Tanne schrieb:Uhh, jeder Astronaut ist demnach ein Ausserirdischer, obwohl er ein irdisches Lebewesen ist.
Bin ich ein Finne, wenn ich in Finnland Urlaub mache? Bin ich ein Finne, wenn ich für mehrere Jahre in Finnland wohne und arbeite? Es gibt noch verschiedene andere Aspekte für solche Fragen, ob ich nun ein Finne bin oder ein Deutscher. Doppelte Staatsangehörigkeit, Migrationshintergrund...
Bei Aliens isses sogar noch anderser. Hier in Berlin gibt es zahlreiche "Hugenotten" und "Polen". Heißen noch immer entweder französisch im Familiennamen oder enden auf Inski, Owski, Jetzki, Wak. Aber niemand, wirklich niemand käme auf die Idee, solche Berliner für nen Froschfresser oder nen Polak zu halten. (
Ich weiß sogar von jemandem hier ausm Forum, der zwar weiß, daß er hugenottisches Erbe hat, aber nicht wußte, daß sein Familienname in der Tat ein französischer ist.)
Aber Menschen "mit Migrationshintergrund" werden sich über kurz oder lang "zu Einheimischen entwickeln"; sei es, daß sie sich kulturell integrieren, also assimiliert werden, oder sei es, daß sie ihrerseits die heimische Kultur mit-, gar umprägen. Am Ende wird auf jeden Fall ein Einheimischer in einer heimischen Kultur daraus. Und auch ethnisch wirds eben ein genetischer Mix werden, bei dem man den "Migrationshintergrund" nicht mehr wirklich verfolgen kann. Ist ein heutigerJablonski nach zehn Generationen noch immer ein ethnischer Pole, wenn vor zehn Generationen ein Jablonski aus Polen nach D kam und er sowie seine männlichen Nachkommen stets ne Deutsche geheiratet haben? Bei nicht mal einem Promille "Polakengenen" unter gut 99,9% "Teutonengenen"? Der Name immerhin erinnert noch an Migration, aber er spiegelt so gut wie nichts wider.
Anders bei irgendnem Tentakelwesen von Ceta reticuli. Auch der hundertste Nachfahre auf Erden wird noch immer wie ein Tentakelwesen aussehen, Tentakelwesengene tragen und Null Menschengene enthalten. Der mag kulturell total integriert sein und vom feinsten berlinern, aber er wird stets auch ein Cetareticulianer bleiben. Nur schließt das nicht aus, daß er zugleich auch ein Erdling ist, ein Deutscher, ein Berliner. Kommt immer auf den betrachteten Aspekt an. Weißt schon: wo geboren, welche Staatsangehörigkeit, Frage der kulturellen Integration und so.
Tanne schrieb:Andernfalls, wären die Bausteine des Lebens zum Teil ausserirdisch, und wir alle Ausserirdische.
Das gälte nur, wenn wir uns als Materie betrachten. Da sind wir genauso wie der Planet unter unseren Füßen galaktischer Sternenstaub - immerhin aber noch rein innermilchstraßisch. Erst vom Urknall her betrachtet sind alle Materieteilchen des ganzen Universums "Brüder und Schwestern".
Nein, wenn wir uns als Lebewesen betrachten, dann sind Terraner und Cetareticulianer nicht das Gleiche, selbst wenn wir aus der selben Baustein-Wolke stammen. Erst, wenn schon fertiges Leben im All unterwegs war und sowohl den je einen Planeten (wenn nicht mehr) sowohl unter Sol als auch unter Ceta reticuli besamt hätte, wären beide Lebenswelten verwandt.
Entstand aber das Leben auf der Erde wie auf jenem Cetareticuli-Planeten erst vor Ort, so sind wir als Lebewesen definitiv Terraner bzw. Cetareticulianer. Oder wirst Du zum Franzosen, wenn Du Dich nur noch von aus Frankreich importierten Lebensmitteln ernährst?
Toxid schrieb:Wenn wir irgendwann den Mars besiedeln und dort wird das erste Kind geboren, dann haben wir den ersten Außerirdischen.
Wenn die Tentakelwesen von Ceta reticuli sich auf der Erde niederlassen, wird das erste hier geborene Kind ein Homo sapiens? Wie gesagt, ich sprech dem Balg keinerlei Staatsangehörigkeit oder Menschenrechte ab, aber es wird in einem bestimmten Aspekt stets und ständig ein "Außerirdischer" bleiben, wie viele Generationen auch ins Land gehen. Auf der anderen Seite können aber schon die hierher migrierten Eltern, die doch definitiv unter Ceta reticuli geboren wurden, schon die deutsche Staatsangehörigkeit beantragt und erhalten haben. Oder sich kulturell so sehr integriert haben, daß sie sogar schon berlinern. Wieso sollte "Erdling" für die Eltern ausgeschlossen sein, aber fürs Kind voll gelten? Es kommt doch nur auf die Betrachtungsweise an. Oder auf die Definition, auf die man sich beruft. Will man sich darüber streiten, müssen doch wohl alle Beteiligten ihren bevorzugten Aspekt benennen.