Heide_witzka schrieb am 02.05.2023:Der Erlöser sollte ja wohl ein "Davidsohn" sein.
Nicht notwendig. Es gibt zwar diese Hoffnung, aber ebenso gibt es alternierende Vorstellungen. So wird in Jesaja11,1 ein neuer König aus der "Wurzel Jesse" erwartet, nicht von David her, dessen Dynastie ja den abgehauenen Baum repräsentiert. Zu deutsch: ein Nachkomme aus dem Hause eines der sieben Brüder Davids. So wird auch in Micha5,1 ein neuer Herrscher aus Betlehem erwartet. Wohl gemerkt, aus Betlehem, der Heimat von Jesse/Isai, dem Vater Davids. David hingegen zog als König nach Jerusalem, wo die Davididen zu Michas Zeiten denn auch lebten. In Betlehem lebte halt die restliche Isai-Nachkommenschaft.
Die Erwartung eines Davidnachkommens als endzeitlichen Messias ist halt die dominanteste, aber nicht die einzige. Im hebräischen Henoch wird ein Maschiach ben Josef erwartet (
maschiach ist hebräisch für "Gesalbter", im griechischen mit
messias wiedergegeben oder als
christos übersetzt). Und mit Josef ist einer der zwölf Söhne Jakobs/Israels gemeint, nicht der Verlobte der Maria. Gemeint ist also ein Messias aus dem Stamm Ephraim oder Manasse (die Söhne Josefs). Auch im Talmud kommt dieser Messias Sohn Josefs noch vor. Und so wurde auch der Nichtdavidide Simon, der Anführer im zweiten Jüdischen Krieg (135 n.Chr.), von Rabbi Akiba "Bar Kochba" genannt (Sohn des Sterns) in Anlehnung an die Messiasankündigung 4.Mose24,17 "Es tritt hervor ein Stern aus Jakob, und ein Zepter erhebt sich aus Israel".
Na und Davidsohn meint eben im Ernstfall nur "dem Davidshaus geboren", nicht notwendig auch leibliche Vaterschaft der Davididenlinie. So kennt eben auch Jesaja diese Davidssohn-Messiasvorstellung wie twa in 9,5-6 (nach anderer Zählung die Vv.6-7) "Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens. Gross ist die Herrschaft, und der Friede wird kein Ende haben auf dem Thron Davids und über seinem Königreich, es zu festigen und zu stützen durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des HERRN der Heerscharen wird dies tun." Freilich scheint dieser geborene Sohn ja ausgerechnet der aus Jesaja7,14 zu sein: "Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen." Also der aus dem angegebenen Bestätigungswunder der schwangeren
'alma. (Diskussion dazu ende März hier im Thread,
hier und danach; Du warst da auch hier unterwegs.) Auch da also: Ein Davidssohn ohne direkte leibliche Davididen-Vaterschaft.
Heide_witzka schrieb am 02.05.2023:Auf mich wirkt es so als seinen die sich widersprechenden Ahnenlisten eigens zu dem Zweck geschaffen worden, um diese Worte/Vorhersage zu erfüllen.
Richtig.
Heide_witzka schrieb am 02.05.2023:Er stammt ja nun mal väterlicherseits nicht aus dem Hause Davids, da versucht man wenigstens den "betrogenen" Ehemann ins Haus einzugliedern um so die Nähe zu David zu suggerieren.
Es ist sogar denkbar, daß die beiden unabhängig voneinander gebildeten Genealogien beide von Leuten stammen, der Jesus für einen leiblichen Sohn Josefs hielten.
Heide_witzka schrieb am 02.05.2023:Ach ja. Er muss als gar nicht vom Blute Davids sein, adoptiert passt auch.
Sonst wären wir Menschen auch nicht Kinder Gottes. Deal with it!
Heide_witzka schrieb am 02.05.2023:emanon schrieb:
Nach der Devise "was nicht passt, wird halt passend gemacht".
Klar, man kann sich das gewiss schönreden.
Oder schlechtreden, das geht auch. Nicht wahr?
Heide_witzka schrieb am 02.05.2023:Aber bestimmt meinte Jeremiah einen aufgepfropften "Spross"
Jesaja! Und ja: Jesaja hat kein Problem mit einem Davididen ohne leibliche Davididen-Vaterschaft nach Deiner Vorgabe.
Heide_witzka schrieb am 02.05.2023:Für die Juden ist er nicht der Messias, das haben sich nur die Christen zurechtgepfriemelt.
Auch heute gibt es messianische Juden, die Jesus für den Messias halten. Und ebenso gab es sie damals: Jesu Jünger, die Jerusalemer Urgemeinde usw.
Heide_witzka schrieb am 02.05.2023:Da er nahezu alle vorausgesagten Kriterien für den Messias gerissen hat, wurde ja extra die Wiederkunft erfunden verkündet.
Frag mal die Lubawitscher Chassidim der Chabad, wie sie ihren ungekrönt verstorbenen = gescheiterten Messias
Rabbi Schneerson weiterhin für dem Maschiach halten können. Das ist so unjüdisch dann doch gar nicht.
Bishamon schrieb am 02.05.2023:Ist die Auferstehung Jesu eine Geschichtslektion?
Sie ist ein Glaubensinhalt. Dies immerhin, sie wird geglaubt als ein historisches Geschehen. So glaube ich auch an die Erschaffung der Welt durch Gott als eine historische Tatsache. Dennoch kann ich diese historischen Ereignisse nicht aus dem biblischen Text als einer "Geschichtslektion" herauslesen. Kann ich ebensowenig aus den Evangelien, wie so ne Jesusauferstehung ablief, welche Details da passiert sind und so weiter. Oder Wunder. Ich glaube an Wunder, habe selber Wunder erlebt. Wunder werden auch in der Bibel mitgeteilt. Sind deswegen alle in der Bibel genannten Wunder historisch? Auch nur eine Wunderheilung? Muß nicht. Dennoch repräsentieren sie die Erfahrung von Wunder. Aber Geschichtslektion - no way! Du bist da noch arg weit weg mit dieser Deiner Denke hinter Deiner Frage. Bist freilich nicht allein damit:
Bishamon schrieb am 02.05.2023:Bultmann zur Auferstehung, die er entmythologisiert hat:
Bultmanns Antwort lautet: Wer will, kann so glauben. Aber die Entmythologisierung, so nennt er nämlich diesen Gedankengang, oder die Existenzialisierung sagt, wir müssen begreifen, dass uns damit gesagt wird, es gibt ein Leben, das in jedem Tode bestand hat.
Soweit hat Bultmann recht. Nur könnte es sein, daß Du das "hat entmythologisiert" wie viele andere ebenfalls nicht ganz verstanden hast.
Im Markusevangelium finden sich zwei Blindenheilungen. Direkt nach der ersten (8,22-26) folgt das Christusbekenntnis des Petrus, ab dem Christus direkt von seiner Passion mit den Jüngern spricht. Hier ist ein wichtiger Wendepunkt der Ereignisse, die "Hinwendung zum Kreuz". Und direkt nach der zweiten (10,46-52) kommt die Erzählung vom Einzug in Jerusalem: der Beginn der Passion. Die Blindenheilungen werden also nicht erzählt, weil es eben historisch genau so passiert ist, sondern um "dem Leser die Augen zu öffnen für das (folgende) Wesentliche".
Wenn also etwas erzählt wird, dann wird nicht so sehr etwas Historisches nüchtern mitgeteilt, sondern eine Botschaft transportiert. Wenn ein römischer Kaiser jemanden heilt, dann wird das erzählt, um seine Göttlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Die Damaligen lebten in einer bestimmten Vorstellungswelt und verstanden solche Sachen entsprechend problemlos. Wer in nem anderen kulturellen Kontext großgeworden ist, der versteht die transportierte Messitsch nicht, der liest nur ein "historisches Ereignis" - oder hält das für in Märchen.
Bultmann nun sagt: jede Zeit/Kultur hat ihren Verstehenshintergrund, ihre eigenen Bilder. Ihren eigenen "Mythos". Entmythologisierung ist das Fragen nach dem und das Verstehen dieses "Mythos", um dann die eigentliche Botschaft von ebendiesem Mythos entkleidet wahrzunehmen. Insofern Entmythologisierung. - Aaaaber! Auch ein Bultmann lebt in einem kulturellen und Verstehenshorizont, in seiner Begrifflichkeit, in einem Mythos. Wenn Bultmann sagt
Bishamon schrieb am 02.05.2023:"dass ein Leichnam nicht wieder lebendig werden und aus dem Grabe steigen kann"
dann spricht er nicht von der Messitsch, nicht mal von "Tatsachen", sondern er spricht von seinem eigenen "Mythos". Er verkleidet also die entmythologisierte Botschaft in den nächsten Mythos. Er entmythologisiert mit seiner Abweisung leiblicher Auferstehung nicht, er übersetzt die Botschaft aus einem Mythos in einen anderen. Andere in seinem Gefolge haben das dann sogar deutlich formuliert Aufrstehung als "die Sache Jesu geht weiter" oder " auferstanden ins Kerygma" (Kerygma, die Verkündung, also Auferstehung ist das Verkünden des Auferstandenen = Jesu Sache geht halt weiter).
Entmythologisierung meint also mitnichten: Auferstehung eines Toten ist mythisch, und sowas ablehnen ist Entmythologisierung. Nein, nur das Verstehen der damit transportierten Botschaft meint Entmythologisierung.
Heide_witzka schrieb am 02.05.2023:Klingt so als wolltest du dich gegen Nachdenken immunisieren.
Schließ nicht von Dir auf andere. Du bist es doch, der gleich von vornherein "suggerieren", "passend gemacht", "extra die Wiederkunft
erfunden verkündet" spricht und sich damit gegenüber alternierende Verstehensmöglichkeiten immunisiert.
Und auch nachdem Du dies gelesen haben wirst, wirst Du nicht mal ergebnisoffen darüber nachdenken, sondern mit der nächsten Immunisierungsfloskel abblocken.
Heide_witzka schrieb am 02.05.2023:Welche vorausgesagten Kriterien hat er denn erfüllt? Gerne mit Bibelstelle.
Jsaja53, mal so als Beispiel.
Heide_witzka schrieb am 02.05.2023:Ich rede nicht von Dönekens aus seinem Leben, sondern von der großen Aufgabe des Sprosses aus dem Hause David.
Schön für Dich. Aber wieso muß jetzt ein Christ diesen Anspruch haben? Einen solchen Anspruch kannste nicht mal "den Juden" unterstellen (auch wenn Du es versucht hast), wie ich mit den Lubawitschern gezeigt habe. Nee Du, Du bastelst Dir Auflagen zurecht, ohne mal darüber nachzudenken, wieso die, die Du damit in Bedrängnis führen willst, diese Deine Auflagen teilen sollen müßten. Das ist so albern wie das mit der Frage, ob der Allmächtige einen Stein erschaffen kann, der zu schwer für ihn zu heben ist. Damit läßt sich ein deistisch-philosophischer Allmachts-Popanz entkräften, freilich auch nur auf einer sehr formalen logischen Ebene (die logische Wahrheit von Aussagen hat nicht automatisch mit einer Realitäts"wahrheit" zu tun).
Du betreibst echt nur Spielerken.
Mit "was steht wirklich in der Bibel" hat das ohnehin nix zu tun, aber wem sage ich das...
Heide_witzka schrieb am 03.05.2023:Wo genau hat Jesus denn die Juden vereinigt in wieder in Israel versammelt?
Du kennst die Antwort doch längst. Christus kam auf die Erde als der leidende Menschensohn, um wie der angekündigte Gottesknecht sich um das "geknickte Rohr" zu kümmern und zu sterben, unsere Sünde auf sich zu nehmen. Doch Christus kommt wieder, als der herrschende Menschensohn, um wie der angkündigte Messias die Seinen zu sammeln, das Böse zu vernichten, ein ewiges Friedensreich zu errichten. Und zwar am Ende der alten Ära voller Krieg, Hunger, Leid, Bla und Keks. Das mit der Wiederkunft, wie zurechtgepfriemelt es Dir vorkommen mag: es ist definitiv etwas Künftiges, nichts Vergangenes, das der damalige Jesus schon hätte tun müssen, um Dir zu gefallen.
Das einzige, was Du sagen kannst: Messias isser erst richtig, wenner dis alles tun tut. Und da würdeste von mir sogar ein Amen, Bruder drauf kriegen. So what?
Heide_witzka schrieb am 03.05.2023:wie genau Jesus nun die Vorhersagen erfüllt hat
Zeig doch erst mal Jesu Anspruch, dies in seiner Lebenszeit erfüllen zu wollen. Erst dann ergibt es überhaupt einen Sinn zu sagen
Heide_witzka schrieb am 03.05.2023:Der Messias Jesus hat bei der Erfüllung der Vorhersagen in meinen Augen völlig versagt
Das ist ja das besondere in den Evangelien, das dann auch "Messiasgeheimnis" genannt wird. Jesu Wirksamkeit bestand im Predigen des Reiches Gottes, ethischen Verhaltens, in Heilung und Sündenvergebung. Darin bestand seine "Mission". Er scharte Jünger um sich, keine militärisch ausgerüsteten Römervertreiber und Königsmacher. Nichts, das in diese Richtung geht, was man in Sachen Messias erwarten könnte, wie Du es darstellst. Und jedes Mal, wenn ein ausgetriebener Dämon oder ein danach gefragter Petrus (wofür haltet ihr mich) sagt, wer Jesus denn nun wäre, verbietet Jesus es diesen, das weiterzuerzählen. Ausdrücklich steht es in den Evangelien zu lesen, daß diese Messitsch erst nach der Auferstehung bekannt werden soll. Das mag ja alles nachträglich umgepfriemelt sein, wie Du sagst, nur dafür solltest Du erst mal irgendne Basis dafür haben anzunehmen, daß Jesus ursprünglich als Messiasprätendent aufgetretn wäre, sodaß er dann am Kreuz damit gescheitert sein könne. Damit es was zum Umpfriemeln gebe!