AryaStark schrieb:Ich gehe davon aus daß dir die derzeit kontroverse Diskussion über die Rolle des Monds und Jupiters auch bei der Entstehung höheren Lebens bekannt ist.
Die nicht erst derzeitige Kontroverse ist mir genauso bewußt wie die damals jahrzehntelang zwischen Out-of-Africa und Multiregionalentstehung von Homo sapiens. Oder jene jahrelange Kontroverse um den Hobbit, ob der nun eine Vormenschenart ist oder ein krankhafter Sapiens. Selbst als das "Ziegenproblem" aufkam und noch ne Weile kontrovers diskutiert wurde -
Wikipedia: Ziegenproblem - war mir nicht nur die Kontroverse, sondern auch die Auflösung bekannt. WIe auch in den anderen genannten Kontroversen.
Das soll jetzt nicht heißen, daß ich mich für ein Genie halte und immer schon vorab die richtige Auflösung kenne. Inder Kontroverse einer Vermischbarkeit des Erbguts von Sapiens und Neandertalensis hab ich die ganze Zeit aufs falsche Pferd gesetzt und eine genetische Neandertaler-Mitgift beim Sapiens abgelehnt. Aber ich kannte eben nicht nur all diese Kontroversen, ich habe mich mit den vorgebrachten Argumenten pro-contra immer wieder auseinandergesetzt, und ich habe mir aufgrund eben dieser Argumente meinen Standpunkt gebildet. Und ändere diesen eben auch nur, wenn die Argumente (z.B. neuere) dies verlangen. Ein hingeworfenes "gibt auch Leute, die das anders sehen" ist ein argumentum ad hominem, ein Argumenteersatz.
Daß die Achsausrichtung von Planeten veränderlich ist (und zwar abgesehen vonder Präzession, die den Wert des Neigungswinkels ja nicht verändert), sehenwir an sämtlichen Planeten unseres Sonnensystems. Daß eine veränderte Achsneigung binnen eines geologisch kurzen Zeitraumes um einen zweistelligen Gradbetrag erfolgen kann, wissen wir von Beobachtungen am Mars. Und daß drittens ein planetares Zweikörpersystem (Planet mit Mond, ggf. gar ein Doppelplanet) achsstabilisierende Wirkung zeitigt, wobei bei immer größerem Ungleichverhältnis der beiden Massen die Achsstabilisierung des größeren Objektes immer geringer wird, ist ebenfalls bekannt. Mit anderen Worten, der Erdmond stabilisiert die Erdachse am besten von allen planetaren Monden. Natürlich sind auch andere achsstabilisierende Ursachen möglich. Etwa die Stabilisierung durch die Sonne. Die ist freilich schon bei der Venus so gering, daß deren Achse sich um fast 180° geneigt hat. Beim Merkur immerhin könnte die Achsstabilisierung gravierend genug sein, doch schließt die dafür nötige Sonnennähe ein Befinden in der habitablen Zone aus. - Ob es weitere achsstabilisierende Quellen gibt, weiß ich nicht.Wenn sowas bekannt wird, werde ich mich damit auseinandersetzen müssen. Bis dahin aber argumentiere ich nicht mit Nichtwissen, berufe mich also auf das uns derzeitg Bekannte. Und damit die Besonderheit des Erdmondes, die die Erdachse hinreichend stabilisiert. Und damit höheres Leben ermöglicht. Dies kann natürlich auch auf Planeten ohne stabilisierte Achse entstehen, doch besteht hier immer die Möglichkeit einer dramatischen Achsneigung, gar einer wiederholten, was das höhere Leben zerstören, zumindest nachhaltig ausbremsen kann, sodaß was Intelligentes eher nicht auftreten wird.
Richtig ist, daß selbst ein mäßig kleiner brauner Zwerg auf der Jupiterbahn für einen durchs Sonnensystem querenden Körper keine nennenswerte Gefahr darstellt, seinen Weg unbeschadet fortzusetzen. Der Jupiter deckt zwar einen ungleich riesigeren Bereich als die Erde ab, innerhalb dessen ein Himmelskörper zur G-Quelle hin abgelenkt wird. Doch gemessen an einer Dartscheibe, auf der der Jupitereinfluß vielleicht einen Quadratmikrometer Fläche bedeutet und der Erdeinfluß einen nurein Tausendstel so kleinen Fleck darstellt, sind beide Flecken doch so klein, daß mein Dart keinen der beiden Flecke treffen wird. Das spricht gegen den Staubsaugereffekt. Auf der anderen Seite jedoch fliegen die allermeisten Asteroiden etc. nicht einmal quer durchs Sonnensystem und dann nie wieder. In den letzten 4,5 Milliarden Jahren flogen viele millionen- und milliardenmal auf ihrer Bahn, immer und immer wieder auch an Erd- und Jupiterbahn vorbei. Hier nun verschiebt sich das Verhältnis, und nun frißt die Einzelwahrscheinlichkeit, bei einem einmaligen Dartwurf einen der beiden Winzflecke zu treffen, gegenüber dem, keinen davon zu treffen, deutlich. Und nun macht der Unterschied der Fleckgröße plötzlich doch etwas aus. Und wenn ich mit der quadratischen Funktion nicht falsch liege, dann zieht der Jupiter mit seinen knapp 318 Erdmassen etwas mehr als 101 tausend mal so viel vorbeifliegende Himmelskörper auf sich wie die Erde. Sämtliche interplanetare Himmelskörper, die auf ihren Bahnen seit Anbeginn des Sonnensystems mal der Erde nahegekommen sind, mal dem Jupiter, haben eine rund hunderttausendfach größere Chance, auf dem Jupiter zu fallen. Je größer bei zig Millionen Sonnenumkreisungen eines Asteroiden dessen Wahrscheinlichkeit wird, mal einen Planeten zu treffen, desto mehr breitet der Jupiter also seine Staubsaugerwirkung aus. Dafür aber muß das Szenario eben dynamisch betrachtet werden, fortlaufend, über 4,5 Milliarden Jahre hinweg. Und nicht von den Begleitumständen absehend wie bei einem einzelnen Dartwurf. Da, kein Zweifel, hat der Jupiter tatsächlich keinen Staubsaugereffekt.
AryaStark schrieb:Selbstverständlich ist es eine Aussage,daß auch Sterne geringer MetallizitätPlaneten haben können. [...] Immerhin ist ja lange Zeit die These vertreten worden,dass dies nicht möglich sei
Und das stimmt so nicht. "Geringer" ist nun mal arg schwammig. Etwas geringer ist überhaupt kein Problem, doch sehr viel geringer hingegen schon. Daß bei größeren Sternen die geringere Metallizität nochmals weniger ausmacht, war ebenfalls vorher schon klar. Wenn aber in einer protoplanetaren Staubscheibe pro AE nicht genügend Materie vorkommt, um auch nur einen Ceres daraus zu bilden, dann isses Essig mit Planeten. Die Frage ist, wo genau die Grenze liegt. Was wir wohl noch nicht wissen. Womit wir also auch weiterhinauf die schwammigen Ausdrücke wie "geringe Metallizität" zurückgreifen müssen. Und so kommt es, daß die Aussagen "Sterne geringer Metallizität können keine Planeten bilden" sowie "Sterne geringer Metallizität können Planeten bilden"
beide richtig sind und nicht gegeneinander ausgespielt werden können. Es kommt nur auf das "wie gering" beider Aussagen an - und das kennen wir noch nicht. Ändert aber nichts am Wahrheitsgehalt, der freilich auch nur ein statistischer ist.
AryaStark schrieb:Ähnlich war es bei Doppelsternsystemen.
Wie jetzt - ob es Doppelsterne geben könne? Oder ob Doppelsternsysteme stabilen Planetenbahnen haben könnten? Ersteres ist schon lange klar. Letzteres war meines Wissens schon in den Sechziger Jahren gesichert. Sowohl für innere Planeten nur um einen Stern als auch für äußere, beide Sterne umkreisende. Die Frage war, wie lange wäre solch eine Planetenbahn stabil, wie oft würde die Bahn geändert, gar von dem einen Stern weg hin zumanderen etc. Und ob auf solchen Planeten Leben möglich wäre (wenn, dann eher bei inneren Planeten um nur einen Stern).
AryaStark schrieb:Für die Möglichkeit der Panspermie ist es letzendlich nur relevant,ob Theorien vertretbar sind,die eine Lebensentstehung auch in früherer Zeit des Universums möglich erscheinen lassen.
Für die Panspermie ist auch noch die Frage wichtig, wie Leben, das an einem Punkt im All entstanden ist, all die anderen Punkte erreichen kann, etwa günstige Planeten. Vier Lichtjahre von einem Stern zum anderen wollen erst mal überwunden werden. Hunderttausend Lichtjahre von einem Ende der Galaxis zum anderen Ende ebenso. Für eine galaktische Panspermie setze ich aus dem hohlen Bauch mal einen Zeitraum voraus, der um ein Vielfaches größer ist als das bisher veranschlagte Alter des Universums.
Schon allein Trümmer, die durch einen Impakt aus dem Mars herausgeschlagen wurden, benötigen Millionen von Jahren im Schnitt, um bei uns runterzugehen. Nicht weil die Erde so weit weg ist, sondern weil so ein Trümmer auf seinem Flug so ewig braucht, bis er endlich mal die Erde trifft.