@Blues666 Danke für Deine Ausführungen!
Ich hatte die Aussagen, dass Männer seltener zum Arzt gehen gelesen. Da stellt sich mir nur eben die Frage, weshalb ist das so? Gehen sie nicht zum Arzt, obwohl sie krank sind? Gehen sie krank zur Arbeit? Ich finde in den Daten und Berichten keine Aussagen dazu und sehe in den offiziellen Berichten auch keine Aussagen diesbezüglich, dass es evaluiert oder qualitativ erhoben wäre.
Wenn ich mir die Daten zum Gesundsein angucke, die ärztlich erhoben sind, fällt auf, dass Männer offenbar gesünder sind. Das könnte möglicherweise noch damit erklärt werden, dass sie weniger zum Art gehen.
Diese Tabelle bezieht sich auf:
Jahr: 2013, Geschlecht: Männlich
gesund krank oder unfallverletzt
Alle Altersgruppen 84,3 15,7
Unter 5 Jahre 84,9 15,1
5 bis unter 10 Jahre 89,5 10,5
10 bis unter 15 Jahre 91,1 8,9
15 bis unter 20 Jahre 91,3 8,7
20 bis unter 25 Jahre 89,7 10,3
25 bis unter 30 Jahre 87,6 12,4
30 bis unter 35 Jahre 86,6 13,4
35 bis unter 40 Jahre 86,5 13,5
40 bis unter 45 Jahre 85,7 14,3
45 bis unter 50 Jahre 85,7 14,3
50 bis unter 55 Jahre 84,0 16,0
55 bis unter 60 Jahre 81,0 19,0
60 bis unter 65 Jahre 81,3 18,7
65 bis unter 70 Jahre 82,3 17,7
70 bis unter 75 Jahre 78,9 21,1
75 Jahre und älter 72,3 27,7
http://www.gbe-bund.de/oowa921-install/servlet/oowa/aw92/WS0100/_XWD_FORMPROC?TARGET=&PAGE=_XWD_2&OPINDEX=1&HANDLER=_XWD_CUBE.SETPGS&DATACUBE=_XWD_30&D.000=3735&D.003=42Diese Tabelle bezieht sich auf:
Jahr: 2013, Geschlecht: Weiblich
gesund krank oder unfallverletzt
Alle Altersgruppen 83,3 16,7
Unter 5 Jahre 85,6 14,4
5 bis unter 10 Jahre 90,1 9,9
10 bis unter 15 Jahre 91,2 8,8
15 bis unter 20 Jahre 90,6 9,4
20 bis unter 25 Jahre 87,7 12,3
25 bis unter 30 Jahre 85,9 14,1
30 bis unter 35 Jahre 86,3 13,7
35 bis unter 40 Jahre 85,7 14,3
40 bis unter 45 Jahre 86,0 14,0
45 bis unter 50 Jahre 85,1 14,9
50 bis unter 55 Jahre 83,9 16,1
55 bis unter 60 Jahre 81,3 18,7
60 bis unter 65 Jahre 82,4 17,6
65 bis unter 70 Jahre 82,6 17,4
70 bis unter 75 Jahre 78,8 21,2
75 Jahre und älter 71,4 28,6
http://www.gbe-bund.de/oowa921-install/servlet/oowa/aw92/WS0100/_XWD_FORMPROC?TARGET=&PAGE=_XWD_2&OPINDEX=3&HANDLER=_XWD_CUBE.SETPGS&DATACUBE=_XWD_30&D.000=3735&D.003=43Wenn ich mir aber angucke, wie Männer und Frauen die Gesundheit selber einschätzen und wie sie ihre Lebensqualität einschätzen usw usw, dann fällt auf, dass Frauen da immer eine schlechtere Bewertung vornehmen. Daraus könnte man unterschiedliche Schlüsse ziehen. Entweder Männer sind einfach insgesamt gesünder als Frauen oder aber Frauen machen sich kranker als sie sind bzw. bewerten und sehen ihre Situation stets schlechter. Oder aber Männer reden sich die Situation schön und missachten ihre Situation. Wenn sie allerdings ihre Situation nicht als so schlecht wahrnehmen, weshalb sollen sie dann zum Arzt gehen? Das erklärt also auch weshalb Frauen häufiger zum Arzt gehen, weil sie ihre Situation als schlechter wahrnehmen. Und wenn sie häufiger zum Arzt gehen, werden sie natürlich auch häufiger krank geschrieben.
[iIm Altersgang fällt die Selbsteinschätzung der Gesundheit zunehmend schlechter aus. Insbesondere der Anteil derjenigen, die ihre Gesundheit als mittelmäßig empfinden, steigt mit dem Alter bei beiden Geschlechtern deutlich an. Bei den 70-Jährigen und Älteren beträgt dieser Anteil bei den Frauen 43,8% und 39,0% bei den Männern. 6,5% der Frauen und 4,0% der Männer dieser Altersgruppe bezeichnen ihre Gesundheit als schlecht oder sogar sehr schlecht. Statistisch bedeutsam sind diese Unterschiede bei beiden Geschlechtern ab der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen im Vergleich zu den 18- bis 29-Jährigen.
Auch die Bewertung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (siehe Infobox 2.2.2) fällt in Deutschland bei Frauen schlechter aus als bei Männern [22]. Nach Daten der DEGS1-Studie beträgt der mittlere Wert der körperlichen Summenskala bei Frauen 50,8 und 52,0 bei Männern. Bei der psychischen Summenskala liegt der mittlere Wert der Frauen bei 48,1 und beträgt bei Männern 50,5. Unterschiede zugunsten der Männer waren in Deutschland schon 1998 im Bundes-Gesundheitssurvey zu beobachten [23] und werden auch in anderen Studien deutlich [24, 25]. Das Vorhandensein einer oder mehrerer chronischer Krankheiten führt dabei in allen Bereichen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zu Einbußen. Im Altersgang zeigt sich bei beiden Geschlechtern eine schlechtere Selbsteinschätzung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität im körperlichen Bereich. Bei der psychischen Gesundheit ergibt sich dagegen ein etwas abweichendes Bild. Auf der Skala zur Bestimmung der emotionalen Rollenfunktion beurteilen beide Geschlechter mit steigendem Alter ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität als signifikant schlechter. Der Gesamtwert der psychischen Gesundheit liegt bei den Frauen der beiden ältesten Altersgruppen aber dennoch etwas über den Werten der jüngeren Altersgruppen. Ebenso schätzen auch die Männer in den Dimensionen »Vitalität«, »psychisches Wohlbefinden« und beim psychischen Gesamtwert mit steigender Altersgruppe die gesundheitsbezogene Lebensqualität besser ein [22].
Bei beiden Geschlechtern zeigt sich ein Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Status und subjektiver Gesundheit. Bildung, Einkommen und berufliche Stellung, die Komponenten des sozioökonomischen Status [18], sind positiv mit der Selbsteinschätzung der Gesundheit und den verschiedenen Bereichen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität assoziiert [22, 26]. So bewerten Personen mit niedrigem sozioökonomischen Status ihren eigenen Gesundheitszustand signifikant schlechter als Personen mit mittlerem oder hohem sozioökonomischen Status: 43,5% der Frauen und 36,7% der Männer mit niedrigem Sozialstatus bezeichnen ihren Gesundheitszustand als allenfalls mittelmäßig. Bei Personen mit hohem Sozialstatus trifft dies nur auf 11,8% der Frauen und auf 14,2% der Männer zu (Abb. 2.2.2). Dieser Zusammenhang bleibt grundsätzlich bestehen, wenn der Einfluss der unterschiedlichen Altersverteilungen innerhalb der sozioökonomischen Statusgruppen mit statistischen Mitteln kontrolliert wird [26].][/i]
http://www.gbe-bund.de/gbe10/ergebnisse.prc_tab?fid=25081&suchstring=&query_id=&sprache=D&fund_typ=TXT&methode=&vt=&verwandte=1&page_ret=0&seite=1&p_lfd_nr=1&p_news=&p_sprachkz=D&p_uid=gast&p_aid=21609290&hlp_nr=2&p_janein=J#m2.2.1http://www.gbe-bund.de/gbe10/ergebnisse.prc_pruef_verweise?p_uid=gast&p_aid=21609290&p_fid=19604&p_ftyp=TXT&p_pspkz=D&p_sspkz=&p_wsp=&p_vtrau=4&p_hlp_nr=2&sprache=D&p_sprachkz=D&p_lfd_nr=29&p_news=&p_modus=2&p_window=&p_janein=JAus der Gesundheitsforschung ist bekannt, dass Männer ihre Gesundheit häufiger als Frauen als gut oder sehr gut bezeichnen. Die Ergebnisse des vorliegenden Berichtes zeigen, dass die geschlechtsspezifischen Unterschiede zwar relativ gering sind, aber in unterschiedlichen Altersgruppen, nach sozialem Status oder auch bei Vorliegen einer chronischen Erkrankung durchweg sichtbar sind. Als mögliche Erklärung wird angenommen, dass Männer eine geringere Symptomaufmerksamkeit gegenüber körperlichen Prozessen haben und körperliche Veränderungen auch später als Frauen thematisieren.http://www.gbe-bund.de/gbe10/ergebnisse.prc_pruef_verweise?p_uid=gast&p_aid=21609290&p_fid=19608&p_ftyp=TXT&p_pspkz=D&p_sspkz=&p_wsp=&p_vtrau=4&p_hlp_nr=2&sprache=D&p_sprachkz=D&p_lfd_nr=33&p_news=&p_modus=2&p_window=&p_janein=JWenn man das in Zusammenhang setzt mit den Aussagen von weiter oben im Thread, dass viel zu oft krank geschrieben wird und das unnötig sei oder gar contraproduktiv. Wenn es also gar nicht immer gesundheitsförderlich ist, sich krankschreiben zu lassen, wie ist dann das Gesundheitsverhalten von Männern und Frauen zu bewerten?
Ich sehe hier ersteinmal, dass Männer sich selber als gesünder sehen und deshalb keinen Grund haben zum Arzt zu gehen. Das wäre dann ja ein logisches und auch gutes Verhalten. Daher sehe ich bislang keine Grundlage dafür, dass Männer zu wenig zum Arzt gehen, wenn sie krank sind.
Auch der Artikel, den Du verlinkt hast, gibt dazu ja wenig Belege zudem bezieht er sich überwiegend auf Vorsorge und nicht auf Krankheit. Dass diese von Dir zitierten Rollenklischees und Funktionsorientierung so stimmen, ist dort auch nicht belegt. In den offiziellen Berichten wird das so als Grundlage auch nicht benannt. Ist das eben doch mehr Klischee als Fakt und Wahrheit? Dagegen wird dort sehr viel dazu gesagt, dass das Hilfesystem nicht genügend auf Männer ausgerichtet ist. Es kann Männer also nicht erreichen. Ich vermute, dass ist der wesentliche Punkt. Würden Männer mehr zur Vorsorge gehen, wenn das Hilfesystem auf sie ausgerichtet wäre? Wären sie dadurch aber tatsächlich auch gesünder? Frauen sind es ja offenbar nicht, wie die zahlen und Selbsteinschätzungen oben zeigen.