@lullaby69 Ich würde mir da auch mehr Transparenz wünschen. Allem Anschein nach möchte sich das ATSB nicht auf genaue Annahmen festnageln lassen. Letztlich werden uns also nur die "Endergebnisse" grafisch hübsch vorgesetzt.
Bei der letzten Eingrenzung des Suchgebiets fällt insofern auf, dass man praktisch genau einen Punkt vor Augen hat:
Original anzeigen (0,4 MB)Die Abweichungen davon sind dann mehr oder weniger die Unabwägbarkeiten in Bezug auf den Absturz.
Für die Geschwindigkeit gab es mal aus grauer Vorzeit ein Schaubild:
https://s3-ap-southeast-2.amazonaws.com/asset.amsa.gov.au/MH370%20Day%2011/Charts/Charts2/2014_03_28_cumulative_search_handout.pdfAlso, das derzeitige Suchgebiet würde einer Geschwindigkeit von ca. 465 - 470 kts entsprechen.
470 kts entspräche etwa 870 km/h.
Was die Richtung angeht:
Hier werden die fünf verschiedenen Autopilotenmodi erklärt:
http://www.atsb.gov.au/media/5733804/Bayesian_Methods_MH370_Search_3Dec2015.pdf (Archiv-Version vom 12.03.2016)S. 37-42
Vereinfacht gesagt, es gibt magnetic heading und true heading. Bei magnetic heading würde das Flugzeug in der Nähe des magnetischen Südpols (hier relevant) weiter östlich abdriften, bei true heading würde es die Richtung in jedem Fall halten. Für beide modi gibt es noch Alternativen für den Windausgleich (mit/ohne). Dann gibt es noch LNAV, das bedeutet das Flugzeug fliegt eine Strecke zwischen zwei Wegpunkten (oder Koordinaten) auf der kürzesten Route, die wegen der Erdkrümmung gewissermaßen elliptisch ist (Great Circle, bspw. führt der kürzeste Weg von Europa in die USA etwas südlich von Grönland). Wenn der Wegpunkt dann erreicht ist, würde das heading wieder magnetic oder true sein (wobei mW magnetic die Standardeinstellung ist).
[Wenn ich was falsch verstehe, bitte korrigieren]
Dann kommt eine Aneinanderreihung höchst komplizierter Formeln, Algorithmen usw.
Die sind aber allesamt ziemlich für die Katz, wenn man sich den entscheidenden Abschlussatz auf der Zunge zergehen lässt:
This is in stark contrast with the accident flight which results in a prediction of no significant manoeuvre after the Southerly turn near the Northern tip of Sumatra before continuing in a Southerly direction until it ran out of fuel in the Southern Indian Ocean, West of Australia.
S. 109.
Man kann es also nur so verstehen, dass man einfach von einem völlig linearen Flug ab der südlichen Wende ausgeht. Ob das so stimmt, weiß aber kein Mensch. Das würde also dem Constant true heading (s.o.) entsprechen.
Das hieße wiederum, jemand hat den Autopiloten unter diesem modus auf eine bestimmte Koordinate im SIO eingestellt.
Nach Meinung des ATSB könnte das vielleicht 40S 90E sein (meine Schlussfolgerung).
https://www.google.co.uk/maps/place/40%C2%B000'00.0%22S+90%C2%B000'00.0%22E/@-39.967561,82.5495528,2041647m/data=!3m1!1e3!4m2!3m1!1s0x0:0x0
Verständlicherweise möchte das ATSB keine Angaben machen, warum man dies tun sollte. Wenn das so nicht stimmt, sind eigentlich die ganze Methode und die daraus folgenden Berechnungen für die Katz. Das Paper beruht eigentlich auf lauter Zirkelschlüssen: es wird irgendwann eingeworfen, dass es "äußerst unwahrscheinlich" sei, dass nach der südlichen Wende noch Manöver geflogen wurden. Andererseits wird die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass es doch noch einen Gleitflug gegeben haben könnte, was dann wieder impliziert, das Flugzeug war doch bis zum Ende unter Kontrolle.
Zur Höhe äußerst sich dieses paper gar nicht. Man kann nur indirekt schließen, dass man von normaler Reisegeschwindigkeit und somit auch von normaler Reiseflughöhe ausgeht, diese wäre dann so zwischen 30.000 und 35.000 Fuß.
In dem ersten ATSB paper:
http://www.atsb.gov.au/media/5243942/ae-2014-054_mh370_-_definition_of_underwater_search_areas_18aug2014.pdf (Archiv-Version vom 28.04.2016)war dann mal von einer Höhe von 30.000 Fuß die Rede (S. 41). MMn wäre dann aber der Spritverbrauch höher.
Also kurz gesagt, der Ansatz ist:
Direkt nach dem Reboot um 18:28 wurde der Autopilot auf die Koordinate 40S 90E im Modus Constant True heading gestellt, bei einer Höhe zwischen 30.000 und 32.000 Fuß und einer Geschwindigkeit von etwa 470 kts oder 870 km/h. In den verbleibenden 6 Stunden wurde da auch nichts mehr geändert. Dabei flog MH370 knapp an Banda Aceh in Indonesien vorbei, Indonesien will aber nichts gesehen haben.
Mich überzeugt das alles nicht.