@Owais:
Dir dein Glaube - mir der meine. Das sowieso ! Ich will hier überhaupt niemanden bekehren
:D Ob du nun islamisch geprägt aufgewachsen bist oder mit dem Koran, das ist für mich gleich. Denn wer islamisch geprägt ist, wird auch mit dem Koran in seinem Glauben gerägt. Und wer koranisch geprägt ist, der wächst auch somit islamisch auf.
Unlogisch ist es schon irgendwie, weil eigentlich müsste in der Tat, dieser Jesus am Anfang der Schöpfung Mensch stehen und diese Generalabsolution an alle dann folgenden Menschen weitergeben, damit gleich vorweg niemand verloren gehe wegen seiner Sünden. Da gebe ich dir Recht !
Nun erzählt die Bibel aber eine andere Geschichte und ich kann und will sie nicht umschreiben, nur weil mir daran etwas unlogisch erscheint. Was ich an psoitivem daraus ziehen kann ist dies: Jesus tritt schon zu seinen Lebzeiten als Sündenvergeber auf ! Immer wieder werden Sünder zu ihm hin geschleppt, so nach dem Motto: Da, sieh mal was für einen dreckigen Sünder wir hier mal wieder gefunden haben - Nun richte und strafe gefälligst ! Und was tut dann dieser Jesus? Er spricht: Deine Sünden sind dir vergeben ! Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr... Er lässt die schuldigen frei !
Das ganze Leben Jesu ist Passion, sie beginnt für mich nicht erst bei der Kreuzigung. An dieser Stelle ist nur der Kulminationspunkt. Er hat sein ganzes Leben lang von Vergebung gesprochen. Er wusste aber auch, was ihm bevorstand. Und er betete zu Gott, seinem Vater, dass der Kelch (der Kreuzestod) an ihm vorüber gehe. Er wollte nicht sterben, ließ es aber zu, sich töten zu lassen. Damit hat er sich nicht nur symbolisch, sondern eben leibhaftig hin gegeben und sein Blut vergossen. Das ist ein Beispiel, wozu Liebe fähig ist !
In dieser Liebe, die um der Menschen willen auch den Tod hin nimmt, liegt das Geheimnis der Sündenvergebung ! Was überhaupt kann Sünden vergeben? Was bewegt einen Schöpfergott dahin, Gnade walten zu lassen? Doch letztlich nur die Liebe.
Das Wort: Deine Sünden sind dir genommen kann nur jemand aussprechen, der aus tiefstem Herzen vergibt, verzeiht, sich erbarmt und den Sünder liebt. Denn ansonsten wäre dieser ob seiner Sünden verloren ! Das negiert nicht die Verantwortlichkeit, sondern bestärkt sie in meinen Augen nur. Denn jeder Mensch macht Fehler. Was aber kann einen am allermeisten von Verantwortung abhalten? Seine eigenen Unzulänglichkeiten und Fehler ! Warum? Weil sie eine Rechenschaft abfordern, dass man für seine Verantwortung auch gerade steht ! Bedeutet im Umkehrschluss: Ich will lieber keine Verantwortung übernehmen, denn dann werde ich auch nicht zur Verantwortung gezogen, wenn ich möglicherweise versagt habe...
Menschen die aber Verantwortung übernehmen und dabei Fehler machen, sind in Wahrheit die starken, denn die trauen sich etwas zu, auch wenn sie sich darüber im klaren sind, dass sie Fehlbar sind. Sie sind aber auch wiederum in Wahrheit die Schwachen, denn die werden am Ende dafür auch noch betraft, weil sie ihrer Verantwortung ja nicht gerecht wurden und Fehler begangen haben. Unsere Unvollkommenheit und unsere Schwachheit soll uns aber eben nicht davon abhalten, Verantwortung zu übernehmen. Und die Vergebung der Sünden ist genau der Punkt, wodurch der Mensch in seiner Verantwortung bestärkt wird. Die Folgen, die deine Fehler verursacht haben, damit wirst du leben müssen, die wirst du tragen müssen und das ist schon Strafe genug. Aber die Schuld, die will ich von dir nehmen, damit dich dein Versagen nicht drückt und du wieder frei bist und glücklich weiter leben kannst und weiterhin trotz deiner Fehler ein verantwortungsvoller Mensch sein sollst und kannst. So verstehe ich das.
Die Absicht Gottes ist nicht zu strafen, denn dann wäre es ein gnadenloser Rachegott, der auf nichts anderes aus ist, als unseren Fehlern und Unvollkommenheiten hinerher zu laufen und uns dafür laufend eins aufs Auge zu drücken, das kann ja keinen Menschen jemals glücklich machen. Das wäre ein Schreckensgott vor dem jeder Mensch erzittern und erbeben müsste. Und da könnten wir dann noch so sehr versuchen ein heiliges Leben zu führen, es wäre von vorne herein schon zwecklos...
Das sind alles schonmal keine Kleinigkeiten, hier bewegen wir uns schon um ziemlich bedeutende Glaubensinhalte. Aber wie du selbst sagst, solche Dinge wie der etwas umstrittene Missionsauftrag, sind eher wieder Kleinigkeiten, die, wie du schon richtig erkannt hast, berühren nicht den Glauben an sich. Und eben deswegen frage ich mich, wieso du deine Haltung zum Evangelium von solchen Kleinigkeiten abhängig machst, obwohl sie ja den Glauben an sich gar nicht berühren?
Wenn ich die Bibel, vor allem das neue Testament lese, dann erkenne ich insbesondere nach den Evangelien, wo in Briefen der ersten Apostel an ihre jeweiligen Gemeinden und die sogenannte Apostelgeschichte das Wirken in der ersten Zeit nach Christi wiederspiegeln. Dass dies alles sozusagen durch den Geist Gottes als unsichtbarem Korrektor niedergeschrieben worden sei, dass quasi der Stift der Schreiber vom Hl. Geist geführt wurde, das glaube ich auch nicht. Aber inspiriert möglicherweise. Wobei das ein sehr schwammiger Ausdruck ist, der alles mögliche damit rechtfertigen kann. Dennoch mache ich einen Unterschied wenn Paulus oder Petrus schreiben: Und ich sage euch... Oder wenn Jesus sagt: Wahrlich, ich sage euch... Denn das eine sind Paulus Worte oder Petrus Worte und das andere sind Jesu Worte. Und es ist und bleibt ein Unterschied ob Paulus, Petrus oder Jesus spricht.
Sagt zwar Paulus: Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Aber derselbe Paulus sagt an anderer Stelle auch: Was ich tun soll, das tue ich nicht, was ich nicht tun soll, das tue ich. Also der Paulus in allen Ehren, ist und bleibt ein fehlbarer Mensch und sein Wort bleibt Pauluswort und ist nicht gleichzusetzen mit Jesu Wort und schon gar nicht mit dem unfehlbaren Gotteswort. Da mache ich Unterschiede. Hl. Geist hin oder her, der mag gewirkt haben in all denen die Jesus nachfolgten, mehr oder weniger, aber sicher nicht so, dass die sog. Apostel unfehlbar waren... Auch nicht in dem was sie niederschrieben.
Dogmen sind Festlegungen. Dadurch sind sie nicht hinterfragbar bzw. wenn man sie hinterfragt, zweifelt man deren Richtigkeit an. Bedeutet, man darf eigentlich gar nicht fragen. Es ist so, es hat so zu sein. Darüber gibt es keine Diskussion. Was festgelegt ist, ist nicht mehr diskutierbar, nicht mehr verhandelbar. Man kann das glauben oder nicht, was festgelegt wurde. Daran kann niemand etwas ändern. Aber man kann nicht darüber verhandeln, ob Gott nun einer ist oder ein dreifaltiger, wenn eine Festlegung erfolgt ist. Ansonsten ist man ein Sektierer, der sich von gewissen Grundwahrheiten entfernt hat. Das steht natürlich jedem frei.
Schade finde ich, dass du die Bibel nicht annehmen kannst, auch wenn sie, wie du sagst nur einen Bruchteil dessen natürlich wiedergibt von alledem, was wirklich geschah. Aber so ein Bruchteil ist immer noch besser als gar nichts. Und der Mensch wäre ausserdem völlig überfordert mit der ganzen Wahrheit. Sagte nicht Jesus: Vieles hätte ich euch noch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht fassen?
Im Koran ist noch viel weniger von alledem zu finden, was in der Bibel steht. Da ist die Bibel nämlich wesentlich ausführlicher. Von daher könnte ich jetzt sagen: Im Koran ist von diesem Bruchteil der in der Bibel steht noch weniger zu finden, also kann ich den Koran nicht annehmen. Ist das wirklich entscheidend?
Ich gebe dir aber insofern Recht, dass Jesus sicherlich anders auftrat, als diejenigen, die heute als Christen auftreten und das betrifft nicht nur die Christen von heute, sondern auch die Christen von damals. Von Kreuzzügen und Inquisition hat Jesus nicht geredet. Das ist auf menschlichem Mist gewachsen. Und Jesus war Jude und von daher war er sicherlich auch mit den damaligen jüdischen Gepflogenheiten vertraut. Aber er verhielt sich eben gerade oftmals nicht so wie man es von einem jüdischen Rabbi oder Schriftgelehrten erwartet hätte, deshalb ist er überhaupt aufgefallen. Er verhielt sich nicht unbedingt Religionskonform. Und vielleicht ist das der Schlüssel zu seiner Nachfolge?