Outis schrieb:Argus7 schrieb:Ja, man geht sogar davon aus, dass er Analphabet war.kannst Du mir bitte mal erklären woher ein Analphabet die heiligen Schriften in undauswendig und bis aufs Wort, ja sogar den Buchstaben "i-Punkt" kennen soll???
Für mich immer wieder erstaunlich, was für ein verfälschtes Bild die gläubigen Christen von ihrem Jesus haben. Es ist nämlich schlichtweg falsch, dass Jesus "die heiligen Schriften in- und auswendig und bis auf Wort" gekannt hat. Woher hast du denn dieses total verfälschte Märchen? Die Texte des Neuen Testamentes können es ja nicht sein, denn diese wurden erst geraume Zeit nach dem Tod Jesu geschrieben.
Welche Schriften also kannte Jesus vermutlich? Thora, Talmud, Tanach?
Thora heißt übersetzt „Wegweisung“: Im engsten Sinne sind das nur die fünf Bücher Mose. Im mittleren Sinne ist es die ganze jüdische Bibel, oder das, was die Christen Altes Testament nennen und die Juden als Tanach bezeichnen. Der Begriff Thora bezeichnet im weitesten Sinne hingegen aber die gesamte mündliche Überlieferung. Der Talmud wiederum ist ein Versuch, die verschiedenen Texte in der jüdischen Bibel zu verstehen, neu auszulegen, neu zu interpretieren, anzupassen an die Jahrhunderte, in denen diese Schriften entstanden sind. Und – wie bei fast allem im Judentum – haben wir auch da zwei Talmude: Einen babylonischen und einen jerusalemer oder palestinischen Talmud, die in ihrem Aufbau identisch sind, aber in ihren Konklusionen unterschiedlich.
Der eine, der in Jerusalem – oder im Land Israel – entstanden ist, interpretiert Dinge, die ans Land gebunden sind, anders als in Babylonien, wo die Juden im Exil waren. Es gibt also diese beiden Talmude, von denen der babylonische komplett erhalten, der jerusalemer jedoch nur teilweise erhalten ist.
Es gab zu Zeiten Jesu die mündliche Tradition. Sie bestand aus Erzählungen über einzelne (angebliche) Wunder und Exorzismen, Berufungen von Jüngern und Ereignisse und Begebenheiten seiner Passion. Die Legendenbildung über Jesus steigerte sich alsbald ins Absurde hinein. So waren Geschichten im Umlauf, in denen er schon als Kind Steine in Brot verwandelt oder aus Lehm Spatzen geformt haben soll. Die neutestamentliche Forschung hat vielerorts ergeben, dass nicht nur Jesus Worte umgedeutet oder vieles schlichtweg übertrieben wurde. Weltweit werden auch heute noch in den Kirchen Sonntag für Sonntag Wunder erzählt, die Jesus nie begangen, und über Worte gepredigt wird, die er nie gesprochen hat.
Fakt ist, dass über das Leben Jesu keine verlässlichen Quellen existieren. Das Bild von Jesus wird somit ausschließlich von neutestamentlichen Schriften gezeichnet. Man weiß nichts über sein Aussehen. Zudem lassen sich die beiden Stammbäume bei Lukas und Matthäus nicht in Übereinstimmung bringen. (Das habe ich bereits in einem früheren Kommentar erwähnt.)
Die Muttersprache von Jesus war das galiläische Aramäisch. Es ist nicht bekannt, dass er auch griechisch sprach. Da aber - wie bereits mehrfach erwähnt - keine von Jesus selbst geschriebenen Worte existieren, gehen einige Leute davon aus, dass er möglicherweise Analphabet gewesen sei. Eine zwar logische aber nicht zu beweisende Annahme.