Kryonik erfolgreich an Maus angwendet !
28.12.2005 um 15:07
1. Es macht definitiv mehr Spaß, lebendig und gesund zu sein als tot oder krank.
2. Die heutige Medizintechnik kann uns nicht immer am Leben, geschweige denn gesund erhalten.
3. Zukünftige Medizintechnik, die auf ausgereifter Nanotechnologie basiert, sollte imstande sein, Leben zu erhalten und Gesundheit wiederherzustellen, unter allen Umständen (Extremfälle ausgenommen).
4. Gewebe, das bei der Temperatur flüssigen Stickstoffs aufbewahrt wird, zerfällt selbst nach jahrhundertelanger Aufbewahrung nicht.
5. Wenn die gegenwärtige Humanmedizin uns nicht am Leben erhalten kann, können wir uns statt dessen einfrieren lassen, in der Erwartung, daß zukünftige Medizintechnik in der Lage sein sollte, die Gefrierschäden zu beseitigen und die Gesundheit wiederherzustellen.
Häufig wird Kryonik mißverstanden als das Einfrieren von Toten. Da aber Tod defniert wird als "der permanente Stillstand aller Vitalfunktionen", bedeutet die künftige Fähigkeit, einen mit heutiger Technik eingefrorenen Patienten wiederzubeleben, daß der Patient nicht tot war. Die Kryonik basiert in Wirklichkeit auf der plausibleren Idee, daß die heutige medizinische Praxis vielleicht irrt, wenn sie einen Patienten für "tot" erklärt. Die unabhängige Meinung eines Arztes aus der Zukunft - mit Zugang zu fundamental besseren medizinischen Technologien, die auf fortgeschrittener Nanotechnologie beruhen - hilft uns, das unangenehme Risiko zu vermeiden, jemanden womöglich lebendig zu begraben.
Beurteilung der Kryonik
Der Hauptgrund, warum Kryonik in medizinischen Kreisen nicht höher angesehen ist, ist relativ einfach zu erklären. Medizinische Anwendungen beruhen auf klinischen Versuchen. Einfacher gesagt, wenn jemand eine Technik zur Lebensrettung vorschlägt, so lautet die Antwort "Probiere sie aus und sieh, ob sie funktioniert". Methoden, die nicht in klinischen Versuchsserien verifiziert wurden, heißen "experimentell", während Methoden, die getestet wurden und versagt haben, abgelehnt werden.
Im Sinne dieser Tradition würden wir gern klinische Versuche bezüglich der Effektivität kryonischer Aufbewahrung durchführen, um festzustellen, ob sie überhaupt funktioniert. Die entsprechenden Experimente sind einfach zu beschreiben. Die Kryonik schlägt vor, Menschen mit heutiger Technik einzufrieren in der Erwartung, daß die Medizintechnik des Jahres (sagen wir) 2100 imstande sein wird, sie zu heilen. Die entsprechenden klinischen Versuche würden also darin bestehen:
N Subjekte auszuwählen,
sie einzufrieren,
100 Jahre zu warten,
zu prüfen, ob die Mediziner des Jahres 2100 sie tatsächlich wiederbeleben können.
Der Leser bemerkt vielleicht ein Problem: was sagen wir todkranken Patienten vor Abschluß der Versuche?
Obwohl dieses Problem nicht ausschließlich auf die Kryonik zutrifft (die Not eines sterbenden Patienten, der nicht weiß, ob er sich einer neuen experimentellen Behandlung unterziehen soll, ist wohlbekannt), führt uns die Kryonik das Dilemma deutlicher vor Augen: wir müssen länger warten, um das Ergebnis zu erfahren, und wir haben nicht die geringsten vorläufigen Thesen, aus denen man möglicherweise Schlüsse ziehen könnte. Wenn eine neue Behandlung getestet wird, stehen uns normalerweise die Resultate von Tierversuchen und vielleicht einige vorläufige Befunde von menschlichen Patienten zur Verfügung. Des weiteren erwarten wir verläßliche Daten innerhalb einiger Jahre. Im Falle der Kryonik warten wir buchstäblich auf die Entwicklung einer völlig neuen medizinischen Technik. Vorläufige Resümees, auch nur an Versuchstieren, gibt es einfach nicht; und eine endgültige Bilanz wird frühestens in einigen ...zig Jahren verfügbar sein.
Selbst wenn wir also sofort mit den klinischen Versuchen begännen, die heute für die Einschätzung der Kryonik erforderlich wären, so lägen die Ergebnisse über die Wirksamkeit der Kryonik doch nicht rechtzeitig vor. Es ist nicht möglich (um beim Beispiel der klinischen Versuche zu bleiben), heute schon zweifelsfrei herauszufinden, ob Ärzte morgen imstande sein werden, jemanden wiederzubeleben, der mit heutiger Technik kryonisch aufbewahrt wurde.
Funktioniert die Kryonik?
Die korrekte wissenschaftliche Antwort auf die Frage "Funktioniert die Kryonik?" lautet: "Die klinischen Versuche laufen. Komm in einem Jahrhundert wieder, und wir geben dir eine verläßliche Antwort." Die entscheidende Frage für diejenigen unter uns, die nicht erwarten, so lange zu leben, lautet: "Wäre ich lieber in der Kontrollgruppe, oder in der Versuchsgruppe?" Wir sind durch die Umstände gezwungen, diese Frage zu beantworten, ohne die Resultate der klinischen Tests zu kennen.
Um zu zeigen, daß die Kryonik nicht funktionieren wird (oder auch nur, daß ihr Gelingen unwahrscheinlich ist), muß bewiesen werden, daß keine zukünftige Technik, wie fortgeschritten sie auch sein mag, jemals imstande sein wird, einen eingefrorenen Patienten wiederzubeleben. Wenn wir uns anschauen, was heute als Routine gilt und wie dies im (sagen wir) 17. Jahrhundert gesehen wurde, können wir erahnen, wie schwierig es ist, ein wohlbegründetes Argument dafür zu liefern, daß zukünftige medizinische Technologien die durch kryonische Aufbewahrung verursachten Schäden niemals rückgängig machen können.
Ist die Behandlung schlimmer als die Krankheit?
Schließlich existiert das Risiko, daß eine vorgeschlagene Behandlung schlimmer als die eigentliche Krankheit sein könnte (was hartnäckige Vorurteile gegen die Anwendung experimenteller Behandlung bei Menschen erzeugt). Das gegenwärtige Recht verlangt, daß die kryonische Aufbewahrung erst nach dem "gesetzlichen Tod" beginnen darf (der zu unterscheiden ist vom Tod aufgrund gegenwärtiger medizinischer Kriterien und vom Tod aus medizinischer Sicht (sagen wir) des Jahres 2100). Dies birgt wahrscheinlich ein relativ kleines Risiko. Selbst bei vollständiger Unabhängigkeit des Patienten - was in der Zukunft durchaus denkbar wäre - wird Kryonik nur dann angewandt werden, wenn der Patient todkrank ist und nur noch kurze Zeit zu leben oder eine geringe Lebensqualität zu erwarten hat. Im Falle der Kryonik gibt es wenig Grund zur Sorge, daß die Behandlung größeren Schaden anrichten könnte als die Krankheit selbst.
Was tun?
Wie ist die Kryonik zu beurteilen? Allgemein gesagt, gibt es zwei mögliche Vorgehensweisen: (1) unterschreibe oder (2) tue nichts. Und es gibt zwei potentielle Resultate: (1) es funktioniert oder (2) es funktioniert nicht. Das führt zu untenstehender Matrix:
Funktioniert Funktioniert nicht
unterschreibe Lebe Stirb, verliere Geld
tue nichts Stirb Stirb
Wenn wir eine solche Gewinnmatrix verwenden, um die Aussichten zu beurteilen, müssen wir entscheiden, welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Welchen Wert messen wir einem langen und gesunden Leben bei? Es ist wichtig zu erkennen, daß die medizinischen Technologien, die zur Beseitigung von Gefrierschäden erforderlich sind, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch imstande sein werden, die Gesundheit für einen langen Zeitraum wiederherzustellen. Welchen (wahrscheinlich negativen) Wert messen wir der Tatsache bei, tot zu sein? Und wie schätzen wir schließlich - in Abwesenheit direkter experimenteller Ergebnisse - die Chancen ein, daß die Kryonik funktionieren wird?
Während jeder Mensch diese Fragen wahrscheinlich anders beantwortet, haben wir hier einen sinnvollen Rahmen, in dem das Problem betrachtet werden kann.
Gegenwärtige Erfolge
Hier soll darauf hingewiesen werden, daß verschiedene einfache Gewebstypen erfolgreich eingefroren und wiederaufgetaut wurden. Dazu gehören menschliche Embryos in sehr frühem Stadium, Spermien, Haut, Knochen, rote und weiße Blutkörperchen, Knochenmark und anderes. Die Verwendung von Glycerol als Gefrierschutzmittel reduziert Gefrierschäden deutlich.
Zusammenfassung
Die Kryonik plädiert für die experimentelle Behandlung menschlicher Patienten, ohne zu erwarten, daß die klinischen Versuche in der näheren Zukunft abgeschlossen werden könnten. Dies hat einige Kontroversen hervorgerufen. Trotzdem ist die kryonische Aufbewahrung die medizinisch im wahrsten Sinne des Wortes "konservative" Art zu handeln. Konventionelle medizinische Kriterien sehen den eingefrorenen Patienten als "tot" an. Diese Interpretation wird von den Anhängern der Kryonik angezweifelt, die argumentieren, daß sich diese Diagnose als falsch erweisen kann. Wenn es eine Debatte um die Frage gibt, ob ein Patient tot ist oder nicht, scheint es unangemessen, den Streit dadurch zu entscheiden, daß man den Patienten in den Ofen schiebt, insbesondere dann, wenn diese Verfahrensweise dem Willen des Patienten widerspricht.
Wenn wir uns heute mehr Klarheit verschaffen wollen über die Chance, ob Kryonik funktioniert oder nicht, so müssen wir die Art von Schäden berücksichtigen, die während kryonischer Aufbewahrung auftreten können, und die Art von Schäden, die eine zukünftige Medizintechnik zu beseitigen imstande sein dürfte. Diejenigen, die sich für diese Fragen interessieren, sollten "Die molekulare Reparatur des Gehirns" lesen.
Quelle: Ralph C. Merkle
Wallace, der ein prominentes Mitglied der Society for Psychical Research SPR war, schrieb einmal:. „Es scheint kein unwahrscheinlicher Schluss zu sein, dass alle Kraft reine Geisteskraft ist". Das Tierreich scheint dies bereits zu wissen - höchste Zeit für uns, es ebenfalls zu erkennen.