Donidoni2 schrieb:Man sollte hier immer klar ausdrücken meint man die Wahrscheinlichkeit für leben im Universum oder leben nicht auf der Erde im Universum.
Ja, das ist ein weiteres Problem. Jedoch, und deswegen kommen viele ja auch gerne mit der Voraussetzung eines unendlich großen Universums: selbst wenn die mittlere Auftretenswahrscheinlichkeit von Leben unter einem Stern 1/n so gering ist, daß n die Zahl sämtlicher Sterne des beobachtbaren Universums übersteigt, liefe die Zahl belebter Welten im unendlichen Universum dennoch auf unendlich hinaus.
Was anderes aber ist die grundsätzliche Möglichkeit, daß es selbst in einem unendlich großen Universum Objektkategorien gibt, die nur in endlicher Anzahl vorkommen. Rein rechnerisch muß man bei solchen Phänomenen dann sagen, daß deren Wahrscheinlichkeit eben n/[unendlich] ist, wobei n endlich ist, und also nicht >0 sein kann.
Der Witz ist, daß viele die "Wahrscheinlichkeit = 0" für gleichbedeutend mit "ausgeschlossen", "unmöglich" odgl. halten in dem Sinne, daß was in nem unendlich großen Universum die Wahrscheinlichkeit Null besitzt, das wird von den Eigenschaften, Naturgesetzen etc. des Universums nicht zugelassen. Daß etwas möglich ist, sich aber dennoch selbst in einem unendlichen Universum nicht oder nur endlich oft ereignet, liegt für viele außerhalb des Denkens.
Dazu komme ich auf das Problem des Infinite-Monkey-Theorems. Wenn ich unzählige Affen wahllos auf Schreibmaschinen (oder PC-Tastaturen) klimpern lasse, müßte doch eigentlich, wenn die nur lang genug Zeit haben, irgendwann einmal Shakespeares Gesamtwerk ohne Fehler aufs Papier gebracht werden. Rein mathematisch betrachtet ist das korrekt. Wenn auch die Affenzahl und die Zeiträume unvorstellbar riesig sind, um auch nur einen einzigen Satz herauszubekommen. (Wer es nicht kennt, einfach mal
Wikipedia: Infinite-Monkey-Theorem lesen).
Funktioniert nur nicht. Man stelle sich mal sich selber vor, wie man wahllos mit den Fingern auf ner Tastatur rumklimpert. Einfach mal in der Luft "klimpern" und dabei den Händen zuschauen. Eins drei fix haben sich da nämlich Routinen eingestellt. Bei mir etwa gehen die Finger vom kleinen Finger bis zum Zeigefinger hintereinander nach unten, und dann wieder beim kleinen Finger beginnend, immer fort. Und das bei beiden Händen gleichzeitig, also beidseitig von außen nach innen geklimpert. Somit kommen ziemlich gleichmäßig oft Buchstaben beider Tastaturseiten aufs Papier, und zwar erst welche vom Rand, dann näher zur Mitte, dann aus der Mitte, und wieder vom Rand her. Buchstabenfolgen mit Schwerpunkt auf einer Tastaturseite bzw. mit einer Reihung von der Tastaturmitte zum Rand sind zumindest massiv unterrepräsentiert. So kriegt man keinen ganzen Text zusammen.
Oder das Tippen nur mit den beiden Zeigefingern. Kann man auch ausprobieren. Auch da stellt sich irgendwann ne Routine ein. Erst mal die, daß ich wieder abwechselnd mit dem linken, dann dem rechten Zeigefinger tippe. Dabei laß ich meine Hände über der Tastatur kreisen, beide in Uhrzeigersinn oder beide gegenläufig o.ä., gleichzeitig oder um einen halben Kreis versetzt. Auch so erhalte ich eine bestimmte Buchstabenverteilung, vorgegeben durch Handbewegungsroutine und Tastaturbelegung. Einen ganzen Text erhalte ich so nicht.
Ist mit Affen nicht anders. Sollten die dahingehend dressiert werden, auf der Tastatur zu klimpern, wird auch bei denen die Handanatomie zu Fingerbewegungs- und Handkreisel-Routinen führen.
Und was ist mit Affen, die nicht dressiert werden, sondern einfach aus Neugier mal auf Tasten tippen, später halt mal aus Versehen über die Tastatur latschen und dabei wahllose Buchstabenfolgen erzeugen? Stellen sich auch da Routinen ein?
Ja!
Es war eines der skurrilsten Forschungsexperimente der Mathematikgeschichte: 2002 spendierten Forschende der University of Plymouth sechs Schopfmakaken eines Zoos im englischen Devon eine Schreibmaschine. Vom 1. Mai bis zum 22. Juni durften sich die Tiere darauf austoben – die getippten Buchstaben wurden über ein elektrisches Signal an die Fachleute übertragen und gespeichert. Ihr Ziel war es, das »Infinite-Monkey-Theorem« zu testen.
Quelle:
https://www.spektrum.de/kolumne/infinite-monkey-theorem-mit-genuegend-zeit-ist-alles-moeglich/2211128 https://web.archive.org/web/20090318143423/http://www.vivaria.net/experiments/notes/publication/NOTES_EN.pdfHier mal die Zahl der von den Makaken produzierten Buchstaben (oben) sowie die Zahl der Blöcke (unten), in denen hintereinander stets der selbe Buchstabe erzeugt wurde.
Original anzeigen (0,2 MB)Von der gesamten Tastatur wurde nur ein mondsichelförmiger Bereich angeschlagen, einzig die Zeilenumbruchs-Taste außerhalb davon wurde ein mal getätigt. Alle anderen benutzten Tasten liegen direkt zusammen, es gibt keine Taste dazwischen, die nicht angeschlagen wurde. Wie auch immer dies zustande gekommen ist, hier hat sich eine Routine eingestellt, die zu einer abgrenzbaren Verteilung geführt hat. Weitere Routinen zeigen sich in der Häufigkeit des Anschlags. Besonders sticht die massive Häufigkeit der Anschläge ganz links hervor: Q, A und S. Auch vom V übers G bis zum J gibt es eine deutliche Häufung, nur das L liegt ein wenig von diesem "Mittelfeld" entfernt. Die am seltensten angeschlagenen Tasten liegen im Randbereich des "Mittelfelds" bzw. zwischen diesem und dem "Spitzenfeld".
Insgesamt wurden 13066 Zeichen erzeugt (der eine Zeilenwechsel mitgezählt), davon mit 9924 mal das S fallen knapp 76 Prozent auf einen einzigen Buchstaben. Von 26 möglichen Buchstaben sind zehn Buchstaben gleich überhaupt nicht verwendet worden, das sind knapp 38,5 Prozent des Alphabets. Ferner findet sich das S auch nicht querbeet verteilt, sondern in relativ wenig (19) Blöcken. In einem Block stehen 7241 S direkt hintereinander, fast 55,5 % des gesamten "Textes"!
Nehmen wir mal an (was wahrscheinlich ist), daß die allermeisten Folgen gleicher Buchstaben hintereinander durch ein Dauerdrücken der entsprechenden Buchstabentaste erzeugt wurden, und zählen jeden Block gleicher Zeichen stets nur als ein angeschlagenes Zeichen, dann wäre der erzeugte Text nur 212 Zeichen lang. In dem Falle aber bestünde der Text über eine Länge von sechzig Zeichen nur aus ständig wechselnden je 30 Q und A (Block 18-77 von 212). Q und A liegen übrigens direkt nebeneinander.
Es treten also auch ohne Klimperroutine gewisse Regelmäßigkeiten / Routinen auf, welche definitiv einen sinnigen Text echter Sprache verhindern. Und genau solche "Routinen", bedingt durch z.B. anatomische wie feinmotorische Bedingungen zum einen sowie der Tastenanordnung zum anderen, lassen kein Shakespeare-Werk entstehen. Hier ergibt sich die Bestimmung des Wahrscheinlichkeitswertes eben nicht aus der rein "mathematischen" Betrachtung, wie wahrscheinlich eine wie lange Folge von welchen Buchstaben ist
Unterm Strich ist die Wahrscheinlichkeit, daß so das Shakespeare-Gesamtwerk entsteht, trotz aller "numerischer Machbarkeit" und frei von jeglicher Naturgesetz-Verletzung dennoch Null. Sollten unendlich viele Affen unendlich lange tippen, und sollte doch mal so ein Gesamtwerk herauskommen, dann ist dennoch keine Wiederholung gewährleistet.