meinerseits an der Stelle. ;) Jedenfalls ist es schon spät und ich bin schon zu lange auf Achse. Ausgeruht werde ich vielleicht was klarer denken können.


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Was war zuerst - Raum oder Zeit?

07.06.2017 um 17:17
@nocheinPoet

Hier geht es zwar um ein anderes Thema, aber folgender Satz aus Deinem Link zu richarddawkins.net reizt mich dann doch zu einer Bemerkung:
Es scheint aber durchaus realistisch, vielleicht sogar wahrscheinlich, dass das Leben im Endeffekt ebenfalls nicht auf Zufällen beruht, sondern auf einer ultimativen Weltformel und daher vollständig durchschaut und berechnet werden kann.
Ich fasse mich so kurz es geht: DAS IST BLÖDSINN!


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Was war zuerst - Raum oder Zeit?

07.06.2017 um 18:15
@ATGC
Naja, wäre ich jetzt nicht beeinflusst von dem Wissen dass es um einen umstrittenen Typen geht, fände ich es zumindest gar nicht mal so blöd. Sehr unwahrscheinlich schon, aber nicht blöd. Ist halt nur schwierig zu sagen ob eine einfache Formel wirklich soviel Info wie nötig beinhalten kann, oder sie ist denn eben richtig heftig lang und lässt sich genau so schwer entschlüsseln wie der Gen-Code, gar noch heftiger.

Wäre es denn nicht mal theoretisch möglich, irgendso'ne Grundformel die sozusagen alles auslöst? Man bräuchte sicher sehr elementare Faktoren, die wir noch nicht kennen oder die es nicht mal gibt, aber wäre es so nicht möglich, theoretisch?

Was es denn bringen soll, wüsste ich auch nicht, wir sind doch schon ;-)


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07.06.2017 um 18:20
@skagerak

Leben funktioniert grundsätzlich auf der Basis von Zufallsprozessen, die sich nicht berechnen lassen. Ohne spontane Mutationen gäbe es keine Evolution - und damit auch keine Lebewesen mehr, weil die entstandenen ersten Lebewesen bereits kurz nach ihrem Entstehen wieder ausgestorben wären. Darum ist der Verweis auf eine Weltformel, die das Leben und den Verlauf desselben berechenbar werden lässt, von vornherein blödsinnig, weil schlicht falsch.


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07.06.2017 um 18:39
@ATGC
:-D okay, so leuchtet's mir denn auch ein, sorry und danke.
denn vergiss meinen vorigen Beitrag ;-)


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07.06.2017 um 20:12
@ATGC
Sorry, hab's zwar eingesehen, muss dennoch nachhaken:

Muss man denn nicht auch erst mal definieren was man mit Weltformel überhaupt meint? Deiner mir durchaus einleuchtenden Beschreibungen nach, passt eine "Weltformel" schon mal gar nicht. Aber vielleicht eine Formel die eben diesen "Zufallsgenerator" auslöst. Muss ja denn nur eine sein die alles nötige beinhaltet für die Entstehung von Materie bzw für den Urknall, der dann eben alles weitere auslöst. Und dann der Urknall eben zu etwas wird, was der Zufall will.
Wie unser Universum z.B..

Bringt mich denn aber auch zu dem Schluss, dass man mit der Formel aber nix anfangen könnte mMn. Wohin sollte man denn mal eben experimentell einen Urknall auslösen, um zu sehen ob die Formel stimmt? ;-)

Wie auch immer, ich denke ich hab verstanden dass es doch eine nicht so schlaue Idee ist ;-)


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07.06.2017 um 20:23
Zitat von skagerakskagerak schrieb:Muss man denn nicht auch erst mal definieren was man mit Weltformel überhaupt meint?
Dazu meint Wikipedia dies:
Eine Weltformel oder eine Theorie von Allem (englisch theory of everything, ToE oder TOE) ist eine hypothetische Theorie, gebildet aus theoretischer Physik und Mathematik, die alle physikalischen Phänomene im bekannten Universum verknüpfen und präzise beschreiben soll. Mit der Zeit ist der Begriff in die Popularisierungen der Elementarteilchenphysik eingeflossen, die zu einer Theorie erweitert werden soll, die durch ein einziges, allumfassendes Modell die Theorien aller grundlegenden Wechselwirkungen der Natur erklären würde.
Es geht also um physikalische Phänomene und nicht um Lebensläufe. Lebensläufe beruhen zwar auf physikalischen Wechselwirkungen, stellen jedoch eine eigene Qualität dar, die nicht auf Physik reduzierbar ist, so dass sie prinzipiell nicht berechenbar sind, wie der Autor des Artikels meint, aus dem ich zitiert hatte.
Zitat von skagerakskagerak schrieb:ich denke ich hab verstanden dass es doch eine nicht so schlaue Idee ist
Das freut mich. :)


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07.06.2017 um 20:38
Zitat von ATGCATGC schrieb:Es geht also um physikalische Phänomene und nicht um Lebensläufe. Lebensläufe beruhen zwar auf physikalischen Wechselwirkungen, stellen jedoch eine eigene Qualität dar, die nicht auf Physik reduzierbar ist, so dass sie prinzipiell nicht berechenbar sind, wie der Autor des Artikels meint, aus dem ich zitiert hatte.
Jep, so in etwa dämmerte es mir denn auch nach deiner Erklärung. Der Groschen fiel nur nicht so schnell ;-)

Insgeheim stimmte da irgendwas nicht bei meinen Gedanken, wäre aber ohne dich vielleicht nicht dahinter gekommen ;-)


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07.06.2017 um 22:59
Zitat von Mr.DextarMr.Dextar schrieb:Wenn Du meinst, einen Widerspruch zu sehen, bitte ich stets um einen konkreten Verweis der betroffenen Stellen. Die von Dir zitierte Aussage bezog sich auf die allgemeine Gegebenheit, sprich dass in formalen Systemen oder Strukturen gewisse Eigenschaften zusätzlich neben Axiomen notwendig sind, solange wir uns der Terminologie der mathematischen Logik bedienen (was ich immer mache, sofern nicht anders erwähnt)
Ich halt Dir diesen Widerspruch schon die ganze Zeit vor, ohne Daß Du ne Belegforderung aufgestellt hast. Daß Du im selben Atemzug mit dem mathematisch-logischen obersten Axiom kommst, zeigt mir, daß Du auch ganz ohne Beleg durchaus weißt, welchen Widerspruch ich gemeint habe. Nur leider hast Du bereits vergessen gehabt, daß ich darauf hingewiesen habe, daß dieses mathematisch-logische oberste Axiom aus sich selbst heraus eben nicht auf "innerweltliche" Theorien etc. übertragbar ist. Das ist so, als würdest Du fordern, daß die in der Mathematik mögliche Erkennbarkeit der Unendlichkeit bestimmter Mengen auch in der (innerweltlichen) Realität gelten müsse. Genau dieser erkenntnistheoretische Unterschied ist es, den Du dabei außer acht läßt.
Zitat von Mr.DextarMr.Dextar schrieb:Es gab einen Theologen - habe den Namen leider vergessen - der genau diese Einschränkung ebenfalls einräumte, um einen Beitrag zu ebenjener Diskussion zu leisten. Darauf wollte ich jedenfalls primär hinaus und es scheint, als dass Du dies ebenso einräumst. D.h. in diesem spezifischen Punkt wären wir uns halbwegs einig.
Als Du später dann weitergelesen hast, mußte Dir doch aufgefallen sein, daß ich Dir mitnichten dies eingeräumt habe und wir uns hier keineswegs halbwegs einig wären. Hättste doch nachträglich diese Stelle korrigieren können. Das Fehlen von Bedingungen ist nicht selbst eine Bedingung. Unbedingt, bedingungslos, ohne Bedingungen. So, wie Existenz keine Eigenschaft ist.
Zitat von Mr.DextarMr.Dextar schrieb:Dass ein höheres Wesen nicht (direkt) den Gesetzmäßigkeiten des hiesigen Universums unterliegt, liegt irgendwo in der minimalsten Forderung, die man an die Definition einer Gottheit stellen sollte.
Ach, bisher hast Du dies aber ignoriert gehabt und an einen Gott eben auch "innerweltliche" Forderungen gestellt ("Nun ja, ich meine das nicht, sondern es ist doch tatsächlich so, da er letztendlich einfach so existiert und sich nicht selbst begründen kann."), während ich von Anfang an auf diese Minimaldefinition verwiesen habe.
Zitat von Mr.DextarMr.Dextar schrieb:Wobei, wie ich es andeutete, auch das nicht das Ende vom Lied ist. Das jedoch weiterzuführen würde womöglich nur den Rahmen dieses Threads endgültig sprengen.
Ja, ich habs kapiert. Du hast ja eigentlich ganz tolle Argumente, und bringst hier nur zum Zeitvertreib die schlechten Argumente vor, die leicht entkräftet werden können. Sicher doch.
Zitat von Mr.DextarMr.Dextar schrieb:Natürlich messe ich nicht mit zweierlei Maß, wenn es um spezifische Axiome geht, dies sollte keineswegs so interpretiert werden. Worauf ich ursprünglich abzielte, ist, dass man nicht etwas allein wegen des Trilemmas frei definieren, sondern man schlicht auf die gesamte, logische Konsistenz achten sollte. Genauer anhand eines Beispiels: Wir postulieren ein Axiom A nicht einfach, um das bestehende Trilemma zu lösen, sondern auch, weil daraus korrekte Lösungen (z.B. unsere Naturgesetze) deduziert werden können, um eine Konsistenz in Bezug auf die restliche Realität zu besitzen. Dies nur als Veranschaulichung meiner Intention; ungeachtet dessen, ob ein solches wirklich existiert oder ob man es auffinden könnte. Formal kann das erst einmal alles mögliche sein.
Aha. Ahahaha. Ich verstehe. Lieber opferst Du Dein Postulat "Denn letztendlich ist eine in sich begründete Axiomatik unausweichlich", als daß Du Gott die Möglichkeit einräumst, so eine Erklärung aus sich selbst sein zu können.

Jetzt, ohne diese Deine Forderung, kannst Du natürlich auch bemängeln, das Münchhausentrilemma durch eine solche Forderung aufzulösen. Das Dumme ist nur: man kann es! Bei realen Phänomenen, die ins Münchhausen-Trilemma führen, kann es schließlich gar nicht anders sein. Eben weil das Phänomen ein reales ist. Daher ist die Forderung nach Lösung kein Wunschkonzert, sondern zwingend nötig.

Richtig an Deiner Kritik ist, daß das Münchhausen-Trilemma völlig berechtigt ist und nicht mal eben verschwindet, nur weil es das bei realen Phänomenen ja schließlich muß. Wenn also Leben real ist, aber die Regel "omne vivum ex ovo" (letztlich: Lebewesen entstehen aus Lebewesen) ins <trilemma führt, zumindest in den infiniten Regreß, dann können die Ausgangsparameter nicht ganz stimmen, genauer, nicht vollständig sein. Die Forderung "Leben muß wenigstens einmal aus Leblosem entstanden sein" gewinnt. Sie ignoriert nicht das Trilemma, sondern sie weiß, daß ein Parameter fehlt, durch welchen das Trilemma vermieden wird.

Nur aus diesem Grunde können wir z.B. auch sicher sein, daß Lebensentstehung möglich ist. Alle Versuche, Leben aus unbelebtem zu erzeugen (und das fing weit vor Urey&Miller an) sind gescheitert (wir nennen es "vielversprechend" oder "erfolgreiche Teilversuche"). Dafür aber können wir täglich milliardenfach die Bestätigung des "omne vivum ex ovo" beobachten. Nach wissenschaftlicher Maßgabe wäre "omne vivum ex ovo" die dienstälteste unwiderlegte wissenschaftliche Theorie der modernen Wissenschaftsgeschichte. - Doch allein das Trilemma zeigt uns, daß das nicht so stimmen kann, daß das nicht alles ist, daß da noch was fehlt. Daß ein erstes Mal Leben aus Unbelebtem zwingend ist.

Wie Du siehst, das Trilemma mit ner berechtigten Forderung zu überwinden, das geht durchaus. Eben wenns / weils zwingend ist und nicht Wunschkonzert.
Zitat von Mr.DextarMr.Dextar schrieb:Hier liegt allerdings ein Punkt, an dem wir uns nicht einig sind. Denn erstens, wie ich schon erwähnte, erachte ich diese Differenzierung als falsch bzw. mindestens anfechtbar, da sie postuliert, es könne allgemein eine "Außenansicht" geben.
Das ist ne Folgerung, kein einfaches Postulat.
Zitat von Mr.DextarMr.Dextar schrieb:Selbst wenn er wüsste, dass er das Axiom, die Hauptursache, für die Welt ist, so hätte er trotzdem eine >subjektive< Sicht auf die Welt und nicht etwa eine "Außenansicht".
Und wieder legst Du an etwas "außerweltliches" die innerweltlichen Maßstäbe, Regeln und Beschränkungen an. Merkst Du es wirklich nicht? Ohnehin erklärst Du hier gerade jegliche Sicht auf etwas subjektiv, also auch jede wissenschaftliche Sicht auf alles mögliche. Und diskreditierst gleich alles in gleicher Weise, wie Du hier "Gottes" Sicht diskreditieren willst. Doch selbst in dieser Sichtweise bleibt die "subjektive" Sicht auf das Universum von außen eine Außensicht, und nur darauf kam es an.
Zitat von Mr.DextarMr.Dextar schrieb:Und zweitens ist es doch so, dass jede noch so kleine Erkenntnis ein Puzzlestück des Puzzles mit Namen "Existenz" ist. Wenn wir also den Hauptaxiom(en) auf die Spur gehen möchten, so müssen wir Forschung betreiben und mehr Puzzlestücke sammeln. Dass die Realität so beschaffen ist, wie sie ist (was wir herausfinden), muss bestimmte Gründe haben und genau diese sind direkt verknüpft mit allen Phänomenen.
Zur Veranschaulichung: Stelle Dir ein formales System mit gegebenen Axiomen A_1, ... , A_n (wobei wir diese mit n aus den natürlichen Zahlen nach oben beschränken) vor, aus denen Theoreme T_1, ... , T_m (n <= m, es also mindestens so viele Theoreme wie Axiome gibt) hergeleitet werden können. Was wir als Menschen machen, wenn wir Wissenschaft betreiben, ist, über einen (statistischen) induktiven Schluss auf die Theoreme zu schließen, um hoffentlich irgendwann auf das Axiom oder die Axiome zu stoßen. Das ganze Spielchen kann als gigantisches Netz von Beweisen aufgefasst werden, welches wir quasi jeweils von unten aufrollen - und eben ganz nach oben, zu den Axiomen, durchdringen möchten. Die Problematik jedoch, solche erst aufzufinden bzw. überhaupt zu identifizieren, ist eine andere. Dies hatten wir allerdings bereits durchgekaut.
Viele Worte für nichts. Jedes Puzzlestück zeigt genau das, was es zeigt, und zwar  vollständig. Das tut auch das gesamte Puzzle. Für unser ästhetisches Empfinden aber ist ein einzelnes Puzzleteilchen noch nicht aus sich selbst genug. Doch fehlt hier kein Übergeordnetes, das uns das Puzzleteilchen selbst verstehen läßt. Vielmehr bleibt das einzelne Puzzleteilchen selbst unter Annahme des Übergeordneten (Puzzle) für uns unvollständig. Erst weitere Puzzleteilchen, also weitere gleichgeordnete statt übergeordnete Dinge, ergeben das, was dem einzelnen Puzzleteilchen gefehlt hat. Und so geht es jedem anderen einzelnen Puzzleteilchen.

Während die Erklärung der Existenz eines Lebewesens in der Existenz der Eltern dieses Lebewesens liegt, diese aber wiederum ihre Existenz nicht durch ihren Nachkommen besser ermöglicht bekommen, sondern ausschließlich wiederum von ihren Eltern beziehen, ergänzen zwei passende Puzzleteilchen einander zu einem gemeinsamen Mehr. Das Begründetsein eines Objektes in seiner Existenz usw. durch etwas Voraufgegangenes, Vorgeordnetes, in diesem Sinne Übergeordnetes, ist was völlig anderes als beim Puzzle.

Und so läuft das eben auch bei Hypothesen, Theorien, Modellen, Theoremen, Axiomen. Eine Theorie kann ein beobachtetes Phänomen ggf. vollständig herleiten, aber sie kann nicht herleiten, wieso sie damit richtig liegt. Das kann immer erst die nächste, die alte ablösende Theorie. Und kann das wiederum nicht für sich selbst.

Und bei all diesen Theorien etc. geht das bis zum infiniten Regreß, zumindest bis zur wahrhaften TOE. Also durchaus ein Münchhausen-Trilemma. Letztlich keines, das für uns unbedingt gelöst werden muß, wir können schließlich damit leben, nicht absolut alles zu wissen. Für die Welt und ihre Existenz aber ist deren Dilemma/Trilemma unbedingt aufzulösen. Und das eben nicht á la Puzzle. denn innerweltlich verdankt nichts seine Existenz aus sich selbst. Auch nicht vom nächsten Puzzlestück, weil dies in einem Teufelskreis endet (ein Punkt des Trilemmas).
Zitat von Mr.DextarMr.Dextar schrieb:Da greifst Du im Grunde wieder die Problematik vom Anfang auf. Ich denke, es handelt sich um eine Fehlinterpretation, bedingt durch unsere eigenen Sprachen. Ich rezitiere mich erneut:
Die von Dir zitierte Aussage bezog sich auf die allgemeine Gegebenheit, sprich dass in formalen Systemen oder Strukturen gewisse Eigenschaften zusätzlich neben Axiomen notwendig sind, [...]

Es ist eine rein formale Sache, die ich dabei stets anspreche. "Nur" eine Beschreibung des Postulats, dabei nenne ich nirgendwo konkrete Bedingungen o.ä.
Hier wirds jetzt richtig wirr. Ich stell mal den Gesprächszusammenhang dar.

Pertti: "Wenn Gottgläubige nun Gott für jenen Uranfang halten, dann kannst Du nicht einfach sagen "auch der muß einen Anfang haben" oder "auch der muß seine Existenz etwas äußerem verdanken, nicht aus sich selbst heraus sein". Denn daß es so etwas geben muß, wissen wir ja."

Mr. Dextar: "Genau das wollte ich eben nicht damit ausdrücken. Nochmal, falls ich es zu unmissverständlich ausgedrückt habe: Das Postulat der Existenz kommt nicht ohne minimale Attribute und auf diese hätte eine hypothetische Gottheit genauso wenig Einfluss wie z.B. ein Multiversum auf die eigenen, inhärenten (Meta-)Gesetze."

Pertti: "Merkst Du es denn wirklich nicht? Bedenke den Unterschied zwischen bedingter Existenz und unbedingter Existenz, zwischen kontingenter und absoluter Existenz also. Du forderst für Unbedingtes das Einhalten von Bedingungen. Das ergibt keinen Sinn. Das Fehlen von Bedingungen zu einer Bedingung zu erklären, der die unbedingte Existenz also unterworfen sei, ist so unsinnig wie beim ontologischen Gottesbeweis das Sein (Dasein, Vorhandensein, Existieren) selbst zu einer Eigenschaft zu erklären wie "gut sein", "mächtig sein" etc."

Mr. Dextar: "Da greifst Du im Grunde wieder die Problematik vom Anfang auf. Ich denke, es handelt sich um eine Fehlinterpretation, bedingt durch unsere eigenen Sprachen. Ich rezitiere mich erneut:
Die von Dir zitierte Aussage bezog sich auf die allgemeine Gegebenheit, sprich dass in formalen Systemen oder Strukturen gewisse Eigenschaften zusätzlich neben Axiomen notwendig sind, [...]
Es ist eine rein formale Sache, die ich dabei stets anspreche. "Nur" eine Beschreibung des Postulats, dabei nenne ich nirgendwo konkrete Bedingungen o.ä."

Das Postulat der Existenz kommt eben ohne Eigenschaften aus. Da Existenz selbst keine Eigenschaft ist, müssen Attribute natürlich bei jeder Existenz vorkommen, das ist richtig. Welche das jedoch sind, ist nicht aus dem Postulat der Existenz selbst heraus herleitbar, ja es können problemlos wechselnde Eigenschaften sein. Das Postulat der Existenz kommt zwar nicht ohne Eigenschaften des Existenten aus, doch sind diese Eigenschaften von Existenz zu existenz verschieden, also bedingt. Und keine Eigenschaft muß sich notwendigerweise durch die gesamte Existenz des Existierenden hindurchziehen, ist also auch in diesem Sinne bedingt, nicht unbedingt. Eine unbedingte Existenz also hängt nicht von seinen bedingten Attributen ab, ist ihnen nicht ausgeliefert.

Die absolute Existenz hängt also nicht mit Attributen zusammen, wohl aber der oder das absolut Existierende. Schließlich definiert sich dieses Existente geradezu über seine Attribute. Doch bei einem absolut Existierenden ist das "sich definieren" eben nicht ein "abhängen von", sondern ein "selbst gestalten". Wenn einGott absolut existiert, aus sich selbst heraus, so sind seine Eigenschaften frei gewählt, nicht zwingend vorgegeben.

Du machst ein Sosein eines existierenden zur Voraussetzung seiner Existenz. Innerhalb dieser Welt ist das sogar so, wo alles Existierende seine Existenz nicht sich selbst verdankt, sondern etwas äußerem - das dann auch dessen Sosein bestimmt. Für eine absolute Existenz aus sich selbst heraus ohne Anfang kann das eben nicht stimmen, da kommt das Sosein eben aus sich selbst heraus, genauso wie die Existenz. Und zwar ohne Anfang.

Es läuft immer wieder darauf hinaus, daß Du dem, das per definitionem frei von den innerweltlichen Zwängen sein muß, immer wieder solche innerweltlichen Zwänge unterschiebst und anhängst.
Zitat von Mr.DextarMr.Dextar schrieb:Wobei wir hier annehmen, es gäbe eine immanente Kausalkette. Es wurde innerhalb der Physik schon vermutet, dass Kausalität lediglich eine lokale Bedingung sein könnte, etwas, was - ähnlich wie die Betrachtung mehrerer Dimensionen -als Grenzfall herausstellen könnte.
Im Makrokosmos läufts nun mal über Kausalität, egal, ob der nun ein Grenzfall wäre oder nicht. Hier im Makrokosmos funzt die Thermodynamik, hier läuft die Zeit nur in eine Richtung usw. usf. Daran ändert auch keine vereinheitlichende Theorie etwas - sie muß es sogar bestätigen! Aus dieser Nummer kommst DU durch solche Tricksereien nicht raus.
Zitat von Mr.DextarMr.Dextar schrieb:Solche Diskurse sind innerhalb der Wissenschaft normal und auch dienlich - solange eben nach den Regeln der Wissenschaft gespielt wird und die Ideen oder Hypothesen fallen gelassen werden, sobald entschieden werden kann, ob sie korrekt sind. Dass die Menschen innerhalb dieser Grüppchen vielleicht strenger an ihren Ideen halten, ist durchaus nachvollziehbar, sofern es nicht dogmatisch wird.
und
Zitat von Mr.DextarMr.Dextar schrieb:Naja, Religionen z.B. exkludierte ich ja genau deswegen, weil dort nicht nach den Regeln gespielt wird. Das sollte eigentlich selbstevident sein. Da hast Du womöglich was falsch verstanden oder interpretiert.
Eine Idee oder Hypothese sollte erst einmal logisch schlüssig sein - und natürlich was erklären oder bestenfalls (falsifizierbare) Prognosen generieren.
Das ist mit Verlaub falsch. In einem Diskurs zwischen Wissenschaft und Anderem diktiert nicht Wissenschaft allein die Regeln. Hier muß dialogisch ein gemeinsamer Nenner gefunden werden. Und das kannst Du Religionen und Weltanschauungen nicht mal eben absprechen. Ohnehin gibt es genügend wissenschaftlich geschulte Religionsanhänger oder Weltanschauungsvertreter, deren Kanon wissenschaftlichen Arbeitens umfangreicher ist als der von Philosophen.

Na und bei der Forderung, nur über Ideen oder Hypothesen zu reden, deren Korrektheit bereits entschieden ist, ist erstens der Witz raus, fallen zweitens selbst die Philosophen durch, und drittens läuft das nicht mal so bei den wissenschaftlichen Schulen. Wie gesagt, es gibt noch immer die Multiregionalisten.

Diskurs zwischen Wissenschaft und anderen "Fakultäten" läuft auf einer "Metaebene" ab, auf gemeinsamen Themenfeldern, übergreifenden, mehrschichtigen. Es geht dabei darum, daß beide Seiten ihre eigenen Grenzen verlassen. Dabei muß keine Seite die Methodik der anderen Seite übergestülpt bekommen, es reicht ein gewisses Maß an gegenseitigem Respekt, sowohl der Thesen als auch der Arbeitsweise. Letzteres in dem Sinne, daß man zu begreifen sucht, wie der andere auf seine These kommt, um ggf.sogar dessen Inkonsistenz aufgrund dessen eigener Methodik aufzuzeigen. Aber in der Regel geht es bei solchen Diskursen ohnehin nicht ums Beweisen des eigenen und Widerlegen des anderen Standpunkts, sondern um ein gegenseitiges Lernen miteinander, voneinander. Um gemeinsame Lösungen, Inspiration.
Zitat von Mr.DextarMr.Dextar schrieb:wer weiß, wie weit dann wieder die Grenzen verschoben werden würden?
Grenzen werden stets nur verschoben, nicht entfernt. Und selbst bei einem infiniten Regreß des Grenzenerweiterns ist nicht gesagt, daß alle Grenzen sich dabei ebenfalls infinit erweitern. Auch ein 1/2 + 1/4 + 1/8 ... ist da möglich.


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08.06.2017 um 00:17
Zitat von ATGCATGC schrieb:Leben funktioniert grundsätzlich auf der Basis von Zufallsprozessen, die sich nicht berechnen lassen. Ohne spontane Mutationen gäbe es keine Evolution
Lebensentstehung ist aber nochmal was anderes als jene Zufallsmechanismen, mit denen Leben weitergetragen wird.
Zitat von ATGCATGC schrieb:Es geht also um physikalische Phänomene und nicht um Lebensläufe. Lebensläufe beruhen zwar auf physikalischen Wechselwirkungen, stellen jedoch eine eigene Qualität dar, die nicht auf Physik reduzierbar ist, so dass sie prinzipiell nicht berechenbar sind
Inwieweit das auch bei der Lebensentstehung so zutrifft, oder ob es sich da nicht vielleicht doch um rein chemische Abläufe handelt, die unter gleichen Bedingungen auch zu gleichen Ergebnissen führen, das wissen wir noch immer nicht. Daher muß das für Lebensentstehung noch offenbleiben, ob sowas zwangsläufig, zumindest regelmäßig auftritt oder doch eher die Ausnahme ist, womöglich gänzlich singulär.

Monod immerhin hat schon 1970 darauf aufmerksam gemacht, daß der Aufbau sämtlichen Lebens auf der Erde strukturell identisch ist, also die Grundbausteine und die "Buchstaben"struktur der RNA überall identisch sind. Alles Leben geht also auf eine einzige Lebensentstehung zurück. Und obwohl Evolution mit Selektion arbeitet, also immer wieder nicht nur Arten aussterben, sondern ganze Gruppen, Linien, so gibt es dennoch ein Nebeneinander diverser Linien aus der Frühzeit. Von allen Wirbeltier-Linien vor 300 Millionen Jahren sind nicht die meisten ausgestorben, und es gebe heute nur noch eine oder einige wenige Linien von damals. Von allen Vielzellerlinien nach der präkambrisch-frühkambrischen Radiation sind ebenfalls die meisten Linien heute noch existent und nicht auf einige wenige bzw. nur eine einzige Linie zusammengeschmolzen. Dasselbe von allen Eukaryotenlinien vor Milliarden Jahren usw. usf.

Sollte Leben nun aber gesetzmäßig auftreten, so hätte es sich in den vielen Ursuppentümpeln, an den diversen Schwarzen Rauchern am Meeresgrund oder wo auch immer mehrfach auf dieser Erde herausbilden müssen, nicht nur ein einziges Mal. Mit anderen Erbgutträgern als RNA, zumindest mit anderen Basen als Paaren, mit Quadrupletts statt Tripletts als"Buchstaben". Aber nein, es ist nur eine einzige Linie zu uns gelangt. Daß alle anderen separat entstandenen Lebenslinien ausgestorben sind und nur unsere "RNA-Welt" hat überlebt, das ist angesichts der sonstigen Vielfalt diverser Grund- und Ausgangsformen wenig glaubhaft. Weswegenes für Monod auch feststand, daß Leben singulär ist, die große Ausnahme im Universum, Eben daß Leben wie Du sagst, auf Naturgesetzen aufbaut, sich aber nicht aus ihnen herleitet.DIeser Schluß mag voreilig sein, aber es zeigt wenigstens, daß dies möglich ist und sogar eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich hat.


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08.06.2017 um 07:18
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Lebensentstehung ist aber nochmal was anderes als jene Zufallsmechanismen, mit denen Leben weitergetragen wir
Aber auch die Lebensentstehung ist nichts, was sich aus einer Weltformel ableiten ließe, weil es sich bei den chemischen Prozessen, die hier abgelaufen sind, ebenfalls um eine eigene Qualität handelt, die nicht auf Physik reduzierbar ist. Irgendwann hat das damit begonnen, dass aus einfacheren Kohlenstoffverbindungen kompliziertere Kohlenstoffverbindungen entstanden sind, die dann miteinander so reagiert haben, dass ein Reaktionsnetzwerk entstanden ist, welches sich durch vielfältige Wechselwirkungen selbst stabilisiert hat.

Ab da hat man ein System und ab da hat man dann auch Emergenzen, die eine Eigendynamik aufweisen, wo eine Weltformel nicht greift. Da es sich bei der Weltformel ohnehin nur um die Vereinigung der vier Grundkräfte handelt, aus der dann die elementaren Bestandteile der Materie und die fundamentalen Wechselwirkungen abgeleitet werden können, lässt sich hier sowieso nichts beschreiben, was in Bezug auf die Lebensentstehung Aufschluss geben könnte.

Chemie ist über elektromagnetische Kräfte beschreibbar, weil sich chemische Reaktionen über Interaktionen zwischen Elektronen der beteiligten chemischen Elemente ergeben. Falls da also irgendetwas ableitbar sein sollte, hätte man es längst gekonnt, weil eine Weltformel die Physik der elektromagnetischen Wechselwirkungen in sich enthält bzw. diese ableitet. Gravitation sowie starke und schwache Kraft tragen nichts dazu bei, wie sich chemische Reaktionssysteme organisieren, so dass daraus Lebewesen entstehen können.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Daher muß das für Lebensentstehung noch offenbleiben, ob sowas zwangsläufig, zumindest regelmäßig auftritt oder doch eher die Ausnahme ist, womöglich gänzlich singulär.
Wie auch immer das unter vergleichbaren Bedingungen abläuft - es ist nichts, was mit einer Weltformel zu tun hätte bzw. aus dieser abgeleitet werden könnte. Darum ist und bleibt das Blödsinn, was in dem Artikel stand. Von der Weltformel als Sinn des Lebens - was an Blödsinnigkeit kaum noch zu toppen ist - ganz zu schweigen ...


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