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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

38 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Reptilien, Echsen, Prähistorisch ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

28.10.2022 um 01:43
Und dann noch ne Runde.

Das nächsthöhere Taxon heißt Ichthyosauriformes. Neben den Ichthyopterygiern gehört hierzu auch die Nasorostra. Es sind derzeit nur zwei Vertreter bekannt.

Cartorhynchus NT
Cartorhynchus lenticarpus

Sclerocormus small
Sclerocormus parviceps

Sonderlich Ichthyosauria-ähnlich sehen beide auf den ersten Blick nicht gerade aus. Aber auch, wenn ihre Schnauzen so sehr kurz sind, haben sie dennoch ebenfalls die typische Schnabelform. Ebenso sind die Augen zwar noch relativ klein, haben aber den Skleralring im Innern wie die Fischechsen, also diese "knöcherne Iris"

Cartorhynchus lenticarpus-holotype-naturOriginal anzeigen (0,3 MB)

wie hier beim Ichthyosaurier Temnodontosaurus platyodon:

Hul - Temnodontosaurus platyodon 2

Der Schwanz scheint bei den Nasorostrae noch länger gewesen zu sein als bei den basalen Ichthyopterygiern oder den Grippidiae, hat zugleich aber noch keinen Ansatz einer Umbildung zu einer Schwanzflosse. Während sich der Schwanz hin zu den Ichthyosauriern immer mehr verkürzt, hat sich die Zahl der Hals- und Rückenwirbel vergrößert. Die beiden Nasorostra hingegen haben nur 31 (Cartorhynchus) bzw. 34 Hals- und Rückenwirbel (ohne Sakralwirbel), wohingegen Ichthyosaurier zwischen 40 und 80 davon haben. Mit diesem Verhältnis von Rumpf zu Schwanz stehen die beiden hier Vorgestellten den Landreptilien sehr nahe.

Auch hier sei darauf hingewiesen, es handelt sich nicht direkt um eine Frühform der Ichthyosaurier, nicht um direkte Vorfahren. Vielmehr stammen sie wie die Ichthyosaurier (und die anderen besprochenen Gruppen) von einem gemeinsamen Vorfahren ab. Und auch die Nasorostra sind nicht bei dem anatomischen Stand geblieben, sondern haben eine eigenständige Entwicklung durchgemacht. So hat Cartorhynchus fast noch Hände/Füße, aber bei Sclerocormus sind sie schon weiter zu Flossen umgebildet. Die Füße von Thaisaurus sind da noch urtümlicher geblieben. Nicht alles an den Nasorostrae muß also "urtümlich" sein.

Dennoch lassen sich Merkmale wie das Rumpf-Schwanz-Verhältnis bei den Nasorostrae besser als ursprüngliches Merkmal statt nasorostra-spezifische sekundäre Ausbildung verstehen, denn auch der Chaohusaurus als basaler Eoichthyosaurus-Vertreter (Grippidia) hatte nur 36 Präsakralwirbel.

Jedenfalls stehen wir bei den Nasorostrae schon sehr nahe an der Anatomie eines eidechsenähnlichen Land-Vierbeiners als mutmaßlichem Vorfahren.


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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

29.10.2022 um 01:37
Und weiter gehts.

Das nächsthöhere Taxon sind die Ichthyosauromorpha. Zu diesen gehören die Ichthyosauriformes und die Hupehsuchia. Hierzu kennen wir fünf Gattungen mit je einer Art.

whale billed paddlers   hupehsuchians by

Zum einen haben sie Merkmale, welche sie mit den anderen Ichthyosauromorphae verbinden, etwa die schnabelähnliche Schnauze der meisten, zum anderen haben sie auch Merkmale, die ursprünglich geblieben sind und auf die landlebende Vorfahrengruppe aller Ichthyosauromorphae verweisen, so die 34 präsakralen Wirbel, der lange Schwanz und die deutlich erkennbare Landwirbeltier-Anatomie der Extremitätenknochen wie bei anderen basalen Gruppen.

Auf der anderen Seite besitzt diese Gruppe aber auch deutliche Merkmale, mit denen sich die Hupehsuchia von der ursprünglichen Ausgangsform, aber auch von den Schwestergruppen wegentwickelt haben. Etwa der spindelförmige Körper und die fächerförmigen Hände und Füße. Es gibt aber auch Zeichen der Fortentwicklung vom gemeinsamen landlebenden Vorfahren, welche bei den Hupehsuchiern wie bei den anderen zu beobachten sind, aber unabhängig von denen hervorgebracht worden sein müssen. So sind die Vorderextremitäten länger als die Hinterextremitäten, was bei den basalen Ichthyosauriformes noch nicht der Fall war, nachdem sich die Hupehsuchier von jenen getrennt hatten.

Eine Besonderheit der Hupehsuchia ist, daß sie einen relativ langen Hals besaßen. Dies findet sich bei den Ichthyosauriformes nicht. Handelt es sich um ein ursprüngliches Merkmal oder um eine sekundäre hupesuchiatypische Sonderentwicklung?


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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

29.10.2022 um 19:30
OK, einen hab ich noch, dann ist meine Spurensuche zu den Vorfahren der Ichthyosaurier aber abgeschlossen.

Was wissen wir mittlerweile über die anatomischen Gemeinsamkeiten der Ichthyosauromorphen?

* eine verschmälerte Schnauze ("Schnabel")
* ein grundsätzlich spindelförmiger Rumpf

Worauf deuten die erkennbaren chronologischen Umänderungen bzw. die Merkmale der basalen Vertretr hin?

* ein Rumpf mit vielleicht gut 30 Präsakralwirbeln
* ein langer Schwanz
* ein leicht längerer Hals
* landwirbeltiertypische Extremitäten mit fünf Fingern
* Hinterextremitäten länger als Vorderextremitäten
* maximal 40 cm lang (die Frühformen waren auffallend klein; hatte ich noch nicht angesprochen)

Im Grunde genommen müßte der landlebende Vorfahre ungefähr so ausgesehen haben:

Araeoscelis

und direkt nach dem Gang ins Wasser vielleicht so:

Spinoaequalis schultzei reconstructionOriginal anzeigen (0,7 MB)

Nun, diese beiden sind natürlich andere. Aber nicht irgendwer. Es sind Araeoscelis (A. gracilis oder A. casei) oben und unten Spinoaequalis schultzei, zwei Vertreter des Taxons Araeoscelidae, zu denen auch Petrolacosaurus kansensis gehört, der mit Abstand bekannteste dieser drei.

Petrolacosaurus BW

Petrolacosaurus ist der älteste fossil bekannte Vertreter der Diapsida, zu denen heute sämtliche Landwirbeltiere gehören, die nicht Amphib oder Säugetier heißen. Petrolacosaurus hatte eine deutlich erkennbare Verschmälerung der Schnauze gegenüber dem Schädel (Schnabel)
petrolacosaurs
Araeoscelis einen besonders langen Hals
Araeoscelis
und Spinoaequalis ging als allererstes Landwirbeltier wieder ins Wasser, noch vor den Mesosauriern. Auch weitere Diapsiden, nicht nur die in meinem ersten Beitrag angesprochenen ganzen Gruppen, gingen immer wieder mal zum Wasserleben über, gefühlt etwa die Hälfte...

Die Araeoscelida waren zwar nicht die Vorfahren aller weiteren Diapsiden, wohl aber die direkte Schwestergruppe dieses Vorfahren, anatomisch geben sie in etwa den Grundbauplan des Ur-Diapsiden her.

Und genau das macht die Spurensuche für den Ursprung der Fischechsen so schwierig. Denn dieser Grundbauplan blieb auch nach Aufspaltung in die großen Hauptlinien der Diapsiden-Evolution größtenteils in deren Frühformen erhalten. So etwa bei Aphelosaurus lutevensis, einem der ältesten und urtümlichsten Archosaurier (Krokodile, Flugsaurier und Dinos incl. Vögel)
latest

Und selbst später, als sich aus den Archosauriern die Linie der Dinosaurier abspaltete, wich einer der ältesten und urtümlichsten Dinosaurier, Eoraptor lunensis
Eoraptor NT small
kaum mehr als mit den verlängerten Hinterläufen und deren Dreizehigkeit von dieser Diapsiden-Grundform ab.

Deswegen führt diese allgemeine anatomische "Rückführung" nur zur allgemeinen Erkenntnis, wie ich sie schon zu anfangs gesagt hatte: viel mehr als ein "es sind Diapsiden" läßt sich nicht über die frühen Vorfahren der Ichthyosaurier sagen.


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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

29.10.2022 um 22:57
@perttivalkonen
Bemerkenswerte Beiträge von dir, vielen Dank!
Nur eines musst du mir nun aufklären.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb am 25.10.2022:Vorläufer, nicht Vorfahren. Vorfahren wäre ja die direkte Abstammungslinie der Ichthyosaurier, aber alle anderen Gruppen von Meeresechsen, die ich angesprochen habe, sind nicht direkt miteinander verwandt im Sinne Vorfahre-Nachfahre.
und
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:dann ist meine Spurensuche zu den Vorfahren der Ichthyosaurier aber abgeschlossen.
Da komme ich gerade ins Strudeln :)


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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

29.10.2022 um 23:14
Zitat von ProjectSerpoProjectSerpo schrieb:Nur eines musst du mir nun aufklären.

Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb am 25.10.2022:
Vorläufer, nicht Vorfahren. Vorfahren wäre ja die direkte Abstammungslinie der Ichthyosaurier, aber alle anderen Gruppen von Meeresechsen, die ich angesprochen habe, sind nicht direkt miteinander verwandt im Sinne Vorfahre-Nachfahre.

und

Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:
dann ist meine Spurensuche zu den Vorfahren der Ichthyosaurier aber abgeschlossen.

Da komme ich gerade ins Strudeln :)
Ähm, ich hab doch in den letzten Beiträgen just nach diesem Vorfahren gesucht. Und habe dafür die engsten Verwandten herangezogen, nicht irgendwelche Vorläufer.


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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

29.10.2022 um 23:26
Das hab ich gerade auf Facebook gefunden und ich finde die Zeichnung sehr toll.
Übergang der Macht.
Obwohl Ichthyosaurier normalerweise mit dem Jura und Mosasaurier mit der Kreidezeit in Verbindung gebracht werden, überlebten die letzten Ichthys bis zum Übergang von der frühen zur späten Kreidezeit, ungefähr zu der Zeit, als die Mosasaurier zu blühen begannen.
Diese repräsentieren generische/hypothetische Arten aus dem Cenomanium.
Zeichnung von Julio Lacerda
Quelle: Facebook / Text übersetzt


FB IMG 1667078460211


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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

30.10.2022 um 17:46
Ichtyosaurier legten keine Eier, wie viele andere Reptilien, sondern ihr Nachkommen war, wie Wale und Delfine lebendgebärend.


birth 2
Anpassung des Geburtsstils von Ichthyosauriern.
A Eine Rekonstruktion von Erwachsenen und Embryo von Chaohusaurus (Ichthyosaurier aus der frühen Trias-Epoche)

C Rekonstruktion von Erwachsenen und Embryo von Stenopterygius (Ichthyosaurier aus der frühen Jura-Epoche)
Im Gegensatz zu den meisten prähistorischen und lebenden Reptilien trugen Ichthyosaurier ihre lebenden Embryonen bis zur Geburt in ihrem Körper. Die Jungen wurden nebeneinander in den Mutterleib gelegt, wobei ihre Schnauzen auf den Kopf ihrer Mutter zeigten. Es wäre vernünftig anzunehmen, dass die Ichthyosaurier eine Art Plazenta für die Pflege ihrer Jungen entwickelt hatten.
Diese Hypothese kann jedoch nicht direkt überprüft werden, da die Erhaltung der Fossilien nicht genügend Details bewahrt.
Ichthyosaurier könnten, wie einige moderne Reptilien, ovo-vivipar gewesen sein und die Eier im Körper behalten haben, bis sie sich vollständig entwickelt hatten.
Die Embryonen hätten sich dann vom Eigelb jedes Eies ernährt. So wie sie es tun würden, wenn das Ei an Land gelegt worden wäre.
Bisher wurden über 100 Fossilien von Ichthyosauriermüttern mit Embryonen gefunden. Einige dieser Mütter hatten bis zu 11 Babys!

Eine neue Studie bestätigt, dass das erste Ichthyosaurier-Neugeborene zuerst die Schnauze herauskam, möglicherweise um ein Ersticken während der Geburt zu vermeiden.
Quelle: http://www.paleophilatelie.eu/topics/paleo/vertebrate/ichthyosaur.html

Diese Website beschreibt noch andere lehrreiche Details über diese Meeresreptilien
Obwohl Ichthyosaurier und Delphine eine ähnliche Form haben und viele gemeinsame Merkmale haben, sind sie völlig unterschiedliche Tiere.
Ichthyosaurier sind Euryapsiden , eine Gruppe von Reptilien, die von einem Diapsiden - Reptilien-Vorfahren abstammen.
Im Gegensatz zu Ichthyosauriern stammen Delfine von einem Säugetiervorfahren ab und entwickelten sich nach dem Aussterben der Ichthyosaurier.
Ichthyosaurier verlassen sich auf ihre großen Augen, um nach Beute zu jagen, während Delfine auf Echoortung angewiesen sind.
Computertomographie-Scans des Schädels einiger Ichthyosaurier-Arten ( z. B. Platypterygius ) zeigen, dass das Innenohr zu dick war, um Schallvibrationen zu erkennen, und Ichthyosaurier hatten kein Gerät, um zurückgegebene Geräusche zu erzeugen und zu fokussieren. (Radiograf George Kourlis und Paläontologe Ben Kear, 2001)
Ichthyosaurierschwänze waren vertikal ausgerichtet, wobei nur der untere Lappen von der kaudalen Wirbelsäule gestützt wurde, daher schwammen sie ähnlich wie Aale – und schlugen ihre Schwänze von Seite zu Seite.
Um nur ein paar zu nennen.


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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

30.10.2022 um 21:57
Zitat von ProjectSerpoProjectSerpo schrieb:daher schwammen sie ähnlich wie Aale
Das liest man öfters, ist aber falsch. Aale schlängeln sich vorwärts. Ihre Schwanzflosse ist protocerk, also keine "wirkliche Schwanzflosse", vielmehr eine Art Flossenkamm oberhalb und unterhalb des hinteren Körperendes (also des rumpfähnlichen langen Schwanzes). Wassertiere mit einer ausgeprägten Schwanzflosse schwimmen weniger mit einer Schlängelbewegung der Wirbelsäule als vielmehr mit einem Schlagen der Schwanzflosse in zwei Richtungen. Wie die allermeisten Fische eben, auch Ichthyosaurier und Wale.

Die verschiedenen Schwanzflossenarten für die "fischige" Fortbewegungsweise sind
* heterocerk: die Schwanzwirbelsäule endet im oberen Fächer einer zweifächerigen Schwanzflosse
---> findet sich bei den Haien, den silurisch-devonischen Panzerfischen (Placodermi), bei den frühen Knochenfischen, noch heute bei den Störartigen und Knochenhechten
* homocerk: die Schwanzwirbelsäule endet vor der zweifächerigen Schwanzflosse
---> findet sich bei den meisten Knochenfischen; bei einigen geht die Schwanzwirbelsäule noch ein kleines Stück in die obere Flosse, was anzeigt, daß diese Flosse aus der erstgenannten hervorgegangen ist
* hypocerk: die Schwanzwirbelsäule endet im unteren Fächer einer zweifächerigen Schwanzflosse
---> bei den silurisch-devonischen Anaspida, fischähnlichen frühen Wirbeltieren, und bei den Ichthyosauria
* diphycerk: die Schwanzwirbelsäule endet gerade, oberhalb und unterhalb davon gibt es je einen Flossenkamm, der aber eher vertikal (nach hinten) ausgerichtet ist wie bei den übrigen hier genannten Schwanzflossentypen
---> findet sich bei den Quastenflossern
* gephyrocerk: Eine exponierte Schwanzwirbelsäule fehlt, das senkrechte Rumpfende wird von einem rückwärtigen Flossensaum begrenzt
---> findet sich nur beim Mondfisch; dieser schwimmt hauptsächlich mit der Rücken- und Afterflosse, welche beide ganz weit hinten am Rumpf sitzen und quasi die übliche Schwanzflosse ersetzen. Der Flossensaum vermittelt zwischen den beiden Flossen und unterstützt die Fortbewegung mit den beiden

Die diphycerke Schwanzflossenform geht fließend über in die protocerke der Aale. Eine solche langgestreckte und damit stärker nach oben und nach unten ausgerichtete Flossenphalanx findet sich noch bei Lungenfischen, Flösselhechten, Neunaugen und den karbonzeitlichen Tarrasiiformes, einer frühen Knochenfischgruppe. Je langgestreckter diese Flossenform, desto stärker ist die Fortbewegung eine schlängelnde. Entsprechend haben viele Vertreter auch eine eher aalähnliche Körperform. Hier mal so ein Lungenfisch
Lepidosiren paradoxa 0Original anzeigen (0,3 MB)

Wer eine Schwanzflosse hat, bewegt sich fort durch das Schlagen dieser Flosse, wer hingegen einen Flossenkamm entlang des Schwanzes hat, der schlängelt.

Und so schrieb ich bereits zu mehreren basalen Gruppen der Ichthyosaurier-Verwandten, die eben noch keine "vollständige zweifächerige Schwanzflosse" hatten, daß die nicht fischartig schwammen wie die Ichthyosauria, sondern wie Landreptilien im Wasser. Auch die schlängeln eher. Und das hängt mit ihrer Anatomie zusammen. Seit die Fische erfolgreich an Land gegangen waren, gingen die Extremitäten der Landwirbeltiere seitlich vom Körper ab. Bei der Fortbewegung werden die Vorder- und Hinterextremitäten seitlich versetzt eingesetzt, also rechtes Vorder- und linkes Hinterbein gehen gleichzeitig nach vorn, während die anderen stehen bleiben, dann andersrum. Bei dieser Fortbewegung wird die Wirbelsäule mal nach links gebogen mal nach rechts. Auch wenn das keine Schlängelbewegung direkt ist, ist dies dem Schlängeln doch recht ähnlich. Vor allem, wenn Amphibien und Reptilien sich im Wasser fortbewegen.

Wegen dieser seitlichen Rumpfbewegung wird eine sekundär gebildete Schwanzflosse wie bei den Ichthyosauriern stets vertikal ausgerichtet sein, weil dadurch ein seitliches Schlagen zur Vorwärtsbewegung eingesetzt werden kann.

Sowohl die Säugetiere als auch die Dinosaurier aber haben ihre Landwirbeltier-Anatomie in Sachen Fortbewegung grundlegend abgeändert. Bei beiden Gruppen ragen nun die Extremitäten von der Rumpfunterseite nach unten weg. Daher wird bei der Fortbewegung ihre Wirbelsäule nicht mehr seitlich gekrümmt, sondern - vor allem bei schneller Fortbewegung "Rennen" - vertikal. Kehren nun Dinos (in Form von Vögeln) und Säuger wieder ins Wasser zurück, schwimmen sie nicht mehr seitlich schlängelnd, sondern durch Auf- und Abbewegung der Körperachse. Bilden nun diese Tiergruppen eine Schwanzflosse, dann selbstverständlich eine vertikale, die den Körper durch Hoch- und Runterschlagen vorantreibt. Siehe Pinguine, Robben, Seekühe, Wale.


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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

01.11.2022 um 14:48
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Das liest man öfters, ist aber falsch.
Das hab ich mir auch immer gedacht, dass das nicht stimmen kann.

Auf Tumblr fand ich von einem Julio Lacerda eine schöne Zeichnung von der mehr oder wenigen Evolution der Mosasaurier...


Evolution Series on BehanceOriginal anzeigen (0,9 MB)
Mosasaurier waren eine Gruppe von Eidechsen, die ins Meer zurückkehrten, um Spitzenprädatoren zu werden. Sie ersetzten viele ikonische Seeungeheuer bei ihrer Eroberung der kreidezeitlichen Ozeane.

*Die hier dargestellten Tiere sind nicht maßstabsgetreu und stellen keine direkte Abstammungslinie dar, sondern eher plausible Modelle dafür, wie dieser erstaunliche Übergang passiert ist.*
Quelle: https://paleoart.tumblr.com/post/169694707759/evolution-series-the-sea-dragons-mosasaurs-were-a?is_related_post=1

Wem sowas gefällt, er hat das auch mit anderen prähistorischen Tieren gemacht.

Zu finden ist er auch hier
Twitter: @JuliotheArtist
Instagram: lacerda.julio



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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

01.11.2022 um 15:00
Zu einen der vielleicht seltsamsten aussehenden Vertreter der Meeresreptilien, könnten die Gattung der Eretmorhipis sein.


km6g88cjo2771


eretmorhipis2019Original anzeigen (0,7 MB)

Hier Eretmorhipis carrolldongi
Eretmorhipis (bedeutet „Ruderfächer“ aus dem Griechischen ερετμον, „Ruder“ und ῥιπίς, „Fächer“) ist eine ausgestorbene Gattung hupehsuchianischer Meeresreptilien aus der frühen Trias von China . Es ist derzeit aus zwei Exemplaren bekannt, die bei einer Freilegung der Jialingjiang-Formation im Landkreis Yuan'an , Hubei , entdeckt wurden und sich auf die neu benannte Art Eretmorhipis carrolldongi im Jahr 2015 beziehen
Quelle: Wikipedia: Eretmorhipis


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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

02.11.2022 um 00:14
Mir ist gerade etwas in den Sinn gekommen. Ich habe Mal gelesen, dass Kolosskalmare große Augen entwickelt haben, um Pottwale, ihre Feinde, wegen der großen Fläche des Wals im trüben bzw dunkler Umgebung besser erkennen zu können. *

Könnten die Ichtyosaurier damals in der Trias deswegen große Augen entwickelt haben,um ihre größten Feinde wiederum, die riesigen Kopffüsser, die sich hauptsächlich von ihnen ernährten, besser in der Dunkelheit erkennen zu können, da dort die Kopffüsser besonders aktiv sind?
Man hat an Fossilien von Ichtyosaurier festgestellt, dass diese Saugnäpfe von sehr großen Kalmare besaßen. Einige Wissenschaftler gehen auch davon aus, dass diese Kopffüsser mit bis zu 30 Meter Länge, doppelt so groß wie heutige waren und Jagd auf große Ichtyosaurier machten.
Die großen Augen der Fischechsen daher nicht in erster Linie für eine bessere Sicht zur Jagd von kleinen Fischen und Arthropoden besaßen, sondern eher um ihre Fressfeinde,den Kopffüsser besser zu erkennen?
Für was bräuchten Fischechsen solch große Augen, nur um kleine Fische und Krebstiere zu jagen?

* Ich müsste Mal nach diesem Artikel suchen....


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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

04.11.2022 um 14:41
Zitat von ProjectSerpoProjectSerpo schrieb:Ich habe Mal gelesen, dass Kolosskalmare große Augen entwickelt haben, um Pottwale, ihre Feinde, wegen der großen Fläche des Wals im trüben bzw dunkler Umgebung besser erkennen zu können. *
Zitat von ProjectSerpoProjectSerpo schrieb:* Ich müsste Mal nach diesem Artikel suchen....
Das habe ich und bin auch fündig geworden.

In diesem Artikel

https://www.bbc.com/news/science-environment-17365736

wird geschrieben
Die größten Tintenfischarten der Welt haben riesige Augen entwickelt, um frühzeitig vor sich nähernden Pottwalen zu warnen.

Kolossal- und Riesenkalmar haben beide Augen, die einen Durchmesser von 27 cm (11 Zoll) haben können – viel größer als jeder Fisch.

Wissenschaftler fanden heraus, dass riesige Augen in den trüben Meerestiefen keine Vorteile bieten, außer dass sie es einfacher machen, riesige Formen – wie Pottwale – zu erkennen.

Sie schreiben in der Zeitschrift Current Biology, dass dies die ebenso großen Augen fossiler Ichthyosaurier erklären könnte.
Im Mägen von Pottwalen hat man oft Überreste von Kolosskalmaren entdeckt, wohl die Lieblingsbeute von Pottwalen, das größte Raubtiere der Erde gegen den wohl größten Kopffüsser.
Während die Wale Tintenfische mit Sonar erkennen können, kann der Tintenfisch nichts außer dem Sehen einsetzen – was darauf hindeutet, dass es einen starken evolutionären Druck zur Entwicklung effektiver Augen geben würde.
Das Team von Prof. Nilsson verwendete mathematische Modelle darüber, wie verschiedene Augengrößen in Tiefen von bis zu 1 km funktionieren.

Dort sind sich bewegende Objekte am besten durch die Biolumineszenz zu erkennen, die sie von unzähligen winzigen Lebewesen im Wasser hervorrufen.

Die Modelle zeigten, dass es im Allgemeinen keinen Vorteil bringt, Augen zu entwickeln, die größer als die des Schwertfischs sind.

Hier ermöglichen große Augen eine bessere Erkennung eines Musters von Punktquellen der Biolumineszenz – Licht, das von winzigen Organismen abgegeben wird – bei kontrastarmen Bedingungen.

Dies würde den Tintenfisch vor einem Pottwal warnen, der sich in einer Entfernung von etwa 120 m nähert, rechnen die Forscher – und möglicherweise ausweichen und nicht gefressen werden.
Sie spekulieren, dass Augen der gleichen Größe es Ichthyosauriern, großen Meeresreptilien, die vor etwa 90 Millionen Jahren ausgestorben sind, ermöglicht haben könnten, den furchterregenden Kiefern der noch größeren Pliosaurier auszuweichen.
Oder wie wir auch jetzt wissen, von riesigen Kopffüsser, die regelrecht Jagdt auf Fischechsen gemacht haben.


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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

04.11.2022 um 21:38
Zitat von ProjectSerpoProjectSerpo schrieb:Oder wie wir auch jetzt wissen, von riesigen Kopffüsser, die regelrecht Jagdt auf Fischechsen gemacht haben.
Wissen wir?


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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

05.11.2022 um 09:46
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Wissen wir?
Ja, hab ich zwei Beiträge über deinen geschrieben...
Zitat von ProjectSerpoProjectSerpo schrieb am 02.11.2022:Man hat an Fossilien von Ichtyosaurier festgestellt, dass diese Saugnäpfe von sehr großen Kalmare besaßen. Einige Wissenschaftler gehen auch davon aus, dass diese Kopffüsser mit bis zu 30 Meter Länge, doppelt so groß wie heutige waren und Jagd auf große Ichtyosaurier machten.



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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

05.11.2022 um 11:28
@Sabertoothcat
Und wo kommt jetzt das "wissen wir" her? Wenn Ichthyosaurier Kopffüßerspuren haben wie Pottwale auch, und wenn Pottwale die Kalmare jagen, bleibt ja noch immer naheliegend die parallele Folgerungsmöglichkeit "Ichthyosaurier jagen große Cephalopoden". Auch dafür sind große Augen ja anscheinend sinnvoll (wenn man kein eingebautes "Sonar" hat). Daß Ichthyosaurier nicht alle pottwalgroß sind, ist kein Ausschlußgrund, immerhin könnten sie in Gruppen agieren


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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

05.11.2022 um 13:10
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Und wo kommt jetzt das "wissen wir" her?
Von Artikeln, Reportagen die ich im Internet gelesen habe.


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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

05.11.2022 um 13:43
@Sabertoothcat

Wo dann Sachen vorkommen wie
Zitat von ProjectSerpoProjectSerpo schrieb am 02.11.2022:Einige Wissenschaftler gehen [...] davon aus
Wissen geht ein bisserl anders.


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Ausgestorbene Fischechsen (Ichtyopterygia)

19.11.2022 um 08:28
In Marokko hat man , so vermutet man, womöglich den größten Mosasaurier entdeckt. Einen Thalassotitan atrox , welches bis 12 Meter lang sein konnte und vor über 65 Millionen Jahren lebte.
Longrich und Co schreiben, dass man sich die neue Art als eine Mischung aus Komodowaran, Weißer Hai, T. rex und Schwertwal vorstellen müsse. Mosasaurier sind entfernt verwandt mit den heutigen Eidechsen und Schlangen.
Neben dem Tier fanden sich auch Überreste potenzieller Beutetiere, darunter Meeresschildkröten, Plesio- und anderer Mosasaurier.
Einige der fossilen Zähne waren ziemlich abgenutzt oder abgebrochen: Der Mosasaurier erlegte also nicht nur weiche Beute, sondern auch Tiere mit harten Knochen oder Panzern, etwa Meeresschildkröten oder kleinere Meeressaurier. Darauf deuten ebenso Überreste potenzieller Opfer hin, die in der Nähe des Fossils gefunden wurden und Anzeichen von Säureeinfluss aufweisen – als wären sie beispielsweise Magensäure ausgesetzt gewesen. Die Arbeitsgruppe entdeckte entsprechende Überreste anderer Mosa- und Plesiosaurier sowie von Knochenfischen und einer Meeresschildkröte in direktem Umfeld von Thalassotitan. Der endgültige Beleg, dass diese Tiere Beute waren, fehlt allerdings noch.
Sein gefundener Schädel war 1,4 bzw 1,5 Meter groß und übertraf damit Prognathodon solvayi, von den man bis dahin angenommen wurde, dass diese Art zu den größten Mosasaurier gehörten.


Z8G IW9s LongrichOriginal anzeigen (0,3 MB)


Mit einer Gesamtlänge von 9 bis 10 Meter, war er somit größer als die heutigen Schwertwale.


Thalassotitan size no dorsalOriginal anzeigen (0,2 MB)

An all diese Anpassungen lassen Forscher darauf schließen, dass Thalassotitan atrox ein Spitzenprädator war. Er besetzte wohlmöglich dieselbe ökologische Nische wie die heutigen Schwertwale oder Weiße Haie .


Thalassotitan by Andrey AtuchinOriginal anzeigen (0,6 MB)

© KÜNSTLERISCHE DARSTELLUNG: ANDREY ATUCHIN (AUSSCHNITT)
Quelle:

https://www.spektrum.de/news/mosasaurier-thalassotitan-beherrschte-das-meer-der-kreidezeit/2051853

Wikipedia: Thalassotitan


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