@Optimist Schön. Wir werden also zunächst mal versuchen zu ergründen wie eine Verfälschung der Lehre vom NICHT auferstandenen Christus zum auferstandenen Christus zustande kommen konnte.
Allgemein glaubhaft wird die Aussage in 1Kor.15 dadurch dass sie bereits 20 Jahre nach dem Tod von Jesus aufgeschrieben wurde. Sie belegt natürlich NICHT dass Christus garantiert auferstanden ist sondern nur dass die Leute es GLAUBTEN.
Von dieser Annahme geht wieder auch jede Textforschung aus, sogar die historische Textkritik, die bekanntlich kein Problem damit hat die Auferstehung selbst zu leugnen. Sogar besonders rigorose Vertreter der Textkritik wie z.B. Bultmann haben nie versucht zu belegen dass es keinen urchristlichen Glauben an die Auferstehung gab, sondern nur dass dieser Glaube auf einem Irrtum oder Betrug der Jünger zurückginge.
Die Erklärung was nun ein Dokument nach der Geschichtsforschung als unverfälscht überliefert erscheinen lässt überlasse ich Peter Zöller-Geer, und zum Vergleich kann man sich auch auf Wiki informieren (wo ebenfalls steht dass der Auferstehungsglaube als bei den Urchristen existierend erklärt wird):
Antike Geschichtsschreibung birgt ihre Problematik darin, dass einerseits häufig nur wenige Manuskriptkopien erhalten sind und andererseits die frühesten dieser Kopien oft über 1000 Jahre nach den eigentlichen Ereignissen datiert werden. Ein anderes Problem ist, dass es nicht übermäßig viele antike Geschichtsschreiber gab, und dass die Art und Weise, wie damals Geschichte geschrieben wurde, nicht den heutigen Standards entspricht. Während heute z.B. die Biographie einer geschichtsträchtigen Persönlichkeit von zentralem Interesse ist, so war das in der Antike relativ uninteressant.
Außerdem wird die historische Rekonstruktion von antiken Ereignissen häufig aus Briefen und Berichten etc. durchgeführt. Man muss also bei der Beurteilung solcher Ereignisse den Maßstab anlegen, der für diese Zeit allgemeingültig ist. F. W. Hall hat z.B. eine Aufstellung (siehe Tabelle 1) über Manuskriptbelege für die Texte der führenden klassischen Verfasser gemacht[1]. Wobei hier allerdings zu bemerken ist, dass die ältesten Manuskripte nicht immer komplett sind, manchmal sind nur Fragmente davon vorhanden.
Das Problem, keine „Originale“ aus der jeweiligen Zeit zu haben, ist jedoch für die Geschichtsforschung nicht von primärer Bedeutung. Es spielen vielmehr die Zuverlässigkeit der Autoren, der Kopierer sowie interne und externe Konsistenz der Manuskripte eine wichtige Rolle. Die Zuverlässigkeit erhöht sich entsprechend, wenn Berichte mit archäologischen Funden korrespondieren.
Auch ist z.B. der Briefwechsel zwischen antiken Persönlichkeiten ein Maß für die Zuverlässigkeit, jedenfalls wenn Adressat oder Schreiber berühmte Persönlichkeiten ihrer Zeit darstellten und damit zu rechnen war, dass diese Briefe publik werden. Das ist z.B. der Fall bei einem Brief, den Justus Martyr an Kaiser Antonius Pius ca. 150 n.Ch. schrieb.
Es folgt eine Aufstellung von antiken Manuskripten, bei denen die Geschichtsforschung annimmt dass sie authentisch überliefert sind:
Caesar: verfasst 100-44 v.Chr.; früheste erhaltene Abschrift 900 n.Chr.;
existierende Abschriften 10
Plato: Verfasst 427-347 v.Chr.; früheste erhaltene Abschrift 900 n.Chr.;
existierende Abschriften 7
Tacitus: Verfasst 100 n.Chr.; früheste erhaltene Abschrift 1100 n.Chr.;
existierende Abschriften 20
Plinius d.J.: Verfasst 61-113 n.Chr.; früheste erhaltene Abschrift 850 n.Chr.;
existierende Abschriften 7
Thukydides: Verfasst 460-400 v.Chr.; früheste erhaltene Abschrift 900 n.Chr.;
existierende Abschriften 8
Sueton: verfasst 75-160 n.Chr.; früheste erhaltene Abschrift 950 n.Chr.;
existierende Abschriften 8
Herodot: verfasst 480-425 v.Chr.; früheste erhaltene Abschrift 900 n.Chr.;
existierende Abschriften 8
Sophokles: verfasst 496-406 v.Chr.; früheste erhaltene Abschrift 1000 n.Chr.;
existierende Abschriften 100
Catullus: verfasst 54 v.Chr.; früheste erhaltene Abschrift 1550 n.Chr.;
existierende Abschriften 3
Euripides: Verfasst 480-406 v.Chr.; früheste erhaltene Abschrift 1100 n.Chr.;
existierende Abschriften 9
Demosthenes: verfasst 383-322 v.Chr.; früheste erhaltene Abschrift 1100 n.Chr.;
existierende Abschriften 200
Aristoteles: Verfasst 384-322 v.Chr.; früheste erhaltene Abschrift 1100 n.Chr.;
existierende Abschriften 5
Aristophanes: erfasst 450-385 v.Chr.; früheste erhaltene Abschrift 900 n.Chr.;
existierende Abschriften 10
Man sieht also dass 5 Handschriften die 1000 Jahre nach ihrer angeblichen Verfassung auftauchen (und keineswegs inhaltlich identisch sind) in der Geschichtsforschung als zuverlässiger Beweis eingestuft werden dass die Schriften authentisch überliefert wurden.
Beim NT sieht es so aus:
Verfasst 50-100 n.Chr.; früheste erhaltene Abschrift 125 n.Chr.; existierende Abschriften >2400.
Demnach muss man jedenfalls die Evangelien und Briefe als ebenso authentisch einstufen wie Herdot, Aristoteles, Plinius und so weiter. Und welcher Geshichtsforscher hat je behauptet dass diese Schriften nicht als authentisch gelten können? Nach dem Prinzip "gleiches Recht für alle" muss man also davon ausgehen dass Paulus TATSÄCHLICH 55 n.Chr. den Korintherbrief verfasste so wie wir ihn kennen, oder annehmen dass wir über die Zeit vor den Wikingern rein GAR NICHTS wissen oder auch nur vermuten können, vom Standpunkt der Überlieferung antiker Schriften. Eben das ist aber NICHT der Standpunkt der Geschichtsforschung.
Bevor wir also untersuchen ob sich in den 20 Jahren irgendein Mythos eingeschlichen hat: Wollen wir uns also darauf einigen dass der erste Korintherbrief als authentisch im Sinne der außerbiblischen Geschichtsforschung gilt, deshalb auch für uns als authentisch überliefert gilt, und werden dann den Inhalt untersuchen?