JakeGabriel schrieb:Im Prizip habe ich alles erklärt. Dir scheint es aber an geistiger Flexibilität zu mangeln, meine Einwände zu erfassen.
Was für eine Einschätzung! Nee Du, das klingt so dermaßen nach Dunning & Kruger. Du hast nirgends was erklärt, Null aufgezeigt, nur stets ignoriert und blanke Behaupütungen abgesondert. Wo bleibt sie denn Deine semantische Herleitung? Da kann man doch schon sehen, wer hier der Phrasendrescher ist.
JakeGabriel schrieb:Ist dir nicht aufgefallen, dass du eine falsche Übersetzung gebracht hast. Hier die richtige, von Naftali Herz Tür Sinai.
Jes 11
1 Und keimen wird ein Reis aus Jischais Stamm ein Schößling ihm aus seinen Wurzeln fruchten. 2 Und ruhen wird auf ihm des Ewgen Geist ein Geist von Weisheit und von Einsicht ein Geist des Rates und der Kraft Geist von Erkenntnis und des Ewgen Furcht.
Es ist von einem Stamm Und nicht von einem Stumpf die Rede.
Der
gäza' kommt im ganzen Tanakh gerade zwei mal vor: Jesaja11,1
Und ein Spross wird hervorgehen aus dem Stumpf Isais, und ein Schössling aus seinen Wurzeln wird Frucht bringen.
und Hiob14,8.
7 Denn für den Baum gibt es Hoffnung. Wird er abgehauen, so schlägt er wieder aus, und seine Triebe bleiben nicht aus.
8 Wenn seine Wurzel [auch] in der Erde altert und sein Stumpf im Staub abstirbt -
9 vom Duft des Wassers sprosst er wieder und treibt Zweige wie ein Pflänzling.
Wenn ein Baum abgehauen wird (V.7), dann bleiben "Wurzel und
gäza' übrig(V.8), und das schlägt dann wieder aus (V.7), sproßt und treibt Zweige (V.9). Damit ist
gäza' definitiv nicht der abgeschlagene Stamm, sondern das, was übrig bleibt (neben der Wurzel), also der Stumpf. Der abgeschlagene Baum(stamm) (V.7) aber hängt nicht mit der Wurzel zusammen und treibt nicht.
Das Verb
gz', aus dem
gäza' gebildet ist, kommt im Tanakh nicht vor, ist also nicht bezeugt. Wohl aber kommt es in anderen semitischen Sprachen vor. Im Arabischen heißt es "abschneiden", "durchschneiden", im Äthiopischen "durchsägen".
JakeGabriel schrieb:Es ist von einem Stamm Und nicht von einem Stumpf die Rede. Damit ist der gesamte Baum intakt
As you can see, das kannst Du zum
gäza' von Hiob14,8 definitiv nicht sagen. gäza' ist kein intakter Baum, kein sprossender Stamm.
JakeGabriel schrieb:Es steht nirgendwo in der Bibel, dass Gottes Bund mit David aufgehoben wurde.
Außer bei Jesaja11,1. Na und wenn ich mir mal so ansehe, was über den Thronfolger Salomos gesagt wird, dann finde ich in 1.Könige11,36 trotz des Wegnehmens der Herrschaft über die Nordstämme noch dies:
und seinem Sohn will ich einen Stamm geben, damit mein Knecht David alle Tage eine Leuchte vor mir hat in Jerusalem, der Stadt, die ich mir erwählt habe, um meinen Namen dort niederzulegen.
Es steht nirgendwo in der Bibel, daß dieses verheißene ewige Leuchten in Jerusalem aufgehoben wurde. War aber beendet, als Zedekia ins Exil ging. Wie Du sehen kannst, es geht sogar ohne Ankündigung.
JakeGabriel schrieb:Wie ich bereits erklärt habe, ist das jüdische Sprachverständnis nicht starr, sondern dynamisch und lebendig. Im Kontext dieser Stelle könnte es alles mögliche bedeuten.
1. Nur Ishai
2. Ishai und David
3. Ishai David und Salomo
4. Einen bestimmten Nachkommen Ishais
5. Einen bestimmten Nachkommen Ishais und Davids
...
...
Sobald der gäza' der Stumpf ist, geht eben nur 1). Bei Isai ist der Cut. Naja, und 4) ist ja nun mal der angekündigte Sproß. Was wegen 1) statt 2) eben nur 4) statt 5) sein kann.
Da ist die hebräische Sprache nicht anders als selbst das Deutsche. Auch bei uns kann eine Vokabel diverse Bedeutungen bzw. Nuancen ausdrücken. Dabei ist es in beiden Sprachen freilich nicht so, daß es total frei wäre, welche der Varianten denn nun im konkreten Fall herausgehört werden könne. Normalerweise bestimmt der Kontext, in dem die Vokabel eingesetzt wird, welche Bedeutung zum Tragen kommt.
Ein Kind zum Beispiel. Ein Kind ist zum einen das Gegenstück zu einem Erwachsenen, zum anderen ist es der direkte Nachkomme von Eltern. Wenn eine Kita-Erzieherin von "ihren Kindern" spricht, dann ist nun mal die die Bedeutung leiblicher Nachkommenschaft gemeinhin nicht im Blick, und wenn eine achtzigjährige Mutter von ihren Kindern spricht, die so um die 50 sind, dann meint "Kind" garantiert nicht das Gegenstück zu "Erwachsener". Nennt ein Erfinder seine Erfindung "mein Kind", dann ist das weder genetisch noch diminutiv gemeint.
Und niemand wird an Handfeger und Kehrschaufel denken, wenn ich Dir den Rücken kehre. Kehre ich die Straße, dann schon eher. Allerdings wieder nicht bei einer Straßenkehre. Oder beim Heimkehren, höchstens beim Heim Kehren. Versteht man (jedenfalls als Muttersprachler) sofort und eindeutig, was gemeint ist. Dennoch ist ein einzelnes Wort durchaus flexibel, sehr wohl sehr viele verschiedene Sachen ausdrücken zu können. Aber solch eine lebendige, flexible Sprache bedeutet eben nicht, daß in einem konkreten Kontext dann eben alle diese verschiedenen Bedeutungen frei auswählbar sind. Sprache neigt da zur Eindeutigkeit, sonst wäre sie als Kommunikationsmittel doch ziemlich für'n Anus. Gilt nicht nur fürs Deutsche, sondern eben auch fürs Hebräische.
JakeGabriel schrieb:Überleg Mal. Wenn Gott Israel als Volk in Einzahl Würmlein Jakob nennt. Dann kann er erst Recht unter Stamm Ishais auch David meinen.
Nope, geht nicht. Eben weil "Jakob" ein Eponym ist. Wie ich bereits angesprochen hatte. Und weil mit "Jakob" eben nicht nur "Vater Jakob und Sohn Issaschar" gemeint sind, sondern entweder Jakob himself oder alle Nachkommen Jakobs, also "das Volk Israel". Auch da hatte ich bereits drauf verwiesen. Aber biste drauf eingegangen? Nö, Du doch nicht. Du ignorierst es einfach nur und kommst mit der entkräfteten Suppe einfach aufs Neue daher.
JakeGabriel schrieb:Deswegen muss man bei solchen Stellen immer den gesamten Kodex miteinbeziehen.
Schon Schlimm, daß Du die ganze Zeit Ishai schreibst (wenn schon, dann Ischai, sauberer Jischaj, auf deutsch geht aber auch Isai oder Jesse), nu aber auch noch ein Kodex?
Nein, ein "gesamter Kontext" liegt bei Dir nirgends vor. Du willst auf die Davidssohnschaft des Maschiach hinaus, und zwar so, daß es keine davon abweichende Auffassung in der Schrift geben darf. Das ist dogmatische Voreingenommenheit, die Du dann "gesamter Kontext" nennst. Aber in der Schrift gibt es nun mal einander widerstreitende Aussagen. Nach Matthäus11,14 und 17,12f ist Johannes der Täufer der Elia, nach Johannes1,21 ist er es nicht. Und beide Stammbäume Jesu (bei Matthäus und Lukas) gehen bis auf Josef, weichen aber voneinander massiv ab zwischen David und Josef. Bei Matthäus wird sogar extra darauf verwiesen, wie gleichmäßig die Genealogie aufgeteilt ist (Matthäus1,17):
von Abraham bis auf David vierzehn Geschlechter und von David bis zur Wegführung nach Babylon vierzehn Geschlechter und von der Wegführung nach Babylon bis auf den Christus vierzehn Geschlechter.
Dabei fehlen zwischen David und Jojachin (die Wegführung) mehrere Leutz. Zwischen Joram und Usija fehlen Ahasja, Joasch und Amazja, und zwischen Joschija und Jojachin fehlt Jojakim. Macht achtzehn Geschlechter "von David bis zur Wegführung nach Babylon", nicht vierzehn. Vor allem liegen zwischen der Geburt Salomos und der Geburt Schealtiels ziemlich genau 400 Jahre (ca. 985 bis ca. 585 v.Chr.), was bei 18 Geschlechterfolgen ein durchschnittliches Vaterwerd-Alter von 22 Jahren und knapp 3 Monaten ergibt. Von der Geburt Schealtiels bis zur Geburt Jesu aber sinds nur 13 Geschlechterfolgen, dafür aber ca. 585 Jahre (plusminus weniger als 10 Jahre). Da betrüge das durchschnittliche Vaterwerde-Alter dann schon 45 Lenze! Garantiert, zwischen der Wegführung und Christus gab es deutlich mehr als 14 Geschlechter. Bei Lukas sinds von der Geburt des Davidsohnes Nathan bis zur Geburt Jesu so um die 990 Jahre, verteilt auf 42 Geschlechterfolgen, was im Schnitt 23 4/7 Jahre zwischen zwei Geburten ausmacht. Deutlich glaubhafter. Ist deswegen die Lukasgenealogie "wahr"?
Das nur nebenbei. Tatsache ist, es gibt widerstreitende Aussagen. (Hab noch ein schönes Beispiel: Nach 2.Samuel24,1 reizte Gott den David zu einer Volkszählung in seinem Zorn, nach 1.Chronik21,1 wars der Satan.) Damit entfällt also das Wegbügeln der andersausgerichteten Aussage von Jesaja11,1 mit einem "aber sonst kommt der Maschiach stets aus David".
JakeGabriel schrieb:Sei mir nicht böse, aber man kann nunmal nicht immer Recht haben.
Jepp, ich bin Dir nicht böse, daß Du hier falsch liegst.
JakeGabriel schrieb:Hätte ich verstanden, dass du Recht hast, hätte ich es gesagt.
Damit werde ich leben müssen.
JakeGabriel schrieb:Ich bin mir aber sicher, dass mindestens 90 Prozent der Rabbiner dir genauso wie ich auf David verwiesen hätten.
Wahrheit ist kein Volksentscheid.
Oder anders ausgedrückt, für mich zählen stets die wirklichen Argumente, nie ein argumentum ad populum odgl.