militarynerd schrieb:hast du katholische Theologie studiert?
Nope, andere Fakultät. Aber natürlich haben wir auch katholische Theologen gelesen, auch mal ne Gastprofessur usw.
mitH2CO3 schrieb:und frage weshalb in meiner Bibel steht:
"Allein das Fleisch mit seinem LEBEN, seinem Blut, esst nicht!
Das kann ich Dir nicht wirklich beantworten. Im Hebräischen steht
'akh-baßar b
(e)nafscho damo lo' to'khelu
jedoch-Fleisch in.seiner.Seele, seinem.Blut, nicht sollt.ihr.essen
(deutsche Wörter, die im Hebräischen in nur einem Wort ausgedrückt sind, habe ich mit Punkt miteinander verbunden; ansonsten ist das ne Wort-für-Wort-Übersetzung)
Im Text steht die Vokabel näfäsch, Seele, nicht chajim, Leben. Ich kann mir nur denken, daß Du keine herkömmliche Bibel gekauft hast, also Lutherbibel, Einzeitsübersetzung, Zürcher Bibel, Elberfelder udgl. sondern irgendwas betont Modernes. "Bibel in gerechter Sprache", "Gute Nachricht" odgl.
mitH2CO3 schrieb:Diesen Punkt würde ich nicht zu Tier- und Pflanzenrechten nehmen, da der letzte Absatz verdeutlicht, dass es um Eigeninteressen des Menschen geht (Nahrung):
Gerade der letzte Satz rückt den Baum selbst in den Mittelpunkt. Es wird gefragt "führst Du gegen die Bäume Krieg?" Eher der Mittelteil weist darauf hin, daß die Fruchtbäume den Belagerern nützlich sein können.
Im nächsten, von mir nicht mehr mitzitierten Satz steht dann auch ausdrücklich, daß die nichtfruchttragenden Bäume durchaus abgeholzt werden dürfen, um damit Belagerungsgerät bauen zu können. Dennoch steckt in dem Zitierten durchaus auch drin: Nicht alles in der Pflanzenwelt ist Eurer Willkür ausgeliefert. Auch wenn es "nur" deswegen ist, weil die Fruchtbäume dem Leben nützen. Immerhin! Auch der Ochse, der das Korn drischt, dient dem Menschen. Aber gerade darum ist es so perfide, ihm das Maul zuzubinden. Klar, man will das Korn schließlich selbst essen. Aber der Ochs macht die Arbeit für Dich, also hat er auch das volle Recht, sich von dem guten Korn mitzuernähren und nicht bloß am Ende die Spreu und das Stroh abzubekommen.
Ein weiterer Gedanke, der im Verbot der Zerstörung von Fruchtbäumen im Belagerungsfall drinsteckt, ist dieser: Das Ziel der Belagerung ist, die Stadt einzunehmen oder sie zu plündern oder Tribut zu erzwingen dafür, daß man die Belagerung beendet. Im Normalfall bleibt im Anschluß die Stadtbevölkerung ja mehrheitlich am Leben. Und dann? Äcker verwüstet, Obst- und Olivenhaine abgeholzt, die Menschen sterben. Auch im Kriegsfall soll Israel menschlich bleiben und den Feinden ein "Leben danach" ermöglichen.
In vielen Geboten des AT geht es immer wieder um genau das: um Respekt, Rücksicht, Lebenermöglichen. Und nicht darum, den größtmöglichen Schaden unter Pflanze, Tier und Feind anzurichten. Auch Besiegte haben Rechte, das Recht auf Fruchtbäume. Auf Leben. Und wenn das da mitschwingt, dann auch das Recht der Fruchtbäume - die schließlich keinen Krieg führen.
mitH2CO3 schrieb:Ich habe meine Bibel von hier:
Deutsche Bibelgesellschaft
nach Martin Luther - Lutherbibel - Revidiert 2017
(Ausgabe von Juni 2021)
Ach Du Scheiße! Hätt ich jetzt nicht mit gerechnet.
mitH2CO3 schrieb:Spricht da was gegen (falsche Ausgabe / falscher Verlag)?
Nicht wirklich. Die Vokabel näfäsch ist vielschichtig, und in der Tat, bei Übersetzungen findet sich zuallermeist kein Pendant in der Zielsprache, das den selben Bedeutungsumfang abdeckt. Da muß man als Übersetzer halt wählen. Und entscheiden, welche Bedeutungsnuance der hebräischen Vokabel hier am ausschlaggebensten ist, um eine passende Übersetzung dafür zu finden. Die Lutherbibelkommission steht halt auf den Aspekt der "Lebenskraft", auch wenns halt ein bisserl blöde ist, vom Leben in etwas zu sprechen, das tot ist (das (noch) blutige Fleisch eines getöteten Tieres). Bibelübersetzungen können halt auch mal ideologisch ausfallen. Ohne daß deswegen die gesamte Bibelübersetzung doof ist.