Nashima schrieb:Ich würde aber nicht behaupten das Landwirtschaft nicht intelligenzfördernd ist.
Nee, da hat Fedaykin schon recht. Als der frühe Mensch, wahrscheinlich der Erectus, vom allesfressenden Sammler (und wesentlich auch Beutetier) zum Jäger und Sammler wechselte (und immer seltener Beutetier war), und als er lernte, die Nahrung durch Erhitzen verdaulicher zu machen, kam es zu einer echten Erhöhung der Energieaufnahme, die ein beträchtliches Anwachsen des Hirnvolumens tatsächlich erst ermöglichte. Doch der Wechsel vom Jäger undSammler hin zum Ackerbauern und Viehzüchter brachte kein Mehr an täglichen Kalorien, sondern ein gesicherteres. Und es brachte die Möglichkeit, daß die Menschen aus einer geringeren Quadratkilometerzahl ihren Nahrungserwerbabdecken konnten. Mit anderen Worten eröffnete es die Möglichkeit, daß dieMenschheit anwuchs, sowie daß mehr Menschen auf engem Raum miteinander leben und in Kontakt stehen konnten. Dies war wichtigfür die kulturelle Evolution. Aber ein weiteres Anwachsen des menschlichen Intellektes(biologisch) wurde damit nicht ermöglicht.
Tatsächlich brachten Ackerbau und Viehzucht sogar erhebliche Nachteile mit sich
Nashima schrieb:Da durch Landwirtschaft und Sesshaftigkeit die tägliche Nahrungsbeschaffung als Hauptbeschäftigung weg fällt
Während vor grob 10.000 Jahren die Jäger-und-Sammler-Gesellschaften ca. 1,5 Stunden pro Tag für den Nahrungserwerbaufwenden mußten, lag dasTagespensum bei den frühen Ackerbauern bei ca. sechs Stunden pro Tag. Der Aufwand vervierfachte sich also. Hinzu kam, daß die Vielfalt der Nahrung stark zurück ging. Es traten erstmals zahlreiche Mangelerscheinungen auf, die sich in Körpergröße, Knochen- und Zahnqualität sowie durchschnittliche Lebenserwartung negativ äußerten.
Desweiteren vervielfachten sich Infektionswege. Zum ersten Mal kam es regelmäßig zu Epidemien unter den Menschen. Überviele Jahrhunderte (mehrere tausend Jahre) war die Mortalitätsrate in den frühen Seßhaftengesellschaften sehr hoch, bis hauptsächlich nur noch jene überlebt hatten, bei denen eine Influenza nicht zum Tod, sondern zum Schnupfen führte. Wie tödlich der "Schnuppen" noch im frühen Jungpaläolithikum gewesen sein muß, können wir erahnen, wenn wir sehen, was in der Neuen Welt mit den Einheimischen passierte, als die Conquistadores ihren Schnupfen hinbrachten.
Dennoch überwogen die Vorteile, sodaß sich die Ackerbauern und Viehzüchter unterm Strich dennoch stärker ausbreiteten als die Jäger und Sammler. Aber ein größeres oder irgendwie besseres Gehirn wuchsuns dabei nicht. Im Gegenteil; vor ca. 50.000 Jahren besaßen unsere Vorfahren im Schnitt sogar 100cm³ mehr Bregen unter der Fontanelle als wir Heutigen.Das könnte der Domestikationseffekt sein, der eigentlich bei Haus- und Nutztieren zu finden ist: weniger Überlebenskampf, weniger Hirnmasse.
Nashima schrieb:kann sich der Mensch anderen intellektuellen Disziplinen widmen was sich m. E. auch Biologisch auswirken wird.
Die gesicherte Versorgung mit Nahrung verhindert ja gerade biologische Evolution. Durch Mutation entsehen zwar ständig neue genetische Varianten, doch ohne Selektionsdruck wird keine von ihnen bevorzugt und keine andere zum Aussterben gebracht. Wenn alle überleben und Kinder kriegen, gibts auch keine Evolutionsschritte mehr. Bei den Epidemien des Jungpaläolithikums, da gab es Aussterbewellen, klar. Aber keine, die ein verbessertes Gehirn bevorzugt überleben ließ. Mit Ackerbau und Viehzucht gab es für Menschen mit besseren Hirnleistungen keinen selektiven Vorteil mehr. Den scheint es seit mindestens 100.000 Jahren nicht mehr gegeben zu haben. Womöglich deshalb, weil unser Gehirn bereits vor 200.000 Jahren so leistungsfähig geworden war, daß es selbst heute noch lang nicht an seine Leistungsgrenzen gestoßen ist.