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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

22.983 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Psiram, Homöopathie, Pharmaindustrie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

13.03.2024 um 14:25
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Einen kurzen Review zur Studie, in dem die gemachten Fehler aufgezeigt werden, findet sich hier
Die Autoren Kiene und Hamre sind unter anderem auch für so etwas verantwortlich:
A Fundamental Question for Complementary Medicine: Are There Other Forces in the Natural World Besides the Physical Forces?
Helmut Kiene 1 , Harald Johan Hamre 1
Affiliations PMID: 37857264 DOI: 10.1159/000534592
Der Link hinter den Affiliations führt auch geradewegs nach Hogwarts:
Institute for Applied Epistemology and Medical Methodology at the University of Witten/Herdecke, Freiburg, Germany.
Key messages: (i) In the natural world, specific Gestalt-forming forces exist in addition to the physical forces, and can be systematically investigated. (ii) The existence of these forces implies an extended conception of matter. (iii) These forces and this extended concept of matter may be relevant for the scientific assessment of complementary therapies, e.g., homeopathy.
Das kann halt in dem Gewand wissenschaftlicher Literatur verbreitet werden - verkleidet als: "Complementary Medicine Research" einer irgendwie als solche deklarierten Fachpublikation. :palm: :shrug:


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

13.03.2024 um 14:33
@Nemon
Danke für den Link. Scheinen echte wissenschaftliche Schwergewichte zu sein. :)


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

13.03.2024 um 14:42
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Danke für den Link. Scheinen echte wissenschaftliche Schwergewichte zu sein. :)
Außergewöhnliche Heilmethoden verlangen ja auch nach außergewöhnlichen wissenschaftlichen Turnübungen :lolcry:


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

13.03.2024 um 15:15
Zitat von NemonNemon schrieb:Außergewöhnliche Heilmethoden verlangen ja auch nach außergewöhnlichen wissenschaftlichen Turnübungen :lolcry:
Wissenschaftliche Turnübungen wie diese:
Gute Studien, schlechte Studien: Aussagelose Wasserlinsen und Homöopathie
22. Januar 2023 / PharmBlog / 2 Kommentare

Ich möchte mit diesem Beitrag eine kleine Reihe starten, die ich „Gute Studien, schlechte Studien“ nenne. Und in diesem ersten Teil geht es um eine Veröffentlichung, die eher auf der schlechten Seite zu finden ist. Es geht um eine Studie, in der die Autor:innen die Wirksamkeit von Homöopathie nachwiesen wollten. Und auch wenn die Autor:innen des Papers der Meinung sind, dass sie das auch geschafft haben, bin ich da anderer Meinung, und ich möchte euch gerne erzählen wieso.
Um was es in dem Paper geht

Das Paper trägt den Titel „Effects of homeopathic arsenicum album, nosode, and gibberellic acid preparations on the growth rate of arsenic-impaired duckweed (Lemna gibba L.)”. Und ich kann ja schon mal spoilern, dass laut den Autor:innen zumindest das Arsenicum album einen Effekt haben soll. Die Studie erschien schon 2010 und wurde auch schon mehrfach kritisch behandelt, wird aber trotzdem immer wieder wie die sprichwörtliche Sau durchs sprichwörtliche Dorf getrieben. Erst vor ein paar Monaten ist sie mir wieder auf Twitter als angeblicher Beweis für die Wirkung von Homöopathika begegnet. Deshalb möchte ich mich dieser Studie hier widmen und einen genaueren Blick auf diesen „Beweis“ werfen.
Wieso, weshalb, warum, Wasserlinsen

Jetzt ist es Zeit, dass wir den ersten Elefanten im Raum ansprechen: das von den Autor:innen gewählte Modellsystem. Sie wollen die Wirksamkeit ihrer homöopathischen Zubereitungen anhand der Wasserlinse Lemna gibba nachweisen.

Die Wahl des richtigen Modellorganismus für solche Dinge ist gar nicht so einfach (und ich habe auch nur begrenzt Ahnung von den Feinheiten). Aber das grundlegende Prinzip ist relativ einfach: je weiter der gewählte Organismus biologisch vom Menschen entfernt ist, desto weniger sind die Ergebnisse übertragbar. Mäuse und Ratten zum Beispiel sind Menschen erstaunlich ähnlich. Noch besser sind allerdings Primaten.
Quelle: https://pharmblog.de/gute-studien-schlechte-studien-aussagelose-wasserlinsen-und-homoopathie/

Die Wasserlinsen hat mein Hausarzt, der sich auch mit Homöopathie beschäftigt, als Beweis gebracht, dass Homöopathie prinzipiell wirkt.
Das habe ich ihm zwar schon vor einem Monat zerpflückt, aber heute erst den Artikel im Pharmablog gefunden.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

14.03.2024 um 08:36
Zitat von martenotmartenot schrieb:Ich verstehe nicht so ganz, warum man gleich von Bevormundung redet. Homöopathika werden ja nicht verboten und jeder kann sie sich weiterhin in Eigenregie kaufen, wenn man möchte.
Das Gezeter von wegen Bevormundung stammt weniger von den "zufriedenen Anwendern", sondern eher von den homöopathischen "Ärzten", die nun um die staatliche Alimentation ihrer fachlichen Inkompetenz fürchten müssen. Die Goldpreise für Voodoo-Zucker machen nämlich nur einen Bruchteil ihrer Beute aus, das wirklich Lukrative an der homöopathischen Betrugsmethode verschweigen die promovierten HomöoPaten lieber, weshalb es auch im aktuellen Disput unter der Decke gehalten wird:

Die Vergütung homöopathischer Leistungen der Ärzte ergibt sich aus speziellen, sogenannten Selektivverträgen, die etwa die Kassenärztliche Vereinigung Bremens mittelbar mit dem Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVHÄ) abgeschlossen hat. Dieser Berufsverband homöopathisch tätiger Ärzte hat dabei ausgehandelt, dass die Erstanamnese mit einer Mindestdauer von 60 Minuten mit 92 bis 97 Euro vergütet wird. Folgegespräche über dieselbe Diagnose von mindestens 30 Minuten bringen dem Arzt jeweils weitere rund 50 Euro und können einmal pro Quartal geltend gemacht werden. „Zusammen mit weiteren Beratungsleistungen kann ein Arzt über 700 Euro je Patient und Kalenderjahr für homöopathische Beratungen mit der Krankenkasse abrechnen“, rechnet Bertelsen vor. Dem stehen dann insgesamt sieben Stunden und 20 Minuten Gesprächszeit gegenüber

Quelle: https://www.weser-kurier.de/bremen/aerztliche-verguetungsordnung-zu-wenig-geld-fuers-gespraech-doc7e4gjyvoo0n14nxu3d1o[/quote]

Ein pseudomedizinisches Bandenmitglied der DZVhÄ-Drückerkolonne kann also an jedem 9to5-Arbeitstag zusätzlich zu den Beträgen, die es von seinen globuligläubigen Betrugsopfern abkassiert, über 700€ Versichertengelder einstreichen. Ein nettes Geschäftsmodell für alle, die zwar irgendwie die ärztliche Promotion geschafft haben*, aber ansonsten völlige Blindnieten sind - solange sie nur nett reden und die Repertorisierungssoftware bedienen können, leben sie dank finanzstarker Lobbyarbeit wie die Made im ranzigen Speck. Die Umsetzung von Lauterbachs Vorschlag würde bedeuten, daß sich die 7000 homöopathischen Scheinmediziner nach einer ehrlichen Arbeit umsehen müssten. Wer kann es ihnen verdenken, daß sie das mit allen Mitteln zu verhindern versuchen? Willige billige Mietmäuler wie den seligen Fritzsche gibt es in Zeiten moralischen Zerfalls schließlich wie Sand am Meer.

* die ja, wie der Wissenschaftsrat schon vor Jahren angemahnt hat, ohnehin nur ein Witz ist


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

28.03.2024 um 10:19
Alter Falter, Glaubuli und Schwachmaten-Voodoo bleiben uns wohl doch noch eine Zeitlang zu Lasten der Allgemeinheit erhalten.
Karl, die Lusche ist anscheinend vor ein paar übelst Verstrahlten (Habeck und Hajduk) und der Homöopathen-Lobby eingeknickt.
BILD erfuhr aus Regierungskreisen: Das Vizekanzleramt, also Wirtschaftsminister Robert Habeck (54, Grüne) und seine Staatssekretärin Anja Hajduk (60) protestierten gegen Lauterbachs Streichplan. Wegen des grünen Vetos flog der Passus aus dem Gesetz.
https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/homoeopathie-doch-weiter-kassenleistung-ampel-zoff-um-globuli-87670702.bild.html
Gut, das ist jetzt aus der BLÖD, aber sollte es sich bewahrheiten, dann ist es eine Blamage epischen Ausmaßes. :palm:

Sollte noch ein Rest Rückgrat bei Karlchen vorhanden sein, rasiert er sich wohl mittlerweile mit dem Rücken zum Spiegel.
Da auch Scholz, der Waschlappen an vorderster Front, wohl wieder einmal nicht für eine Führungsrolle zur Verfügung stand
Gesundheitsministerium und Kanzleramt beugten sich dem grünen Druck, obwohl sowohl Lauterbach als auch Kanzler Olaf Scholz (65, SPD) Globuli für ziemlichen Humbug halten.
behielt der Schwachsinn in der Ampel mal wieder die Überhand.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

28.03.2024 um 10:44
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:behielt der Schwachsinn in der Ampel mal wieder die Überhand.
Habeck hatte seinen Standpunkt ja schon längst deutlich gemacht:
Die Grünen hatten keine einheitliche Linie zu dieser Frage. Im Vorfeld der Bundesdelegiertenkonferenz gab es im Oktober 2019 Anträge, in denen ein »Methodenpluralismus« und der Erhalt der »therapeutischen Vielfalt« gefordert wurden. Auf der anderen Seite gibt es Gruppen in der Partei, die meinen, dass die Grünen nicht einerseits beim Klima eine Partei sein können, die sich klar hinter die Aussagen der Wissenschaft stellt und andererseits die Homöopathie-Erstattung unterstützt, obwohl es dafür keine Wirksamkeitsnachweise gibt.

In einem TV-Interview mit der ARD wurde Habeck jetzt erneut auf diesen Konflikt angesprochen. Vom Moderator fälschlicherweise gefragt, ob die Grünen die Homöopathie »verbieten« wollen, reagiert der Parteichef recht ungeduldig: »Homöopathie verbieten will ja hoffentlich niemand. (…) Das ist eine kleine und detailverliebte Frage. Dass das so eine Aufmerksamkeit erregt hat, gehört sich nicht. Wir haben andere Probleme im Gesundheitswesen. Diese Homöopathie-Debatte ist eine Placebo-Debatte.«

Habeck erklärte auch, dass die parteiinterne Debatte »gelöst« sei und dass man diese Lösung »über Corona« nicht veröffentlicht habe. Welche Lösung der Grünen-Parteichef meint, ist völlig unklar. Denn im vergangenen Jahr hatte der Parteivorstand den Parteikonflikt diesbezüglich aufgelöst und versprochen, selbst einen Lösungsvorschlag zu machen, der dann in den Entwurf des neuen Grundsatzprogramms der Grünen einfließen soll. Der Entwurf des neuen Grünen-Programms ist seit einigen Wochen bekannt – eine Homöopathie-Regelung ist dort allerdings nicht enthalten.

Welche »Lösung« meint Habeck also? In der ARD sagt er dazu: »Ja, Krankenkassen können das bezahlen über einen Wahltarif für diejenigen, die homöopathische Medikamente bezahlt haben wollen. (…) Die Allgemeinheit zahlt dann nicht dafür.« Was Habeck damit meint, ist allerdings unklar. Denn schon heute ist die Homöopathie nur im Rahmen von Satzungsleistungen möglich, die jede Kasse ihren Versicherten unabhängig vom GKV-Leistungskatalog anbieten kann. Die dafür aufgebrachten Gelder der Kassen stammen aber nicht aus einem unabhängigen Finanztopf und werden somit auch von der Allgemeinheit finanziert.
Quelle: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/habeck-homoeopathie-debatte-gehoert-sich-nicht-119557/

Es ist eine Schande für Deutschland!
Auch wenn es vordringlichere Gesundheitsthemen gibt - die wurden eh nicht angegangen, wenn ich das richtig sehe, und eine besondere Mühe, die anderen Vorgängen im Wege gestanden hätte, wäre das ja jetzt auch nicht gewesen.

Man kein kein Vertrauen darin haben, dass jegliche Position der Grünen nicht postfaktisch-ideologiegetrieben ist.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

28.03.2024 um 10:48
@Nemon
Ich hab Habeck mal angeschrieben. Mal schauen, ob und wenn was ein Subalterner dazu verzapft. :)


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

28.03.2024 um 10:55
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Ich hab Habeck mal angeschrieben.
Bekommen wir das zu sehen? :)


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

28.03.2024 um 10:56
Müsste ich klären ob das rechtlich zulässig ist. Eine Zusammenfassung in eigenen Wort wird es mit Sicherheit geben.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

28.03.2024 um 11:02
@Heide_witzka
Du bist natürlich nicht allein :Y:
Das ist ein offener Brief und damit auch das Vollzitat im Sinne des Erfinders, nehme ich an:
Herrn Bundesminister für Gesundheit
Prof. Dr. Karl Lauterbach
11055 Berlin
via E-Mail: poststelle@bmg.bund.de
27.03.2024

Entwurf für ein Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG)
hier: Regelungen im SGB V zur Erstattung von Homöopathieleistungen


Sehr geehrter Herr Minister Lauterbach!
Wir klären, Ihnen vielleicht nicht ganz unbekannt, als freie Arbeitsgemeinschaft seit 2016 ehrenamtlich
und im öffentlichen Diskurs über die Irrtümer und Fehlinformationen zur Homöopathie auf. Ein spezielles
Anliegen sind uns dabei die Auswirkungen der Sonderstellung der Homöopathie in Arzneimittel- und
Sozialrecht.
Als Bestätigung unserer Bemühungen hatten wir daher gern zur Kenntnis genommen, dass der 2.
Referentenentwurf zum GVSG aus Ihrem Hause die Mittel und Methoden der „besonderen
Therapierichtungen“ explizit aus der Erstattungsmöglichkeit auch im Rahmen von Satzungsleistungen
ausklammerte. Damit schien uns ein wesentliches Teilziel unserer Bemühungen fast erreicht. Gefreut hat
uns, dass Sie in ihrem öffentlichen Statement dazu ausdrücklich nicht auf einen vordergründigen
pekuniären Aspekt abhoben, sondern auf die Unwissenschaftlichkeit und die nie belegte Evidenz der
Homöopathie. Woraus ja das eigentliche Problem folgt: das falsche Signal, das von einer „Adelung“ der
Homöopathie via Arzneimitteleigenschaft, Apothekenpflicht und auch Kassenerstattung in Richtung der
Allgemeinheit ausgeht.
Allerdings wurden wir davon überrascht, dass sich im nun bekannt gewordenen 3. Referentenentwurf
dieser Passus nicht mehr fand. Aus dem „Ärzteblatt“ konnten wir als mutmaßliche Ursache entnehmen,
dass „das Thema Homöopathie konfliktbehaftet sei und in der Ampelkoalition zu internen Streitigkeiten
und damit zu Verzögerungen des Gesetzgebungsverfahrens führen könnte“. Gleichwohl würden Sie nach
Angaben eines Sprechers Ihres Hauses grundsätzlich an Ihrem Plan festhalten, homöopathische
Leistungen und Arzneimittel als Satzungsleistungen von Krankenkassen auszuschließen. Dies werde
Thema weiterer Beratungen, auch im Parlament, sein.
2
Natürlich begrüßen wir diese Information, wenn auch ein „Aufschub“ aller Wahrscheinlichkeit nach von
der homöopathischen Seite wieder als „Bestätigung durch Rückzug“ ausgelegt und politisches Kapital
daraus geschlagen wird. Wobei Sie uns die Bemerkung gestatten werden, dass sich die Causa
Homöopathie im Gesundheitswesen so unstreitig darstellt wie wohl kein anderes Thema und von daher
bei sachlicher Betrachtung gar nicht „konfliktbehaftet“ sein kann. Weder wissenschaftlich noch
medizinethisch, weder gesundheitsökonomisch noch gesundheitspolitisch kann es vernünftige Zweifel
daran geben, dass Homöopathie in einem öffentlichen Gesundheitssystem nachhaltiger Prägung
fehlallokiert ist. Es erübrigt sich, dies Ihnen gegenüber näher darzulegen.
Erlauben Sie uns aber noch einen wichtigen Hinweis auf einen unseres Erachtens bisher vernachlässigten
Aspekt:
Mit dem 3. GKV-Versorgungsstrukturgesetz wurde den GKV-Kassen die Möglichkeit eröffnet, die
Erstattung nicht verordnungsfähiger Arzneimittel (wozu ja die der „Besonderen Therapierichtungen“
gehören) in ihre jeweilige Satzung aufzunehmen. Die seitherige Entwicklung dürfen wir als bekannt
voraussetzen. Der Gedanke, hiermit den Kassen ein Wettbewerbsinstrument zur Verfügung zu stellen,
war von Anfang an hinterfragbar und ist längst ad absurdum geführt.
Es gab schon damals Stimmen, die fragten, wie denn Mittel, die explizit vom Wirkungsnachweis befreit
sind, die Generalklausel des § 12 Sozialgesetzbuches V erfüllen sollten, die nur Erstattungen für
Leistungen erlaubt, die „ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sind und das Maß des Notwendigen
nicht überschreiten dürfen“. Der § 12 SGB V stellt eine Generalklausel für sämtliche Leistungen der GKV
dar, nirgends findet sich davon ein Dispens, auch nicht für Leistungen der besonderen
Therapierichtungen. Tatsächlich erreichte diese Frage bald das Bundessozialgericht.
Unter dem Leitsatz „Die (Un)Zweckmäßigkeit (auch) eines homöopathischen Arzneimittels ist nach den
methodischen Standards der evidenzbasierten Medizin zu beurteilen“ entschied das BSG bereits 2016:
“Dass an den Nachweis der Wirksamkeit und Zweckmäßigkeit homöopathischer Arzneimittel
keine geringeren Anforderungen zu stellen sind als bei allopathischen Arzneimitteln, hat der Senat
bereits ausdrücklich entschieden (BSGE 117, 129 = SozR 4-2500 § 34 Nr 16, RdNr 56 ff; BSGE 110,
20 = SozR 4-2500 § 92 Nr 13, RdNr 34 ff). Der therapeutische Nutzen von NN® und seine
Zweckmäßigkeit müssen sich an denselben Kriterien messen lassen wie Allopathika. […]
Eine Begünstigung von Arzneimitteln der besonderen Therapierichtungen mit der Folge, dass
Qualität und Wirksamkeit der Leistungen nicht dem allgemein anerkannten Stand der
medizinischen Erkenntnisse entsprechen, kommt nicht in Betracht.” (BSG, Urteil vom 28.09.2016,
B 5 KA 26/15 R)
Das in Bezug genommene frühere BSG-Urteil zitiert das Schrifttum wie folgt:
“Hiermit übereinstimmend wird auch im Schrifttum zu dem Gebot, der therapeutischen Vielfalt
und damit der spezifischen Wirkungsweise der homöopathischen, phytotherapeutischen und
anthroposophischen Arzneimittel Rechnung zu tragen, betont, dass auch bei den besonderen
Therapierichtungen ‚Wirtschaftlichkeitsgebot sowie Qualitätssicherung zu beachten‘ sind und
ihnen ‚keine Sonderstellung eingeräumt‘ ist (R. Schmidt in Peters, Handbuch der
Krankenversicherung – SGB V, § 27 RdNr 307 ). Weder eine Begünstigung noch eine
Benachteiligung der Arzneimittel der besonderen Therapierichtungen ist gewollt. […}
Eine Begünstigung von Arzneimitteln der besonderen Therapierichtungen mit der Folge, dass
Qualität und Wirksamkeit der Leistungen nicht dem allgemein anerkannten Stand der
medizinischen Erkenntnisse … entsprechen, widerspricht … den gesetzlichen Vorgaben‘ (E. Hauck
in Peters, aaO, § 34 RdNr 33 ).”
3
„Dieselben Kriterien wie bei Allopathika“ - das sind eben die sogenannten WANZ-Kriterien, die § 12 SGB V
als Generalklausel normiert. Es ist evident, dass Mittel und Methoden, die vom Wirkungsnachweis befreit
sind, ungeachtet ihres arzneimittelrechtlichen Status diese Voraussetzungen nicht erfüllen können.
Hieraus wiederum folgt, dass auch die bisherige Erstattungspraxis der GKV-Kassen für besondere
Therapierichtungen via Satzungsleistung keineswegs durch den Rechtsrahmen des SGB V gedeckt
gewesen sein dürfte. Vielmehr dürfte diese Erstattungspraxis genau die „Begünstigung von Arzneimitteln
der besonderen Therapierichtungen“ sein, die laut BSG „nicht in Betracht kommt“.
Wir hatten daher die im 2. Referentenentwurf enthaltene Regelung als explizite Klarstellung der
bisherigen „latenten“ Rechtslage verstanden. Also als den Schritt, einer ohnehin im Grundsatz schon
bestehenden Konstellation im Gesetzestext zu Eindeutigkeit zu verhelfen. Mit dem 3. Referentenentwurf
verbliebe die Rechtslage im Zustand einer „Latenz“, was allein aus Gründen der Rechtsklarheit
unbefriedigend ist.
Wir möchten anregen, den geschilderten Gedankengang in künftigen Überlegungen zu berücksichtigen. Er
dürfte einen anderen Blickwinkel auf Legitimation und Notwendigkeit einer gesetzlichen Klarstellung im
Satzungsleistungsparagrafen (§ 11 Abs. 6 SGB V) eröffnen und die zumeist fehlgehenden, teils irrationalen
Einwände gegen Neuregelungen zur Homöopathie im SGB V zumindest relativieren. Dieser Blickwinkel
könnte das „Konfliktpotenzial“ einer gesetzlichen Klarstellung in den richtigen Kontext setzen und dazu
beitragen, dass die Homöopathie aus weiteren Diskussionen nicht auch noch mit einer weiteren Stärkung
ihrer Scheinlegitimation hervorgeht.
Alles andere wäre eine Niederlage für Vernunft und Rationalität, für eine ehrliche patientenorientierte
Medizin und auch für wissenschaftliche Fakten, die nicht zur freien Disposition gestellt werden können.
Und es bliebe dabei, dass rund 500 Mio. Euro jährlich für etwa vier Fünftel des Umsatzes in falschem
Vertrauen auf den „guten Ruf“ der Homöopathie aus den eigenen Taschen der PatientInnen in die Kassen
der Apotheken wandern – befeuert durch eine „öffentliche Glaubwürdigkeit“ eines „gesetzlich
anerkannten Arzneimittels“.
Will man unbedingt einen finanziellen Aspekt ins Spiel bringen – hier findet er sich, nicht in den
vergleichsweise (wenn auch nicht absolut) geringen Aufwendungen der GKV-Kassen für Homöopathie.
Was nahelegt, dass die Vertreter der Homöopathie beim Eintreten für einen Erhalt der Erstattungen nicht
so sehr an einer Entlastung ihrer Klientel über die GKV interessiert sind als an der Erhaltung der
beschriebenen „öffentlichen Glaubwürdigkeit“ ihrer Methode.
Wir bleiben natürlich motiviert in unserem Anliegen, Aufklärungsarbeit zur Homöopathie zu leisten. Für
einen Austausch mit Ihnen oder Vertretern Ihres Hauses stehen wir gern jederzeit zur Verfügung.

Hochachtungsvoll
Informationsnetzwerk Homöopathie
Dr.-Ing. Norbert Aust
Dr. med. Christian Lübbers
Udo Endruscheit
Dr. med. Wolfgang Vahle
Prof. Dr. Jutta Hübner (wiss. Beirätin)
Mitunterzeichnerin: Dr. med. Natalie Grams
Quelle:
https://netzwerk-homoeopathie.info/kassenerstattung-fuer-homoeopathie-vor-dem-aus-oder/

https://netzwerk-homoeopathie.info/wp-content/uploads/2024/03/Offener-Brief-Minister-Lauterbach-03-2024.pdf


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

28.03.2024 um 11:56
Ich hab mich kürzer gehalten, weiß ich doch aus meinem Gefecht mit demG.Ba, dass das Lesen längerer Texte manchen Schreiberling überfordert. :D

Nur mal so nebenbei.
Gestern wurde durch einen mittlerweile Exuser ein Youtubekanal verlinkt, wo er sich wahrscheinlich seine Bildung besorgt hatte. Der Kanal ist durchsetzt mit rechtem Dreck, daher werde ich ihn hier nicht verlinken, er ist auch für den Post nicht notwendig.
Ich habe da mal durchgeschaut und stieß auf ein Gespräch des Kanalbetreibers mit einem Heilpraktiker über Energiemedizin. Der gute Mann heißt Ludwig Reiser und es hat mich wirklich beeindruckt, wie viel Schwachsinn man in ein Gespräch packen kann, wenn beide Teilnehmer arg unterqualifiziert sind und die notwendige Schamfreiheit ihr Eigen nennen.
Der Heilpraktiker gab ab an einer Universität in Hawaii studiert zu haben, einer sehr renommierten, mit den besten Professoren. Keimte da noch kurz Neid in mir auf, Hawaii ist wirklich schön, so stutze ich doch als rauskam, dass er während der ganzen Studienzeit nicht einen Fuß auf den Boden Hawaiis gesetzt hatte.
Es handelt sich um die Quantum University: Online School For Holistic, Integrative und andere Schwurbelmedizin.
Ein kurzes Statement des Schwurbelogen
Youtube: Wir nutzen nur 10% unseres Gehirns. | Dr. Dr. Ludwig Reiser | Mythos | QS24 Gesundheitsfernsehen
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Aber zurück zur Uni.
Bachelor’s, master’s, doctorate, and/or PhD degrees in Holistic, Alternative, Natural and/or Integrative Medicine issued from Quantum University are NOT equivalent or comparable to a Doctor of Medicine Degree (M.D.) or a Doctor in Naturopathy Degree (ND). Only Medical or Naturopathic Doctor Universities with residential education accredited by the Liaison Committee on Medical Education (LCME) or the Council on Naturopathic Medical Education (CNME) can issue MD or ND degrees.
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...
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https://quantumuniversity.com/disclaimer/
So weit, so schön. :)
Was macht Reiser daraus?
https://www.paracelmed.com/de/haendler/detail.asp?id=89&tit=Fachpraxis+f%C3%BCr+Umweltmedizin+und+Naturheilkunde+HP+Ludwig+Reiser
Mittlerweile ist er Dodo (Doppeldoktor) und lässt sich von diversen Verstrahlten die Nase vergolden. Gerne ist er auch bereit ähnlich begabten seine Unterstützung zuteilwerden zu lassen, wie hier bei einem Vorwort zu einem Buch, dass das Lichtwesen Salvador unter Nutzung von Frau Hansmann zustande brachte.
Bitte lesen https://static1.squarespace.com/static/5b7d81f5c3c16a884e867d58/t/5e4d7c6db36eba3a4e8d7ae2/1582136429296/02_OHNE-WORTE_Christiane-Hansmann_Vorwort-Einleitung_Auflage03.pdf
Hängen blieb da bei mir besonders
Ich bedanke mich bei allen Seinsformen, die an diesem inspirierenden großen Meisterwerk mitgearbeitet haben.
Hochachtungsvoll, Dr. Ludwig Reiser
Ph.D. Integrative Medizin (Quantenphysik), Ph.D. Naturmedizin
Und ich dachte so bei mir

"Sch...e, was für Gestalten wird im deutschen Gesundheitssystem für eine Bühne geboten."


:palm:




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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

28.03.2024 um 12:23
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Mittlerweile ist er Dodo (Doppeldoktor) und lässt sich von diversen Verstrahlten die Nase vergolden.
Ulkig ist dann immer, wie Leute, für der Wissenschaftsbetrieb per se ein Instrument ist, das "die da oben" oder "die da unten", sofern geheim-holherdliche Echsen-Machthaber gemeint sind, einsetzen, um den Rest der Menschheit zu manipulieren und zu drangsalieren - wie diese Leute sich dann auf die Autorität von selbst ernannten Pseudo-Wissenschaftlern mit bunt schillernden Jodeldiplomen berufen, um den Rest der Welt mit unfassbarem Schwachsinn zu belästigen. :palm:

Nicht, dass ich nicht jede Menge Kritik am Wissenschaftsbetrieb hätte, aber das ist ein anders gelagerter Sachverhalt.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

28.03.2024 um 12:32
Schon traurig, dass die Grünen beim Thema "Alternativmedizin" ein so trauriges Bild abgeben, obwohl die Erkenntnislage doch sehr eindeutig is.

mfg
kuno


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

28.03.2024 um 12:37
Hier noch ein Bericht von einem Wissenschaftsjournalist, der vorgab am Hodgkin-Lymphom zu leiden und mit der Diagnose 8 verschiedene Alternativ-"Mediziner" aufsuchte: https://www.heise.de/hintergrund/Die-Unheiler-3326237.html?seite=all

Muss man lesen um sich mal vor Augen halten zu können in welch einer Bananenrepublik, bezogen auf das Gesundheitswesen, wir hier leben.
Auch hier vermisse ich eine längst überfällige "Richtlinienkompetenz" im Kanzleramt. Auch schon bei den VorgängerInnen des Ritters von der traurigen Gestalt.
Was in Deutschland den Menschen mit Duldung durch die Politik angetan werden kann ist im europäischen Raum nahezu beispiellos.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

28.03.2024 um 12:40
Unglaublich!
Ich habe min 20 Jahre grün gewählt, aber wenn das so bleibt bin ich draußen!
Diese Pseudowissenschaft kotzt mich an! (Habe ein Diplom in Mathe und Physik ...)


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

28.03.2024 um 12:46
Zitat von wolfi7777wolfi7777 schrieb:Ich habe min 20 Jahre grün gewählt, aber wenn das so bleibt bin ich draußen!
Wobei ich mir nicht sicher bin, ob und in wieweit Alternativmedizin und die Partei der Grünen miteinander zu tun haben. Mir scheint das höchstens zum Teil überlappend zu sein. War nicht der erwähnte Ryke Geerd Hamer eher rechts orientiert? Ich wüsste nicht, dass der was mit den Grünen am Hut hatte.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

28.03.2024 um 12:52
@martenot
Es geht nicht um Hamer, sondern um die Grundhaltung der Grünen.
Soll evidenzbasierte Medizin zu Lasten der Allgemeinheit verordnet werden oder auch noch die feuchten Träume irgendwelcher Anthroposophen, Homöopathen und sonstiger Schwachmaten. Da sollten sie sich mal klar positionieren.
Ich warte mal gespannt ab, ob aus Habecks Lager eine sinnvolle Antwort auf meine Fragen kommt.


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Evidenzbasierte Medizin vs. Komplementärmedizin

28.03.2024 um 12:54
Zitat von martenotmartenot schrieb:Mir scheint das höchstens zum Teil überlappend zu sein. War nicht der erwähnte Ryke Geerd Hamer eher rechts orientiert?
Die esoszene ist extrem überlappend. Sah man ja auch wärend lockdown bei den impf Gegnern. Da is links und rechts hand in hand marschiert.


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28.03.2024 um 13:00
Zitat von Heide_witzkaHeide_witzka schrieb:Es geht nicht um Hamer, sondern um die Grundhaltung der Grünen.
Wie gesagt, würde ich die Haltung der Partei der Grünen nicht eindeutig pro-Alternativmedizin sehen. Im Gegenteil, ich finde gerade auch auf der Seite der "rechten" Parteien viel Sympathie für Alternativmedizinisches und Esoterisches. Wahrscheinlich kann man das gar nicht eindeutig einer einzelnen Partei anlasten.


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