Pergamon schrieb:Mir jedenfalls klingt bei dieser Überschätzung des Placeboeffektes fast jedesmal viel zu viel Hamer und fernöstliches Karmageschwurbel durch. Zum Schluss läuft es doch meist auf ein "Selber Schuld, hättest Du doch dieses oder jenes gemacht oder gelassen" durch.
Die Auswirkungen "positiver Gedanken" sind quasi nicht quantifizierbar. Das ist letztlich alles sehr individuell und vermutlich auch kaum auf einen überprüfbaren Nenner zu bringen.
Was aber tatsächlich nachgewiesen ist, ist der Umstand, dass sich "negative Gedanken" (im Grunde Stress) negativ auf den Genesungsprozess auswirken können.
Da kann man jetzt natürlich argumentieren, dass "positive Gedanken" (oder irgendwelche Rituale, die dazu führen), solchen stress auch reduzieren können und damit indirekt letztlich funktionieren.
Auf der anderen Seite kann so etwas aber auch einen gewissen Druck aufbauen, so wie Du geschrieben hast. Was dann in Summe überwiegt, ist vermutlich individuell sehr verschieden.
Generell kann aber ein Ritual, das Stress reduzieren hilft, grundsätzlich schon sinnvoll sein. Man muss halt darauf achten, dass man damit nicht andere Probleme verursacht, welche diesen Nutzen umkehren.
Die Problematik der nicht-evidenzbasierten Medizin liegt (wenn es nicht gerade echte schädliche Methoden sind) im Grunde "nur" darin, dass sie von ihren Anwendern als in sich wirksam erachtet wird und dadurch echte Heilbehandlungen ggf. verzögert oder vermieden werden.
Wenn man sagt: "Ich habe Krebs und wenn ich mir Akkupunktur (oder Globuli, einen Schamanen oder was auch immer) gönne, fühle ich mich besser, ich verzichte aber deswegen nicht auf die jeweilige evidenzbasierte Therapie, sondern mache es wirklich nur, um mich besser zu fühlen", kann das zumindest nicht schaden (außer ggf. den Finanzen).
Aber das wird schon durch die Systematik verhindert. Kaum ein "alternativer Heiler" wird hier ehrlich sein und seine Methoden als eigentlich wirkungslos und dementsprechend nur teure Wellness bezeichnen.