Sollte es einen Ronald Reagan Platz geben? In Berlin?
18.08.2022 um 04:19Ronald Reagan, Ehrenbürger der Stadt Berlin, war ein US-Präsident. Der am 12. Juni 1987 vor dem Brandenburger Tor eine Rede hielt. Da soll er gesagt haben: „Mr. Gorbatschow, Öffnen Sie dieses Tor, reißen Sie diese Mauer nieder!“
In Berlin gibt es einen John-F.-Kennedy Platz (vor dem Schöneberger Rathaus). Es gibt einen Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“. Aber keinen Ronald Reagan-Platz. Nicht einmal eine Ronald Reagan Straße.
Dabei hat auch Ronald Reagan große Verdienste um die deutsche Wiedervereinigung. Womöglich gar größere.
So nach dem Urteil von Thomas Urban, Osteuropa-Historiker, SZ-Korrespondent und Autor des neuen und vielbeachteten Buches „Verstellter Blick. Die deutsche Ostpolitik“. Aus einem Interview mit Thomas Urban:
Mit dem Urteil steht er nicht allein.
Quelle: https://www.theguardian.com/world/2022/jun/02/germany-dependence-russian-energy-gas-oil-nord-stream
Zugegeben, ohne Wiedervereinigung wäre der Bundesrepublik so manches erspart geblieben. Der Soli-Zuschlag. Die PDS bzw. PDS plus WASG. Angela Merkel. Und wohl auch die AfD. Aber gemeinhin wird die Wiedervereinigung doch als eine positive Sache in der deutschen Geschichte angesehen. Es gibt einen gesetzlichen Feiertag: den Tag der deutschen Einheit.
Gunnar Schuppelius meint:
Was denkst du?
In Berlin gibt es einen John-F.-Kennedy Platz (vor dem Schöneberger Rathaus). Es gibt einen Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“. Aber keinen Ronald Reagan-Platz. Nicht einmal eine Ronald Reagan Straße.
Dabei hat auch Ronald Reagan große Verdienste um die deutsche Wiedervereinigung. Womöglich gar größere.
So nach dem Urteil von Thomas Urban, Osteuropa-Historiker, SZ-Korrespondent und Autor des neuen und vielbeachteten Buches „Verstellter Blick. Die deutsche Ostpolitik“. Aus einem Interview mit Thomas Urban:
Die Protokolle des Politbüros in Moskau belegen indes, dass es der militär- und wirtschaftspolitische Druck der US-Administration unter Ronald Reagan war, der entscheidend zum Fall der Berliner Mauer beigetragen hat, und nicht die Entspannungspolitik Willy Brandts sowie die westdeutsche Friedensbewegung. Im Grunde ist dies eine sehr deprimierende Erkenntnis.Quelle: https://forumdialog.eu/2022/03/25/verstellter-blick-die-deutsche-ostpolitik/ (Archiv-Version vom 04.10.2022)
Mit dem Urteil steht er nicht allein.
Doch eine Reihe von Historikern und Schriftstellern halten dieses rosige Bild der Ostpolitik für irreführend. „Die Vorstellung, Willy Brandts Entspannungspolitik gegenüber Moskau habe geradlinig zum Fall des Eisernen Vorhangs und zur deutschen Einheit geführt, ist zumindest eine zu starke Vereinfachung“, sagt der Historiker Jan Behrends. Der deutsche Journalist Thomas Urban, Autor eines neuen kritischen Buches über die Ostpolitik, hält ihre Rolle beim Mauerfall und der deutschen Wiedervereinigung für übertrieben: „Es war die militärische Aufrüstung durch Reagan und die Überschwemmung des Marktes mit billigem Öl, die zum Zusammenbruch geführt haben der Sowjetunion“, sagte er mir. Der russische Staatshaushalt sei für seine Einnahmen so abhängig von Energie geworden, sagte er, dass, als der Ölpreis Mitte der 1980er Jahre abstürzte, Russlands Rettungsleine für externes Kapital versiegte. „Gorbatschow konnte die Überseekriege und die Sowjetrepubliken nicht mehr finanzieren“, sagte er. „Aber dieses Argument fehlte in der deutschen Debatte völlig, vor allem auf der Linken.“Spoiler
Yet a number of historians and writers believe that this rosy picture of Ostpolitik is misleading. “The idea that Willy Brandt’s policy of detente towards Moscow led in a straight line to the fall of the iron curtain and German unity is at least an over-simplification,” says the historian Jan Behrends. German journalist Thomas Urban, author of a new book critiquing Ostpolitik, believes its role in the fall of the wall and German reunification has been exaggerated: “It was military buildup by Reagan and the flooding of the market with cheap oil that led to the collapse of the Soviet Union,” he told me. The Russian government budget had grown so dependent on energy for its revenue, he said, that when the price of oil plummeted in the mid-1980s, Russia’s lifeline to external capital dried up. “Gorbachev could no longer fund the overseas wars and the Soviet Republics,” he said. “But this argument was entirely missing in the German debate, especially on the left.”
Quelle: https://www.theguardian.com/world/2022/jun/02/germany-dependence-russian-energy-gas-oil-nord-stream
Zugegeben, ohne Wiedervereinigung wäre der Bundesrepublik so manches erspart geblieben. Der Soli-Zuschlag. Die PDS bzw. PDS plus WASG. Angela Merkel. Und wohl auch die AfD. Aber gemeinhin wird die Wiedervereinigung doch als eine positive Sache in der deutschen Geschichte angesehen. Es gibt einen gesetzlichen Feiertag: den Tag der deutschen Einheit.
Gunnar Schuppelius meint:
Und so bleibt die Frage wieder offen, wann und wo Ronald Reagan für seine Verdienste geehrt wird. Tatsächlich hat er, wie Eberhard Diepgen es einmal sagte, mehr für Berlin getan als John F. Kennedy, der 1963 Berlin besuchte.Quelle: https://www.bz-berlin.de/archiv-artikel/wann-bekommt-berlin-denn-nun-seine-ronald-reagan-strasse
Kurz nachdem Kennedy (1917–1963) seine berühmte Rede („Ich bin ein Berliner“) gehalten hatte, bekam der Platz vor dem Rathaus Schöneberg seinen Namen. 30 Jahre nachdem Ronald Reagan seine Rede hielt, gibt es keinen Platz, der nach ihm benannt ist.
Warum geht diese Frage im Gezänk der Parteien unter? Eine Ronald-Reagan-Straße oder ein Ronald-Reagan-Platz in Berlin ist eine Selbstverständlichkeit, über die man sich nicht streiten muss.
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