@fravd @Anaximander @DearMRHazzard Die Diskussion um die Authentizität und Verwendbarkeit der Inmarsat-Daten kann nur in die Irre führen.
Mein persönlicher Fragen&Antworten-Katalog zu den Inmarsat-Daten sieht so aus:
Q) Sollte man davon ausgehen, dass die Datensätze quasi nach bestem Wissen und Gewissen veröffentlicht wurden?
A) Ja, denn ansonsten kann man jede Aktivität einstellen. Darüber hinaus gibt es kein Indiz, dass die Daten manipuliert oder sonst wie frisiert wurden. Das Datenspalten fehlen, ist ärgerlich und unverständlich, kann aber rationale Gründe haben.
Q) Sind die mathematisch/physikalischen Modelle zur Auswertung von BTO/BFO-Daten korrekt?
A) Das grundsätzliche Prinzip ist im Detail verstanden. Soweit ich das beurteilen kann, sind alle Parameter in die Rechnungen eingeflossen.
Aus BTO/BFO-Daten können
keine Koordinaten abgeleitet werden (was gerne anders dargestellt wird), dazu sind eine Reihe von weiteren Annahmen zu treffen.
Diese Annahmen machen die BTO/BFO-Rechnerei zu einem Ratespiel, nicht die Daten selbst.
Q) Können die Inmarsat-Daten verwendet werden, um ein hinreichend genau bestimmtes Suchgebiet zu definieren?
A) Nein. Je nach Rechenmodell und angewandter Statistik, nimmt die Unbestimmtheit der Ergebnisse bei kleinen Variationen der Eingabeparameter über alle Maßen zu.
Wie schon argumentiert, können die Inmarsat-Daten definitiv sagen, wohin das Flugzeug
nicht geflogen ist, nämlich z.B. nach DG. Eine Interpretation der Daten zu Zielkoordinaten ist dagegen höchst unprofessionell, weil viel zu viele 'passende' Annahmen getroffen werden müssen.
Q) Wozu sind die Daten denn dann gut?
A) In Verbindung mit Drift-Modellen und geeigneten Annahmen zu Reisehöhe, Geschwindigkeiten, Treibstoff-Vorräten, Navigation und einem dutzend weiterer Parameter, kann man guten Gewissens behaupten, dass MH370 offenbar in der Nähe des siebten Bogens irgendwo zwischen vielleicht 25S und 37S im indischen Ozean abgestürzt ist.
Man könnte also den ganzen Abschnitt auf einer Breite von 100nm zu jeder Seite absuchen und würde MH370 mit hoher Wahrscheinlichkeit lokalisieren - wenn sich jemand findet, der diese gigantische Suche finanzieren würde.
Q) War das ATSB-Suchgebiet wirklich falsch definiert?
A) Vielleicht. Aus heutiger Sicht zeigen Drift-Modelle auf einen Ursprung der Trümmerteile nördlich von 35S, eher bei 30S. Trotzdem sagt das überhaupt nichts aus, nur dass die Maschine in diesem Gebiet offenbar nicht liegt (die gegebene, aber unwahrscheinliche Möglichkeit außer Acht lassend, dass sie übersehen wurde).
Niemand kann mit Bestimmtheit die erforderliche Breite des Suchkorridors bestimmen, eventuell hat man das Wrack nur um ein paar Meilen verpasst.
Unterm Strich zeigen auch die anhaltenden Diskussionen um technische Aspekte des Flugverlaufs die immensen Schwierigkeiten auf, einen Konsens zu erzielen. Es gibt einfach zu viele Varianten, die alle ihre Plausibilitäten haben.
Ganz schwierig ist ohnehin die Frage, ob ein Auffinden des Wracks irgend etwas zur tatsächlichen Aufklärung der Ereignisse beitragen würde.
CVR wahrscheinlich leer, FDR zeigt nur das MH370 dahin geflogen ist, wo es gefunden wurde. Die forensischen Möglichkeiten werden von Monat zu Monat geringer.
Von daher sehe ich nur die Chance, dass vielleicht doch noch Details auftauchen, die Hinweise auf die Abläufe in den ersten Stunden des Fluges geben - die bisherige mathematisch/physikalische Aufklärung reicht bei Weitem nicht.