Ich tangiere das eigentlich beabsichtigte Thema möglicherweise nur, aber beim Schlagwort "gender studies" denke ich unmittelbar an die Problematiken Frauenquote und/oder Anteil weiblicher Studierender.
Über die Jahre wurden die Beiträge zum Thema Frauen in MINT Fächer auf unserer Uni Webseite immer mehr. Auch entwickelten sich zunehmend Förderprogramme für Studentinnen, etwa in Form von Mentorprogrammen. Von jeder Fakultät gibt es einen offiziellen Frauenförderplan. Usw.
Im Alltagsgeschäft ergibt es sich dann, dass man sich neben dem Versuch, die allgemeine Abbruchquote der Studierenden zu senken, insbesondere darauf zu sprechen kommt, warum uns (hier meine ich konkret die mathematische Fakultät) die Frauen wegrennen. Jeden Winter freut man sich noch, dass wieder ~50% der Studienanfänger Frauen sind und nach spätestens zwei Jahren ist man froh, wenn der Anteil in diesem Jahrgang noch die 10% überschreitet.
Als Folge machen sich gestandene Professoren und deren Doktoranden der Mathematik ernsthaft auf Ursachenforschung - auch wenn die kurze Suche in der nachmittäglichen Kaffeerunde erfolglos bleibt.
Gerade bei diesem Aspekt und der eingangs gestellten Frage
Balthasar70 schrieb am 28.10.2016:Daher die Frage wer Studien kennt, die einen gewissen Wissenschaftlichen Anspruch haben und sich mit der Thematik beschäftigen.
ist mir zumindest eine Studie in Form einer Auswertung von 750.000 PISA Daten mit dem Titel "Countries with Higher Levels of Gender Equality Show Larger National Sex Differences in Mathematics Anxiety and Relatively Lower Parental Mathematics Valuation for Girls" (Quelle:
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0153857 ) bekannt.
In einer dazu passenden News der University of Missouri (Quelle:
http://munews.missouri.edu/news-releases/2016/0421-girls-more-anxious-about-mathematics-stem-subjects-compared-to-boys/ ) wird dazu kommentiert:
“Analysis revealed that girls’ mathematics anxiety was not related to the level of their mothers’ engagement in STEM careers; nor was it related to gender equality in the countries we studied. In fact, the gender difference in mathematics anxiety was larger in more gender-equal and developed countries. In more developed countries, boys’ and girls’ mathematics performance was higher and their mathematics anxiety was lower, but this pattern was stronger for boys than for girls.”
[...]
“Policies to attract more girls and women into subjects such as computer science, physics and engineering have largely failed,” said Gijsbert Stoet, reader in psychology at the University of Glasgow and a co-author of the study. “Gender equality is a key humanistic value in enlightened and developed societies, but our research shows that policy makers cannot rely on it as the sole factor in getting more girls into subjects like physics and computer science. It is fair to say that nobody knows what will actually attract more girls into these subjects. Policies and programs to change the gender balance in non-organic STEM subjects have just not worked.”
In der Studie selbst wird am Ende natürlich davor gewarnt, zu weitreichende Schlüsse über die Realität zu ziehen. Aber der alleinige Wunsch, mehr Frauen in die Naturwissenschaften, Technik und Mathematik zu locken, scheint bislang nicht zu fruchten - wenn man es so zusammenfassen möchte.
Ein naheliegendes Thema ist allerdings die Welt der Professuren. Trotz des vergleichsweise vernünftigen Anteils an Doktorandinnen im Mint-Bereich, sah ich immer wieder die Kritik bzw. die Frage, warum es dennoch so wenige Professorinnen gäbe.
Spontan fallen mir da gewisse Aspekte ein, die man dahingehend durchleuchten könnte, aber eine Studie oder Untersuchung (insbesondere von Seiten der Sozialwissenschaftler) habe ich dazu im Moment nicht zur Hand.