adstreker schrieb:Zur Frage eines verschleierten Suizdes habt Ihr habt Ihr den kulturell-religiösen Aspekt des Islam, der darauf basierenden malayischen Kultur übersehen. Schon mehrere Diskutand:Innen haben im Laufe der Zeit darauf hingewiesen, dass Suizid im Islam extrem haram ist und grosse Schande über die Familie bringt.
Das hatten wir auch schon alles. In den ersten paar Tagen nach dem 8.3.14 erschien mir das auch noch als Ansatz irgendwie sinnvoll, aber es war dann eine der ersten Theorien, die ich verworfen hatte. Denn wenn jemand wegen eines Suizids keine Schade und Aufmerksamkeit über die Familie bringen will, begeht man ja nicht Suzid, indem man als Flugkapitän ein Passagierflugzeug mit über 200 Menschen besonders spektakulär entführt und im Anschluss eine jahrlange Suche und weltweite Medienaufmerksamkeit auslöst. Sondern damit schreit man direkt und so laut wie es geht nach Aufmerksamkeit, und die Familie hat bekanntlich noch Jahre später kein normales Leben mehr.
Mir geht es im Moment auch mehr um die Thesen von Lyne, die in Teilen sicherlich unerträglich sind. Allein schon weil er ständig nur sich selber zitiert, und zwar sämtlich unveröffentlichte (im Sinne von peer reviewed oder sonstige akkreditierte Veröffentlichungen) Ausführungen, und dabei von sich in der 3. Person spricht. Man sieht es hier, wo er sich selbst (ohne peer review) auf die Schulter klopft und sagt, dass er der größte und beste ist:
All valid evidence intersects at this location which also provides a more parsimonious interpretation of ocean drift simulations, and led Lyne [3] to discover new direct satellite evidence showing debris streaming out from the predicted location – probably the single most significant discovery of MH370’s location if true.
Quelle:
http://dx.doi.org/10.13140/RG.2.2.12350.15685 - S. 3
Es geht immer so weiter, er verweist auf "neue Erkenntnisse" (seine eigenen nicht-reviewten Auslassungen), um am Ende des Tages vor lauter Querverweisen kein wirkliches Argument vorbringen zu müssen.
Wenn man es herunterbricht, bleibt übrig, dass er davon ausgeht, der Kapitän habe sich einen Ort ausgesucht, der auf dem gleichen Längengrad wie Penang liegt und zusätzlich habe er durch die Daten auf seinem Flugsimulator (die er gelöscht hat) ein Rätsel aufgegeben, indem der Absturzort auf der Route der Simulation lag und diese wiederum in der Nähe des angenommenen Absturzortes.
Das sind also jede Menge Tautologien.
Ein Hauptproblem (nicht von Lyne angesprochen) sind die Abstände von dem vermeintlichen Absturzort (PL point = Penang Longitude) zum 7. Bogen. Auf dem kürzesten Weg sind es 200 NM. Wenn man aber der Argumentation von Lyne folgt, dass es in diesem letzten Stadium eine östliche Flugrichtung gab, sind es 340 NM.
Zum Vergleich würde ein sehr moderater (also mit den BFO-Werte nicht zu vereinbarender) "langsamer" Landeanflug ungefähr 100 NM betragen. Wegen der BFO-Werte muss dieses Segement erheblich kürzer gewesen sein (auch dazu schreibt Lyne nichts, was er für eine vertikale Geschwindigkeit für die letzten BFOs annimmt - wohl aus seiner Sicht aus gutem Grund).
Außerdem wäre es mMn praktisch unmöglich, den Landeanflug so zu berechnen, dass man den Punkt tatsächlich trifft (er schreibt nirgendwo, welchen Durchmesser das Loch hat).