Peter0167 schrieb am 09.06.2020:Gibt es vorläufige Resultate?
Habs mal kurz gegooglet. Ja, es gibt bereits erste Messergebnisse. Hier der Abstract aus dem entsprechenden Paper:
We report on the neutrino mass measurement result from the first four-week science run of theKarlsruhe Tritium Neutrino experiment KATRIN in spring 2019. Beta-decay electrons from a high-purity gaseous molecular tritium source are energy analyzed by a high-resolution MAC-E filter. Afit of the integrated electron spectrum over a narrow interval around the kinematic endpoint at 18.57keV gives an effective neutrino mass square value of (−1.0+ 0.9−1.1) eV2. From this we derive an upperlimit of 1.1 eV (90% confidence level) on the absolute mass scale of neutrinos. This value coincideswith the KATRIN sensitivity. It improves upon previous mass limits from kinematic measurementsby almost a factor of two and provides model-independent input to cosmological studies of structureformation.
https://arxiv.org/pdf/1909.06048.pdfIn deutsch (meine Übersetzung, keine Gewährleistung):
Wir berichten über die Ergebnisse der Neutrinomassen-Messungen vom ersten 4-Wochen durchlauf des Karlsruhe Tritium Neutrino Experiments im Frühling 2019. Beta-Zerfall Elektronen von einer hochreinen gasförmigen molekularen Tritium Quelle werden von einem hochauflösenden MAC-E Filter bzgl. der Energie analysiert. Eine Passung [denk: Ausgleichgerade; keine Ahnnug wie komplex hier...] des integrierten Elektronenspektrums über ein enges Intervall um den kinematischen Endpunkt bei 18.57keV gibt einen effektiven Neutrinomasse-Quadrat Wert von (−1.0+ 0.9−1.1) eV2. Daraus leiten wir eine Obergrenze von 1.1 eV (90% Konfidenzintervall) auf dem absoluten Maßstab der Neutrinos ab. Der Wert stimmt mit der Genauigkeit von KATRIN überein. Er verbessert die bisherige Obergrenze der Masse fast um einen Faktor von 2 und liefert modellunabhängigen Input zu kosmologischen Studien zur Strukturformation.
Ich weiß nicht ob seitdem weitere Experimente durchgeführt wurden. So weit ging meine Google-Suche dann doch nicht.
Ansonsten ist es vielleicht Interessant einfach mal Pressemeldungen der Institute zu lesen, die einen Interessieren. Nehmen wir Plasmaphysik. Da ist das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching ne tolle Addresse und auf deren Seite findet man das:
Die im Jahr 2013 in japanisch-europäischer Zusammenarbeit begonnene Montage der Fusionsanlage JT-60SA wurde Ende März 2020 abgeschlossen. Bis zum Betriebsbeginn des internationalen Testreaktors ITER ist JT-60SA nun die weltweit größte und fortschrittlichste Anlage vom Typ Tokamak. Sie soll ITER ergänzen und die Datenbasis für ein späteres Demonstrationskraftwerk vergrößern.
https://www.ipp.mpg.de/4841544/jt60saEin neuer Fusionsreaktor, der, im Gegensatz zu JET, längere Plasmapulse aushalten soll, um entsprechende Daten zu sammeln.
Auch Interessant:
Die nächste Runde des schrittweisen Ausbaus der Fusionsanlage Wendelstein 7-X im Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Greifswald ist in vollem Gange. Eine wassergekühlte Innenverkleidung des Plasmagefäßes wird die Anlage tauglich machen für höhere Heizleistung und längere Plasmapulse. Die Fertigung des Herzstücks der neuen Verkleidung, des sogenannten Divertors, hatte der Garchinger Institutsteil des IPP übernommen. Die letzte Lieferung nach Greifswald steht kurz bevor. Hier sind die Vorbereitungen für den Einbau der Teile abgeschlossen. Die aufwändigen Montagearbeiten werden bis weit in das nächste Jahr dauern. Wendelstein 7-X, die weltweit größte Fusionsanlage vom Typ Stellarator, soll die Kraftwerkseignung dieses Bautyps untersuchen.
https://www.ipp.mpg.de/de/aktuelles/presse/pi/2020/01_20?c=9995Mit der Kühlung gibt es bis zu 30 Minuten Plasma!
Man kann auch in andere Gebiete schauen. Interessiert an der Entwicklung von Computerchips die das Gehirn ein wenig nachahmen und so besser bei Deep Learning Methoden sein könnten?
Wissenschaftler weltweit arbeiten an memristiven Bauelementen, die mit extrem wenig Strom auskommen und sich ähnlich wie Nervenzellen im Gehirn verhalten. Forscher der Jülich Aachen Research Alliance (JARA) und des deutschen Technologiekonzerns Heraeus haben nun herausgefunden, wie sich die Schalteigenschaften dieser Elemente planmäßig beeinflussen lassen. Entscheidend sind kleinste stoffliche Unterschiede, so gering, dass sie von der Fachwelt bislang übersehen wurden. Die Design-Vorgaben der Forscher könnten den Weg ebnen für zahlreiche Anwendungen, etwa für energieeffiziente, nicht-flüchtige Speicher oder neuro-inspirierte Computer.
https://fzj.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/UK/DE/2020/2020-05-11-memristor-design.htmlSoll es doch lieber um neue Krebsforschung gehen?
Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) und am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) ist es gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam in Laborexperimenten gelungen, besonders strahlenresistente Krebszellen von Tumoren im Kopf-Hals-Bereich mithilfe einer zielgerichteten Immuntherapie – der UniCAR-T-Zell-Therapie – abzutöten. Die Forscher entwickelten hierbei ein neues molekulares Bindeglied, das die UniCAR-T-Zellen an ein bestimmtes Oberflächenmerkmal der untersuchten Krebszellen koppelt und so aktiviert. Die kombinierte Radio-Immuntherapie mit UniCAR-T-Zellen könnte künftig die Heilungschancen von Krebspatienten mit strahlenresistenten Tumoren verbessern. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung veröffentlichten die Wissenschaftler im Magazin Oncoimmunology (DOI: 10.1080/2162402X.2020.1743036).
https://www.hzdr.de/db/Cms?pOid=61006&pNid=99Wo wir bei Immuntherapien sind, könnten wir und mRNA Impfstoffe anschauen, womit man sich quasi gegen Krebs impfen würde. Nichts wirklich neues, aber hatte vor Corona (einige Impfstoffkandidaten sind mRNA Impfstoffe) nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit:
Genetische Impfstoffe vermitteln die Infor-mation über tumorspezifische Antigenemittels genetischer Vektoren. Der Vektor in Form von rekombinanten Viren, rekombi-nanter DNA oder rekombinanter messenger RNA (mRNA) codiert dabei also für ein tumor-spezifisches Antigen. Auf Basis der geneti-schen Information wird in transfizierten Zel-len das antigene Protein gebildet, welchesdann eine entsprechende adaptive Immu-nantwort über Aktivierung tumorspezifischerLymphozyten auslösen kann. Ein wesent-licher Vorteil genetischer Impfstoffe, insbe-sondere von rekombinanter DNA und RNA,besteht darin, dass unterschiedliche Tumor-antigene adressiert werden können. DieseTechnologie bietet daher eine einzigartige Möglichkeit, in kurzer Zeit wirksame Medi-kamente für alle möglichen Krebsarten her-zustellen
https://www.biospektrum.de/blatt/d_bs_pdf&_id=932394 (Archiv-Version vom 04.10.2020) (ACHTUNG PDF)
Ich weiß nicht, interessantes gibt es viel (Wobei die Einteilung ja eher Subjektiv ist). Vollkommen neues ist selten, einfach weil Wissenschaft nicht soooo schnell voranschreitet.
Ansonsten hier einfach mal eine kleine Sammlung von Pressemeldungen, die ich mit später mal genauer durchlesen werde:
Neue Therapie-Chancen für Multiple Sklerose in Sicht :
https://www.mdc-berlin.de/de/news/press/neue-therapie-chancen-fuer-multiple-sklerose-sichtMit dem Sonnenteleskop auf der Suche nach Dunkler Materie:
https://www.desy.de/aktuelles/news_suche/index_ger.html?openDirectAnchor=1816&two_columns=0Seit Jahrzehnten rätseln Astrophysiker über zwei markante Röntgen-Emissionslinien von hochgeladenem Eisen: Ihr gemessenes Helligkeitsverhältnis stimmt nicht mit dem berechneten überein. Das beeinträchtigt die Bestimmung der Temperatur und Dichte von Plasmen:
https://www.gsi.de/start/aktuelles/detailseite/2020/06/02/neue_messung_verschaerft_altes_problem.htm?no_cache=1&cHash=955c5ff5d572b203cbfa7e16b6b013b0Damit entdeckte die Kooperation in Rhenium einen bislang unbeobachteten Quantenzustand, der für zukünftige Atomuhren interessant sein könnte:
https://www.mpi-hd.mpg.de/mpi/de/nachrichten/nachricht/quantensprung-auf-der-waageSind alles kleine Dinge. Größere geschehen nicht einfach, da müsste man Wissen, was, das bereits erforscht ist, man noch nicht kennt. Und jeder hat seine Wissenslücken (und Interessen) woanders.