Mag dazu auch noch was verlinken:
http://www.stern.de/gesundheit/verhalten-die-macht-der-gefuehle-511794.htmlDer kühle Verstand galt lange als das Kronjuwel der Schöpfung. Heute wissen Forscher, dass all unser Denken und Handeln geleitet ist von Emotionen.
Am Bild eines verzweigten Baumes lässt sich der Aufbau unserer Innenwelt noch besser verstehen - vom uralten, mächtigen Stamm einfachster Reaktionen und Instinkte, den von Generation zu Generation weitergereichte Gene erschaffen, bis hinauf zu den lichtesten Verästelungen eines von Geist und Kultur geprägten Empfindens. Ganz unten stehen die einfachsten Reaktionen unseres Stoffwechsels, die Reflexe und auch das Immunsystem des Körpers. Die Erfahrung hat uns längst gelehrt, wie sehr uns physische Probleme auf die Stimmung schlagen und umgekehrt Seelenturbulenzen buchstäblich ans Herz gehen können. Alles hängt mit allem zusammen. Darum denkt auch langsamer, wer traurig ist oder wer mit einer Krankheit zu kämpfen hat. Ebenso werden wundersame Kräfte frei für unsere Kreativität und geistige Beweglichkeit, wenn Heiterkeit und Selbstvertrauen das Gemüt erhellen.
Alles, was sich an Organen und Funktionen einmal im Laufe von Hunderten Millionen Jahren entwickelt und dann bewährt hat, bleibt erhalten und wird eingebettet in immer höhere und komplexere Strukturen. Deshalb können auch wir noch reflexartig zucken wie ein Pantoffeltierchen, sobald uns etwas unerwartet berührt. Uns treiben Hunger, Durst und Lust auf Sex wie andere Wirbeltiere auch. Wir sind neugierig und verspielt wie junge Hunde oder Schimpansen. Dann allerdings kommt doch noch unser Eigenes: Nur bei uns Menschen wird die Welt der unbewusst gesteuerten Emotionen wenigstens an der Spitze mit dem Licht unseres Verstandes erhellt, nur wir Menschen haben Gefühl. Dazu aber brauchen wir das unvorstellbar komplexe Gewirr von mehr als 100 Milliarden miteinander verschalteten Nervenzellen
Mit den modernen Bildverfahren der Hirnforschung ist es heute möglich, Emotionen einigermaßen sichtbar zu machen. Und was dann Zeile für Zeile auf den Computerschirmen aufleuchtet, bekräftigt die Einheit von Körper und Seele, Geist und Gefühl. Emotionen entstehen dabei in allen Teilen des Gehirns: vom uralten Hirnstamm, den die Evolutionsgeschichte schon vor 500 Millionen Jahren hervorgebracht hat, über das so genannte "limbische System" etwa in der Mitte unserer Köpfe, das lange allein für die Quelle der Seelenregungen gehalten wurde, bis hin zu den Zentren des Intellekts und des kristallenen Verstandes in den Windungen der noch relativ jungen Großhirnrinde.
Es gäbe uns nicht, müssten wir erst unsere höheren grauen Zellen bemühen, um eine Gefahr wahrzunehmen. Wir müssen nicht nur schnell erkennen, was uns droht, wichtiger noch ist, schnell zu reagieren. Sobald darum Augen, Ohren oder andere Sinnesorgane - nicht das Bewusstsein - etwas wahrnehmen, das gefährlich werden könnte, wird automatisch die biologische Verteidigungsmaschinerie aktiviert: Wir sind am Stamm des Baumes, aus dem die Gefühle wachsen, tief unten im Dunkel unbewusster Reaktionen. Herzrate, Blutdruck und Atemfrequenz fahren hoch, die Muskeln werden angespannt, wir sind auf dem Sprung. Um einen Angriff abzuwehren oder aber uns schleunigst aus dem Staub zu machen. "Fight or flight" nennen Forscher diese elementare Schutzreaktion. Kommt diese Emotion urplötzlicher Bedrohung erst auf, dann können wir gar nicht anders, als unser Fühlen, Denken und Handeln wie einen Laserstrahl zu bündeln und auf das eine Ziel zu lenken - Überleben.