perttivalkonen schrieb:Echt, und sowas hältst Du für ne erfüllte Prophezeiung? Weil schließlich und von ganz allein noch jede Stadt nicht mehr die ist, die sie mal war?
Hesekiel wird ziemlich deutlich, was der Stadt an Unheil geschehen soll. Entweder hat sich das erfüllt - an der Stadt, um die es geht, bevor sie "automatisch eine andere Stadt wird" - oder nicht. Hier in diesem Falle: Nicht!
Die Frage ist doch, warum ist eine Stadt irgendwann nicht mehr ? Das Verschwinden muss man ja nicht als selbstverständlich hinnehnehmen. Mit deinem "automatisch" bringst du mal pauschal Gottes Wirken völlig zum verschwinden.
perttivalkonen schrieb:Letztlich befand Tyrus sich anschließend in exakt dem selben Status wie vor Ausbruch des Konflikts mit Babylon: eine stabile Handelsmetropole als tributpflichtiger Vasall.
1. Vasall von wem denn ?
2. Noch zu Nebukadnezars Lebzeiten verlor Tyros seine Position an Sidon.
Mal ein anders Beispiel aus der Neuzeit, dass ich mit erlebt habe. Als Nokia in Bochum vor 10 Jahren geschlossen wurde, war das für die Beschäftigten dort, von denen ich viele kannte, ein Schlag in die Fresse. Aus wirtschaftlicher Sicht kann man sagen, dass für einige die Existenzgrundlage zerstört und Krieg gegen sie geführt wurde. Aus der Sicht Nokias blieb unterm Strich alles gleich. Man verlegte das Werk quasi an einen anderen Ort und fand dort neue Arbeitskräfte. Alles ganz normal und undramatisch.... vom Blickwinkel Nokias aus. Das ist halt Kapitalismus. In der Presse fragte man durchaus nach dem Schickal der Bochumer Familien, aber wer fragt nach den Familen und Arbeitern des antiken Tyros ?
perttivalkonen schrieb:Daß dann später beide mythische Usurpatoren als der Satan verstanden wurden, kann ich immerhin nachvollziehen. Aber da wurden diese beiden prophetischen Lieder nicht erst mythisiert.
Doch, die Kirchenväter haben das mythisiert. Denn sie wussten ja noch nichts von Hermann Gunkels erfundenen Helel-Mythos, den er auf Jesaja 14 projeziert hat. Er ging halt auch den Kirchenvätern auf den Leim und konnte sich von deren Blödsinn nicht emanzipieren. Die Wahrheit ist, dass es in Jesaja 14 keine Anspielung auf eine Figur namens Helel gibt, weil es überhaupt niemals eine Gottheit Helel gab. Diese wurde von Gunkel nur herbei fantasiert, was er selber offen sagte, um seinen Mythos zu bestätigen.
Helel ist kein Name, sondern ein Imperativ von heulen oder loben, wie er an einigen weiteren Stellen im AT vorkommt. In Jesaja 14 ist zuerst Nebukadnezar gemeint, der als Gottesfürchtiger noch eine Position im Himmel hatte, dessen Sohn Belsazar sich aber über Gott erhob und dafür mit der Invasion der Meder und Perser "belohnt" wurde. Und in Hesekiel 28 ist der Cherub in Eden niemand anders als der König von Tyros anfangend mit Hiram, der als Freund Davids in Jerusalem bzw. Zion = Eden (Jesaja 51,3) ein und aus ging, endend mit dem König, dessen Namen uns die Bibel nicht nennt, den Hesekiel als über den Fall Jerusalems schadenfroh beschreibt. Die Wörter Cherub und Eden greifen nicht auf die Geschichte vom Paradies zurück.
perttivalkonen schrieb:Daß Babylon zu einer eschatologischen Größe der Apokalyptik geworden ist, liegt nicht daran, daß es in dem ähnlichen Lied Jesaja14 vorkommt. Vielmehr galt Babylon schon im hellenistisch-römischen Judentum als der Inbegriff der bösen Weltmacht, sodaß auch Rom zuweilen "Babel" genannt wurde. Finden wir auch mehrfach im NT außerhalb apokalyptisch-eschatologischer Zusammenhänge. Erst dieses "Babel", die "aktuelle böse Weltmacht" Rom, wird dann von der Apokalypse aufgegriffen.
Warum galt denn Babylon als Inbegriff des Bösen ? Weil ihre eigene Geschichte es so überliefert hat. Die Offenbarung greift doch nicht eine Vorstellung des römisch-hellenistischen Judentums auf und ignoriert andererseits, dass im mesopotamischen Babylon nach wie vor noch Juden offenbar freiwillig und gern leben. Die Offenbarung greift direkt Bilder und Situationen aus der überlieferten Geschichte, als des AT, auf, nicht einem vom Schrifttum unabhängigen Volksglauben.
Dass Petrus mit Babylon auf Rom anspielt, halte ich für extrem unwahrscheinlich, weil es dafür keinen speziell ersichtlichen Grund gab, der für Paulus, der völlig unverblümt von und mit Rom sprach und sogar Heilige aus des Kaisers Haus erwähnte. nicht gegolten habe sollte. Dennoch kann er natürlich Rom gemeint haben, aber das steht keinesfalls fest. Wenn er aber Rom meint, dann meint er das in einem sehr eingegrenzen lokalen Bereich, wo sich eine Person oder Gemeinde befindet. Die Hure Babylon ist aber viel mehr als das. Wenn jemand als in der Hure Babylon seiend beschrieben wird, wäre das als äusserst kritisch zu betrachten.
perttivalkonen schrieb:Wo auch immer Du das herholst.
Das ist eine ziemlich gängige Interpretation. Dass sie gut ist, behaupte ich ja nicht. Ich streite mich da andauernd mit solchen Vertretern.
perttivalkonen schrieb:Das ja nu überhaupt nicht. Tyrus heute ist nicht mehr "das, was es mal war" damals. Aber das kannst Du von jeder Stadt und für letztlich jede Generation dieser Stadt sagen, das ist nichts, was als Erfüllung einer Prophezeiung angesehen werden kann.
Whataboutism ? Die Frage ist doch nicht, ob es man es sagen kann oder könnte, sondern ob es tatsächlich gesagt bzw. aufgeschrieben wurde. Ja, viele Städte sind inzwischen vergangen, aber eben nicht, weil das halt so der Lauf der Dinge ist. Jede Stadt hat halt ihre individuelle Geschichte und konkrete Gründe für ihren Werde(ab)gang. Wie stehts im Faust : "denn alles, was entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht." Also, nicht "einfach so", sondern "ist es wert".
Daniel 2,21 ...er setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen ihre Weisheit und den Verständigen ihren Verstand.
Wo soll denn da die Ausnahme sein ?
Die Botschaft Hesekiels an Tyros müssen wir auch als solche betrachten. Die Empfänger der Botschaft hatten 2 Möglichkeiten. 1. sie würden ihr Leben überdenken, weil das wirklich eine düstere Verheißung war, die man sicher nicht alle Tage von irgendwelchen daher gelaufenen hörte. 2. Sie spotten über Hesekiels Botschaft : "Sterben tuste sowieso, schneller gehts mit Marlboro."
perttivalkonen schrieb:Den Schei* liest Du da rein.
Du hast wohl überhaupt nicht verstanden, was ich sagen wollte. Ich geb zu, dass das auch eine Herausforderung ist. Nein, die Offenbarung spricht nicht von einem wiederauferstandenen Tyros. Explizit nicht !!!! Ich beschrieb nur wesentliche Merkmale, die Tyros und die Hure Babylon gemeinsam haben. Nein es ist nicht nur der Handel, es ist der Handel UND das Verhätlnis zum Volk Israel (nicht das Judentum und nicht der moderne Staat Israel). Das hast du jetzt 2 mal übersehen. Bitte nicht noch ein drittes mal. So, wo man eigentlich mit der Hure Babylon aufgrund wesentlicher gemeinsamer Merkmale von einem Auferstehen Tyros sprechen könnte, tut die Offenbarung dies explizit dennoch nicht. So, und mit desem Absatz wollte ich nur erklären, dass in der Offenbarung, deren Autor ja gewiss das Buch Hesekiel kannte und einige Symbole aufgriff, die im Buch Hesekiel erwähnte ewige Nichtwiederauffindbarkeit von Tyros in keiner Form korrigieren oder wiederufen wollte, obwohl er mit dem Bild der Hure Babylon eine ziemlich gute, oder die best möglichste dialektische Grundlage zur Apologetik gehabt hätte.
perttivalkonen schrieb:Genauer gesagt wurde Tyrus nie vom Erdboden getilgt bis heute, allenfalls Teile wurden zerstört.
Ok, aber dann ist Istanbul auch identisch mit Konstantinopel und der Irak identisch mit Babel. Ja eigentlich existiert das osmanische Reich auch noch und manche glauben sogar, dass sie immer noch im Deutschen Reich leben.