@Schleierbauer Optimist schrieb:Und zum Thema "selbst schuld" finde ich das hier auch ganz doll:
Exodus 7
1 Der HERR sprach zu Mose: Siehe, ich habe dich zum Gott gesetzt für den Pharao, und Aaron, dein Bruder, soll dein Prophet sein. 2 Du sollst alles reden, was ich dir gebieten werde; aber Aaron, dein Bruder, soll es vor dem Pharao reden, damit er die Israeliten aus seinem Lande ziehen lasse. 3 Aber ich will das Herz des Pharao verhärten und viele Zeichen und Wunder tun in Ägyptenland. 4 Und der Pharao wird nicht auf euch hören. Dann werde ich meine Hand auf Ägypten legen und durch große Gerichte meine Heerscharen, mein Volk Israel, aus Ägyptenland führen.
Der Pharao hatte also offensichtlich gar keine Chance die Israeliten ziehen zu lassen, weil Gott sein Herz "verhärtete".
Vielleicht sollte man sich auch als Christ eingestehen, dass das Gottesbild des Alten Testaments heutigen ethischen und moralischen Maßstäben nicht genügt.
Hallo!
Wenn die Bibel das so lehren würde, dass Gott das Herz des Pharao verhärtet hätte (das Herz des Pharao negativ verändert hätte ), dann könnte man deinen Argumenten beipflichten.
Doch wie so oft, muss man biblische Aussagen, die ursprünglich im AT in hebräischer oder aramäischer Sprache niedergeschrieben wurden, genauestens untersuchen um zu verstehen, wie sie wirklich gemeint waren. Leider haben das auch nicht alle Übersetzer der Bibel berücksichtigt und so kommt manche Übersetzung einer biblischen Aussage in der übersetzten Sprache ungenau herüber.
Das trifft offensichtlich auch auf mehrere Texte im Bibelbuch Exodus zu, in denen scheinbar zum Ausdruck kommt, dass Gott das Herz des Pharao verhärtete.
Was lässt diesbezüglich der Bericht im Zusammenhang erkennen?
Gott wusste von vornherein, dass der Pharao die Israeliten nicht ziehen lassen würde, „außer durch eine starke Hand“ (Gemäss 2Mo 3:19, 20), und er legte im voraus die Plage fest, die den Tod der Erstgeburt nach sich ziehen sollte (2Mo 4:22, 23).
Die Ausführungen des Apostels Paulus über Gottes Verfahrensweise mit Pharao sind oft irrtümlich so aufgefasst worden, als ob Gott das Herz einzelner gemäß seinem festen Vorsatz verhärten würde, ohne auf ihre ursprüngliche Neigung oder Herzenseinstellung Rücksicht zu nehmen (Rö 9:14-18).
So soll Gott (gemäß vielen Bibelübersetzungen) zu Moses gesagt haben, er werde Pharaos „Herz verhärten“ (2Mo 4:21; vgl. 2Mo 9:12; 10:1, 27).
Nach einigen Übersetzungen des hebräischen Textes sagte der wahre Gott jedoch, er werde „Pharaos Herz anmaßend werden lassen“ (Ro) oder „verstockt werden lassen“ (NW).
Zur Unterstützung dieser Wiedergabe wird im Anhang der Übersetzung Rotherhams gesagt, dass im Hebräischen die Möglichkeit oder Zulassung eines Geschehens oft als dessen Ursache dargestellt wird und dass „sogar ausdrückliche Befehle mitunter lediglich als Zulassung aufzufassen sind“.
Daher heißt es in 2. Mose 1:17 gemäß dem hebräischen Text wörtlich, die Hebammen „veranlassten die männlichen Kinder zu leben“, während sie in Wirklichkeit jedoch zuließen, dass die Kinder am Leben blieben, indem sie es unterließen, sie zu töten.
Zur Bestätigung führt Rotherham dann die Hebraisten M. M. Kalisch, H. F. W. Gesenius und B. Davies an und erklärt im weiteren die Bedeutung der sich auf Pharao beziehenden hebräischen Texte folgendermaßen: „Gott ließ zu, dass Pharao sein Herz verhärtete — er verschonte ihn —, er gab ihm die Gelegenheit oder die Möglichkeit, die ihm innewohnende Bosheit zu offenbaren. Das ist alles“ ( vgl. Jes 10:5-7).
Diese Auffassung wird durch den Bericht bestätigt, der eindeutig zeigt, dass Pharao ‘sein Herz verstockte’ (2Mo 8:15, 32, EB; ‘sein Herz unempfänglich machte’, NW).
Folglich handelte er nach seinem EIGENEN Willen, nach SEINER Neigung zur Widerspenstigkeit, einer Neigung, die dem wahren Gott im VORAUS genau bekannt war, so dass er vorhersagen konnte, wozu sie führen würde.
Gott zwang den stolzen Pharao bei verschiedenen Gelegenheiten, Entscheidungen zu treffen, wodurch sich dessen Einstellung verhärtete. (Vgl. Pr 8:11, 12.)
Wie der Apostel Paulus in Verbindung mit seinem Zitat aus 2. Mose 9:16 zeigt, ließ der wahre Gott zu, dass sich die Angelegenheit so weit entwickelte, dass es aller zehn Plagen bedurfte, um seine Macht kundzutun und seinen Namen auf der ganzen Erde bekanntzumachen (Rö 9:17, 18).
Es ist somit offensichtlich nicht richtig, den Bibelbericht in Verbindung mit dem Pharao Ägyptens in der Hinsicht zu interpretieren, als ob Gott den freien Willen und das Herz des Pharao umformte, sodass dieser keine andere Möglichkeit des Denken und Handelns gehabt hätte.
Gruß, Tommy