Kephalopyr schrieb:Könnte das nicht umgekehrt der Fall gewesen sein, wenn die Venus vor der Erde in einer habitablen Zone lag?
Im Prinzip ja, aber ich bevorzuge die These, dass das Leben auf der Erde entstanden ist und nicht per Transspermie vom Mars oder von der Venus auf die Erde gelangt ist. Der nahe große Mond bewirkte von Anfang an eine Stabilisierung der Erdachse und Gezeiten in den Uferzonen von u.a. Vulkaninseln, auf denen sich Geothermalfelder befunden hatten. Über das periodische Austrocknen dieser Uferbereiche und über das periodische Vermischen und den Stoffaustausch im Zuge der Gezeitenwechsel war hier von Anfang an mehr Dynamik und mehr chemische Vielfalt sowie ein Mehr an Gelegenheiten vorhanden, dass sich Polymere bilden, anreichern und zu Stoffwechselsystemen organisieren konnten als es auf Mars und Venus der Fall gewesen ist, wo es keine entsprechenden Gezeitenwechsel gegeben hat.
Inwieweit auf der Venus früher auf der Oberfläche Wasser vorhanden gewesen ist und eine Plattentektonik stattfand, weiß man nicht, da die Oberfläche vor einigen Hundert Millionen Jahren komplett umgestaltet worden ist. Da die Venus aber in etwa gleich schnell sowohl einen täglichen wie auch einen jährlichen Umlauf absolviert, fallen hier die Gezeitenwirkungen der Sonne weg, die beim Mars in erheblich schwächerer Ausprägung als auf der Erde vorhanden sind.
Der Mars hingegen hat andere Schwächen für eine frühe Lebensentstehung, die mit seiner geringen Masse zusammenhängen. Wegen seiner geringen Masse erstarrte der Eisenkern sehr schnell, so dass er kein dauerhaftes Magnetfeld entwickeln konnte, was den Sonnenwind abgeschirmt hätte. Darüber hinaus entwichen nach und nach recht schnell die leichteren Gase, so dass nur noch das relativ schwere CO2 zurückblieb. Mit der Ausdünnung der Atmosphäre verdampften die Wasservorräte wegen des zu geringen Gasdrucks. Die Restbestände blieben als Permafrost im Boden bzw. sammelten sich an den Polen als Eiskappen an.
Spekuliert wird über ein Zeitfenster von ca. einer Milliarden Jahren, wo sich flüssiges Wasser auf der Oberfläche des Mars befunden hat und in dem Leben dort hätte entstehen können, bevor es entweder in den Untergrund abwanderte und sich dort vielleicht noch in einigen Nischen erhalten hat - vorzugsweise in der Nähe der Marsvulkane - aber verglichen mit den reichhaltigeren und abwechslungsreicheren Bedingungen auf der frühen Erde schneidet der Mars doch ziemlich schlecht ab.
Natürlich kann es dennoch sein, dass auf beiden Planeten einst Leben entstanden ist, das dann wieder ausstarb bzw. über Transspermie auf die Erde gelangte und dort die biologische Evolution in Gang setzte, aber ich halte das für die schlechtere und unwahrscheinlichere Alternative zu einem Entstehen des Lebens auf der Erde.