@martenot Ich bin sozusagen von Berufs wegen seit Jahrzehnten Jahren mit Buchstaben (und ihrer Vermarktung) befasst. Das verändert einen schon. Ich vergleiche das immer mit einem Zahnarzt. Wenn der an der Bar von einer attraktiven Blondine angelächelt wird, so denkt er nicht mehr: "Tolle Frau, die will bestimmt was von mir. Mal sehen, ob ich die heute Nacht noch ins Bett kriege?" sondern: "Unten rechts zwei kariös - und oben Billigkronen aus Ungarn." Schon ist der Spass weg.
Ähnlich geht es mir. Ich lese schnell und fehlerorientiert. Satzfehler vermiesen mir den Spass an einem Artikel. Ausserdem lese ich, um Inhalte zu erfassen und zu beurteilen. Ärgerlich, wenn ich eigentlich was zur Unterhaltung lesen will. Bei Krimis lese ich die ersten und die letzten drei bis fünf Seiten, was meine Frau regelmässig zu Mordgelüsten treibt. "Schatz, Du brauchst nicht weiter zu lesen, der Mörder war übrigens der Stiefbruder."
Früher, zu Zeitend es guten alten Bleisatzes, befassten sich bis zu einem Dutzend Menschen in verschiedenen Arbeitsgängen mit einem Text, bevor er erschien. Heutte ist es eine Person, nämlich der/die JournalistIn, die den Stremel in den PC hackt - und ohne grosses Kontrollieren ist der Kram schon gedruckt. Das spart jede Menge Kosten und obendrein geht, gerade im Wettbewerb mit Digitalmedien, Tempo vor Qualität.
Da frage ich mich manchmal, wie es Medienunternehmen früher schafft haben, mehrere Zeitungsausgaben an einem Tag zu produzieren und für deren Vertrieb zu sorgen.